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Zusammenhalt Fehlanzeige

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von Horst Schulte

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Wir spre­chen in die­sen Tagen viel über die wei­ter­hin unvoll­ende­te, von man­chen im Osten auch infra­ge gestell­te Wie­der­ver­ei­ni­gung Deutsch­lands. Abge­se­hen davon, dass die Pola­ri­sie­rung in die­sem Land, wie anders­wo auch, stark vor­an­ge­kom­men ist, wir­ken man­che Ani­mo­si­tä­ten von Ost-Deut­schen auf mich befremd­lich.

Klar ist aber, dass die gesell­schaft­li­che Wie­der­ver­ei­ni­gung in eini­gen Berei­chen durch fort­dau­ern­de Unge­rech­tig­kei­ten ver­zö­gert wird. Wer außer denen, deren öko­no­mi­sches Inter­es­se dies nahe­legt, kann die immer noch exis­tie­ren­den Unter­schie­de bei Ren­ten und Gehäl­tern plau­si­bel erklä­ren? Die­se The­men wer­den weder ver­ständ­lich erklärt, noch wird den Men­schen trans­pa­rent gemacht, wer dar­an und in wel­cher Art und Wei­se arbei­tet. Wann wer­den die­se Unter­schie­de end­lich vor­bei sein?

Corona verschlimmert Spaltung innerhalb der Gesellschaft

Ist es nicht ein erschre­cken­des Zei­chen, wie gan­ze Com­mu­ni­tys die von der Regie­rung in Ber­lin und loka­len Behör­den erlas­se­nen Coro­na-Maß­nah­men schlicht­weg igno­rie­ren und sich durch ihr faden­schei­ni­ges Spre­chen und Han­deln so ver­ant­wor­tungs­los zei­gen?

Ich den­ke hier nicht allein an die Zusam­men­set­zung der Anti-Coro­na-Demons­tra­tio­nen. Das dabei vie­le kei­ner­lei Skru­pel ken­nen, gemein­sam mit Nazis und ande­ren frag­wür­di­gen Exis­ten­zen ihr Sepa­ra­tis­ten-Süpp­chen zu kochen, ist absto­ßend und zeigt, wie Tei­le unse­rer Bevöl­ke­rung zu Deutsch­land ste­hen. Vie­le der Leu­te, die sich selbst iro­ni­scher­wei­se als «Quer­den­ker» bezeich­nen, wün­schen die­se «Dik­ta­tur» in engem Schul­ter­schluss mit der dem poli­ti­schen Arm die­ser Bewe­gung auf den Müll­hau­fen der Geschich­te.

Ausgrenzung wird forciert und der deutsche Staat sieht zu

Ich hal­te es für wich­tig, in die­sen unru­hi­gen und Angst machen­den Zei­ten an die­sem Fei­er­tag den Blick zu wei­ten und die Mil­lio­nen von Men­schen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund in die­ses Bild ein­zu­be­zie­hen. Wie gut ver­kraf­tet unser Land den Zuzug so vie­le Men­schen aus unter­schied­li­chen Kul­tu­ren? Wie viel Pro­zent des Ärgers vie­ler Ost­deut­schen (Pegi­da, AfD Wahl­er­geb­nis­se) geht auf Fehl­ent­wick­lun­gen zurück, die damit in direk­ter Ver­bin­dung ste­hen?

Wor­über im Moment zu wenig gespro­chen wird, sind die Hin­ter­grün­de für die krass gestie­ge­nen Coro­na-Infek­ti­ons­zah­len durch spe­zi­el­le Super­sprea­ding-Ereig­nis­se.

Ins­be­son­de­re gro­ße tür­ki­sche Hoch­zei­ten, die neben den Gefah­ren für die gesam­te Bevöl­ke­rung in eini­gen deut­schen Städ­ten zu viel Frus­tra­ti­on, Unver­ständ­nis und Ärger führ­ten, beun­ru­hi­gen mich.

Dabei bemü­hen sich die deut­schen Medi­en, die Her­kunft der Teil­neh­mer nicht zu erwäh­nen. Sie hal­ten sich an die Grund­re­geln, die der deut­sche Pres­se­rat vor eini­ger Zeit neu getrof­fen hat. Indes kommt es mit ein paar Tagen Ver­spä­tung doch her­aus, dass es tür­ki­sche Hoch­zeits­ge­sell­schaf­ten waren, aus denen die Infek­tio­nen in die Welt gelang­ten. Dass die Leu­te sich danach in man­chen Fäl­len sehr unko­ope­ra­tiv zeig­ten, ande­re jedoch sehr wohl, muss uns alle nach­denk­lich machen. Gera­de im Hin­blick auf die vor uns lie­gen­den Win­ter­mo­na­te.

Es ist bekannt aber wohl auch unver­meid­lich, dass die tür­ki­sche Com­mu­ni­ty sich beein­flus­sen lässt. Bele­ge dafür gibts genug. Corona-Demo in Berlin – Wie man sich die deutsch-türkische Community verärgert – Hürriyet.de – Politik“>Die­ser Arti­kel der deutsch­spra­chi­gen Aus­ga­be von Hüryett.de ist auf­schluss­reich. Erdo­gan funkt in unser Land hin­ein, und wir las­sen es gesche­hen.

Mir ist es egal, wenn mir die­se Ver­bin­dung zwi­schen Ansich­ten und Aus­sa­gen von Ost­deut­schen und dem Ver­hal­ten von Tei­len der tür­ki­schen Com­mu­ni­ty krumm genom­men oder als Aus­län­der­feind­lich­keit aus­ge­legt wird. Es ist offen­sicht­lich, dass wir nicht in der Lage sind, durch eine ange­mes­se­ne Poli­tik auf die lang­jäh­ri­gen Pro­ble­me adäquat zu reagie­ren.

Gera­de erst habe ich mich über den Chef­re­dak­teur der NZZ, E. Gujer, auf­ge­regt, weil er behaup­tet, dass unse­re Regie­rung bzw. die Kanz­le­rin end­lich mal ler­nen müs­se, NEIN zu sagen. In vie­ler­lei Hin­sicht ist das nicht ganz ver­kehrt. Aber pas­sie­ren wird das nicht. Übri­gens auch dann nicht, wenn Laschet oder Merz CDU-Chefs und/oder Kanz­ler wer­den soll­ten.

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