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Die Amis wollen einspringen, damit wir nicht frieren

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von Horst Schulte

4 Min. Lesezeit

featuredimage

Die Zeiten ändern sich.

Die­ser Bei­trag scheint älter als 3 Jah­re zu sein – eine lan­ge Zeit im Inter­net. Der Inhalt ist viel­leicht veraltet.

Über die­se affi­ge Nach­richt, die ich heu­te las, kann man wirk­lich nur böse lachen. Es ging den Amis bei ihrer Ableh­nung von Nord Stream 2 immer auch dar­um, ihr Frack­ing-Gas nach Euro­pa zu lie­fern. Inso­fern nutzt es ihnen sehr, dass die deut­schen Medi­en voll­kom­men auf die Ver­si­on abfah­ren, die die Putin-Geg­ner pfle­gen und die mit den ideo­lo­gi­schen Absich­ten der Grü­nen wun­der­bar in Deckung zu brin­gen sind. 

Nicht frieren, dank der USA

Das Pro­jekt Nord Stream 2 ist in Euro­pa unbe­liebt. Na und? Es mag Grün­de dafür geben, genau wie die­je­ni­gen gute Grün­de haben, die sich zu Recht seit Jah­ren über die Scheiß-Migra­ti­ons-Poli­tik der EU – ich möch­te lie­ber sagen: eini­ger EU-Mit­glie­der – beschwe­ren! War­um soll Deutsch­land nicht auch ein­mal Extra­würs­te gebra­ten bekom­men, fra­ge ich mich. 

Waffen für die Ukraine

Nun wird in Deutsch­land erneut gefor­dert, die Ukrai­ne mit NATO-Waf­fen aus­zu­stat­ten und Russ­land mit wei­te­ren Sank­tio­nen zu bele­gen. Spie­gel-Autor, Maxi­mi­li­an Popp, ist davon über­zeugt, Putin wür­de eine Waf­fen-trot­zen­de Ukrai­ne vom angeb­lich kon­kre­ten mili­tä­ri­schen Angriff abbringen. 

Es ist ande­rer­seits etwas dar­an, dass Putin, wie Popp auch schreibt, davon aus­ge­hen könn­te, dass der Wes­ten ein­kni­cke, wenn es hart auf hart käme. Die Putin-Cha­rak­te­ri­sie­rung fin­de ich per­sön­lich abwe­gig, obwohl ich mir die­se Hal­tung auf­grund man­geln­der Kennt­nis eigent­lich nicht erlau­ben dürf­te. Ich kann nicht beur­tei­len, ob Putin tat­säch­lich ein durch­ge­knall­ter Ex-KGB-Agent ist, der nichts als die Restau­rie­rung der alten rus­si­schen Macht im Sin­ne hätte.

Keine Regionalmacht!

Mir fällt beim Bei­spiel Syri­en gleich ein, wie igno­rant sich der Wes­ten gera­de bei die­sem Bei­spiel ver­hal­ten hat und dass in jene Zeit die Aus­sa­ge des US-Ex-Prä­si­den­ten Oba­ma hin­ein­fiel, Russ­land sei nicht mehr als eine Regio­nal­macht.

Bis heu­te wur­de nicht glaub­haft wider­legt, dass Jel­zins Beschwer­de, es wer­de nach Zusa­gen der Teil­neh­mer der Zwei-Plus-Vier-Ver­hand­lun­gen kei­ne NATO-Ost­erwei­te­rung geben, unzu­tref­fend war. Lei­der exis­tie­ren dazu offen­bar kei­ne schrift­li­chen Bewei­se. Aber selbst­ver­ständ­lich war das Was­ser auf die Müh­len des Vla­di­mir Putin, dem ein star­kes Russ­land am Her­zen liegt. Wel­che Schrit­te er in die­sem Zusam­men­hang gewählt hat, um u.a. sei­ne eige­ne Macht­po­si­ti­on und die sei­ner Büt­tel zu fes­ti­gen, muss man des­halb nicht gou­tie­ren und als legi­tim erachten. 

Dies wur­de ver­schie­dent­lich als Wort­bruch kri­ti­siert, da füh­ren­de Poli­ti­ker von Mit­glieds­staa­ten der NATO im Zuge der Zwei-plus-Vier-Ver­hand­lun­gen der sowje­ti­schen Sei­te zuge­sagt hät­ten, die NATO wer­de sich nicht nach Osten aus­deh­nen, son­dern man wer­de eine gemein­sa­me euro­päi­sche Sicher­heits­ar­chi­tek­tur errich­ten. Der rus­si­sche Staats­prä­si­dent Boris Jel­zin beschwer­te sich etwa am 15. Sep­tem­ber 1993 brief­lich bei US-Prä­si­dent Bill Clin­ton, der Zwei-plus-Vier-Ver­trag schlie­ße sei­nem Sinn nach eine NATO-Ost­erwei­te­rung aus. LINK

Zwei-plus-Vier-Ver­trag – Wikipedia

Putin ist den Herr­schern der ehe­ma­li­gen Sowjet­uni­on in man­cher­lei Hin­sicht ähn­lich. Ich leh­ne jeden­falls sei­nen Umgang mit Grund- und Men­schen­rech­ten oder demo­kra­ti­schen Insti­tu­tio­nen (NGO’s, frei­en Medi­en) voll­stän­dig ab. Das heißt aber nicht, dass ich kei­nen Blick für die Inter­es­sen Putins (und mit Abstri­chen des rus­si­schen Vol­kes) hätte. 

Säbelrasseln

Soll­te Putin wahr machen, was vie­le klu­ge Leu­te fürch­ten und die Ukrai­ne tat­säch­lich mili­tä­risch angrei­fen, wird er sich sehr wohl im Kla­ren dar­über sein, wel­che Fol­gen dies für Russ­land haben könn­te. Immer­hin: So laut war das Säbel­ras­seln der NATO schon, glau­be ich. 

Seit den 1960-er Jah­ren bezieht Deutsch­land und ande­re Län­der Euro­pas rus­si­sches Erd­gas und Erd­öl. Wir erin­nern uns: selbst in eisigs­ten Zei­ten des Kal­ten Krie­ges, belie­fer­ten uns die Rus­sen zuver­läs­sig mit ihren Roh­stof­fen. Ich fra­ge mich, ob Putin es sich tat­säch­lich leis­ten könn­te, die­se enor­men Ein­nah­me­quel­len für sein Land aus purem Macht­kal­kül her­aus gefähr­den wür­de. Popp hält Putin für einen trau­ma­ti­sier­ten Ex-KGB – Agen­ten. Ich wür­de ihm wahr­schein­lich nicht mein Ver­trau­en oder gar mei­ne Freund­schaft schen­ken. So viel Geld könn­te Gas­prom nicht bezah­len. Aber wir soll­ten bei der Bewer­tung des rus­si­schen Prä­si­den­ten nicht ganz außer Acht las­sen, dass er – trotz aller nega­ti­ven Sei­ten – ein klu­ger und intel­li­gen­ter Mensch ist. So einer wird sich ein jahr­zehn­te­lang funk­tio­nie­ren­des Geschäft nicht selbst zerstören. 

Der Ast, auf dem Putin sitzt

Er hat längst erreicht (durch die Unfä­hig­keit west­li­cher Poli­ti­ker), dass Russ­land wie­der eine Macht ist. Und zwar nicht nur auf regio­na­ler Ebe­ne. Dazu kam ihm das Geld aus den Erd­gas- und Erd­öl-Expor­ten gewiss zustat­ten. Meint ihr in Russ­land wäre es üblich, den Ast abzu­sä­gen, auf dem man sitzt? 

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Ich bin Horst Schulte

Herausgeber, Blogger, Amateurfotograf

alleiniger Autor dieses Blogs

Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Ich kann die Leute nicht ändern, aber meinen Blick auf sie.

Artikelinformationen:

Gesellschaft

Biden, EU, Interessen, Krieg, Nato, Putin, Russland, Ukraine, Waffen

Quelle Featured-Image: HorstSchulte.com...
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4 Gedanken zu „Die Amis wollen einspringen, damit wir nicht frieren“

  1. Sprichst mir völ­lig aus der See­le, kann ich alles unterschreiben!

    Hät­ten die USA nach dem Zer­fall der Sowjet­uni­on Russ­land nicht als »nur Regio­nal­macht« gede­mü­tigt und den »Sieg im kal­ten Krieg« deut­lich spü­ren las­sen, sähe die Welt heu­te anders aus, davon bin ich über­zeugt. Ich kann also nach­voll­zie­hen, wenn Putin seit­dem »Russ­land first« denkt – und vor allem erken­ne ich das Sicher­heits­in­ter­es­se an, das er for­mu­liert. Der USA/­Na­to-Stand­punkt »jedes Land muss sou­ve­rän ent­schei­den dür­fen« ist gera­de­zu eine Unver­schämt­heit ange­sichts des­sen, was sich die USA in ihrem »Hin­ter­hof« schon geleis­tet haben – und man den­ke nur an die Kuba-Kri­se, da war kei­ne Rede davon, dass Kuba selbst ent­schei­den dür­fe, was für Waf­fen es sta­tio­niert! (Hier mal eine Über­sicht der welt­wei­ten Mili­tär­ba­sen der USA, Russ­land und Chi­na)

    Die­ses Gewür­ge um Nordstream2 ärgert mich fast jeden Tag! Es ist tech­nisch und men­gen­mä­ßig gar nicht mach­bar, das rus­si­sche Gas durch USA-Frack­ing-Gas zu erset­zen – es wäre viel zu wenig, es müss­ten 1000de mehr Frach­ter-Anlan­dun­gen in Ter­mi­nals ankom­men, die es noch gar nicht gibt – lach­haft, das auch nur im Ernst in Betracht zu ziehen!
    Im Unter­schied zu Russ­land lie­fern auch nicht »die USA« Gas, son­dern pri­va­te Fir­men, die je nach Markt­la­ge den bes­ten Preis ver­lan­gen – na das wür­de erst Gas­rech­nun­gen ergeben!

    An der Stel­le wün­sche ich mir jeden­falls, dass die »wirt­schaft­li­chen Inter­es­sen« (unse­re!) sich durch­set­zen und irgend­wann dem­nächst NS2 in Betrieb geht.

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  2. Das ist Spei­chel­le­cke­rei der NATO und der Trans­at­lan­ti­ker. In den letz­ten 30 Jah­ren haben wir es ver­stan­den, die Chan­ce des Wan­dels ordent­lich zu ver­sie­ben. Es ist, wie du sagst. Der Wes­ten hät­te sei­nen »Sieg« dazu nut­zen kön­nen, die bestehen­de geo­po­li­ti­sche Lage in einem zukunfts­träch­ti­gen Sin­ne zu verändern/​verbessern. Statt­des­sen hat man die Rus­sen spü­ren las­sen, dass sie »ver­lo­ren« haben. Und nun? Das war das Ergeb­nis der kurz­sich­ti­gen und bin­nen­ori­en­tier­ten Poli­tik der US-Ame­ri­ka­ner. Du beschreibst die unglaub­li­che Ver­lo­gen­heit der Amis rich­tig. Was haben die schon alles unter­nom­men, wenn ihre sicher­heits­po­li­ti­schen Vor­stel­lun­gen auch nur im Ansatz gefähr­det wur­den? Die haben Krie­ge geführt, was die Rus­sen jeden­falls viel sel­te­ner und aus ande­ren Grün­den getan haben. Es stinkt mir, dass wir so ein­sei­tig agie­ren. Wir las­sen uns von den Trans­at­lan­ti­kern ver­ar­schen. Aber eins ist wahr: Wir müs­sen unse­ren eige­nen Weg (sicher­heits­po­li­tisch) fin­den. Wir brau­chen eine funk­tio­nie­ren­de Bun­des­wehr und müs­sen dafür auch das nöti­ge Geld zur Ver­fü­gung stel­len. Mili­tär kann auch mit gerin­ge­ren Mit­teln funk­tio­nie­ren. Isra­el beweist das und ande­re wohl auch.

    Bin gespannt, ob es zu Lie­fer­eng­päs­sen, die über die bis­he­ri­gen hin­aus­ge­hen, beim Gas kommt und ob wir erfah­ren, wor­an das nun tat­säch­lich gele­gen hat. Stell dir vor, wir könn­ten plötz­lich nicht mehr hei­zen, der Win­ter käme doch noch und dann noch die hohen Prei­se. Das könn­te ganz schön knallen.

    Dan­ke für den Link zu die­sem sehr inter­es­san­ten Arti­kel über die wah­ren Stär­ken der Großmächte.

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