Flächenversiegelung u.a. für mehr Wohnraum? 500.000 m² pro Tag allein in Deutschland.

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von Horst Schulte

Lesezeit: 3 Min.

Es sind vie­le und kost­spie­li­ge Maßnahmen ein­zu­lei­ten, um Flutkatastrophen und ande­ren Naturereignissen, die Deutschland heim­su­chen, vor­zu­beu­gen. Wem die Bilder der Zerstörung nicht aus dem Kopf gehen, muss kon­se­quent sein und darf sich einem neu­en Denken nicht ver­schlie­ßen. Die Wissenschaft muss gehört und ihre Empfehlungen müs­sen befolgt werden.

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Frau Professor Dr. Lamia Messari-Becker von der Uni Siegen und spe­zia­li­siert auf Gebäudetechnologie und Bauphysik kommt in einem Tagesthemenbeitrag zu Wort (Interview ab Min. 16.28). Sie war zuletzt auch in min­des­tens zwei Sendungen bei «Markus Lanz». Hoffentlich hören die Verantwortlichen in Berlin genau hin. Schließlich ist Frau Prof. Messari-Becker Mitglied des Sachverständigenrates der Bundesregierung. 

Die Fläche als nicht ver­mehr­ba­re Ressource spielt u.a. eine Rolle. Besonders rele­vant ist dabei, dass jeden Tag Flächen in der Größenordnung von 50 Hektar (500.000 m²) zuge­baut wer­den. Die Flächenverbrauchsreduktionsziele sind gesetzt, wer­den jedoch nicht koor­di­niert. Der Ball liegt hier vor allem bei unse­ren Kommunen. Und die möch­ten nicht nur, dass unser Leben vor Naturkatastrophen geschützt wird, son­dern dass es auch bezahl­ba­ren Wohnraum gibt. 

Die Frage, die ich mir in die­sem Zusammenhang gestellt habe, ist, wel­che Auswirkung die unbe­streit­bar drin­gend erfor­der­li­chen Klimaanpassungsmaßnahmen im Hinblick auf die Entwicklung unse­res Wohnungsmarktes (Stadt- und Land) haben. 

Wollen wir unse­ren Flächenverbrauch redu­zie­ren und damit not­wen­di­ge Schutzmaßnahmen vor den Auswirkungen des Klimawandels schaf­fen oder hat bezahl­ba­rer Wohnraum Priorität? 

Gott sei Dank muss man nicht lan­ge über­le­gen, wel­che poli­ti­schen Optionen es gibt. 

Union, FDP und AfD wol­len neu­en Wohnraum schaf­fen und ver­bit­ten sich Dr. Anton Hofreiters Überlegungen zum Thema. Die Gegner der Grünen haben mit ver­leum­de­ri­schen Mitteln ver­mut­lich sogar gepunk­tet. Dabei hat Hofreiter recht, wenn er die­sen Denkanstoß an uns alle wei­ter­gibt. Er hat ein Thema ange­spro­chen, das nur weni­ge Monate durch die Flutkatastrophe alle erreicht haben sollte. 

Was bedeu­tet das aber nun für den Wohnungsmarkt? Eigentlich kann das nur hei­ßen, Grüne, SPD und Linke wäh­len. Denn die­se Parteien kön­nen den vom Verfassungsgericht als unrecht­mä­ßig zurück­ge­wie­se­nen Berliner Mietendeckel auf Bundesebene durch­bo­xen. Dass er nach Meinung des Verfassungsgerichtes nicht auf regio­na­ler, son­dern nur auf Bundesebene gel­ten kön­ne, eröff­net nach einem Wahlsieg die­se Möglichkeit. Mehr Wohnraum (Fläche) wer­den wir dann ver­mut­lich trotz­dem benö­ti­gen. Allerdings nicht in dem Umfang, den wir aus heu­ti­ger Sicht ohne Mietendeckel gebrau­chen würden. 

Das Beispiel gibt einen klei­nen Einblick in die hohe Komplexität der Aufgaben, die vor uns lie­gen. Wollen wir uns vor den Auswirkungen des unauf­halt­sam wir­ken­den men­schen­ge­mach­ten Klimawandels schüt­zen? Wir müss­ten somit kon­se­quen­ter­wei­se die Interessen der Bauindustrie und weni­ger Kapitaleigner aber auch die klei­ne­ren Immobilienanbieter und Vermieter zurück­wei­sen. Die Option die ver­schie­de­nen Aspekte wei­ter zu igno­rie­ren, das müss­te allen klar gewor­den sein, ist nicht vorhanden.

In den letz­ten Tagen hat­te jemand bei Twitter geschrie­ben, dass die welt­wei­ten Verheerungen uns dazu zwin­gen könn­ten, das kapi­ta­lis­ti­sche System grund­le­gend infra­ge zu stel­len. Es gab Reaktionen von kon­ser­va­ti­ver Seite, die so vor­her­seh­bar waren und doch so blöd.

Heute hat die SZ dazu einen Beitrag von gros­ser Brisanz ver­öf­fent­licht, der hof­fen lässt, dass sich lang­sam was ent­wi­ckelt. Macht Mut!

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/einfamilienhaus-wohnungsbau-klimawandel‑1.5376804


Horst Schulte

Herausgeber, Blogger, Amateurfotograf

Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe auf dem Land.

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Artikelinformationen

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21 Gedanken zu „Flächenversiegelung u.a. für mehr Wohnraum? 500.000 m² pro Tag allein in Deutschland.“

  1. Aufm Land
    Biste en grosser
    Wenn die speis­ma­schin läuft
    Und die dre­cki­ga wiesn pla­niert is

  2. Zwei Gedanken dazu, zu denen man womög­lich mehr recher­chie­ren müsste:

    Ich glau­be nicht, dass wir so etwas wie Wohnungsnot haben. Es wer­den, soweit ich kurz nach­ge­le­sen habe, pro Jahr erheb­lich mehr Wohnungen (mehr als dop­pelt so vie­le) gebaut als wir Bevölkerungswachstum haben. Zudem altert unse­re Gesellschaft kon­ti­nu­ier­lich, das Wachstum an jun­gen Menschen ist also noch gerin­ger als das Bevölkerungswachstum.
    Es han­delt sich also, sofern mei­ne Überlegung zutrifft, eher um ein Verteilungs- denn ein Bestandsproblem. D.h. die Wohnungen sind für Umzugswillige ent­we­der nicht dort, wo sie gesucht wer­den oder sie sind dort nicht leistbar.
    Andererseits gibt es natür­lich das bekann­te Problem, dass Menschen, die sich zu Familiengründung ent­schlie­ßen, kei­ne leist­ba­ren Wohnungen in den Zielorten fin­den, meist in den Großstädten. Wollte man die­ses Wohnkostenproblem über Marktmechanismen sich selbst regu­lie­ren las­sen, müss­te ein gehö­ri­ger Überbestand an Wohnungen geschaf­fen wer­den, die man­gels Interessenten unver­miet­bar blei­ben. Andernfalls sinkt das Mietenniveau näm­lich nicht.

    Wer soll die­se Wohnungen bau­en, und wo? Neue Hochhaus-Satellitenvorstädte an den Großstadrändern? Die sozia­len Probleme, die das nach sich zieht, ken­nen wir zu Genüge. Und die­se sind sys­te­misch begrün­det, nicht von Einzelfallbedingungen abhängig.

    Bleiben die Umlandregionen um die Ballungszentren. 

    Allerdings ist es kei­ne ein­fa­che Rechenaufgabe, den Flächenbedarf an Bauland für Einfamilienhäuser eben mal z.B. zu vier­teln, indem man nur noch min­des­tens Vierfamilienhäuser zulässt. Denn nur ein Teil der Bau- oder Kaufwilligen wird eine Eigentumswohnung in einem Vierfamilienhaus als Alternative gegen­über einem Einfamilienhaus sehen. Ich schät­ze, vie­le wür­den sich dann sagen: Wenn ich nicht unser eige­nes Haus bauen/​kaufen kann, dann blei­be ich eben Mieter.
    Weitgehender Verzicht auf Einfamilienhäuser bedeu­te­te übri­gens auch eine grund­le­gen­de Veränderung der Besitzstrukturen gera­de in klein­kom­mu­na­len Umgebungen zuguns­ten von Baugesellschaften gegen­über ein­zel­nen pri­va­ten Hausbesitzern. Wie sich das aus­wir­ken wür­de, kann man jetzt fabu­lie­ren… ich weiß es nicht.

    All das lässt sich eigent­lich nur in einem grö­ße­ren Rahmen der Art der Frage ver­han­deln, wie wir in Zukunft als Gesellschaft leben wol­len. Um dann breit ange­legt die Wege aus­zu­tüf­teln, wie wir dort­hin gelan­gen kön­nen. Leider sehe ich aber unse­re Politik außer­stan­de und auch gar nicht wil­lens, die­se Diskussion zu füh­ren – die sicher län­ger benö­ti­gen wür­de als eine Legislaturperiode.

  3. Ich bin bei «Mietendeckeln» nicht so recht sicher, ob ich sie für sinn­voll hal­te. Ich bin da manch­mal durch­aus auf FDP-Linie, wenn ich staat­li­che Preisdiktate oder Preisober- bzw. ‑unter­gren­zen für kei­ne über­zeu­gen­den Maßnahmen halte.

    Bei uns sind gene­rell die Kosten fürs Wohnen ein­schließ­lich des Bauens aus dem Ruder gelau­fen. Ich habe aller­dings auch kei­ne wirk­li­che Vorstellung, wie wir das wie­der ein­fan­gen und auf ein sozi­al­ver­träg­li­ches Maß zurück­füh­ren kön­nen. Alles, was im Moment getan oder gefor­dert wird, ist am Ende bloß Flickschusterei an einer ins­ge­samt kran­ken Situation.

  4. Aus unse­rer heu­ti­gen Tageszeitung:

    … für die neu­en 22 städ­ti­schen Parzellen … hat die Stadtverwaltung meh­re­re hun­dert Bewerbungen auszuwerten.

    Da sieht man, dass die Nachfrage nach Bauplätzen ziem­lich hoch ist. Das muss man den Menschen erst mal bei­brin­gen, dass sie auf ihr gelieb­tes Eigenheim ver­zich­ten sollten.

    PS: Die Bauplätze sind in Groß-Umstadt. Das liegt süd­lich von Frankfurt.

  5. Grundstücke, Häuser und Wohnungen sind auch belieb­te Anlage- und Spekulationsobjekte. Da könn­te man schon viel mit ein paar klei­nen Regulierungen bewir­ken. Das wird in Zeiten von Negativzinsen natür­lich nicht passieren.

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