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Wie sich Pubertierende heutzutage in Szene setzen

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von Horst Schulte

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In den „sozialen“ Medien einen Auftritt hinzulegen, ist bekanntlich einfach, auch für Pubertierende. Mit ein bisschen Glück und wenig Followern kommt man ohne Shitstorm davon. Allerdings kann es auch anders laufen und man kommt in die Zeitung.


Zwei Mädchen einer Schule unserer Nachbarstadt Bergheim haben während eines Schulausfluges den Hitlergruß gezeigt. Sie fanden das so geil, dass sie ein Foto davon in ihren Whats-Up-Profilen verlinkten. Die Mädchen sind in der 10. Klasse, demnach also so 15 bis 16 Jahre alt. Die Schule hat etwas mehr als 1000 SchülerInnen, davon hat ungefähr die Hälfte einen Migrationshintergrund.

Ich würde diesen Vorgang als peinliche Entgleisung pubertierender Teenager bezeichnen. Nur passt das nicht in diese Zeit.

Ein Hitlergruß? Boah eh, das geht gar nicht! Zudem ist das verboten. Also muss das Konsequenzen haben und zwar harte Konsequenzen, möglichst juristische. Oder was bitte ist mit ernsthaften Konsequenzen gemeint?

Die nicht namentlich vorgestellte Mutter einer Mitschülerin nahm Anstoß am zu laschen Umgang der Schule mit den beiden Jugendlichen:

Sie wirft der Schule vor, keine ausreichenden Sanktionen ergriffen zu haben: „Die Schule tut die Aktion als dummen Spaß ab, ernste Konsequenzen gibt es nicht. Aber gerade in der heutigen Zeit muss so etwas geahndet werden. Ich finde es unerhört, dass die Schule die Mädchen schützt. Die Aktion ist mit nichts zu entschuldigen.”

Bergheim: Hitlergruß bei Ausflug – Schule reagiert mit Maßnahmen | Express.de

Dieses ein dummes Zeug passt irgendwie in diese Zeit. Die Frau ist gewiss Follower der Gerechten und Supergerechten bei Twitter oder Facebook. Da lernt man das.

Zum Glück sind der Direktor der Schule und die Verantwortlichen vernünftig und ordnen die Tat entsprechend ein.

Die Schule hat mit schulischen Ordnungsmaßnahmen reagiert und ist unverschämter Weise nicht auf die Bitte von Express Köln eingegangen, einen Kontakt mit den Schülerinnen und deren Erziehungsberechtigten herzustellen. Gut so!

Vermutlich bleibt das Boulevard-Blatt am Ball. Wir kennen das. Irgendein Mitschüler wird sich schon verraten und dann geht der Ärger für die beiden Jugendlichen und ihre Eltern erst richtig los.

Ich hoffe für die Schule und alle dort Unterrichteten und Unterrichtenden, dass die Angelegenheit von der Boulevard-Presse nicht weiter hochgejazzt und ausgeschlachtet wird.

Den LehrernInnen der Schule bezeuge ich großen Respekt. Die Schule ist ganz offensichtlich zurecht erst im Sommer dieses Jahres als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage” ausgezeichnet worden.

Daran ändern zwei dumme Jugendliche, die einen Hitlergruß zeigen, nicht wirklich viel.

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2 Gedanken zu „Wie sich Pubertierende heutzutage in Szene setzen“

  1. Heute wird alles völlig hysterisch aufgebauscht. Das kleinste Ereignis produziert unmäßige Aufreger, die einschlägigen Medien vor allem aus der reaktionären Ecke bekommen ihren üblichen Blähbauch aus stinkender heißer Luft. Schließlich wird der ganze Stinkmist in Wut- und Hassausbrüchen entladen. Anschließend verpufft alles langsam und die Beteiligten schauen sich erregt nach dem nächsten Aufreger um, den sie aufblasen können.

    Das alles dreht sich eigentlich immer nur eitel um sich selbst.

    Inhaltlich ist das alles völlig leer und wertlos, genau wie die Propagandisten dieses aufgeblähten Mists selbst es sind.

    Und wie war das damals? Ja, auch ich und meine Kumpels haben mit 14 oder 15 auf dem Schulhof mal Stechschritt exerziert und den Hitlergruß gezeigt — und wir haben uns köstlich dabei amüsiert — weil es total albern war, genauso albern und lächerlich wie eben Stechschritt und Hitlergruß an sich sind. Und wir haben uns damit natürlich auch über die elenden Pappnasen lustig gemacht, die das dereinst einmal ernsthaft exerziert haben. Dafür haben wir sogar einen kleinen Anschiss von einem Lehrer bekommen, weil man so etwas eben nicht in der Öffentlichkeit aufführt und jüngeren Kindern kein schlechtes Beispiel gibt, die noch nicht verstehen, was der Hintergrund der Sache ist.
    Natürlich hatte er recht gehabt mit seiner Ermahnung, und das wussten wir auch.

    Damit war es gut, wir hatten unseren Spaß gehabt und durch die Kritik haben wir etwas gelernt — ich erinnere mich ja heute noch daran. Wir waren und wurden deswegen auch keine Nazis, wir hatten ja Großhirnrinden, die wir zu benutzen wussten.

    Und nichts anderes wird das bei den betreffenden Mädchen gewesen sein. Da redet man man im Unterricht mal drüber, so dass allen klar wird, dass es zwar der Intention nach ein alberner Scherz gewesen sein mag, dass der aber einen ernsten Hintergrund hat.

    Heute muss man natürlich auch darüber reden, dass es wieder verstärkt und bis in die Reihen politischer und medialer Protagonisten mit öffentlicher Reichweite hinein Anzeichen gibt, solche scherzhafte Symbolik nicht so scherzhaft zu finden, weil es für diese einen gewissen ernst zu nehmenden Identifizierungsgrad damit gibt.

    By the way:
    Was unserer Gesellschaft vielleicht helfen würde, sich mal wieder um wichtige Belange zu kümmern und nicht unablässig jeden unwichtigen Mist hochzuhypen, lauthals zu beschreien und wutschnaubend aufzublasen, wäre mal eine vierwöchige Abschalt-Pause all dieser Idiotischen Netzwerke (Facebook, WhatsApp, Twitter usw.)

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