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Bedburg

Weshalb sich 2015 doch wiederholt

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von Horst Schulte

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featuredimage

Die Zeiten ändern sich.

Die­ser Bei­trag scheint älter als 1 Jahr zu sein – eine lan­ge Zeit im Inter­net. Der Inhalt ist viel­leicht veraltet.

Ich habe Bard gefragt, wes­halb sich 2015 wie­der­holt. Eine ganz knap­pe Fra­ge­stel­lung. Inter­es­sant, dass bei Goog­le Grü­ne oder SPD­ler an den Pul­ten zu sit­zen schei­nen. Jeden­falls klingt Bards Erklä­rung für das Desas­ter, das Städ­te und Kom­mu­nen über­for­dert, weder nach AfD noch nach ande­rem kon­ser­va­ti­ven Politsprech. 

Die Reprä­sen­tan­ten auf kom­mu­na­ler Ebe­ne sind par­tei­über­grei­fend der Ansicht, dass das so nicht wei­ter­geht. Aber die Regie­rung tut, als hör­te sie die Alarm­ru­fe der Basis nicht.

Als die NPD damals den Satz benutz­te: Das Boot ist voll, emp­fand ich das als über­trie­ben und herz­los. Ich bil­de mir ein, ein empa­thi­scher Mensch zu sein, der das Leid der Geflüch­te­ten sieht und damit ein­ver­stan­den ist, zu hel­fen, wo es nur geht. Aber ich sehe, wie die Bereit­schaft der Men­schen in die­sem Land aus­ge­nutzt und über­stra­pa­ziert wird. Nicht nur von den lin­ken und grü­nen Poli­ti­kern, die wei­ter an offe­nen Gren­zen fest­hal­ten, son­dern auch von Geflüch­te­ten. Das hat für mich alles verändert. 

Heu­te gibts die Info, dass die Stadt Bedburg wegen der Zuwei­sung wei­te­rer Geflüch­te­ter die Bür­ger­hal­le (in unse­rem Dorf) bis ca. Dezem­ber beschlag­nah­men muss. Das Wort »beschlag­nah­men« fiel da nicht. Aber ist es etwas ande­res? Der Bür­ger­meis­ter bedankt sich artig bei den Bür­gern und Ver­ei­nen, die übri­gens nicht vor­her, son­dern erst im Nach­hin­ein von die­ser Maß­nah­me erfuh­ren. Der Bür­ger­meis­ter muss auf unser Ver­ständ­nis hoffen.

2015 und die fol­gen­den Jah­re habe ich alles mit­ge­tra­gen und die Posi­tio­nen der Regie­rung unter­stützt. Über­all, bei jeder Gele­gen­heit. Ich habe mich mit Freun­den und Ver­wand­ten ange­legt. Ich habe als Hel­fer in einer ande­ren Hal­le mit­ge­macht. Das aller­dings nur für weni­ge Tage. Ich wur­de krank. Ich hät­te jetzt Zeit. 

Aber ich den­ke heu­te anders als 2015. 

Mit die­ser Erklä­rung, die Bart mir in die­sem Text gibt, bin ich nicht ein­ver­stan­den. Ich sehe, dass die­ses Land über die Gren­ze sei­ner Leis­tungs­fä­hig­keit gebracht wur­de. Von ver­ant­wor­tungs­lo­sen Poli­ti­kern, die der Welt gegen­über schön tun und die Fol­gen im eige­nen Land ignorieren. 

2015 wie­der­holt sich nun doch, weil sich die Ursa­chen für Flucht und Ver­trei­bung nicht grund­le­gend geän­dert haben. Zwar ist die Zahl der Men­schen, die vor Krieg, Gewalt und Ver­fol­gung flie­hen, in den letz­ten Jah­ren etwas zurückgegangen. 

Dies liegt jedoch vor allem dar­an, dass sich die Lage in eini­gen Län­dern, wie etwa Syri­en, etwas sta­bi­li­siert hat. In vie­len ande­ren Län­dern, wie etwa Afgha­ni­stan, Soma­lia und Sudan, ist die Lage jedoch wei­ter­hin sehr insta­bil und unsicher.

Zudem hat sich der glo­ba­le Kli­ma­wan­del zu einer wei­te­ren wich­ti­gen Ursa­che für Flucht und Ver­trei­bung ent­wi­ckelt. Dür­ren, Über­schwem­mun­gen und ande­re extre­me Wet­ter­ereig­nis­se zwin­gen immer mehr Men­schen, ihre Hei­mat zu verlassen.

In Deutsch­land hat sich die Situa­ti­on durch den rus­si­schen Angriffs­krieg auf die Ukrai­ne zusätz­lich ver­schärft. Seit Beginn des Krie­ges sind bereits über 900.000 Ukrai­ner nach Deutsch­land geflo­hen. Die­se Men­schen haben einen Anspruch auf Schutz und Unterstützung.

Die Bun­des­re­gie­rung hat zwar ange­kün­digt, dass sie die Auf­nah­me­ka­pa­zi­tä­ten für Flücht­lin­ge aus­bau­en will. Dies dürf­te jedoch nicht aus­rei­chen, um der aktu­el­len Situa­ti­on zu begeg­nen. Es ist daher zu erwar­ten, dass sich die Migra­ti­ons­zah­len in den nächs­ten Jah­ren wei­ter erhö­hen werden.

Hier sind eini­ge der wich­tigs­ten Grün­de für die Wie­der­ho­lung von 2015:

  • Die Situa­ti­on in vie­len Her­kunfts­län­dern ist wei­ter­hin unsta­bil und unsicher.
  • Der glo­ba­le Kli­ma­wan­del führt zu mehr extre­men Wet­ter­ereig­nis­sen, die Men­schen zur Flucht zwingen.
  • Der rus­si­sche Angriffs­krieg auf die Ukrai­ne hat eine neue Flucht­be­we­gung ausgelöst.

Dies bedeu­tet, dass Euro­pa sich auf eine neue Wel­le von Migra­ti­on ein­stel­len muss. Die Poli­tik muss dafür sor­gen, dass die Auf­nah­me­ka­pa­zi­tä­ten aus­rei­chend sind und die Men­schen, die Schutz suchen, eine fai­re Chan­ce haben, in Euro­pa ein neu­es Leben zu beginnen.

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Ich bin Horst Schulte

Herausgeber, Blogger, Amateurfotograf

alleiniger Autor dieses Blogs

Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Ich kann die Leute nicht ändern, aber meinen Blick auf sie.

Artikelinformationen:

Bedburg

Belastungsgrenze, Geflüchtete, Politiker

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4 Gedanken zu „Weshalb sich 2015 doch wiederholt“

  1. Was fin­dest du falsch an Barts Ana­ly­se – außer dem letz­ten Satz, dem du nicht zustimmst, weil du jetzt für Abschot­tung plädierst?
    Wie soll die kon­kret aus­se­hen /​statt­fin­den? Ernst­haft wie­der Grenz­kon­trol­len, War­te­schlan­gen, Aus­weis zei­gen? Geht nicht, wür­de den Rei­se- und – noch wich­ti­ger – Waren­ver­kehr hef­tig aus­brem­sen, was hier auch nie­mand wol­len kann.
    Du sprichst von ver­ant­wor­tungs­lo­sen Poli­ti­kern, musst doch aber eine dis­ku­ta­ble Alter­na­ti­ve nen­nen kön­nen, wie der­zeit eine ver­ant­wor­tungs­vol­le­re Poli­tik aus­se­hen könnte – ?
    Ein­fa­che »Zurück­wei­sun­gen«, wenn man doch irgend­wie Flüch­ten­de an den Gren­zen erwischt? Dann ent­ste­hen womög­lich wil­de Lager hin­ter die­sen Gren­zen. Und was ist mit dem Recht, einen Asyl­an­trag zu stel­len? Das ist nicht deut­sches Gut­dün­ken, son­dern Grund- und EU-Recht. Sol­len »ver­ant­wort­li­che Poli­ti­ker« das ein­fach ignorieren?

    Rei­se­di­plo­ma­tie: Von der Ley­en hat ein Migra­ti­ons­ab­kom­men mit Tune­si­en ver­ein­bart, in mei­nen Wor­ten: Tür­wäch­ter­diens­te gegen Wirt­schafts­hil­fe. Auch das ist teu­er, ob es schon klappt, wird gar nicht berich­tet und es gibt ja vie­le ande­re Wege… 

    Es ist im Übri­gen NICHT wie 1995: Real wur­den heu­er bis­her 188967 Asyl­an­trä­ge gestellt – selbst wenn die Zahl nach wei­te­ren 4 Mona­ten noch gestie­gen sein wird, blei­ben es weit weni­ger als 2015 (476.649) und 2016 (745.545). (Sta­tis­ta)

    Neu hin­zu gekom­men sind die ukrai­ni­schen Flücht­lin­ge, die kei­nen Asyl­an­trag stel­len müs­sen und auf ver­schie­de­ne Wei­se bes­ser gestellt sind (dür­fen z.B. gleich arbei­ten). Zu ihrer Auf­nah­me war die Zustim­mung ganz beson­ders groß, meist bekom­men sie auch die bes­se­ren Unterkünfte.
    Was ist mit ihnen? Sol­len wir sie zurück­schi­cken, weil »Leis­tungs­gren­ze«?

    Ich sehe die Din­ge auch mit gro­ßer Sor­ge, aber auch wenig Sinn dar­in, her­um­zu­wü­ten und all­ge­mein Poli­ti­ker zu bashen. Was soll kon­kret gesche­hen? Das ist mei­ne Fra­ge – und bezüg­lich der ver­teil­ten Flücht­lin­ge bleibt es m.E. nach wie vor eine huma­ne Auf­ga­be, zu hel­fen, sie bei der Inte­gra­ti­on in ihre (zuge­wie­se­ne!) Umge­bung zu unter­stüt­zen – ein­fach weil Igno­ranz und Feind­se­lig­kei­ten die Din­ge ja nicht bes­sern, son­dern deut­lich ver­schlim­mern würden! 

    Aus mei­ner Sicht wäre es am bes­ten, man erlaub­te ihnen gemein­nüt­zi­ge Arbeit vor Ort und schaff­te dazu Gele­gen­hei­ten – das wür­de sie beschäf­ti­gen und die betrof­fe­nen Gemein­den hät­ten was davon!

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  2. Hal­lo Claudia, 

    Bard beschreibt die Lage kor­rekt. Aller­dings sehe ich nicht ein, dass Deutsch­land sich auf­grund der glo­ba­len Ver­än­de­run­gen auf noch mehr Geflüch­te­te ein­stel­len soll­te. Die immer noch unge­brems­te Migra­ti­on muss sofort über­dacht und ver­än­dert wer­den. Ich hal­te es für gefähr­lich, den sozia­len Frie­den im Land so leicht­fer­tig zu gefähr­den, wie die Ampel es tut.

    Zunächst ein­mal wäre erfor­der­lich, die Din­ge umzu­set­zen, von denen ALLE Poli­ti­ker seit damals spre­chen. Pas­siert ist aber zu wenig.

    Ich glau­be, wir soll­ten davon aus­ge­hen, dass eine Mehr­heit der Migra­ti­on inzwi­schen ableh­nend gegen­über­steht. Das lei­te ich nicht aus mei­nem per­sön­li­chen Gesin­nungs­wan­del ab, son­dern den Dis­kus­sio­nen, denen ich im per­sön­li­chen wie im vir­tu­el­len Umfeld folge. 

    Mir schei­nen die Errun­gen­schaf­ten, die offe­ne Gren­zen mit sich gebracht haben, inzwi­schen in der Abwä­gung aller nega­ti­ven Aus­wir­kun­gen nicht mehr wich­tig. Klar, ich kann mei­ne Ein­stel­lung als alter Mann nicht auf die Gesell­schaft über­tra­gen. Das wäre falsch. Aller­dings sind die damit ver­bun­de­nen Nach­tei­le nicht geringzuschätzen. 

    Du erwähnst die Ver­hand­lun­gen mit Staa­ten, die uns einen Teil der »Unan­nehm­lich­kei­ten«, sprich der schlim­men Bil­der, von unse­rer Gesell­schaft fern­hal­ten soll­ten. Wie schlimm ist das, wenn man sich über­legt, mit wel­chem Anspruch Deutsch­land und die gan­ze EU stän­dig her­um­tän­zelt. Die­ses Gere­de von Wer­ten geht mir nur noch auf den Zei­ger. Dabei sehen wir gele­gent­lich im Fern­se­hen, zu wel­chen Maß­nah­men Fron­tex oder die Lan­des­be­hör­den grei­fen, wenn kei­ner hin­zu­schau­en scheint. Das ist alles unmensch­lich und unwür­dig. Für die Betrof­fe­nen, aber auch für uns. 

    Der Fra­ge danach, wie »mei­ne« Lösung aus­se­hen könn­te, will ich nicht aus­wei­chen. Du wirst nicht mögen, was ich dazu sage. Ich habe ein­ge­se­hen, dass die Art und Wei­se, in der unser Land mit die­ser Her­aus­for­de­rung umgeht, ins Ver­der­ben führt. Ich sage das nicht, weil ich ein Natio­na­list oder ein men­schen­ver­ach­ten­der Kerl wäre, son­dern weil ich die Aus­wir­kun­gen auf unser Land mit größ­ter Sor­ge zur Kennt­nis neh­me. Im Gegen­satz zu Frau Fae­ser höre ich denen zu, die auf kom­mu­na­ler Ebe­ne die aus­weg­lo­se Lage bekla­ge. Nicht nur hier bei uns. Da geht es noch recht ent­spannt zu.

    Ich bin dafür, die Gren­zen zu schlie­ßen und kei­ne Flücht­lin­ge mehr auf­neh­men! Je schnel­ler, des­to bes­ser. Freys (CDU) Vor­schlag, Kon­tin­gen­te anstel­le eines pau­scha­len Asyl­rechts zu stel­len, unter­stüt­ze ich. Damit wür­de die Steue­rung der Zugän­ge an Geflüch­te­ten bes­ser wer­den. Ich sehe aller­dings, wel­che wah­ren Absich­ten mit die­ser Ver­än­de­rung ver­bun­den sein könn­ten. Wür­de das Grund­ge­setz noch ein­mal geän­dert, blie­be vom Asyl­recht ver­mut­lich gar nichts mehr übrig. Aller­dings gilt ohne­hin EU-Recht, so dass der von vie­len hoch­ge­hal­te­ne Pas­sus im Grund­ge­setz, kaum noch rele­vant ist. Kom­men wir nicht zu einer deut­li­chen Redu­zie­rung der Zah­len von Geflüch­te­ten, wer­den wir inner­halb der nächs­ten Jah­re, ein ande­res Land erle­ben. Das wol­len die Wenigs­ten, hof­fe ich. Des­halb sind schmerz­haf­te Ver­än­de­run­gen erforderlich.

    Wir haben Mil­lio­nen von Geflüch­te­ten im Land, von denen vie­le Men­schen staat­lich ali­men­tiert wer­den. Kürz­lich las ich, dass sich etwa die Hälf­te der Syrer, die 2015 zu uns kamen, in Arbeits­ver­hält­nis­sen befin­den. Das wur­de allen Erns­tes abge­fei­ert als beson­de­re Leis­tung. Das Gegen­teil ist die­se Lage für mich. Dass unser Staat nicht zu den beweg­lichs­ten zählt, weiss ich. Auch, dass vie­les falsch gemacht wur­de. Des­halb mache ich nicht die betrof­fe­nen Men­schen ver­ant­wort­lich, son­dern eine Poli­tik, die völ­lig unver­ant­wort­lich gehan­delt hat und handelt. 

    Du schreibst akri­bisch die Zah­len her­un­ter, über­hörst aber geflis­sent­lich die War­nun­gen der kom­mu­na­len Poli­tik. Es geht da nicht um Geld, son­dern um Platz, Wohn­raum und Arbeits­mög­lich­kei­ten. Sprach­kur­se wer­den nicht mehr ange­bo­ten, weil die nöti­gen Fach­kräf­te dafür feh­len. Wie sol­len wir wei­ter­ma­chen, wenn die Geflüch­te­ten weder Arbeit noch Woh­nung fin­den. Wir kön­nen die Grün­de dafür nicht mit­tel- oder kurz­fris­tig auflösen. 

    Ich mei­ne, wir sind über­kreuz. Du sti­li­sierst dich als Mensch, der sei­ner huma­ni­tä­ren Grund­sät­ze hoch­hält. Fin­de ich gut. Ich füh­le mich auch nicht als Unmensch, weil ich Sor­ge habe, dass unse­re Gesell­schaft kol­la­biert, wenn wir so wei­ter­ma­chen. Die Leis­tungs­gren­ze ist kein abs­trak­ter Begriff. Es gibt sie. Ich has­se die Paro­len der NPD und das Bild vom vol­len Boot. Aber schau dich um. Du lebst in Ber­lin. Ist das noch die Stadt, die du dir vor­ge­stellt hast? Nach Köln fah­ren wir seit Jah­ren nicht mehr. Es pas­siert zu viel. Gera­de, wenn man z.B. lie­ber mit dem Zug reist und nicht mit dem Auto. Nein, das will ich nicht wei­ter akzeptieren. 

    Ich stim­me dir zu, dass es nichts bringt, nur her­um­zu­ba­shen. Aber was sich die­se Regie­rung erlaubt, ist kaum zu ertra­gen. Jeden­falls geht es mir so. Wel­che Mög­lich­kei­ten hat ein Mensch denn, selbst Ein­fluss zu neh­men oder kon­struk­tiv zu sein? Spricht heu­te jemand etwas Kri­ti­sches aus, wird er ein­ge­hegt und im schlimms­ten Fall sozi­al ver­nich­tet. Das sind doch kei­ne rech­ten Nar­ra­ti­ve, son­dern das ist lei­der zutreffend. 

    Lösun­gen sehe ich nicht in For­de­run­gen nach krea­ti­ven Ideen. Die feh­len ohne­hin, weil unse­re Gesell­schaft viel­leicht über­al­tert ist. Das könn­te einer der Grün­de für unser Deba­kel sein. Aller­dings gibt es Ver­än­de­run­gen in der Migra­ti­ons­po­li­tik ja auch in Län­dern, die nicht die Pro­ble­me Deutsch­lands haben. Und auch noch in sol­chen, die libe­ra­le Regie­run­gen haben. Also, Ein­sich­ten gehen nicht zwangs­läu­fig mit dem Ver­lust der poli­ti­schen Deu­tungs­ho­heit ein­her, son­dern sie wären aus mei­ner Sicht hier und heu­te das Gebot der Stunde. 

    Aus mei­ner Sicht wäre es am bes­ten, man erlaub­te ihnen gemein­nüt­zi­ge Arbeit vor Ort und schaff­te dazu Gele­gen­hei­ten – das wür­de sie beschäf­ti­gen und die betrof­fe­nen Gemein­den hät­ten was davon!

    Das wäre ein prak­ti­scher und rich­ti­ger Ansatz. Du weißt aber, dass die­ser Vor­schlag über­haupt nicht neu ist und wie von den Grü­nen und Lin­ken oder auch Aktivisten/​Journalisten damit ver­fah­ren wur­de. Wir ste­cken fest und wir brau­chen mehr Betei­li­gung. Es beginnt mit der Dis­kus­si­on, wie etwas ver­än­dert wer­den könn­te. Dann aller­dings tre­ten neben dem Erkennt­nis­ge­winn die Fra­gen der schnel­len und effek­ti­ven Umset­zung. Und da hapert es auch – nicht nur auf­grund des Arbeits­kräf­te­man­gels. Manch­mal den­ke ich, dass wir zu nichts mehr in der Lage sind, weil wir viel­leicht wirk­lich zu viel als zu wenig Demo­kra­tie im Land haben. Aber das war ein ande­res The­ma.

    Ich hof­fe, wir sind trotz­dem Freunde.

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  3. Hi Horst, natür­lich sind wir (Online-)Freunde, auch bei unter­schied­li­cher Mei­nung! Wobei wir gar nicht soweit aus­ein­an­der sind, wie du denkst, schon gar nicht sind wir »über­kreuz«! Ich sti­li­sie­re mich nicht als.… bloß weil ich nicht wie­der­ho­le, was du ja zur Genü­ge her­aus gestri­chen hast und nicht zum 1.Mal: dass die Kom­mu­ne­nen am Ran­de ihrer Leis­tungs­fä­hig­keit sind und seit eini­ger Zeit war­nen und mehr Bun­des­hil­fe ein­for­dern. Dass es an Woh­nun­gen man­gelt und und und… UND das Erstar­ken der Rech­ten, der AFD, der Höckes & Co.
    Mir ste­hen aber eben auch die Schwie­rig­kei­ten vor Augen, die ver­meint­lich ein­fa­che Lösun­gen wie »Gren­zen schlie­ßen« mit sich brin­gen wür­den, die Fol­gen, die Rechts­la­gen – evtl. auch, weil in mei­ner Vita 8 Semes­ter Jura (alle Schei­ne, kein Examen) vor­ge­kom­men sind.
    Du schreibst sehr richtig: 

    Wir ste­cken fest und wir brau­chen mehr Betei­li­gung. Es beginnt mit der Dis­kus­si­on, wie etwas ver­än­dert wer­den könn­te. Dann aller­dings tre­ten neben dem Erkennt­nis­ge­winn die Fra­gen der schnel­len und effek­ti­ven Umset­zung. Und da hapert es auch – nicht nur auf­grund des Arbeitskräftemangels. 

    Viel­leicht wür­de »mehr Betei­li­gung« aber wirk­lich etwas hel­fen bzw. vor­an bewe­gen. Wie du auch rich­tig anmerkst, haben Lin­ke und Grü­ne die Beschäf­ti­gung von Flücht­lin­gen in gemein­nüt­zi­gen »Arbeits­ge­le­gen­hei­ten« gleich nie­der gere­den und als irgend­wie ent­wür­di­gend skan­da­li­siert. Das ist aber schon eine Zeit her und es gab z.B. noch kei­nen hef­ti­gen Arbeits­kräf­te­man­gel. Wür­den sich mehr Leu­te, die sich bis­her nicht groß ein­ge­mischt haben, an die Akteu­re wen­den und ver­lan­gen, dass das jetzt dring­lich sein muss, wür­de evtl. umge­dacht – und sowie­so: nicht in allen Gemein­den ist Links-Grün »an der Macht«. 

    Nächs­ter Punkt:

    « Sprach­kur­se wer­den nicht mehr ange­bo­ten, weil die nöti­gen Fach­kräf­te dafür fehlen. «

    Auch hier könn­te »mehr Betei­li­gung« etwas errei­chen: Indem indi­vi­du­ell per­sön­li­cher Kon­takt zu Flücht­lin­gen (die in der Nähe zuge­wie­sen wur­den) auf­ge­baut wird – das soll­te ermög­licht und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­struk­tu­ren dafür auf­ge­baut wer­den. Gra­de auch wenn man gemein­nüt­zi­ge Pro­jekt­ar­beit ver­an­stal­ten wür­de, gäbe es in vie­len Gemein­den Mög­lich­kei­ten der Zusam­men­ar­beit von Ein­hei­mi­schen und Flücht­lin­gen – wobei sie auch etwas Deutsch ler­nen würden.
    Und gewiss wäre es hilf­reich, den Ankom­men­den ehr­lich mit­zu­tei­len, dass sie jetzt lei­der (weil es kei­ne Woh­nun­gen gibt) eine Hal­le bewoh­nen müs­sen, die bis­her für das Dorf wich­ti­ge ande­re Funk­tio­nen hat­te! Dann ver­ste­hen sie viel­leicht bes­ser, wenn ihnen nicht alle Anwoh­ner freu­dig begeg­nen.… und es schraubt Ihre viel­leicht vor­han­de­nen ande­ren Erwar­tun­gen herunter.

    Du lebst in Ber­lin. Ist das noch die Stadt, die du dir vor­ge­stellt hast? 

    Ich habe mir Ber­lin nicht vor­ge­stellt. Bin nach nur 2 Kurz­be­su­chen im Win­ter 79/​80 her­ge­zo­gen, weil es weit weg von zuhau­se war, groß, ziem­lich chao­tisch, viel­fäl­tig, abseits des BRD-Main­streams, anders – das aber auf ganz ver­schie­de­ne Wei­sen, die ich alle nicht kann­te als aus der Pro­vinz (Beam­ten­stadt Wies­ba­den) Zugezogene.
    Das ging auch gleich los, als wir anka­men: Der Gast­ge­ber, bei dem wir ein Zim­mer zwecks Woh­nungs­su­che in Ber­lin gemie­tet hat­ten, öff­ne­te uns die Tür: Er war wun­der­schön! Locki­ge gepfleg­te schul­ter­lan­ge Haa­re, leicht geschminkt, andro­gyn schick ange­zo­gen, lila lackier­te Fin­ger­nä­gel und einen Joint in der Hand.… Hach, Ber­lin hat uns vom Start weg gefal­len! 🙂 Er plau­der­te nett, zeig­te uns das Zim­mer, wir leg­ten ab und saßen noch zusam­men, doch lan­ge konn­te er nicht blei­ben, denn um 23.Uhr (!) begann sei­ne Arbeit!!! Unser Erstau­nen wuchs und wuchs… Näm­lich Nacht­schicht in einem Pfle­ge­heim in der Abtei­lung mit den Schwerst­pfle­ge­be­dür­ti­gen, die nur noch bewusst­los dahin vege­tie­ren. Die muss­te er über Moni­to­re beob­ach­ten – dabei kam es auf sei­ne Optik echt nicht an!
    Sicher, heu­te ist Ber­lin vol­ler und lau­ter und für man­che viel­leicht här­ter, aber die­sen Geist der Anders­heit hat es nicht ver­lo­ren, da gehö­ren diver­se Migran­ten­mil­lieus auch lan­ge schon dazu.
    Zudem: Es gibt vie­le ver­schie­de­ne Ber­lins… mit ganz vie­len Parks auch, in denen nichts beson­ders berich­tens­wer­tes pas­siert. (Und sogar im meist skan­da­li­sier­ten Gör­lit­zer Part herrscht in der Regel fried­li­cher Alltag!).

    Antworten
    • Hal­lo Claudia, 

      »natür­lich sind wir (Online-)Freunde«. Das freut mich, denn ich kann mir vor­stel­len, dass es schwie­rig ist. Ich füh­le mich mit mei­ner Bewer­tung der Lage und mei­nem Sin­nes­wan­del nicht rich­tig wohl. Das wider­spricht aller­dings mei­nen hin­zu­ge­won­ne­nen Über­zeu­gun­gen. Aber es gilt in die­sem Fall Hirn vor Herz. 

      Ich bin davon über­zeugt, dass wir so nicht wei­ter­ma­chen dür­fen. Die Atmo­sphä­re, die über dem Land liegt, hat nichts Kon­struk­ti­ves. Sie ist feind­se­lig und bei immer mehr Leu­ten vol­ler Hass gegen die Regie­rung. Viel­leicht ist das anste­ckend? Die Medi­en tra­gen dazu bei, dass die Lage so ist. Sie han­deln (fast alle) unver­ant­wort­lich, weil sie jede Gele­gen­heit nut­zen, irgend­wel­che Feh­ler, Ver­säum­nis­se und sogar Vor­schlä­ge in den Boden treten. 

      Kei­ne Chan­ce für neue Gedan­ken, weil die­se unver­ant­wort­li­chen Damen und Her­ren ihren Auf­la­gen und Klicks hin­ter­her­he­cheln. Auch im WDR, dem immer eine Nähe zu Links und Grün nach­ge­sagt wird, ist täg­lich dabei. Kaum aus­zu­hal­ten. In den letz­ten Tagen hat­te ich das Gefühl, dass sich dort etwas ändert. 

      Man hat auf die hohe Fre­quenz schlech­ter Nach­rich­ten ver­wie­sen und setz­te die­sen ein paar posi­ti­ve Geschich­ten ent­ge­gen. Ich war über­rascht. War­um pas­siert das nicht auch mal. Geze­ter und üble Nach­rich­ten sind bes­ser dazu geeig­net, Auf­merk­sam­keit zu gene­rie­ren. Nichts hält die Leu­te mehr auf dem Kanal als mie­se Nach­rich­ten, fürch­te ich. Ich bin selbst nicht in der Lage, den Talk­shows dau­er­haft zu ent­sa­gen. Dabei wäre das klü­ger und gesünder. 

      Du schwärmst von Ber­lin. Vor der Wie­der­ver­ei­ni­gung war ich regel­mä­ßig dort, weil mei­ne dama­li­ge Fir­ma dort den Haupt­sit­ze hat­te. Da habe ich Ber­lin durch Kol­le­gen von sei­ner tol­len Sei­te ken­nen­ge­lernt. Nach der Wie­der­ver­ei­ni­gung war dort Ende für mich und ich war höchs­tens noch zwei, drei­mal dort. Mir gefällt die­ses Gewim­mel nicht. Ich woll­te nie in die Groß­stadt. Selbst in Köln füh­le ich mich unwohl, obwohl ich mich dort halb­wegs aus­ken­ne. Mein bes­ter Freund ist vor Jahr­zehn­ten dort­hin gezo­gen und will auch nie mehr dort weg. Stadt­men­schen eben. Ich lebe gern auf dem Land. 

      In TV-Berich­ten wird lei­der meis­tens über die nega­ti­ven Sei­ten berich­tet. Ich weiß das. Ande­rer­seits habe ich »Geschich­ten« von Leu­ten gehört, die von Über­fäl­len, Über­grif­fen und so etwas an bestimm­ten Plät­zen (der Haupt­bahn­hof zählt dazu) berich­ten. Mich schreckt das ab. Das mag an man­geln­der Erfah­rung und auch ein wenig am Alter lie­gen. Wir sind vor­sich­ti­ger gewor­den. Dazu tra­gen die Men­gen an schlech­ten Nach­rich­ten bei. 

      Bei uns in Köln gibts auch Plät­ze, die immer wie­der schlim­me Nach­rich­ten pro­du­zie­ren. Wie das dort in Wirk­lich­keit aus­sieht, ver­mag ich nicht zu beur­tei­len. Aber eine Mei­nung habe ich trotz­dem dazu. Viel­leicht ist das ein Bei­spiel, wie bestimm­te Mecha­nis­men auf die Leu­te wirken?

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