Trump-Verteidiger im Presseclub

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Wenn ein US-Korrespondent in deutschen Talkshows auftaucht und – anders als der Großteil unserer Medienlandschaft – überraschend viel Positives über die Donald Trump-Administration sagt, wirkt das zunächst befremdlich. Auf mich jedenfalls!

Genau dies tut der US-Journalist Erik Kirschbaum. Er verteidigt Trump nicht in allen Punkten, aber er rückt die grundsätzliche Funktionsfähigkeit der amerikanischen Demokratie ins Rampenlicht – und damit stellt er sich gegen die gängigen Erzählungen hierzulande. Insofern lohnt es sich, nicht nur Trumps Administration unter die Lupe zu nehmen, sondern auch Kirschbaums Haltung: Was steckt hinter seinem „einsamen Ruf im Wald“, welchen Eindruck vermittelt er – und welche Diskrepanz offenbart sich zwischen amerikanischer Praxis und deutscher Wahrnehmung?

„Idiotien“ der Trump-Administration

  1. Der stetige Angriff auf demokratische Normen Trump griff wiederholt die Unabhängigkeit der Justiz an, stellte Wahlbetrug ohne stichhaltige Belege dar und verweigerte klassische Präsidial-Zurückhaltung. Beispielhaft: Der Versuch, Wahlzentren unter Druck zu setzen, oder die Forderung nach politischer Einflussnahme auf Ermittlungen. (Diese Muster sind vielfach dokumentiert.)
  2. Der Umgang mit Migranten und Abschottungspolitik Die Mauer zur Südgrenze, die Trennung von Kindern von ihren Familien beim Grenzübertritt, das „Remain in Mexico“-Programm – all dies sind Maßnahmen, die grundlegende Menschenrechte und humanitäre Standards in Frage stellten.
  3. Militärische Symbolpolitik gegen innen-politische Gegner Das Entsenden der Nationalgarde in demokratisch regierte Städte im Kontext von Protesten ist kein neutrales Verwaltungsinstrument, sondern signalisiert Gewaltbereitschaft gegenüber Teilen der eigenen Bevölkerung. Dies wirft die Frage auf: Wer schützt die Demokratie vor innen-politischen Gefährdungen?
  4. Narzisstisches Führungsmodell mit Erosion von Wahrheit Trump zeigte ein Muster von Selbstinszenierung, Feindbildern gegen Medien („Fake News“), und einer Nichtachtung faktischer Korrekturen. Wenn Tatsachenchecks weder Wirkung noch Rückzug erzeugen, verliert die Öffentlichkeit ihre Orientierung. Die Konsequenzen: Vertrauensverlust, Polarisierung, Delegitimierung unabhängiger Institutionen.
  5. Verschränkung von Geschäft, Politik und persönlicher Bereicherung Obwohl manche Aspekte diskutiert sind, bleibt festzuhalten: Die Grenzziehung zwischen Amt und eigenem Unternehmen blieb diffus. Eigeninteressen wurden nicht glaubhaft ausgeschaltet, was Fragen nach Korruption und Interessenkonflikten aufwirft.
  6. Internationale Isolation und Diskontinuität Der Rückzug aus internationalen Verträgen (z. B. Paris Klimaabkommen, Iran-Atomdeal) und anschließende sprunghafte Außenpolitik erzeugten Instabilität. Ebenso wirken viele Entscheidungen wie Ad-hoc-Aktionen ohne strategische Tiefe.

Diese Liste könnte sogar verlängert werden.

Wer ist Erik Kirschbaum – und warum weicht seine Haltung so krass vom vorherrschenden Bild über Trump und die US-Demokratie ab

  • Erik Kirschbaum (*1960, New York) ist ein US-amerikanischer Journalist und Auslandskorrespondent. 
  • Er studierte Deutsch und Geschichte, arbeitete u. a. für Reuters in Europa, lebt heute in Deutschland und berichtet über US-Themen für ein deutsch-amerikanisches Publikum. 
  • Auffällig: In einem Artikel sagte er über Trump: „Ich weiß, in Deutschland hört man das nicht gern, dass Trump Positives bewirken kann.“ 
  • Er weist zugleich auf die massive Medien- und PR-Maschinerie hin, die Desinformation und Einflussnahme betreibt. 

Warum diese Rolle?

  • Kirschbaum sieht die amerikanische Demokratie-Maschinerie robuster, als viele europäische Beobachter glauben, und möchte dieser Wahrnehmung entgegenwirken.
  • Er möchte Differenzierung: Ja, Trump hat viele Fehlleistungen – aber eben nicht implizit das vollständige Ende der Demokratie.
  • Vielleicht ist er irritiert vom deutschen Medienton, der sich teils monolithisch kritisch zeigt und wenig Raum für Nuancen bietet.

Das heißt nicht, dass Kirschbaum alle Aktionen gutheißt. Aber seine Haltung ergibt ein Spannungsfeld: Er verteidigt nicht blind, sondern betont Widerstandskraft – während viele europäische Debatten den Zerfall bereits konstatieren.

Reflexion: Widersprüche & meine Position

  • Einerseits kann man Kirschbaum dankbar sein für seinen nuancierten Blick. Es entlastet nicht, aber macht ehrlicher.
  • Andererseits – mich befremdet seine Haltung: Wenn jemand in einer medialen Umgebung fast singular gegen den Strom schwimmt – wie wir ihn u.a. im „Presseclub“ sahen – besteht die Gefahr, dass er entweder wichtige Kritik übergeht oder aus einem Reflex heraus konträr agiert.
  • Für mich liegt sein Schwerpunkt auf dem Land, nicht auf der aktuellen Regierung: Kirschbaum verteidigt die Institutionen eher als die Person Trump; er setzt auf strukturelle Resilienz. In deutschen Diskussionen wird oft die Person überbetont – Narzissmus, Charisma, Grenzüberschreitung. Beide Sichtweisen sind nötig, keine allein genügt.
  • Ich finde, wir dürfen die Defizite nicht verharmlosen. Aber wir dürfen uns auch nicht in einer Opferrolle mit unserer eigenen Demokratie wähnen, die etwa machtlos wäre. Kirschbaums Blick erinnert daran: Demokratische Systeme sind unvollkommen, aber stark.

Wenn wir ein Bild wählen: Trump ist wie ein Sturm, der über die amerikanische Demokratie fegte – mit Zerstörung und Umwälzung. Kirschbaum erinnert daran: Unter dem Sturm steht noch das Fundament. Aber – und das ist wichtig – das Fundament trägt nicht automatisch: Der Sturm könnte das Fundament auch irreversibel schädigen. Unsere Aufgabe hier in Europa ist nicht das einfache Urteil, sondern Hinhören und Hinsehen: Welche Grundpfeiler sind gefährdet? Welche werden verteidigt? Und mit welcher Haltung gehen wir damit um?

Eins ist allerdings sicher, und das hat Kirschbaum in seiner nicht nur diplomatischen Art nicht einmal selbst gesagt: Wir (Deutsche) sollten uns mehr um unser Land kümmern und die Probleme sehen, die nur von uns selbst gelöst werden können. Dazu zählt, dass wir endlich die Verantwortung für unsere eigene Verteidigungsstärke übernehmen. Das sehe ich immer noch nicht als gegeben.


Horst Schulte

Herausgeber, Blogger, Amateurfotograf

Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe auf dem Land.

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