Die EU rüs­tet mas­siv auf. Auch Kri­tik wächst: Ist die Mil­li­ar­den­ver­schul­dung gerecht­fer­tigt? Deutsch­lands Schul­den­brem­se – ein Anachronismus?

Wenn Jan van Aken, »Die Lin­ke«, in jeder Talk­show vor­rech­net, wie sinn­frei die Auf­rüs­tungs­maß­nah­men der EU und Deutsch­lands sind, stei­gen Zwei­fel am Aktio­nis­mus der Ver­ant­wort­li­chen auf. Die EU-Län­der geben pro Jahr ca. 430 Mrd. EUR für Rüs­tung aus, die Rus­sen hin­ge­gen nur 300 Mrd. EUR, und zwar kauf­kraft­be­rei­nigt, wie er stets hin­zu­fügt. Dass es Gegen­ar­gu­men­te gegen die­se ein­fa­che Betrach­tung gibt und wie die­se lau­ten, ist schon klar. Anders­wo mein­te jemand, es sei irri­tie­rend, dass vie­le über­zeugt sei­en, die EU mit über 450 Mio. Ein­woh­nern wäre auf eine Nati­on mit einer Bevöl­ke­rung von ca. 340 Mio. ange­wie­sen, um sich gegen ein (wirt­schaft­lich zumin­dest auf dem Papier weit­ge­hend iso­lier­tes) Land mit ca. 140 Mio. Men­schen zu verteidigen.

Dass wir in Deutsch­land momen­tan auf Aktio­nis­mus ste­hen, mag der geschei­ter­ten Ampel geschul­det sein. Da beweg­te sich zu lan­ge gar nichts mehr und zeit­gleich sahen wir der Demon­ta­ge (zum Teil der Eigen­de­mon­ta­ge) zu. Der Traum vom siche­ren Leben in Frie­den und Wohl­stand zer­brö­sel­te vor unse­ren Augen. Wenn wir ehr­lich sind: Es gibt kaum ein Volk auf die­ser Welt, das sich und alle Errun­gen­schaf­ten so erfolg­reich zer­re­den kann wie wir. 

So man­chem schla­ckern die Ohren vor Über­ra­schung, haben sie doch noch die Wor­te von CDU-Chef Fried­rich Merz wäh­rend des Wahl­kampfs im Kopf: „Wir dür­fen unse­ren Kin­dern nicht immer mehr Schul­den hin­ter­las­sen.” Merz führt noch nicht mal rich­ti­ge Koali­ti­ons­ver­hand­lun­gen, geschwei­ge denn ist er zum Kanz­ler gewählt wor­den. Aber er bricht schon eines sei­ner Wahl­kampf­ver­spre­chen. In nor­ma­len Zei­ten hät­te er gleich ein­pa­cken kön­nen. … Dass die Jun­ge Uni­on bereits gegen die neue schul­den­fi­nan­zier­te Frei­wil­lig­keit auf­be­gehrt, wird Merz ver­schmer­zen – mit dem Hin­weis: bes­ser eine Zukunft auf Pump als womög­lich gar kei­ne mehr.

Der Stan­dard

Ich hat­te das Gefühl, die Deut­schen wären fast kurz dank­bar dafür gewe­sen, dass sich im Land etwas bewegt. So viel Geld (wha­te­ver it takes) für Mili­tär und (Wow!) ohne Begren­zung nach oben. Das muss den Rus­sen beein­dru­cken. Dazu noch ein Son­der­ver­mö­gen von 500 Mrd. für unser kaput­tes, von «den Migran­ten und Bür­ger­geld­emp­fän­gern so gebeu­tel­tes Land» mit sei­nen rui­nier­ten Schu­len, Stra­ßen, Kitas und was über­haupt sonst noch alles dys­funk­tio­nal ist. Das ist mal eine Ansa­ge. Das geht in die Billionen. 

Aber es regt sich längst Wider­stand. Wir befän­den uns ja nicht in Deutsch­land, wenn sich nicht gleich wie­der wach­sen­de Hee­re von Mei­nungs­ma­chern auf­bau­ten, die all die red­li­chen und unred­li­chen Bemü­hun­gen einer neu­en Mit­te-Links-Regie­rung in den nie­ders­ten Tönen bru­tal im Namen der Nach­hal­tig­keit ver­dam­men würden. 

In einer poli­ti­schen Kul­tur, die durch Vor­sicht und Zurück­hal­tung geprägt ist, mar­kiert Merz” Ver­such, gesetz­li­che Beschrän­kun­gen der Staats­ver­schul­dung zu umge­hen, einen grund­le­gen­den Wan­del. … Der ehe­ma­li­ge Invest­ment­ban­ker war wäh­rend sei­ner gesam­ten beruf­li­chen Lauf­bahn ein Defi­zit-Geg­ner und Wirt­schafts­li­be­ra­ler. Es ist eine Iro­nie des Schick­sals, dass es aus­ge­rech­net ihm zufällt, die Schul­de­n­a­ver­si­on zu hin­ter­fra­gen, die es Deutsch­land schwer gemacht hat, auf neue geo­po­li­ti­sche Rea­li­tä­ten zu reagie­ren. Man soll­te dem CDU-Vor­sit­zen­den jedoch gra­tu­lie­ren, dass er den poli­ti­schen Mut auf­brach­te, die Zei­chen der Zeit zu erkennen.

The Guar­di­an

Was habe ich denn gedacht? Im Sep­tem­ber /​Okto­ber letz­ten Jah­res habe ich hier geschrie­ben, dass eine der ers­ten Maß­nah­men der neu­en Merz-Regie­rung sein wer­de, die Schul­den­brem­se zu refor­mie­ren. Schön! Ich hat­te recht. Wie sonst soll­te die­ser Staat, so ganz ohne Geld auch zu machen sein? Inso­fern ist die­ses Gere­de, sind all die­se Vor­wür­fe an die nicht ein­mal geschlos­se­ne Klei­Ko so sinn­los wie die­ses stän­di­ge Gere­de dar­über, dass wir alle­samt den Bach hin­un­ter­ge­hen werden. 

Bis zum Beweis des Gegen­tei­les möch­te ich dar­an glau­ben, dass die Regie­run­gen der EU (Orban und die­ser Slo­wa­ke ein­mal aus­ge­nom­men) schon das Rich­ti­ge machen. Schließ­lich ist die EU nicht die Sowjet-Uni­on, die 1989 von der NATO buch­stäb­lich tot gerüs­tet wur­de. Wir benö­ti­gen aller­dings die­se star­ke Wirt­schaft. Davon reden alle und auf die­ser scheint in unse­ren Brei­ten­gra­den nun ein­mal alles zu beruhen. 

Dane­ben gibts noch das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt. Hof­fent­lich trägt es die Ent­schei­dung der mut­maß­lich neu­en Regie­rung. Ich habe Zwei­fel. Auch, wenn ich an den laut Uni­on nicht ver­fas­sungs­mä­ßi­gen Haus­halt der Ampel den­ke. Wir erin­nern uns, dass die 60 Mrd. EUR, um die es damals ging, plötz­lich fehl­ten. Die Ent­schei­dung mar­kier­te das Ende der Ampel. Die Uni­on jubel­te damals.

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Kategorie: Politik

Schlagworte: Schuldenbremse

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9 Gedanken zu „Wenn sich sogar in Deutschland »alles« bewegt“

  1. Juri Nello 470 9. März 2025 um 08:18

    Das ers­te, womit die neue Gro­ko 4711 glänzt, ist also eine Wie­der­be­le­bung der Kriegs­kre­di­te von 1914. Selbst der SPD ist das einen kri­ti­schen Text in ihrem Neu­en-Hei­mat-Blog werr, natür­lich aber zur Situa­ti­on 1914.

    Und immer ganz fes­te glau­ben, dass der Ivan und ande­re Aggres­so­ren war­ten wer­den, bis die Auf­rüs­tung 2040 abge­schlos­sen ist, weil dann der Krieg ja erst rich­tig Spass macht.
    Ganz wich­tig: Schnell noch ein aktu­el­les MG bestel­len. Das kann um die Ecke schie­ßen und ver­hin­dert zuver­läs­sig, dass Vic­tor aus dem Kel­ler hoch­kom­men kann.

    Was wur zudem brau­chen, sind Gene­ral­am­nes­tien für Streu­mu­ni­ti­on und Co. Ich bin mir sicher, da ist was in Arbeit.

    Schö­nen Sieg noch!

  2. _Su 10. März 2025 um 07:23

    Da kön­nen «wir» nur hof­fen, dass Russ­land vor­erst (bes­ser nie) D angreift.

  3. Juri Nello 470 10. März 2025 um 07:24

    Es könn­te ja auch sein, dass das gar nicht das Ziel ist?!

    Die Fra­ge ust doch, wer könn­te am Ehes­ten finan­zi­el­le Inter­es­sen an einem Deso­la­ten Euro­pa haben. Klei­ner Tipp: Die Rus­sen sind es nicht.

    Eine Schul­den­brem­se ist Sxm­bol­po­li­tik für Voll­pfos­ten. Nicht mal Unter­neh­men haben sowas in ihren Leit­li­ni­en. Wenn das so ein gro­ßer Wurf wäre, hät­ten ande­re Regie­run­gen, die oft klü­ger besetzt waren, die schon vor­her umgesetzt.
    Ein Staat muss nun mal Fek­der beackern, die nicht so pro­fi­ta­bel sind, erst techt, wenn er sich Sozi­al­staat schimpft. Ansons­ten kann nan das mit dem Staat auch las­sen. Dann muss sich der Bür­ger halt um sich selbst küm­mern und um die Ande­ren. Dann gibt’s aber auch kei­ne Steu­ern und kei­ne Rund­funk­pau­scha­le mehr.

  4. Stim­me dir voll zu! Die­ses stän­di­ge Gejam­me­re und Schlecht­re­den geht mir schon lan­ge auf die Ner­ven! Ich hof­fe, Merz schafft es, die 2 Mega-Vor­ha­ben durch­zu­krie­gen – was wäre denn die Alter­na­ti­ve? Infra­struk­tur wei­ter ver­kom­men las­sen, Sozi­al­staat abbau­en, Putin anru­fen und «bit­te bit­te tu uns nix!» sagen? Ich frag mich wirk­lich, was die «Frie­dens­freun­de» (ob zynisch wie Juri oder nur vor­wurfs­voll) ange­sichts der Rea­li­tä­ten eigent­lich vor­schla­gen! Mir kommt das wie ein «Kopf in den Sand ste­cken und halt HOFFEN» vor.….
    Was die «Iro­nie des Schick­sals» angeht: Es ist diessel­be «Iro­nie», die einst Schrö­der ver­an­lass­te, Hartz4 ein­zu­füh­ren und ALHI (die ewi­ge «Ren­te») abzu­schaf­fen – von der SPD hät­te man das nie erwar­tet, aber offen­bar konn­te nur ein Sozi­al­de­mo­krat der­lei wirk­lich umsetzen.
    P.S. Neben­bei: Das Kom­men­tar­feld ist zu eng und wird am Ende von den Socials über­la­gert – bes­ser wäre es, wenn die Fel­der für Name etc. (viel zu groß!) unter­halb oder ober­halb posi­tio­niert wür­den! Lie­ben Gruß!

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