Veröffentlicht am:  

nimmt Ihnen ∼ 4 Min. Lesezeit

8

7

Fähigkeit und Wille, sich gegenseitig zu ertragen

Gestern habe ich mir ganz alte Bundestagsdebatten angesehen; ziemlich lange und mit großem Vergnügen. Dass das heute noch geht. Man mag es kaum glauben, auch in den 1970er Jahren ging es in politischen Fragen oft sehr heftig zur Sache. Heute würden man davon reden, dass bestimmte Themen stark polarisiert hätten. Am Abend dann zu später Stunde Maischberger. Die Sau, die derzeit durch Dorf getrieben wird, rast nicht nur durch Hamburg. Fast

Gestern habe ich mir ganz alte Bundestagsdebatten angesehen; ziemlich lange und mit großem Vergnügen. Dass das heute noch geht.

Man mag es kaum glauben, auch in den 1970er Jahren ging es in politischen Fragen oft sehr heftig zur Sache. Heute würden man davon reden, dass bestimmte Themen stark polarisiert hätten.

Am Abend dann zu später Stunde Maischberger. Die Sau, die derzeit durch Dorf getrieben wird, rast nicht nur durch Hamburg. Fast ist der linksextreme Angriff auf die Hansestadt schon wieder vergessen.

Und jetzt erleben wir, was manche Konservative meinten, wenn sie über die Verharmlosung linker Gewalt durch Teile unserer Öffentlichkeit klagten.

Hier klicken, um den Inhalt von Twitter anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von Twitter.

Wie ungeheuer witzig und geschmackvoll. Die Fotomontage ist natürlich satirisch gemeint. Aber sie ist ein hinterhältiges, fieses Machwerk. Mich regt die Darstellung deshalb auf, weil eigentlich jeder politisch interessierte wissen könnte, das Wolfgang Bosbach schwer krank ist. Das hätten sich diese linken Spacken echt schenken können!

Es ist beruhigend, dass jemand wie Jutta Ditfurth es nur noch selten ins TV schafft. Aber gestern war sie da. Bei Maischberger hat sie den Saal gerockt. Die anderen wirkten fast wie Bestandteile des Studioinventars. Dank einer – mal wieder – absolut unfähigen Gesprächsleitung hat nicht die dümmste aber radikalste realexistierende Linke die Deutungshoheit über linken Terror in Hamburg errungen. Und das mithilfe eines Helden der Rechtskonservativen. Das war wieder mal scheiße!

Und was spricht das Internet? Natürlich habe ich mir gleich nach der Sendung etliche Tweets durchgelesen und war platt, wie stark die Kritik an Bosbachs Diskussionsausstieg war. Sicher gabs vereinzelt auch Zustimmung. Mit dieser hatte ich offen gestanden angesichts der Hintergründe fest gerechnet. Aber es schien anders „angekommen“ zu sein. Vielleicht ist Twitter das falsche Medium oder meine Filterblase spielte mir einen Streich?


Genug davon! Lieber mal was Grundsätzliches.

Obwohl es kein Internet und noch längst nicht die elende Talkshow-Dichte der Gegenwart gegeben hat, prallten auch früher ™ die unterschiedlichsten politischen Überzeugungen hart aufeinander, selbstverständlich auch in der Öffentlichkeit. Ob es um die Ostverträge, den aufkommenden RAF-Terror, oder die Bildungspolitik ging, die Kontroversen im Bundestag wurden heftig mit hohem persönlichen Engagement ausgeführt.

Wer hier im Blog schon länger mitliest, der weiß das: Für mich verdirbt das Internet die Demokratie.

Dass viele und speziell mancher Internetfanatiker und -Aktivist anfangs die Hoffnung hegte, dass sich mithilfe dieses Medium die Demokratie verbessern und stärken ließen, erwies sich inzwischen als eine schöne Utopie. Ich hoffe, das sich daran noch etwas ändert. Zuversichtlich bin ich diesbezüglich leider nicht (mehr).

Zuerst war es der Respekt, der verloren gegangen ist. Die parallel laufende Entwicklung in vielen Gesellschaften haben sich ohne Zweifel noch verstärkt durch die Anonymität, die jeder besitzt, der vor seinem wie auch immer wie großen Display hockt und seine Kommentare ins Netz schleudert.

Ein wichtiger Schritt wäre, dass wir wieder lernen, uns gegenseitig zuzuhören. Aber die willkommenere Bestätigung der eigenen Meinungen (Filterblase) wurde durch das Internet extrem gefördert  und immer effektivere Algorithmen werden gerade in diesem Punkt nur kontraproduktiv wirken. Die Gewinninteressen der Kommunikationsplattformen sorgen dafür.

Wenn wir unser Dilemma, nix und niemandem mehr zu vertrauen zusammenpacken mit dem Schwund an Verantwortungsbewusstsein bei den Medien, schwant mir nichts Gutes.

Wie versteht der geneigte Leser diese „lustige Aktion“ von kreativen Linken? Ich empfinde den Titel allein schon als geschmacklose Entgleisung erster Güte. Das muss ich hoffentlich nicht erklären?!

Wolfgang Bosbach verlässt erst eine Talkshow und dann alle anderen Orte dieser Welt › ze.tt

Gefällt Ihnen der Artikel? Dann teilen Sie ihn mit Ihren Freunden.

8 Gedanken zu „Fähigkeit und Wille, sich gegenseitig zu ertragen“

  1. Aber gerade die Fähig andere zu ertragen hat Bosbach ja nun nicht gezeigt. Und genau das finde ich auch schlimm. Er ist selber keiner, der besonders defensiv oder zurückhaltend auftritt. Eigentlich müsste man das in seiner Position abkönnen.
    Dass er schwer krank ist, weiß ich auch, aber bei dieser Fotomontage ist das sicher nicht ausgenutzt worden. Die Körperhaltung ist einfach nur dem Aufspringen und weg“laufen“ geschuldet.
    Ich habe über das Bild auch nicht schallend gelacht, bin aber eben auch nicht entsetzt.

    AntwortenAntworten
  2. Was Ditfurth gestern abgeliefert hat war unterste Schublade. Sie hat von Maischberger unerhört viel Raum erhalten, um ihre Sicht der Dinge darzulegen. Zu viel – für meinen Geschmack. Wie sie sich dem Polizisten gegenüber verhalten hat und natürlich abgestuft auch sämtlichen anderen Teilnehmern ist Ausweis einer besonders überheblichen Haltung. Sie war nicht an einem Austausch der Argumente interessiert. Sie wusste es besser. Und sie hat genau das gemacht, was Bosbach schon vorher wusste: Sie hat auf Teufel komm raus verharmlost. Genauso wie die Konservativen es immer schon gesagt haben: Linke Gewalt wird in diesem Land verharmlost. Mich hat dieses Geseiere der Frau angesichts der Bilder von Hamburg angekotzt. Gut, dass Bosbach diesen „Dialog“ beendet hat. In meinen Augen war das in diesem Fall genau die richtige Reaktion. Übrigens hat er bisher noch nie dünnhäutig reagiert oder sogar eine Sendung verlassen. Ich mag Bosbachs politische Ansichten nicht. Aber das hat er gut gemacht.

    AntwortenAntworten
  3. Ich bin jetzt bei Minute 27 der Maischberger Sendung und bis dahin hat Ditfurth die vernünftigsten und keineswegs diffamierensten Beiträge gebracht. Bosbach hat dagegen schon in seinem ersten Redebeitrag klar gemacht, dass er gehen wird – sollte Maischberger ihn noch einmal unterbrechen. Dabei hat er sich noch nicht einmal sonderlich gehaltvoll zur Debatte geäußert, sondern nur altbekannte Plattitüden von sich gegeben.
    Aber ich bin ja noch nicht durch …

    AntwortenAntworten
  4. Ich habe was ganz anderes gesehen als du. Ditfurth hat von Beginn an genau das getan, was „den“ Linken oft zurecht vorgehalten wird. Sie hat die Schuld für die Eskalation allein der Polizei in die Schuhe schieben wollen. Nebenbei hat sie gepöbelt und provoziert. Sowohl in Richtung Bosbach als auch in Richtung des anwesenden Polizisten. Auf letzteres insbesondere hat Bosbach reagiert. Ich glaube, alle anderen Diskussionsteilnehmer wären froh gewesen, hätte sich Ditfurth statt Bosbach vom Acker gemacht.

    Die Diskussionen laufen wirklich genauso, wie die Konservativen es immer behaupten: Wer als Linker was auf sich hält, nährt die Mär des Polizeistaates, der wieder mal völlig überzogen reagiert hat. Wahr ist, dass die Polizei Fehler gemacht hat. Vielleicht sogar schon am ersten Tag, als dieses Camp „Welcome to hell“ geräumt wurde. Die Aussagen über die Linksautonomen sind sehr unterschiedlich. Manche sagen, sie (900-1000 Personen) seien der Aufforderung der Polizei nicht gefolgt, ihre Vermummung (Strafrecht) abzulegen, andere drücken es differenzierter aus (10-20% wären der Aufforderung gefolgt) und wieder andere sprechen davon, dass 80-90% der Autonomen ihre schwarzen Klamotten abgelegt hätten. Ich habe Bilder gesehen (Videos), die zeigen, wie schwarzgewandte Autonome sich während der Aktionen umgezogen haben. Solche Vorgänge sind laut Polizei immer wieder abgelaufen. Ich glaube in diesem Fall den Polizisten.

    AntwortenAntworten
  5. Ich sehe ganz viele Eitelkeiten, vor allen Dingen bei Herrn Bosbach, der wirklich überhaupt nicht in der Lage ist zu differenzieren. Und ich sehe eine völlig überforderte Frau Maischberger, die selbst häufig unterbricht, nicht ausreden lässt und Erklärungen unterdrückt.
    Bosbach und Lenders sehen überhaupt keine Probleme im Verhalten der Polizei, halten alles für richtig und erklären dass alle anderen nicht die Wahrheit sagen. Ich finde bis jetzt diese beiden Herren tatsächlich nahezu unerträglich.

    AntwortenAntworten
  6. Genau das bin ich m.M.n. nicht. Allerdings ist Lenders völlig frei jedweder Selbstreflektion und Bosbach hat seinen Abgang von vornherein geplant und inszeniert. Besonders Lenders ist mehrfach sehr beleidigend geworden.

    AntwortenAntworten
  7. Ich mags wirklich nicht raussuchen. Aber ich meine Ditfurth hat angefangen. 🙂 Bosbach hatte übrigens -soweit ich weiß- noch nie eine Talkshow verlassen. Und dazu gab es bestimmt schon öfter mal Anlass. Der kann schon was einstecken, finde ich. Du weißt schon, dass ich nicht unbedingt zu Bosbach-Fans zähle? Irgendwann muss man ja auch mal begreifen, wohin man gehört. Ich glaube, ich war schon immer konservativer als ich es mir eingestehen wollte. Aber links-konservativ geht doch auch. Glaub ich. Was ist das eigentlich, links-konservativ? Wahrscheinlich so etwas wie eine doppelte Verneinung 🙂

    AntwortenAntworten

Schreibe einen Kommentar


Hier im Blog werden bei Abgabe von Kommentaren keine IP-Adressen gespeichert! Deine E-Mail-Adresse wird auf keinen Fall veröffentlicht.

Meine Kommentar-Politik: Ich mag Kommentare, und ich schätze die Zeit, die du zu dem Zweck investierst, Ideen auszutauschen und Feedback zu geben. Nur Kommentare, die als Spam oder eindeutig Werbezwecken dienen, werden gelöscht.



Your Mastodon Instance
Share to...