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Tschö

Politiker überzeugen nicht mehr durch Seriosität, sondern durch Unverschämtheiten und schräge Aktionen. Johnson ist dafür nur ein Beispiel.

Ich hab in den letzten Jahren einiges über britische Befindlichkeiten gelernt. Nicht nur aus deutschen oder Artikeln europäischer Herkunft, sondern auch aus Beiträgen britischer Journalisten.

Verstanden habe ich die Beweggründe der Briten immer noch nicht.

Sie haben sich belügen lassen von ein paar durchgeknallten Politikern und selbst im zweiten Hinfassen – nach all der Zeit – sind sie stur und unbelehrbar geblieben. Diese Tragik wurde noch davon übertroffen, dass es keine wirkliche Alternative gab.

Es liegt nun mit der Johnson – Wahl ein überzeugendes Votum für eine Politik vor, die bei vielen Menschen innerhalb der EU heftiges Kopfschütteln auslösen wird.

Andererseits gibts Trump und noch einige andere Staatslenker, die man für denkbar ungeeignet halten könnte und die ich mir vor wenigen Jahren in verantwortlicher Position nicht hätte vorstellen können.

So ändert das Internet die Zeiten. Sein unseliger Einfluss auf die Menschen könnte noch ganz andere Formen annehmen.

Ein vorläufiges Fazit könnte lauten: Nutzt vor allem alle Möglichkeiten der neuen Medien, belügt eure BürgerInnen über die Dinge, die nicht gut laufen, schiebt sie anderen in die Schuhe und ihr gewinnt Wahlen! Was ihr behauptet, muss nicht stimmen. Wenn es nur die Gefühle der Menschen trifft!

Allein das ist es allerdings nicht. Es gibt immerhin auch Motive, die handfester sind. Die einen wollen Unabhängigkeit, sich also von den Fesseln der Europäischen Union befreien, die anderen wollen die Erneuerung ihres britisch Empires.

Die Feinde der EU natürlich ausgenommen. Die Nationalisten in allen Ländern der Europäischen Union werden mit dem Wahlergebnis hochzufrieden sein.

In Deutschland können viele das nicht verstehen, es sei denn, man glaubt den Lügen gewisser Politiker. Alles Schlechte, die Uneinigkeit, das langwierige Gezeter bei ausstehenden Entscheidungen oder manch anderes Scharmützel von der EU geht nicht von der EU aus, sondern von den politischen Führern der Mitgliedsnationen. Der europäische Rat steckt dahinter, also nichts anderes als die an den Prozessen beteiligten Nationalstaaten.

Statt diesen schlichten Tatbestand zu benennen und ehrlicherweise erkennbar zu machen, lassen viele sich einreden, dass der Streit von der Europäischen Union an sich ausgeht. Dieser geht jedoch von den Nationalstaaten aus, die ihre unterschiedlichen Interessen nicht mehr auf dem Kompromissweg durchkämpfen.

Im zweiten Fall tendieren die Briten einem Anachronismus zu. Viele glauben offenbar wirklich, ihr Empire könne wiederauferstehen und es sei so mehr zu erreichen, als innerhalb der Europäischen Union.

Ich habe viel darüber nachgedacht, ob es sein kann, dass ich mich zu sehr auf die Sicht der Europäer versteift und dass ich die Mentalität der Briten nicht begriffen hätte. Auch das ist möglich.

Hoffentlich werden die Briten nach ihrem Austritt nicht die Szenarien durchstehen müssen, die ihnen von manchen Fachleuten (auch solchen aus Großbritannien) vorhergesagt werden. Hoffentlich wird sich die mit einem klaren Votum ausgestattete, nichtsdestotrotz aber verantwortungslose politische Führung der Briten, doch noch als zuverlässig erweisen. Ich wünsche es den Briten.

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2 Gedanken zu „Tschö“

  1. Für mich sind inzwischen alle Nachrichten aus GB nur noch schwer zu ertragen. Und das Verstehen habe ich schon lange aufgehört.
    Eigentlich bin ich froh, wenn sie endlich aus der EU ausgetreten sind. Dann weiß man, woran man ist.
    Einen schönen 3. Advent!
    LG
    Sabienes

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  2. Ja, wir lassen sie ziehen. Die passen nicht zu uns. Allerdings hätte ich da noch ein paar andere EU-Mitglieder, die mir spontan einfielen 🙂 Gut, dass ich kein Politiker bin. So zickige Typen können die nicht gebrauchen.

    AntwortenAntworten

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