Unterstelltes Motiv: Held der Pandemie wollte er werden.
Jens Spahn übernahm während der beginnenden Hochphase der Corona-Krise die Maskenbeschaffung im eigenen Ministerium – wohl aus einem Misstrauen gegenüber den üblichen Prozessen heraus. Weder dem Beschaffungsamt der Bundeswehr in Koblenz noch den erfahrenen Fachabteilungen des Hauses traute er zu, schnell und effektiv zu handeln. In der Not sei Tempo gefragt, so sein Argument – auch wenn der Preis hoch sei. Sehr hoch, wie sich zeigen sollte.
Das Misstrauen gegenüber dem Beschaffungsamt in Koblenz kann ich nachvollziehen.
Misstrauen als Regierungsmethode
Spahns Begründung wirkte in der pandemischen Ausnahmelage nachvollziehbar: Die etablierten Verfahren seien zu träge, bürokratisch, ineffizient. Man habe schließlich Leben retten müssen. Der Satz, der aus dieser Zeit hängen geblieben ist, lautet:
„Wenn das Angebot von jemand kommt, den man kennt und einschätzen kann, funktioniert es besser.“
Doch Vertrauen unter Umgehung aller Kontrollinstanzen ist ein gefährliches Spiel – besonders, wenn Milliarden fließen. Genau das passierte: Sein Ministerium organisierte ein sogenanntes Open‑House‑Verfahren, das jedem Anbieter Maskenkäufe zu einem festen Preis zusagte. Ohne Ausschreibung. Ohne klare Mengenbegrenzung. Ohne Strategie.
Eskalation in Zahlen
Am Ende standen über 11 Milliarden Euro an Bestellungen im Raum – davon etwa 7 Milliarden Euro zu viel. Rund die Hälfte aller gelieferten Masken wurde vernichtet. Nicht aus Qualitätsgründen – sondern weil sie schlicht nie gebraucht wurden.
Es wurden mehr als 22-mal so viele Masken bestellt, wie notwendig gewesen wären. Statt Krisenmanagement entstand eine Beschaffungsorgie – gesteuert aus einem Ministerium, das Fachleute ignorierte und zentrale Logistikfunktionen kurzerhand selbst übernahm.
Der Preis der politischen Hybris
Noch heute laufen etliche Gerichtsverfahren. Der Bundesrechnungshof sprach von mangelnder Kontrolle, Medien von einem beispiellosen Fall staatlichen Missmanagements. Die öffentliche Empörung ist nicht verklungen – zu frisch sind die Wunden.
War es politische Überforderung? Ein überzogener Ehrgeiz? Schlechte Kommunikation? Vielleicht alles zusammen. Fest steht: Jens Spahn verspielte mit dieser Strategie nicht nur Milliarden an Steuergeld, sondern auch seine politische Zukunft. Auf Nachsicht darf er kaum hoffen.
Denn was bleibt, ist nicht das Bild eines pragmatischen Machers in Krisenzeiten, sondern das eines Ministers, der Verantwortung zu stark auf sich zog und damit alles überforderte, was eigentlich kontrollierend wirken sollte.
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