Henryk M. Broder vergleicht die Maßnahmen gegen Ungeimpfte mit der Ausgrenzung von Juden im Dritten Reich

HS230625

Horst Schulte

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Mit dem Ohr am Herz­schlag der Coro­naschwurb­ler fällt es mir schwer, mei­ne Vor­sät­ze umzu­set­zen. Dabei hat­te ich genau die­sen Wunsch ges­tern doch groß „ver­kün­det“.

In der Sen­dung „Der Talk am 30.01.“ von Ser­vus TV war der „Welt“-Journalist Hen­ryk M. Bro­der anwe­send. Der alte Mann zeig­te sich empört, weil er trotz zwei­fa­cher Imp­fung vom Virus erwischt wur­de. Einen Schnup­fen hat es ihm ein­ge­bracht, führ­te er etwas spä­ter rela­ti­vie­rend hin­zu. Das hin­der­te ihn jedoch nicht, den Sinn des Imp­fens grund­le­gend infra­ge zu stel­len. Er rück­te die Ver­tre­ter der Wis­sen­schaft und ihre Aus­sa­gen zum Wert der Imp­fung in die Nähe einer Lüge. 

Propagandist der Freiheit oder der Neuen Rechten?

Die Art und Wei­se, in der er in der Sen­dung auf­trat, erin­ner­te mich an den Arti­kel im Blog „Ach­se des Guten“, den ich hier vor eini­ger Zeit kom­men­tiert hat­te. Bro­der schob spä­ter nach, dass sei­ne Frau (eben­falls geimpft) einen schwe­ren Ver­lauf von Covid-19 erlit­ten habe. Ich hof­fe, ihr geht es inzwi­schen wie­der gut.

Bro­der ver­glich mög­li­che Impf­fol­gen (Neben­wir­kun­gen plus Todes­fäl­le) bzw. den bis­he­ri­gen Umgang damit, mit dem Con­ter­gan-Skan­dal der 1960er-Jah­re. Es war ihm egal, dass ein ande­rer Teil­neh­mer an der Dis­kus­si­on, der ehe­ma­li­ge Pres­se­spre­cher des SPD-Kanz­lers Ger­hard Schrö­der, Béla Anda, ihn dar­um bat, nicht sol­che Ver­glei­che einzuführen. 

Entwertung derjenigen, die seiner Linie nicht folgen

Die Mit­glie­der des deut­schen Ethik­ra­tes sind auch gern mal The­ma in sei­nem Blog. So über­rascht es mich nicht, dass er die­se sinn­ge­mäß als Leu­te bezeich­ne­te, die sonst nichts mehr wer­den könnten.

Das war noch ziem­lich am Beginn der Sen­dung. Spä­ter lief er zur Hoch­form auf. 

Bro­der schwur­bel­te weit­ge­hend unbe­hel­ligt von den ande­ren Dis­kus­si­ons­teil­neh­mern unter Nut­zung sei­nes im Alter immer ekel­haf­ter wer­den­den Zynis­mus über die Feh­ler und Fehl­ein­schät­zun­gen, die die Regie­rung bzw. ein­zel­ne Poli­ti­ker und Wis­sen­schaft­ler gemacht hät­ten. Er erwähn­te nicht, dass die ursprüng­li­che Impf­quo­te bzw. der Ver­lust der Immu­ni­tät der Geimpf­ten durch die Ver­brei­tung der spä­te­ren Mutan­ten ver­ur­sacht wur­den. Es gab fal­sche Ein­schät­zun­gen. Aber ich kann die­se nicht als Ver­sa­gen oder Feh­ler bezeich­nen. Das Virus hat sich ver­än­dert und die Maß­nah­men der Wis­sen­schaft und Poli­tik muss­ten ange­passt wer­den. Punkt!

Aus dem Diskurs ausschließen?

Bro­der wie­der­hol­te vie­le der fal­schen Aus­sa­gen all der Leu­te, mit denen ich mich ges­tern noch ver­stän­di­gen woll­te. Wäre es nicht doch bes­ser, kla­re Kan­te zu zei­gen und sol­che Leu­te mög­lichst aus jedem Dis­kurs aus­zu­schlie­ßen? Das ist doch genau, die­se Metho­de, die uns bis­her kein Stück vor­an­ge­bracht hat. Nee, wäre es nicht. 

Wir müs­sen uns mit die­sem kru­den Zeug aus­ein­an­der­set­zen. Zumal Bro­der trotz allem immer ein paar Punk­te mach­te – selbst für mich als ihm gegen­über sehr kri­ti­schen Men­schen. Das ist klar, allein schon, weil der Effekt für uns alle so unglaub­lich hoch ist. 

Dann kam die gro­ße Keu­le des Hen­ryk M. Bro­der zum Ein­satz. Er ist für man­che in Sachen Anti­se­mi­tis­mus ein aus­ge­wie­se­ner Exper­te. Nun ja. 

Antisemitismus und hinkende Vergleiche

Er zeig­te wie­der ein­mal äußerst wenig Fin­ger­spit­zen­ge­fühl. Er ver­glich die Aus­gren­zun­gen von Juden zu Beginn des Drit­ten Rei­ches mit den Maß­nah­men, die Unge­impf­te in der Gegen­wart erfah­ren. Dass er dabei die Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten als Beleg anführ­te, die auf der Tri­bü­ne Platz neh­men muss­ten, war schon ver­stö­rend. Es han­del­te sich näm­lich bei die­sen Impf­ver­wei­ge­rern – jeden­falls, soweit ich es weiß, um AfD-Leute. 

Ja, nicht alles, was hinkt, ist ein Ver­gleich, ver­ehr­ter Herr Bro­der. Dass er Maß und Mit­te in sei­nen Äuße­run­gen ver­lo­ren hat, ist nichts Neu­es. Ich glau­be, der Hass auf deut­sche Behör­den steckt bei Bro­der so tief, dass er schon seit Jah­ren jede mög­li­che Gele­gen­heit dazu nutzt, Deutsch­land her­un­ter­zu­schrei­ben – und schlecht­zu­re­den. Das mag ihm eine gewis­se Befrie­di­gung ver­schaf­fen. Er koket­tiert damit, dass er sich manch­mal als Beu­t­e­deut­scher bezeichnet.

Ich glau­be, er hasst uns. Deutsch­land und sei­ne Bewoh­ner berei­ten ihm Schmer­zen. Sonst könn­te er nicht so hass­erfüllt sein. Dass er sich durch sei­ne jour­na­lis­ti­schen Akti­vi­tä­ten einer gro­ßen Popu­la­ri­tät erfreut, kann ich nicht ver­ste­hen, aber es sei ihm unbenommen. 

Im Blog Ach​gut​.com sto­ßen die Tex­te von Leu­ten, deren Mei­nung ich als abscheu­lich bis absto­ßend emp­fin­de, auf gro­ße Zustim­mung. Nicht zustim­men­de Kom­men­ta­re fin­det man kaum bis gar nicht, es ist wie bei Tichys Ein­blick und ähn­li­chen rechts-kon­ser­va­ti­ven Blogs.

Nüch­tern betrach­tet, hat die 2‑G-Regel im Bun­des­tag durch­aus Vor­zü­ge. Die ande­ren Abge­ord­ne­ten kön­nen etwas siche­rer und unge­stör­ter ihrer Arbeit nach­ge­hen. Und die Unge­impf­ten ihr ver­meint­li­ches Rebel­len­tum fei­ern. LINK $

Unge­impf­te AfD-Abge­ord­ne­te im Bun­des­tag: Die da oben – DER SPIEGEL /​Mar­kus Feldenkirchen

Untertanen

Ich den­ke manch­mal dar­über nach, ob ich am Ende nicht falsch lie­ge. Das kommt schon allein des­halb, weil mir zwar einer­seits vie­les so abso­lut gegen den Strich geht, ich aber ander­seits auch Tex­te lese, denen ich zustim­men muss. Aber das ist selten. 

Es wäre schreck­lich, wenn sol­che Mei­nun­gen sich ein­mal in Deutsch­land durch­setz­ten. Auch wür­de dann nicht zwangs­läu­fig damit jener deut­sche Unter­ta­nen­geist ver­schwin­den, von dem Bro­der in der Sen­dung im Kon­text der Impf­wil­li­gen sprach. 

  1. Der Talk am 30.01. – Ser­vusTV ab ca. Minu­te 36 spricht Bro­der über ver­folg­te Ungeimpfte

Kolum­ne von Mar­kus Fel­den­kir­chen, Spie­gel: Unge­impf­te AfD-Abge­ord­ne­te im Bun­des­tag: Die da oben – DER SPIEGEL

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Broder Corona Demokratie Hetze Impfstoff Juden medien

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11 Gedanken zu „Henryk M. Broder vergleicht die Maßnahmen gegen Ungeimpfte mit der Ausgrenzung von Juden im Dritten Reich“

  1. Gerhard 245 3. Februar 2022 um 20:18

    Ich verzichte…sorry 🙂

  2. Bella 1 4. Februar 2022 um 14:05

    Wenn Sie doch gut infor­miert sein möch­ten, rate ich Ihnen über Tele­gramm Hil­de­mann u Co. zu abon­nie­ren. Dann sind Sie immer aktu­ell. – was die Schwurb­ler-Sze­ne etc. betrifft.

  3. Bro­der ist für mich nichts wei­ter als ein stän­dig pro­vo­zie­ren­der Kläf­fer. Den igno­rie­re ich schon lan­ge. Jede die­ser Pro­vo­ka­tio­nen ist kal­ku­liert und geplant. (Ich schaue mir ja auch die­se „Dis­kus­si­ons­run­den“ nicht an, weil sie die­se Seri­en-Schrei­häl­se gera­de­zu hofie­ren und immer noch nicht gemerkt haben, dass sie ihnen völ­lig auf den Leim gehen.)

    Ich kann sol­che Leu­te ein­fach nicht lei­den, ich ver­ach­te sie eigent­lich. Wider­wär­ti­ge ver­korks­te See­len, die in mei­nen Augen schon lan­ge kei­ne eige­ne Lebens­qua­li­tät mehr haben und das an ande­ren aus­las­sen. Das Ergeb­nis unge­nü­gen­der Erzie­hung zu arm­se­li­gen Misanthropen…

    Die­ser Typ bedient sei­ne Kli­en­tel und erzeugt bei jeder sich bie­ten­den Gele­gen­heit Auf­merk­sam­keit mit sei­nem pro­vo­kan­ten Geschwafel. 

    Aller­dings… muss man auf sie auf­pas­sen, denn sie wür­den sich, fürch­te ich, jedem bei uns neu erste­hen­den cha­ris­ma­ti­schen Des­po­ten, der wie­der ein­fa­che Wahr­hei­ten bie­tet, sofort gefäl­lig an den Hals wer­fen und den gesam­ten rech­ten Rat­ten­schwanz von Quer­pfos­ten mitziehen…

  4. Heiri Kugler 1 5. Februar 2022 um 01:49

    War­um gelan­gen Sie mit Ihrer Kri­tik nicht direkt an Herrn Bro­der? Ande­re Leu­te unter Abwe­sen­heit ver­su­chen in die Pfan­ne zu hau­en ist doch genau der mie­se Stil des deut­schen Main­streams und Sie pas­sen da wun­der­bar rein. Dass Sie den „Deut­scher Ethik­rat“ erwäh­nen passt auch.…
    Wenn es Ihnen lang­wei­lig ist, gehen Sie doch was anstän­di­ges arbeiten.
    Ich bin hier offen­sicht­lich auf der fal­schen Sei­te gelandet.

  5. Anonym 6. Februar 2022 um 01:16

    Wie ich schon erwähnte.…
    Getre­te­ne Hun­de kläffen.

  6. Horst Schulte 5 6. Februar 2022 um 13:09

    Cave canem!

  7. Bro­der, ein mir äußerst unsym­pa­thi­scher Typ, der nicht klein­lich ist in der Wahl und Ver­ge­wal­ti­gung sei­ner Argu­men­te wenn sie sei­nem Geschäfts­mo­dell ent­spre­chen, muss man m.E. nach weder lesen, sehen noch hören.

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