Atomkraft könnte helfen, darf aber nicht

HS230625

Horst Schulte

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Es stimmt nicht, was Blo­me in sei­ner neu­en Spie­gel-Kolum­ne geschrie­ben hat. Noch ges­tern Abend bei „Anne Will“ sprach Armin Laschet das böse Wort „Atom­ener­gie“ aus, wenn auch beiläufig. 

Er erklär­te die Pro­ble­me, die die Regie­rung durch den fast zeit­glei­chen Ver­zicht von Atom­ener­gie und Koh­le lösen muss. Wel­ches Land schickt sich an, die­sen Ver­such zu wagen, außer Deutsch­land? Ich glau­be, Laschet sag­te, es gebe in Euro­pa kein Land – auch nicht Frank­reich, das dies tut. Ihr könnt ja mal recher­chie­ren, ob das deut­sche Modell von irgend­wem auf der Welt kopiert wird. 

Inter­es­sant aber vor allem frech, wie Lui­sa Neu­bau­er, Grü­ne, die in der Sen­dung erbit­tert gegen Laschet und die CDU wet­ter­te, den Begriff nicht ein­mal aus­ge­spro­chen hat. 

Inso­fern kam Blo­me viel­leicht sogar erst durch ihren Nicht­bei­trag auf sein heu­ti­ges Kolum­nen-The­ma: „Redet end­lich über Atom­strom!“.

Die Grü­nen, die als Mit­glied der dama­li­gen NRW-Lan­des­re­gie­rung, dafür sorg­ten, dass das Zeit­fens­ter für den Koh­le­aus­stieg anders als heu­te gewünscht aus­sah, sehen sich heu­te nicht in der Lage, ihren Teil der Ver­ant­wor­tung dafür anzunehmen.

Ich fin­de, Blo­me hat recht, wenn er sagt, dass das The­ma auf­fal­lend gecan­celt wirkt. Aber das ist ja typisch für die Grü­nen. Dog­ma­ti­ker schaf­fen es in der Regel nun ein­mal nicht, einen höchst­selbst began­ge­nen Feh­ler zu korrigieren. 

Wo kämen wir denn auch hin, wenn die Argu­men­te gegen Atom­ener­gie, jetzt im Lich­te der Kli­ma­er­wär­mung, wie­der eine Rol­le spie­len würde?

SPIEGEL: Herr Pin­ker, die Mehr­heit der Deut­schen lehnt Atom­ener­gie ab, vie­le fürch­ten sich vor ihr. Sind wir para­no­id?

Pin­ker: Ja, so wirkt es auf mich. Wol­len wir den Kli­ma­wan­del auf­hal­ten, dann müs­sen wir den Aus­stoß von Koh­len­stoff­di­oxid sen­ken – da sind wir uns einig. Die wenigs­ten Men­schen wer­den aller­dings dazu bereit sein, ein Leben in Ener­gie­ar­mut zu füh­ren wie vor der indus­tri­el­len Revo­lu­ti­on. Kern­kraft­wer­ke abzu­schal­ten und somit eine fast CO2-freie Ener­gie­quel­le auf­zu­ge­ben ist des­halb irra­tio­nal. Wir brau­chen mehr Atom­kraft, nicht weniger.

Har­vard-Pro­fes­sor über Risi­ko-Mythen: „Wir brau­chen mehr Atom­kraft“ – DER SPIEGEL

Sofern sich dar­an ein­mal etwas ändert, spä­tes­tens dann also, wenn die Grü­nen in der Regie­rung sind, könn­ten sie erfah­ren, dass ihre Rezep­te nicht die Wir­kung ent­fal­ten, wie sie und die Kli­ma-Wis­sen­schaft­ler (Sci­en­tists 4 Future) uns nicht müde wer­den zu erklä­ren. Sie wer­den sich ange­sichts des bis dahin auf­ge­bau­ten Drucks, den auch kli­ma­spe­zi­fi­sche Maß­nah­men einer von Grü­nen geführ­ten Regie­rung aus­lö­sen dürf­ten, dar­an erin­nern, dass die Atom­ener­gie ihre Vor­zü­ge in Sachen Kli­ma­schutz ent­fal­ten würde. 

Dass die Grü­nen das Bedau­ern in Tei­len der Welt über den deut­schen Rück­zug nicht reflek­tie­ren, also auch nicht kom­men­tie­ren, passt zum Bild eines gecan­cel­ten Begriffs. Link: Glo­ba­le Kern­ener­gie-Behör­de bedau­ert deut­schen Atomausstieg

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Energie Grüne

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4 Gedanken zu „Atomkraft könnte helfen, darf aber nicht“

  1. Das Pro­blem der Atom­kraft ist nicht ihre Sicher­heit. Deut­sche Atom­kraft­wer­ke sind oder waren die sichers­ten Kraft­wer­ke der Welt. Wirt­schaft­lich sind Kern­kraft­wer­ke ein Desas­ter. Die Kos­ten pro Kilo­watt­stun­de sind dop­pelt so hoch wie die Geste­hungs­kos­ten bspws. eines moder­nen Gaskraftwerks. 

    Das hängt alles mit den enor­men Sicher­heits­vor­schrif­ten zusam­men. Jeder Arbeits­schritt vom Mate­ri­al­ein­gang bis zum Ver­pa­cken des fer­ti­gen Bau­teils wird umfang­reich durch den TÜV kon­trol­liert und doku­men­tiert. (Ich hat­te sei­ner­zeit beruf­lich damit zu tun.) Nicht zuletzt stellt sich die Fra­ge der Ent­sor­gung der Brenn­ele­men­te. In jedem AKW wer­den jähr­lich ca. 50 Brenn­stä­be aus­ge­tauscht, die Jahr­zehn­te sicher gela­gert wer­den müssen. 

    Das alles lässt sich im End­ef­fekt finan­zi­ell nicht dar­stel­len, wes­halb wohl auch bei den AKW-Betrei­bern wenig Gegen­wehr vor­han­den war, als die Bun­des­re­gie­rung beschloss aus der Atom­kraft aus­zu­stei­gen. Das Dum­me ist nur, dass wir jetzt teil­wei­se unse­ren Strom aus anfäl­li­gen AKW Mei­lern in Euro­pa beziehen.

  2. Horst Schulte 2971 11. Mai 2021 um 11:17

    Hal­lo Herr Loh­ren, Sie spre­chen bestimmt von den Kos­ten, die kal­ku­la­to­risch von den Kraft­werks­be­trei­bern nicht berück­sich­tigt wur­den, also die Ent­sor­gung der Brenn­stä­be z.B. oder die enor­men Rück­bau­kos­ten. Ich habe von die­sem wich­ti­gen Detail, das von den Atom­kraft­geg­nern ins Feld geführt wur­de, natür­lich gehört. Ande­rer­seits decken wir unse­ren Bedarf heu­te mit Strom, das nicht nur aus „anfäl­li­gen AKW“ stammt, son­dern – wenn ich rich­tig infor­miert bin – auch aus alten Koh­le­kraft­wer­ken im Osten Euro­pas. Ob das so sinn­voll ist, weiß ich nicht. Ich ahne jedoch, dass alles zum Poli­ti­kum gewor­den ist und wir uns auch wei­ter schwer ein objek­ti­ves Bild machen können.

  3. Mendel Welcland 84 12. Mai 2021 um 12:14

    So ganz konn­te ich den Atom­aus­stieg auch nicht nach­voll­zie­hen. Aller­dings hat sich mein Ver­ständ­nis dafür geän­dert, nach­dem ich mir vor weni­gen Wochen die US-Serie Cher­no­byl ange­se­hen haben. Rela­tiv doku­men­ta­risch. Gut und span­nend gemacht. Ich kann sie nur jedem emp­feh­len. Es ist schon erstaun­lich, wie nah wir da an einer rich­tig gro­ßen euro­pa­wei­ten Kata­stro­phe waren und wie hilf­los Tech­nik und Wis­sen­schaft der Pro­blem­lö­sung gegenüberstanden.

    Nach die­sem Film ver­steht man viel­leicht auch bes­ser, wel­che Trag­wei­te die nun wie­der begon­ne­ne Akti­vi­tät im Reak­tor Cher­no­byl hat. Und wie­der weiß man nicht, wie das in den Griff zu bekom­men ist und was es noch aus­lö­sen könnte.

    Das ist schon ein Ritt auf der Rai­ser­klin­ge. Aller­dings macht hier der tota­le Aus­stieg auch kei­nen Sinn, wenn rings um uns alles mun­ter wie gehabt wei­ter­läuft. Nach unse­ren bis­he­ri­gen Erfah­run­gen im Umgang mit der Pan­de­mie mag man sich gar nicht vor­stel­len, wie es dann lau­fen wür­de, käme es in irgend­ei­nem AKW zu einem ernst­haf­ten Zwi­schen­fall. Und die sta­tis­ti­sche Wahr­schein­lich­keit dazu ist gar nicht mal so gering.

    Ich den­ke aber auch, ande­rer­seits muss ja auch irgend­wer mal den ers­ten Schritt machen, auf einem sicher lan­gen und müh­sa­men Weg. Zwi­schen pro und con­tra gibt es mit Sicher­heit viel, viel mehr Argu­men­te, als Super­Gau ver­sus Kli­ma­wan­del, den uns die poli­ti­schen Akteu­re mit Blick auf die Wäh­ler­stim­men so ver­ein­facht vor die Füße werfen.

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