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Warum die Ausgangssperre sehr wohl ein Mittel zur Pandemiebekämpfung ist!

Wenn Politiker oder Verbandsvertreter die Menschen für blöd verkaufen wollen.

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von Horst Schulte

∼ 3 Min. Lesezeit

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Interessant finde ich einmal mehr, wie selektiv gewisse Informationen aus Wissenschaftskreisen von Politikern oder Interessenvertreten fehlinterpretiert werden. Man könnte glauben, sie schürten mit falschen Zusammenhängen bewusst Unsicherheit bzw. wiegelten die Bevölkerung auf. Wenn wir zurzeit jetzt eins nicht gebrauchen können, dann dies.

Manipulativ

Diejenigen, die derart manipulativ unterwegs sind, sollten sich lieber zusammenreißen und sich die aktuellen Berichte von unseren Intensivstationen aufmerksam ansehen.

Es geht immer noch um die Aerosole, die nach Expertenmeinung bekanntlich draußen kaum eine Rolle bei der Übertragung des Virus spielen. Mit diesem längst allgemein bekannten Wissen agitieren sowohl FDP-Leute und der Hauptgeschäftsführer des deutschen Städte- und Gemeindebundes, Dr. Gerd Landsberg gegen die Pläne der Regierung. Landsberg ist Mitglied der CDU.

Ausgangssperren bringen nichts?

Sie behaupten, die von Berlin geplanten Ausgangssperren hätten keinen Einfluss auf die Inzidenzen. Dies belegten, so die Kritiker, Beispiele aus anderen Ländern.

Die Aussage ist in zweierlei Hinsicht falsch:

  1. Es gibt einige Länder auf der Welt – und auch hier in Europa -, die mit Erfolg Ausgangssperren verhängt haben.
    Irland, Großbritannien oder Portugal sind drei davon
  2. Es geht nicht darum, den Aufenthalt von Menschen an der frischen Luft zu beschränken. Das an sich wäre kontraproduktiv. Es geht vielmehr darum, dass die Anzahl privater Kontakte, die nun einmal vorwiegend in den Abendstunden stattfinden, verringert werden.
    Wie allgemein bekannt ist, bewegen Menschen sich vor allem deshalb in den Abendstunden von A nach B, weil sie Freunde und Bekannte in deren Wohnungen treffen wollen. Es geht also nicht darum, die Menschen daran zu hindern, sich an der frischen Luft zu bewegen. Diesen Eindruck erzeugen die Kritiker jedoch und ich glaube, dass sie dies mit Vorsatz tun.

Die Ausgangssperren sollen verhindern, dass sich die Leute abends treffen, sich gegenseitig besuchen und anstecken.

Halbgares Geschwätz

Was ist eigentlich so schwer daran, nicht mit haltbaren Argumenten hausieren zu gehen und statt mit Dummheiten, die bloß zur Folge haben, die Leute noch mehr gegen „die Politik“ aufzubringen, die bei Lichte gesehen jedoch keine Grundlage besitzen? Vielleicht liegt es daran, dass die Forderung nach Ausgangssperren u.a. von Karl Lauterbach kamen. Es soll ja Leute in Oppositionskreisen geben, für die allein diese Tatsache schon ausreicht, um irgendeinen Schwachsinn zu erzählen.

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5 Gedanken zu „Warum die Ausgangssperre sehr wohl ein Mittel zur Pandemiebekämpfung ist!“

  1. Das mit den Ausgangssperren sehe ich ganz anders. Überall da, wo es angeblich funktioniert hat, war es nicht die Ausgangssperre alleine, sondern ein ganzes Bündel an Maßnahmen, bis hin zu Schulschließungen. Außerdem höre ich ziemlich genau, wie Ausgangssperre in Frankreich geht und dass sie nicht funktioniert. Dort herrschte im vergangenen Frühjahr drei Monate Ausgangssperre, meine Schwiegermutter brauchte sogar einen Passierschein für den Hund, wenn sie mit ihm raus wollte. Tagsüber wohlgemerkt, die Ausgangssperre galt 24 Stunden, und jeder durfte sich nur einen Kilometer rund um die Wohnung bewegen, wenn er einen Passierschein hatte. Genauso haben sie es noch zwei Mal gemacht, gerade ist wieder Ausgangssperre ab 19 Uhr (Sommerzeit), zuvor ab 18 Uhr, und es gilt ein Radius von zehn Kilometern. Effekt: gleich null. Das liegt auch daran, dass die Supermärkte wegen der Ausgangssperre früher schließen und sich dort in kürzerer Zeit mehr Menschen ballen. Aber auch daran, dass die Aperitiv-Stunde vorgezogen wird und die Zahlen nach oben treibt. Ohne Aperitiv geht in Frankreich gar nichts.

    Angesichts der mangelnden Wirksamkeit von Ausgangssperren sehe ich sie sehr kritisch, denn sie sind ein besonders scharfer Grundrechtsentzug. Der will gut begründet sein, was ja schon das Oberverwaltungsgericht Lüneburg angemerkt hat, das die Ausgangssperre in Hannover gekippt hat. Irgendwelche Vermutungen über irgendwelche angeblichen oder wirklichen Partys reichen nicht, um über eine Millionen Menschen in der Region Hannover einzusperren.
    Richtig interesssant wird es mit der Akzeptanz der Ausgangssperre erst, wenn es abends noch länger hell und endlich sogar warm ist. Dann die Leute einsperren zu wollen, wird nicht gehen. Zumal immer klarer wird, dass draußen die Ansteckungsgefahr minimal ist. All das muss bedacht werden.

  2. Ich habe den interessanten Artikel bei n-tv gelesen, in dem der Reporter davon erzählte, was er in Bordeaux während der Ausgangssperre erlebt hat. Die Stadt habe wie ausgestorben gewirkt. Erst als er die Szenerie genauer betrachtet habe, sei ihm aufgefallen, was hinter den Fenstern der Häuser an Leben stattfand. Damit argumentierte gegen die Sinnhaftigkeit von Ausgangssperren. Im Grund geht es aber genau darum. Dass die Ausgangssperre in Frankreich nicht wirkt, würde ich mit diesem rücksichtslosen Verhalten erklären.

    Dass allein die Ausgangssperre die Lösung ist, würde auch ich nicht sagen. Mir wäre es auch schnurzpiepe, wenn sie käme oder auch nicht. Ich bin 67 und verhalte mich ohnehin anders, als viele andere. Das ist nicht wertend gemeint. Es hat schlicht was mit meiner Einstellung, vor allem aber mit dem Alter zu tun 🙂

    Ich gehe davon aus, dass die deutschen Gerichte der Politik schon erklären werden, wie die Sache zu laufen hat. Dass es abgefeiert wird, dass Gerichte sich ständig gegen politische Entscheidungen wenden, hat für mich einen negativen Beigeschmack. Wie sollen Richter beurteilen, ob ab einer Inzidenz von 200 etwas geht oder nicht? Genau das tun sie aber inzwischen. Geht gar nicht aus meiner Perspektive. Überall im Land greifen Gerichte in Verfügungen der Politik ein. Das wiederum führt auch zu dem Durcheinander, das von Teilen der Bevölkerung allein der Politik angelastet wird. Jetzt soll das Infektionsschutzgesetz durchgepeitscht werden. Aber wir werden einmal mehr erleben, was nun im ach so wichtigen parlamentarischen Geschäft geschehen wird. Ich würde mich wundern, wenn das einigermaßen schnell abliefe. Damit wäre bewiesen, wie die Forderung nach mehr Parlamentsbeteiligung gewirkt hätte. Es wäre noch schlimmer als jetzt.

    Ich bin hinsichtlich der Ausgangssperre nicht engagiert, finde es aber wahnsinnig typisch für Deutschland (was negativ genug ist), wie fragwürdig manche Leute in die politische Diskussion eingreifen. Es ist sachlich schlicht falsch und populistisch, wenn FDP und Städtebund argumentieren, wie sie es tun. Das ist in höchstem Maße unlauter. Zudem wird deutlich, dass viele die Zusammenhänge trotz der über ein Jahr andauernden Pandemie immer noch nichts kapiert haben.

    Ich habe Verständnis dafür, wenn Menschen sich aus grundsätzlichen, vielleicht auch demokratietechnischen, Gründen, total gegen Ausgangssperren wenden. Aber die Argumentation sollte schon sauber sein. Und das war weder bei dieser FDP Flitzpiepe der Fall, noch beim Vertreter des Städte- und Gemeindebundes.

    Link: Dirk Brockmann: „Die Leute begreifen, dass sie die Pandemie selbst bekämpfen müssen“ | ZEIT ONLINE

  3. Da bin ich ganz deiner Meinung. Ich glaube nicht, dass die Ausgangssperren die Anzahl privater Kontakte verringern. Mein Sohn (35), so hat er mir erklärt, wird sich nicht dran halten. Und ich glaube da ist er nicht alleine.

  4. Noch eine kleine Anmerkung: Es wird immer gesagt, es passiere nichts in Sachen Pandemiebekämpfung, seit die Osterruhe gescheitert ist. Das allerdings stimmt nicht, wie Schleswig-Holstein und Mecklenburg zeigen. SH reagiert auf jede Inzidenz über 100 und schließt Schulen, Kitas und Geschäfte im jeweiligen Kreis. Und MV hat gerade einen harten Lockdown verhängt. Es braucht also nicht unbedingt des Bundes.

  5. Ich verfolge diese Meldungen und sehe nur eins: Die Maßnahmen sind zu spät, zu zaghaft und werden am Ende das Drama, das noch vor uns liegt, nicht verhindern. Es ist die Schuld der Politiker, die sich viel zu lange mit ihrer Angst vor den Lauten und ganz Lauten verkrochen haben.

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