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Ursachen für Symptome und Veränderungen – Sachlichkeit statt Polemik könnte helfen

Die Schlagzahl und das Tempo angekündigter und sich abzeichnender Veränderungen machen vielen zu schaffen. Über Allgemeinplätze hinaus wie zum Beispiel „Angst ist ein schlechter Ratgeber“ hört man zu wenig.

Es kommt mir so vor, als würden zu viele nicht auf die einzelnen Herausforderungen verweisen, sondern ihre Überforderung mit allgemeinen und doch eher unterkomplexen Aussagen demonstrieren. Zum Glück heißt das nicht, dass die Beschäftigung mit konkreten Lösungsansätzen nicht existieren würde.

Ich glaube, die bestehende Debattenkultur verhindert inzwischen, dass sie überhaupt populär werden.

Stattdessen überschütten wir uns mit substanzlosen und unkonstruktiven Beiträgen, die wir (leider) nicht nur zur Kenntnis nehmen, sondern die zudem unsere Kapazitäten binden, die dringend bei der Erarbeitung von Perspektiven und Lösungen benötigt werden.

Uns fehlen positive Ansätze, die nicht – sobald sie geäußert werden – sofort vom Widerspruch in den asozialen Medien zerstört werden.

Das Internet ist voll von Beispielen. Vielleicht leben wir genau deshalb seit Jahren mit einem zunehmenden und im Vergleich mit den vergangenen Jahrzehnten ungewohnt großen Veränderungsdruck.

Dichte, Anspruch und Tempo

Es ist kein Trost, dass Dichte, Anspruch und Tempo nicht nur Bürgerinnen und Bürger überfordern, sondern auch diejenigen, deren Brot-und-Butter-Kompetenz die Debatte ist. Ja! Ich finde, Journalisten, Politiker sowie Wissenschaftler zeigen in mancher Debattensituation Anzeichen von Überforderung.

Das Internet provoziert nicht nur Trolle, die bereits eine konfrontative Konstante darstellen, sondern auch andere, die eine fixe Meinung zu unterschiedlichsten Themen mitbringen. Ich stelle frustriert fest, dass sie boshaft sind und sich darauf verstehen, Dinge aus dem Zusammenhang zu reißen.

Es ist verrückt, dass Tweets oder kurze Facebook-Postings eher allgemeiner Art zu Widerspruch und Schlimmerem herauszufordern scheinen.

Das ist in den asozialen Medien normal. Beispiel: Ein Bürgermeister schreibt auf seinem Facebook-Kanal täglich etwas zur regionalen Entwicklung der Corona-Pandemie. Er macht das betont sachlich und erhält dafür viel Anerkennung. Allerdings nicht ausschließlich. Es gibt in diesem Minikosmos Menschen, die es sich nicht verkneifen können, die Maßnahmen im Ganzen infrage zustellen und den Bürgermeister persönlich anzugreifen. Man kann die Corona-Maßnahmen falsch finden. Aber sollten in diesem Fall nicht wenigstens ein paar sachliche Argumente am Start sein?

Hass gibts genug

Die Erfahrungen haben mich zu einem erklärten Gegner der asozialen Medien gemacht. Die Versuche, die Hasswellen per Gesetz einzudämmen, zeigen in meinen Augen keinerlei Wirkung. Das asoziale Treiben erreicht immer neue Dimensionen. An der Entwicklung beteiligen sich alle gleichermaßen. Mir ist irgendwann klar geworden, dass es falsch ist, Andersdenkende auszugrenzen. Noch schlimmer ist, sie herabzuwürdigen und mit unreflektiertem Hass zu überziehen. Das ist keine Domäne von Rechten. Linke und Grüne machen das ebenfalls sehr gern und erfolgreich.

Anhand der Diskussionen über Cancel Culture mit vielen gegenseitigen Vorwürfen lässt sich das wunderbar studieren.

Wir müssten mehr Fragen stellen und in kurzen, schnellen Statements über die SM-Kanäle nicht oft so tun, als würden wir schon alle Antworten kennen. Das funktioniert nämlich nicht.

Warum empfinden viele es als pure Provokation, dass die AfD im Bundestag und unseren Landtagen vertreten ist, fragen aber nicht danach, warum das so ist?

Wieso AfD?

Wieso sitzt die AfD im Bundestag? Die Antwort wird uns nicht gefallen. Es ist zu einfach, den anderen politischen Parteien Fehler zuzuschreiben. Obwohl das eine Dimension der Antwort sein dürfte, sind die Gründe vielfältig. Dies wiederum führt zu anderen Diskussionen, bei denen jede Stimme zählen und anerkannt werden soll. Das scheint mir irgendwie aussichtslos und ergibt ja dann auch irgendwie das Gesamtbild, mit dem wir uns schon bei der Erklärung mancher Phänomene so unheimlich schwer tun.

Wieso höheres Renteneintrittsalter?

Alle kennen die demografische Entwicklung Deutschlands. Unsere Bevölkerung ist im Vergleich nach Japan die zweitälteste. Trotzdem scheint ein Vorschlag, die Lebensarbeitszeit diesem Tatbestand anzupassen, nicht nur im linken Lager ein Tabu zu sein. Der SPD hat nicht nur Hartz IV geschadet, sondern vielleicht in vergleichbarem Umfang Franz Münteferings Einsatz für die Rente mit 67.

Es tut mir leid, wenn das hier für manche besserwisserisch oder belehrend rüberkommt. Aber das Thema einer sich ins System einbrennenden Kommunikationsunfähigkeit -trotz aller existierenden technischen Möglichkeiten-, brennt vielen Leuten auf den Nägeln – über alle Generationen hinweg. Davon bin ich felsenfest überzeugt.

Wir müssen eine Möglichkeit finden, uns aus einem Teufelskreis zu befreien, der ein beängstigend reales Potenzial besitzt, unseren relativen gesellschaftlichen Wohlstand, der sich längst in unübersehbaren Teilen (Altersarmut) aufgelöst hat (Ach, Deutschland geht es gut?) zu pulverisieren. Ich bezweifle nicht, dass danach die Demokratie dran wäre.

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7 Gedanken zu „Ursachen für Symptome und Veränderungen – Sachlichkeit statt Polemik könnte helfen“

  1. Jetzt lese ich deine Beiträge erstmalig im Garten u. verstehe jetzt besser, warum Teilen-Buttuns eigentlich unverzichtbar sind!

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  2. Ich habe in meinen Jahren bei den asozialen Netzwerken die Artikel an einer Hand abzählen können, die von mir waren und die geteilt wurden. So ist es eben.

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  3. Wow,
    Ich liebe solche Artikel. Artikel die ein wichtiges Thema behandeln wie den Hass in der Gesellschaft oder ähnliches. Und die man dann am besten mehrfach liest um zu versuchen alle Ebenen des Bloggers zu finden und zu verstehen. Daher danke für den tollen Artikel

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  4. Danke. Ich hoffe, Sie haben nicht alle Widersprüche dabei entdeckt. Wenn Sie hier mehr als diesen einen Artikel gelesen haben, ist das nämlich zu befürchten 🙂

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