Mir wäre es egal, wenn Amerika nicht weiterhin die Führungsmacht auf der Welt wäre. Nicht wegen hoher moralischer Ansprüche, sondern ausschließlich deshalb, weil diesen Leuten die mächtigste Armee der Welt zur Verfügung steht. Kein Land auf der Erde trägt die Verantwortung für so viele militärische Konflikte. Mir gefällt das nicht. Aber mir ist bewusst, dass wir andererseits von dieser Präsenz der Amerikaner sehr profitiert haben. Insofern habe ich Verständnis für die Quengelei der Amerikaner (nicht nur Trump und Obama haben die zu geringen Rüstungsausgaben von Nato-Partnerstaaten kritisiert).
Wie können wir Deutsche uns herausnehmen, so viel Kritik an einem gewählten Präsidenten zu üben?
Das halte ich ehrlich gesagt für eine alberne Frage. Es klingt ein bisschen wie: „Das wird man doch noch sagen dürfen“. Das wurde ständig behauptet, obwohl die öffentliche Debatte über die fraglichen Themen längst offensiv und lautstark geführt wurden. Das passt dazu, wenn ständig wiederholt wird, wie schlecht und einseitig wir in Deutschland informiert werden. Wenn man im Besitz der alleinigen Wahrheit ist, mag es schwer fallen, eine andere Sicht auf die Dinge anzuerkennen. Mir fällt das auch nicht immer leicht. Aber wir können uns doch nicht ernsthaft unentwegt den Wissenshintergrund für die gegenseitige Argumentation absprechen! Das heißt nicht, dass jeder natürlich auch mal falsch liegen kann.
Wenn es danach ginge, dürften wir vermutlich über keinen Politiker (ausländische, die ja von anderen gewählt worden sind!) mehr irgendwas Negatives sagen, wenn er aus der Sicht gewisser Leute, die richtigen Dinge tut (wie z.B. den Muslim Ban). Sogar in den Medien wurde behauptet, dass das Trump-Bashing vor allem in Deutschland extrem stark wäre. Aber genau darüber gibt es auch gegenteilige Meinungen.
Um die Frage nicht im Raum stehen zu lassen: Ich hätte Clinton gewählt. Ganz klar, ganz selbstverständlich. Einen Trottel wie Trump zum Mächtigsten Mann der Welt zu machen, wäre mir nicht eingefallen. Und jetzt sagen Sie bitte nicht wieder, ich wäre schlecht oder falsch informiert. Ich erlaube mir hin und wieder ausländische Medien zu lesen. Darunter auf die Washington Post und die NYT. Aber mit Sicherheit werden Sie gegen beide Blätter Ihre bekannten Vorurteile parat haben. Ja, es sind linke Zeitungen. Ich lege meine Entscheidungsfindung nicht in die Hände irgendwelcher Rechtspublikationen wie Breitbart oder das Fox-Imperium.
Was sagt die NZZ? Die Verhalten sich gemäß dem Status des Landes neutral?. Ich finde, das geht auch gar nicht. Der Mann ist … indiskutabel.
Ich finde nicht, dass die Ablehnung von Trump ausschließlich aus Deutschland kommt. Insofern glaube ich eben doch, dass manche Sichtweisen aus Europa und der Welt sogar in den USA ankommen werden.
Vermutlich kennen Sie den Hersch – Artikel in der letzten „Welt am Sonntag“:
Zitat SEYMOUR M. HERSH: Die nationalen Sicherheitsberater wussten um ihr Dilemma: Trump wollte auf diesen syrischen Affront gegen die Menschlichkeit antworten. Er wollte auf keinen Fall davon abgebracht werden. Sie hatten es mit einem Mann zu tun, den sie weder für unfreundlich noch für dumm hielten, aber wenn es um Entscheidungen für die nationale Sicherheit ging, war sein Horizont ausgesprochen beschränkt. „Jeder, der ihm nahesteht, weiß um seine Neigung zu überstürztem Handeln, wenn er die Tatsachen nicht kennt,“ sagte der Sicherheitsberater. „Er liest nichts und hat kaum Geschichtskenntnisse. Er verlangt mündliche Briefings und Fotos. Er ist ein Hasardeur. Die Konsequenzen von Fehlentscheidungen in der Wirtschaftswelt kann er akzeptieren, er verliert einfach nur Geld. Aber in unserer Welt sterben Menschen, und es führt zu langfristigen Schäden für unsere nationale Sicherheit, wenn er sich irrt. Ihm wurde gesagt, dass wir keine Beweise für einen syrischen Einsatz von Chemiewaffen hätten, und trotzdem sagte Trump: ‚Tut es.‘“
Nun ist mir nicht klar, in welche Schublade Sie Herrn Hersh stecken werden, weil er sich schließlich erlaubt, diesen Kerl im Weißen Haus als Hasardeur zu bezeichnen.
Wie uns die Amerikaner sehen, ist mir ehrlich gesagt ganz egal. Die Reaktionen der Trump-Wähler auf seine Politik sind so bizarr, dass ich mich frage, wie das möglich ist. Und dann lese ich Ihre Zeilen. Eine Erklärung dafür liefern sie nicht.
Wissen Sie, ich spreche kein Englisch. Aber was »…NATO was obsolete..« bedeutet, war mir – ob Sie mir das abnehmen möchten oder nicht – völlig klar. Und es stimmt auch nicht, dass alle Medien für die aus Ihrer Sicht anstehende Fehlinterpretation gesorgt haben. Sie übertreiben wie mit Ihrer Aussage, dass wir von unseren Medien permanent belogen würden.
Das deutsche Publikum schluckt kritik- und widerspruchslos Alles.
Schätze, dieses Feeling ist stark von den momentanen Umfragewerten in Deutschland geprägt. Wählerbeschimpfung hat noch selten was gebracht, Frau Friedrich. Meine Kritik an den Trump-Wählern ist insofern von anderer Qualität, als die im Ausland leben 🙂
Obama war ein feiner Herr. Solche Aussagen werden Sie kaum aushalten, glaube ich. Aber ich traure ihm wirklich nach. Sie mögen ja teilweise Recht haben mit Ihren Vorhaltungen gegen ihn. Aber was Trump macht, was er sagt und wie er sich gebärdet ekelt mich einfach an. Und eine große Rede, da haben Sie wirklich Recht, habe ich bisher noch nicht von ihm gehört. Aber ich sagte ja, dass ich kein Englisch spreche. Ein Glück.
Oberflächlich kenne ich die kontroversen Sichtweisen auch deutscher Wissenschaftler zum Thema menschengemachter Klimaerwärmung. Meine Schlussfolgerung sind, wie die vieler anderer Menschen auch, andere als die, die Sie ziehen. Die Amis wollen weiter Kohle verfeuern und Stahl produzieren, weil sie damit neue Arbeitsplätze schaffen? Dann mal zu.
Trump hält sich für den Menschen, der die Zukunft der Vereinigten Staaten in den Händen hält. Good luck.
Sie geigen mir Ihre Meinung. Das ist gut. Aber ich bin nicht so leicht zu überzeugen. Fragen Sie meinen Schwager.