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Wenn Opa vom Krieg erzählt

Mein Blog ist voll von Bezügen auf die Vergangenheit. Was ich vielleicht als lustige oder spannende Anekdote empfinde und deshalb aufgeschrieben habe, mag bei manchen komisch ankommen.

Also doch!

Ich bin einer von denen, die mehr als häufig den Satz: „Früher war alles besser“ ausgesprochen oder gedacht haben.

Wenn alte Menschen von früher erzählten, fand ich das meistens interessant, vor allem dann, wenn es um Sachen ging, die meine eigene Vorstellungskraft überstiegen. Der Krieg und seine Folgen (die Flucht und Vertreibung, das Elend der Menschen in der Nachkriegszeit) kamen häufig vor. Mich haben die Geschichten nicht nur gefesselt und beeindruckt, sicher haben sie meine Grundeinstellung zu Krieg und Gewalt ganz allgemein maßgeblich mitgeprägt.

Während meiner Schulzeit (Hauptschule) wurden die Weltkriege höchstens am Rande behandelt. Wenn der Film „Die Brücke“ vom schweizerischen Schauspieler und Regisseur Bernhard Wicki die einzige Erinnerung an das Thema ist, das mir im Zusammenhang mit Krieg und Schule heute einfällt, kann es ja nicht anders sein, dass die Lehrpläne von damals dieses Thema, warum auch immer, ausgespart haben.

Kein guter Zuhörer

Ich kann mich nicht zu denen zählen, die so gemeinhin als gute Zuhörer bezeichnet werden. Im Gegenteil. Nach Schule und Ausbildung veränderte sich meine eigentlich bis dahin zurückhaltende, eher schon ängstliche Art. Seitdem falle ich den Leuten ins Wort, jedenfalls denen, die ich gut kenne. Small Talk war und ist nichts für mich. Mich hat es immer genervt, wenn wir auf Partys waren, bei denen eifrigst, vor allem aber schrecklich langatmig über Kois oder Baumarktbesuche geredet wurde, während politische oder gesellschaftliche Themen, vermutlich des lieben Friedens willen, vermieden wurden.

Ich bin, wenn der Anlass geboten ist, laut und „meinungsstark“. Meinungsstärke hefte ich mir nicht als positives Adjektiv ans Revers. Ja, ich neige dazu, recht haben zu wollen. Das ist eine Eigenart, die ich noch weniger an mir mag, als die Ungeduld, die sich zum Glück nach meinem Renteneintritt zusehends verflüchtigt hat. Ich werde es nicht schaffen, mir meine Rechthaberei, als die sich meine Meinungsstärke leider entpuppt hat, abzugewöhnen. Da empfand ich es als viel leichter, nach Jahrzehnten mit dem Rauchen aufzuhören.

Debattenüberfluss?

Hier im Blog darf ich mich nicht darüber beklagen, zu wenig Kommentare zu meinen Beiträgen zu bekommen. Da sieht es anderswo manchmal schlechter aus. Trotzdem finde ich es schade, wenn sich Debatten über meine Artikel kaum entwickeln. Ob das damit zu tun hat, was ich eben angesprochen habe? Vermutlich. Wer mag es schon, mit einem Rechthaber über ohnehin kontroverse Themen zu diskutieren?

Selten schreibe ich über Themen, die mit dem Bloggen und nichts mit Politik, Gesellschaft oder Medien zu tun haben. In den Kommentaren dazu taucht dann schon einmal auf, dass mein Blog zwar relativ regelmäßig gelesen würde, man aber oft nicht meiner Meinung sei. Einerseits freut mich das (der Besuch und das Lesen meines Blogs), andererseits zeigt es, dass eine Diskussion (mit mir!) gescheut wird. Nicht, dass ihr jetzt denkt: der hält sich ja wohl für …. Nein, ich versuche das realistisch zu sehen. Vermutlich scheuen LeserInnen davor zurück, weil die Gründe zutreffen, die ich schon dargelegt habe.

Die andere Seite ist, dass ich vielleicht im Vergleich zu früher zwar viel weniger, aber trotzdem doch viel blogge. Wer hat schon Zeit und Lust Blogartikel zu lesen? Da ist Twitter oder Facebook ja so viel anregender! Da kann man, wenn man will, einer oder einem mit zwei, drei Wörtern einen zwischen die Hörner geben, das es nur so kracht. Beim Bloggen gehts nicht grundsätzlich, aber im Regelfall schon, deutlich ausführlicher zu. Mit ein paar heftigen Tags, die man irgendwo anders aufgegriffen hat, kann man „Akzente“ setzen. Wow… und schon ist man ein Teil des aktuellen Shitstorms…

Jede/r BloggerIn lernt kurz nach dem Start in diesem „Geschäft“, welche Dinge man tun sollte, um als BloggerIn voranzukommen. Dazu gehört es angeblich, regelmäßig in anderen Blogs zu kommentieren. Mein Ding ist das nicht. So gern ich Texte (auch längere) lese, so ungern kommentiere ich in anderen Blogs. Damit mir die paar Kommentare nicht auch noch als Werbung für meinen Blog ausgelegt werden (URL im Kommentarbereich), habe ich mir in letzter Zeit angewöhnt, diese gar nicht mehr auszufüllen. Außerdem – und das ist mein Punkt – selbst regelmäßiges Kommentieren in anderen Blogs, also auch zu Themen, die mich besonders interessieren, führt nicht zu einer Zunahme der Kommentare. Jedenfalls nicht nach meinen Beobachtungen.

Vielschreiben war einmal

Es ist vielleicht eher doch die Regelmäßigkeit, die Schlagzahl, in der ich meine Artikel schreibe und (übrigens immer gleich nach deren Fertigstellung) veröffentliche. Von diesem normalen Prozess weiche ich kaum ab. Ich habe zwei Artikel in meiner Liste von unveröffentlichten Posts. Die werden wohl auch immer unveröffentlicht bleiben, weil ich mittlerweile zu anderen Erkenntnissen gekommen bin und ich mir von Anfang an unsicher darüber war, ob so ein Text überhaupt irgendwen interessiert.

Claudia ist eine langjährige Leserin meines Blogs. Sie erwähnte kürzlich in einem Kommentar, ihr sei meine Ambivalenz aufgefallen. Mich hat das nicht überrascht, weil meine Zerrissenheit während der Corona-Zeit unglaublich gestiegen ist und die schrecklichen Bilder aus den uns geografisch so nahen Katastrophengebieten emotional extrem auf mich eingewirkt haben. Die Hilflosigkeit und das Gefühl, dass wir als Menschheit auf die Naturkatastrophen keine Antwort finden, bereitet nicht nur mir Sorgen und Angst. Dass die Hilfsbereitschaft und Anteilnahme so vieler, vor allem auch junger Leute, so ungeheuer groß ist, ist tröstlich. Die Altenpflegerin, die meine Schwiegermutter morgens pflegt, hatte vergangene Woche Urlaub. Sie und ihr Freund waren in Ahrweiler und haben geholfen.

Hoffentlich bricht diese großartige Unterstützung nicht zusammen. Die Herausforderungen an Körper und Seele der Menschen (auch der Helfer) scheinen grenzenlos.

Ich war heute wieder mit meiner Kamera unterwegs und habe ein paar Aufnahmen hier in unserem Gebiet (teils an der Erft) gemacht. An uns hier in Bedburg ist die Katastrophe vorbeigegangen. Nur dreißig Kilometer weiter südlich sieht das so furchtbar aus, das einem der Atem stockt. Immer noch.

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2 Gedanken zu „Wenn Opa vom Krieg erzählt“

  1. „Damit mir die paar Kommentare nicht auch noch als Werbung für meinen Blog ausgelegt werden (URL im Kommentarbereich), habe ich mir in letzter Zeit angewöhnt, diese gar nicht mehr auszufüllen.“

    Grade heute hab ich überlegt, ob ich die Blog-URL bei deinen Kommentaren selbst nachtragen soll! Ich finde es mega-schade, wenn diese minimalen Möglichkeiten der Blogvernetzung nicht genutzt werden und schaue selbst regelmäßig auf Blogs derjenigen, deren Kommentare ich interessant finde. Wenn ausgerechnet du, der du zum Glück noch viel und oft über Aktuelles schreibst, wenn andere schon lang genervt die Tasten ignoroeren, dein Blog quasi „ausblendest“, dann ist das echt kontraproduktiv!

    Ich dachte, es wäre Faulheit, Nachlässigkeit…

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  2. Einerseits liegst du mit der Chance auf Blogvernetzung nicht falsch. Ich klicke häufig auf den Namen des Autors eines Kommentars und lese, was sie oder er so schreiben. Andererseits sind Kommentare manchmal so kurz und so „unverfänglich“, dass ich das Gefühl habe, es geht tatsächlich „nur um Werbung“ für den eigenen Blog. Hier ist das anders, weil ich die wenigen KommentatorInnen lange und gut kenne. Ich meine als Blogfreunde.

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