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Gibt’s auf der anderen Seite keine Gutmenschen?

Trifft es zu, dass Linke sich immer im Recht fühlen, weil sie sich auf der guten Seite wähnen? Was empfinden die, die anders denken als ich, wenn ich mit viel Leidenschaft gegen die Rechten in unserem Land wettere? Für sie habe ich im Lauf der Zeit allerlei Synonyme gefunden? Keine schmeichelhaften, wie ich hinzufügen möchte. Dass sie Wut und Zorn empfinden, wenn sie meine Ansichten lesen, meine ich nicht. Diese

Trifft es zu, dass Linke sich immer im Recht fühlen, weil sie sich auf der guten Seite wähnen? Was empfinden die, die anders denken als ich, wenn ich mit viel Leidenschaft gegen die Rechten in unserem Land wettere?

Für sie habe ich im Lauf der Zeit allerlei Synonyme gefunden? Keine schmeichelhaften, wie ich hinzufügen möchte.

Dass sie Wut und Zorn empfinden, wenn sie meine Ansichten lesen, meine ich nicht. Diese Gefühle auszulösen war ja meine Absicht. Nein, ich meine darüber hinaus. Denken sie darüber nach, wieso ich so drauf bin? Oder sagen sie sich einfach, der ist so dumm, so in seiner Weltsicht gefangen, dass er nicht anders kann?

Fühle ich mich im Recht – vor allem, weil ich glaube, auf der Seite der Guten zu sein? Ich glaube nicht, dass das so einfach ist. Da steckt mehr dahinter.

Vor wenigen Jahren waren es hier immer die Liberalen mit denen ich veritable Auseinandersetzungen über den richtigen politischen Ansatz geführt habe. Seitdem hat sich die Bedeutung von Blogs marginalisiert. Diskutiert wird auf anderen Plattformen, von wenigen Ausnahmen abgesehen.

Was sich aber nicht verändert hat, so scheint es mir, ist die Leidenschaft mit der diskutiert wird. Leider ist das im Hinblick auf die großen Glaubenskriege zwischen Linken und Rechten nicht ganz zutreffend, weil sich beide Gruppen stark in ihre virtuellen politischen Hemisphären zurückgezogen haben. Das ist ein Nachteil, den die sozialen Medien mit ihren geschlossenen Gruppen und Algorithmen den potenziellen Diskutanten im Gegensatz zur Blogsphäre auferlegen.

In ihrem Diskussionsverhalten unterscheiden sich meines Erachtens die beiden gegnerischen Lager nicht so sehr voneinander. Diejenigen, die es wagen, auch mal mit- und nicht nur übereinander zu „reden“, erleben eine verkrustete, sehr meinungsstarke, vor allem jedoch unbeirrbare und leider oft genug sogar hasserfüllte Haltung in den typischen politischen Positionen. Das wird wohl der Grund dafür sein, dass sich die Menschen, die sich Gedanken über gesellschaftliche und politische Entwicklungen machen, vorzugsweise in ihre Peergroups zurückziehen. Es ist verletzend und frustrierend, wenn die eigene Sichtweise nicht ein bisschen akzeptiert wird und jedes Argument per Federstrich weggewischt wird. Wie gesagt, das gilt für beide Seiten.

Nun haben wir es mit einer 94 Leute starken AfD-Fraktion im neuen Bundestag zu tun. Wie anstrengend das wird, konnten wir schon bei der konstituierenden Sitzung des Bundestages miterleben.

Es gibt Autoren*innen, die die Auseinandersetzung mit Andersdenkenden außerhalb des Parlaments für sinnlos halten. Im Parlament wird sich das erfahrungsgemäß widerspiegeln. Das sollten wir nicht gutheißen!

Wir brauchen in dieser kritischen Phase unserer Demokratie Menschen, die in der Lage sind, Dialoge zu führen und Brücken zwischen den beiden Lagern zu bauen. Mir fallen zwei Namen ein, die dafür leider nicht mehr infrage kommen. Egon Bahr und Johannes Rau fallen mir zuerst ein. Sicher ist es Zufall, dass beide SPD-Mitglieder waren und vermutlich werden viele meine Bewertung lagerübergreifend teilen.

Aber wer könnte diese Aufgabe heute übernehmen?

Bundespräsident Steinmeier (SPD) traue ich das nicht zu, noch weniger dem neuen Bundestagspräsidenten, Wolfgang Schäuble (CDU).

Mir fallen keine Namen ein. Ich finde auch nicht den Namen einer Künstlerin, eines Künstlers oder anderer Prominenter, die diese Funktion wahrnehmen könnten. Wahrscheinlich wäre es auch ein Fehler, hier überhaupt einen Namen zu nennen.

In diesen Zeiten wäre er innerhalb kurzer Zeit „verbrannt“. Vielleicht ergeben sich aus dem Bundestag heraus Personalangebote, an die wir heute noch nicht denken?

Ich verliere mein Vertrauen in unsere Institutionen nicht, wenn es auch schwer ist.

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2 Gedanken zu „Gibt’s auf der anderen Seite keine Gutmenschen?“

  1. Der Begriff „Gutmensch“ ist ja schon mal ein ideologischer aus dem rechten Spektrum, dessen Verwendung ich für wenig sinnvoll halte, auch nicht als Ausgangspunkt für Diskussionen. Das „gut“ überhaupt so als Schimpfwort benutzt wird, ist ja schon erstaunlich bis skandalös und stellt die Dinge unserer Realität und gängigen Ethik komplett auf den Kopf. Philosophen streiten über das Wesen des Menschen schon seit Äonen, aber mit derartigen Kampfparolen, Platitüden und sprachlichen Entgleisungen wird man der Realität nun bestimmt nicht gerecht. Dahinter verbirgt sich aber ein ziemlich gruseliges totalitäres Menschenbild, das mit Humanismus ganz sicherlich nichts am Hut hat. Hab hier die Berliner Mauer viele Jahre vor der Nase gehabt als Bewohner von West-Berlin, daher sage ich dazu ganz einfach: Nein Danke!

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  2. Genau deshalb habe ich ihn aber benutzt. Ob Menschen der Realität bei der Verwendung solcher Worte gerecht werden, ist doch nicht die Frage. Es ist die Realität, dass damit operiert wird. Und genau deshalb habe ich den Begriff auch benutzt. Die richtige Antwort wäre nicht „Nein Danke!“, sondern „Ja, Bitte“. Aber – jeder wie er mag.

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