Gesellschaft, Kultur

Feminismus, Cancel-Culture und der Status quo unserer Gesellschaft

Über Feminismus, Cancel-Culture und die wachsende Polarisierung in gesellschaftlichen Debatten.

Avatar von Horst Schulte

von Horst Schulte

5 Kommentare

2 Min. Lesezeit

a modern minimalist illustration in a sp 9 Qg9COeT6m OOLYSa4Mpg nvMYMixbQ edOe4UdePK5g

Bin ich ein Feminist? Fühle ich mich der Sache der anderen Hälfte der Weltbevölkerung verbunden? Bemitleide ich die Tatsache, dass viele Männer sich zwar als Feminist fühlen, sich aber nicht trauen, auch dazuzustehen? Was empfindet ein Mensch, wenn er weiß, dass in dieser Gesellschaft fast täglich eine Frau stirbt, weil sie Opfer von Gewalt gegen Frauen wurde? Wie fühlt sich ein Mann, der damit konfrontiert ist und all das nicht fassen kann?

Nun, er liest einige der vielen Artikel und Meinungsäußerungen in den asozialen Medien, nachdem er die zugrundeliegende Debatte halbwegs verfolgt und eingeordnet hat. Dann schweigt er vorzugsweise. Es gibt für uns Männer nichts zu gewinnen.

In Wirklichkeit zeigt sich hier vor allem eins. Cancel-Culture, das ist nicht wie häufig angenommen die Kultur des Mobs. Cancel-Culture ist die Kultur der Mächtigen, die unliebsame Diskussionen vorzeitig beenden möchten. Sonst könnte die Debatte womöglich grundsätzlicher werden und mehr als nur ein Bauernopfer fordern.

[…]

Im Zeitgeist des Jahres 2025 steht der Feminismus längst un­ter Wokeness-Verdacht. Das war nicht immer so. Noch 2021 wurde das erstmalige Bekenntnis der Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Feminismus begeistert aufgenommen.

Quelle

So ein langer Text, nur um deutlich zu machen, dass Culture Cancel ein Instrument der Mächtigen sei. Dabei widerlegen sowohl die Debatte als auch der Text diese Behauptung. Diese Gesellschaft hat wirklich den Status quo, den sie verdient.

Warum nehmen die Diskussionen in den letzten Jahren einen immer härteren und unversöhnlicheren Verlauf und warum fühlt man sich als Mann um die 70 solchen „grundlegenden“, nein ausgrenzenden Debatten kaum mehr gewachsen? Wenn intellektuelle Großkaliber wie Jörg Thadeusz oder Wolfram Eilenberger keine Chance mehr haben, Gehör zu finden, weiß man(n), was die Uhr geschlagen hat.

IMG 2084

Horst Schulte

Herausgeber, Blogger, Amateurfotograf

alleiniger Autor dieses Blogs

Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Ich kann die Leute nicht ändern, aber meinen Blick auf sie.

Artikelinformationen:

Gesellschaft, Kultur

Cancel-Culture, Feminismus

Quelle Featured-Image: a modern minimalist illustration in a sp 9 Qg9COeT...
204 Views
Anzahl Worte im Beitrag: 300

Mehr lesen aus dieser Kategorie

5 Gedanken zu „Feminismus, Cancel-Culture und der Status quo unserer Gesellschaft“

  1. Was ist denn mit Thadeusz und Eilenberger? Inwiefern finden sie kein Gehör? Hab Thadeusz gegoogelt, der hat heute Abend seine übliche Beobachter-Sendung, Eilenberger hatte am 11. seine „Sternstunde Philisophie“.
    Den zitierten Artikel kann ich wg. Zahlschranke nicht lesen, entnehme aber dem Intro, dass es um Mischke ging:
    „Am Ende kam es anders: Thilo Mischke, als er noch Moderator des ARD-Kulturmagazins „ttt – titel, thesen, temperamente“ werden sollte. Die ARD-Programmdirektorin macht die Debattenkultur für den Fall Mischke verantwortlich. Dabei war es die ARD, die sich von Anfang an einer Debatte verweigert hat.“

    Ganz abgesehen von seinen diversen Äußerungen über Frauen und Männer („evolutionsbiologischer Vergewaltigungsdrang“!!!) halte ich ihn für ungeeignet, eine Sendung wie TTT, die vielfach Hochkultur präsentiert, zu moderieren. Das hat wohl auch die TTT-Redaktion so gesehen – und es war nicht X, sondern eine Ankündigung hunderter Kulturschaffender (potenziell Themengeber in TTT), die offenbar zum Umdenken gezwungen hat.
    Ich finde es ehrlich gesagt befremdlich, wenn öffentliche Kritik an Personalentscheidungen des ÖRR (!) als Cancel Culture diffamiert wird. Soll man denn alles hinnehmen, was sich die ARD-Oberen so einfallen lassen, ohne dass die Bedenken der konkret Beteiligten eine Rolle spielen?

    Antworten
  2. Noch was zum Thema entdeckt, als ich grade auf FB war, um dort endgültig zu kündigen:

    „Erneut kommt es zu einer Kontroverse um die ARD, dieses Mal rund um das Stand-up-Special „All You Can Eat“ von Felix Lobrecht am vergangenen Freitagabend.
    Die „Tagesthemen“ sind gerade gesendet, da geht es um zu enge Frauen und zu große Schwänze. Es gibt Lobrechts Comedy nicht ohne Schlampen, Muschis, Fotzen. Alles erlaubt und völlig okay, bitte keine Verbote, findet SZ-Autorin Aurelie von Blazekovic. Aber das im Programm der ARD zu senden, wirft für sie Fragen auf. Schließlich bezahlen Menschen Rundfunkbeitrag in der Annahme, dass damit ein Programm bezahlt wird, das der private Medienmarkt nicht bieten kann.

    Die ganze Rezension der Comedyshow und wie die ARD auf Kritik an einer Gebührenfinanzierung Felix Lobrechts reagiert, lest ihr hier (SZ Plus): https://www.sueddeutsche.de/medien/felix-lobrecht-ard-kritik-all-you-can-eat-li.3181202

    Ich bin wirklich eine Freundin des ÖRR, frage mich aber bei etlichen Sendungen, ob diese wirklich im ÖRR stattfinden müssen. Wozu gibt es die Privaten als „Hort der Freiheit“, wo jeder Schrott, der die niedrigsten Beweggründe bedient, problemlos erscheinen darf?

    Antworten
  3. @ClaudiaBerlin: Ja, niemand hindere andere daran, eine beliebige Person für ungeeignet zu halten und das auch öffentlich zu bekunden. Leider ist es nur so, dass immer häufiger Leute in der Öffentlichkeit danach plötzlich nicht mehr vorkommen. Wie nennt man diese Erscheinungen in diesen verrückten und polarisierenden Zeiten? Sie haben etwas gesagt, was (vor allem) einer gewissen Community im Land nicht passt. Es macht es nicht besser, dass diese Amokläufe gegen die Meinungsfreiheit mal von rechts und mal von links ausgehen. Eine Statistik zur Auswertung dazu kann ich nicht vorlegen. Ich empfinde es allerdings so.

    Was haben Tadäus und Eilenberger verbrochen? Laut Rabe ist das so:

    Der rbb-Moderator Jörg Thadeusz könnte ein Gesprächspartner für sie sein. Er behauptete in einer Kolumne für die „Ber­liner Morgenpost“, die Unterzeichner des offenen Briefs hätten für Mischke ein Berufsverbot gefordert. Das ist falsch: Die Unterzeichner des offenen Briefs hatten lediglich angekündigt, nicht in eine Sendung mit dem Moderator Mischke zu gehen.

    Vielleicht hat Strobl aber auch den fernseherfahrenen Philosophen Wolfram Eilenberger im Sinn. Er bemühte im Deutschlandfunk Kultur sogar einen Holocaustvergleich: Sender würden beim Versuch, die unter Vierzigjährigen zu erreichen, ihre Redaktionen auf „eine Art To­desmarsch schicken“. Außerdem ver­such­te der Bestsellerautor, die Unter­zeich­ner des offenen Briefs zu diskreditieren. Er kenne die meisten nicht, und der Großteil von ihnen käme daher ohnehin nicht einmal in die Nähe einer Einladung zu ttt.

    Quelle

    Antworten
  4. @ClaudiaBerlin: Ich kannte den nicht und habe mir nach deinem Hinweis mal ein paar Sequenzen seiner Auftritte angesehen. Die haben mir für mein Urteil gereicht. Brauch ich überhaupt nicht, solche Leute. Aber – meine Güte – wenns anderen doch Freude macht.

    Selbstverständlich gestehe ich dir zu, dass du dafür auch die Sendeanstalten des ÖRR kritisierst. Ich wünschte auch, dass die Sender ihre Qualitätsmaßstäbe wieder anheben. Wenn nicht gibt es ja genügend Kritiker, die sich mit Vehemenz für die Abschaffung einsetzen.

    Antworten

Hier kommentieren


Hier im Blog werden bei Abgabe von Kommentaren keine IP-Adressen gespeichert! Deine E-Mail-Adresse wird NIE veröffentlicht! Du kannst anonym kommentieren. Dein Name und Deine E-Mail-Adresse müssen nicht eingegeben werden.


Auto
Your Mastodon Instance
Share to...