Kinderarmut im doppelten Wortsinn

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Wir bekla­gen Kinderarmut hier in Deutschland. Und das im dop­pel­ten Wortsinn. Statistisch kriegt jede Frau bei uns 1,38, in Frankreich sind es 2 Kinder. Obwohl uns Kinder feh­len und eine demo­gra­fi­sche Katastrophe die viel dis­ku­tier­te Folge sein wird, ist heu­te jedes 7. Kind abhän­gig von Hartz IV. Wie kann eine Gesellschaft das zulas­sen? Vielleicht, weil es zu vie­le Ausreden gibt,…

Wir bekla­gen Kinderarmut hier in Deutschland. Und das im dop­pel­ten Wortsinn. Statistisch kriegt jede Frau bei uns 1,38, in Frankreich sind es 2 Kinder. Obwohl uns Kinder feh­len und eine demo­gra­fi­sche Katastrophe die viel dis­ku­tier­te Folge sein wird, ist heu­te jedes 7. Kind abhän­gig von Hartz IV.

Wie kann eine Gesellschaft das zulas­sen? Vielleicht, weil es zu vie­le Ausreden gibt, die uns davon abhal­ten, das Richtige zu tun? Brisante Statistiken kön­nen hel­fen, besit­zen sie doch bekannt­lich ein hohes Erregungspotenzial. Heute erle­ben wir ein neu­es Beispiel. Aber wir wis­sen auch, dass die Halbwertszeit sol­cher Hypes immer kür­zer wird.

Nach neu­en Zahlen des Statistischen Bundesamtes leben in Deutschland mehr als 14% aller Kinder und Jugendlichen von Hartz IV.


Mehr Statistiken fin­den Sie bei Statista

Natürlich gibt es genü­gend Leute, die die­se Daten in Zweifel zie­hen. Mir schwe­ben expo­nier­te Vertreter unse­rer Eliten, ins­be­son­de­re des Arbeitgeberlagers, vor, wie bei­spiels­wei­se den Chef des Instituts der deut­schen Wirtschaft, Herrn Prof. Dr. Michael Hüther, vor. Nun, eine Erklärung zum Sachverhalt und mög­li­chen Lösungen steht schon mal auf der Homepage des IW, obwohl sie inhalt­lich nichts aber auch gar nichts Neues zu den auf­ge­wor­fe­nen Fragen aussagt.

Prof. Hüther sieht, was ich ihm sei­ner­zeit sehr übel genom­men habe, auch kei­nen Zusammenhang zwi­schen der Zunahme der «Tafeln» in Deutschland und der wach­sen­den Armut im Land. Auch die­se Zahl abge­tan. Seine Mitarbeiter emp­feh­len Rezepte, von denen wir nicht wirk­lich über­rascht wer­den, weil wir sie aus die­ser Richtung schon hun­dert­mal gehört haben.

Die Daten aus dem Mikrozensus zei­gen, dass Kinder etwas häu­fi­ger in Armut leben als der Durchschnitt der Bevölkerung. Allerdings hat sich die Kinderarmutsquote seit dem Jahr 2005 nicht erhöht.Quelle: Armut – Mehr Geld in Bildung ste­cken | LINK

Alte Zöpfe, um nichts gegen Kinderarmut tun zu müssen

Ja—dann ist ja alles in Ordnung? 😥 😈

Die Lage in den Bundesländern mit hohen Arbeitslosenquoten ist beson­ders schlecht. In Bremen und Berlin ist jedes 3. Kind betrof­fen, in Sachsen-Anhalt ist es 1/​5. Diese 3 Länder befin­den sich unter den Schlusslichtern bei der Arbeitslosenquote. Bayern hat wenig Arbeitslose (3,7%), der Anteil der Kinder, die von Hartz IV leben müs­sen, beträgt dort «nur» 6,5%.

Es ist zwar rich­tig, dass Alleinerziehende (42%) und Familien mit mehr als 2 Kindern (25%) beson­ders stark betrof­fen sind, und die Hartz IV – Bezüge für den betrof­fe­nen Personenkreis zu erhö­hen, ist wahr­schein­lich kei­ne gute Idee. So kom­men die Menschen nicht aus dem Dilemma heraus.

Womöglich hilft die bes­se­re «Vereinbarkeit von Familie und Beruf»? Bei der gro­ßen Gruppe der Alleinerziehenden könn­te ich mir das jeden­falls vor­stel­len. Aber damit wäre den Familien mit mehr als 2 Kindern immer noch nicht gehol­fen. Frühkindliche Bildung for­dert das IW. Bildung kann nicht scha­den und für die Zukunft wird sich die­se posi­tiv aus­wir­ken. Aber kurz­fris­tig hilft eine wei­te­re Intensivierung sol­cher Maßnahmen nicht, um an der Entwicklung die­ser Misere etwas zu verändern.

[symple_​highlight color=«blue»]Wir brau­chen jetzt Lösungen, die sofort wirk­sam werden![/symple_highlight]

Erhöhung der Hartz – IV – Sätze für Kinder /​gegen Kinderarmut

Das IW kri­ti­siert die Linkspartei dafür, dass sie höhe­re Hartz-IV-Bezüge for­dert. Allerdings ist das eine beque­me und bestimmt ideo­lo­gisch begrün­de­te Verkürzung der tat­säch­li­chen Forderung der Linkspartei. Nicht der Hartz – IV – Satz soll erhöht wer­den, son­dern die Regelsätze für Kinder von Hartz IV – Empfängern. Das ist etwas ande­res? Und wahr­schein­lich wirft das neue Fragen auf, die auch recht­li­cher Natur sein wer­den. Aber so etwas müss­te man jetzt solan­ge tun, bis ande­re Maßnahmen greifen.

Dahin gehen, wo Arbeit ist

Dazu gehört auch, die Leute dazu ani­mie­ren (ohne Verpflichtung!), ihre Wohnorte zu ver­las­sen und dort­hin zu gehen, wo Arbeit ist. Ich habe das in mei­ner eige­nen beruf­li­chen Laufbahn eben­falls so gemacht und auf die­se Art die letz­ten acht Jahre mei­nes Berufslebens einen Arbeitsplatz gehabt, der dazu ordent­lich bezahlt wur­de. Es braucht mehr Unterstützung der Menschen sei­tens der Arbeitsagentur, vor allem ein­zel­fall­be­zo­ge­ne Lösungen. Vor allem müs­sen Familien mit mehr als 2 Kindern und Alleinerziehende unbe­dingt bes­ser unter­stützt wer­den, damit sie ihre Familie und Kinder ordent­lich ver­sor­gen können.

Wie wäre es, wenn uns, die­ser nör­ge­li­gen Gesellschaft end­lich mal was Neues zu die­sem Thema ein­fie­le? Seit Jahren ver­schlech­tern sich die Werte. Immer mehr Kinder sind betrof­fe­ne. Wir las­sen Alleinerziehende, grö­ße­re Familien und ihre Kinder im Stich.

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!

mehr Infos zum Thema:

  1. Kinderarmut: Sozialverbände for­dern fes­te Geldleistung für alle Eltern – Politik – Tagesspiegel | Quelle
  2. Kinderarmut: Es ist Geld da – es wird aber falsch ver­teilt | Quelle
  3. Kinderarmut – Armut der Kinder | Hartz IV | Unterhalt | Kindergeld | Spenden | Quelle
  4. Wohlfahrtsverbände rufen zur Bekämpfung von Kinderarmut auf | dom​ra​dio​.de | Quelle
  5. Deutscher Kinderschutzbund: Staat gibt viel mehr Geld für die Reichen aus | dom​ra​dio​.de | Quelle

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6 Gedanken zu „Kinderarmut im doppelten Wortsinn“

  1. Das Problem ist ja, dass man frü­her von sei­ner Arbeit hat leben kön­nen und von dem Inhalt der Lohntüte sei­ne Familie auch als ein­fa­cher Arbeiter ernäh­ren konn­te. Heute MUSS die Frau mit­ar­bei­ten (auch wenn sie das gar nicht vor­hat und auch wenn die Kinderbetreuung in Deutschland immer noch recht unzu­rei­chend ist) und dass die Leute nach Feierabend noch einen 2. Job haben, ist kei­ne Seltenheit mehr.
    Da muss man sich nicht wun­dern, wenn die Geburtenzahlen sin­ken und ande­rer­seits immer mehr Kinder in Armut leben.
    LG Sabienes 

    Antworten
  2. Wenn ich ein Kind bekom­men wür­de, könn­te mein Freund allei­ne kaum noch für uns auf­kom­men, weil die Miete so hoch ist. Autos um dann schnell und gut zur Arbeit zu kom­men müss­ten wir ver­kau­fen (unser größ­tes Hobby und unse­re größ­ten Kostenfaktoren), Bahnfahren ist in Stuttgart auch nicht bil­lig. Internet gehört halt heut­zu­ta­ge dazu, Strom brau­chen wir, Essen auch. Also haben wir eben kei­ne Kinder. Und wenn doch mal wel­che kom­men, wird er zu Hause blei­ben müs­sen, weil ich mehr ver­die­ne. Da ver­ste­he ich ande­re auch sehr gut, die kei­ne Kinder mehr wol­len, weil sie eben nicht von H4 leben wol­len und ihren Kindern etwas bie­ten wol­len, das über gebrauch­te Kleidung hin­aus geht. 

    Antworten
  3. Nachwuch droht Gehalt auf Hartz-4-Niveau

    Ende der Wohlstands-Ära: Die Jungen wer­den ärmer als ihre Eltern

    http://www.stern.de/wirtschaft/geld/mckinsey-studie–die-jungen-werden-aermer-als-ihre-eltern-6971346.html

    oder auch ganz lecker: Verarmung als Megatrend – sie­he auch: https://​www​.ber​lin​jour​nal​.biz/​v​e​r​a​r​m​u​n​g​-​k​i​n​d​e​r​-​a​e​r​m​e​r​-​a​l​s​-​e​l​t​e​rn/

    Laut Politik müs­se man sich «inte­grie­ren» (nach Definition der Politik was das denn angeb­lich sei). Dazu braucht es in der heu­ti­gen Zeit üppi­ge Geldmittel, die die meis­ten Leute, die angeb­lich «nicht inte­griert» sind (auch sehr vie­le Deutsche).

    Auf einen Zusammenhang stieß die bri­ti­sche Soziologin Marii Peskow in der European Social Survey (ESS): Demnach sei die Bereitschaft zur Wohltätigkeit in ega­li­tä­ren Gesellschaften deut­lich schwä­cher aus­ge­prägt, als in sol­chen mit gro­ßen Einkommensunterschieden. Die Erklärung dafür lie­ge im sozia­len Statusgewinn, den Wohlhabende in unglei­chen Gesellschaften erfah­ren wür­den, wenn sie Schwächere unter­stütz­ten. In ega­li­tä­ren Gesellschaften herr­sche hin­ge­gen das Bewusstsein vor, dass dank des Sozialstaats für die Schwachen schon gesorgt sei.

    Faulheit gilt in den west­li­chen Industrienationen als Todsünde. Wer nicht täg­lich flott und adrett zur Arbeit fährt, wer unbe­zahl­te Überstunden ver­wei­gert, lie­ber nach­denkt als malocht oder es gar wagt, mit­ten in der Woche auch mal bis mit­tags nicht­stuend her­um­zu­lie­gen, läuft Gefahr, des Schmarotzertums und para­si­tä­ren Lebens bezich­tigt zu werden.

    Nein, stopp: Nur die armen Arbeitslosen fal­len in die Schublade »Ballastexistenz«. Millionenerben, Banker- und Industriellenkinder dür­fen durch­aus lebens­lang arbeits­los und faul sein. Sie dür­fen ande­re kom­man­die­ren, wäh­rend sie sich den Bauch auf ihrer Jacht sonnen.

    Früher glaub­ten vie­le Menschen an einen Gott. Wie vie­le heu­te noch glau­ben, da oben säße einer, der alles len­ke, weiß ich nicht. Das ist auch egal. Gottes ers­ten Platz hat im moder­nen Industriezeitalter längst ein ande­rer ein­ge­nom­men: Der »hei­li­ge Markt«. Der Finanzmarkt. Der Immobilienmarkt. Der Energiemarkt. Der Nahrungsmittelmarkt. Und der Arbeitsmarkt.

    Der Arbeitsmarkt ist, wie der Name schon sagt, zum Vermarkten von Arbeitskraft da. Wer kein Geld und kei­nen oder nur sehr wenig Besitz hat, ver­kauft sie. Die Eigentümer der Konzerne kon­su­mie­ren sie, um dar­an zu ver­die­nen. Das geht ganz ein­fach: Sie schöp­fen den Mehrwert ab. Sprich: Der Arbeiter bekommt nur einen Teil sei­ner Arbeit bezahlt. Den Rest ver­rich­tet er für den Gewinn des Unternehmers.

    Arbeit ver­kau­fen, Arbeit kon­su­mie­ren: So geschieht es seit Beginn der indus­tri­el­len Revolution. Denn Sklaverei und Leibeigenschaft wur­den ja, zumin­dest auf dem Papier, abgeschafft.

    Solange Furcht vor Strafe, Hoffnung auf Lohn oder der Wunsch dem Über-Ich zu gefal­len, mensch­li­ches Verhalten bestim­men, ist das wirk­li­che Gewissen noch gar nicht zur Wort gekom­men. (VIKTOR FRANKL)

    Die Todsünde der Intellektuellen ist nicht die Ausarbeitung von Ideen, wie fehl­ge­lei­tet sie auch sein mögen, son­dern das Verlangen, die­se Ideen ande­ren auf­zu­zwin­gen (Paul Johnson)

    Der Teufel hat Gewalt, sich zu ver­klei­den, in locken­de Gestalt… (Shakespeare)

    Das Heimweh nach der Barbarei ist das letz­te Wort einer jeden Zivilisation (Cioran)

    Alle Menschen sind klug – die einen vor­her, die ande­ren nach­her (Voltaire)

    Die Gefahr ist, dass die Demokratie zur Sicherung der Gerechtigkeit für die­se selbst gehal­ten wird (Frankl)

    Absolute Macht ver­gif­tet Despoten, Monarchen und Demokraten glei­cher­ma­ßen (John Adams)

    Moral pre­di­gen ist leicht, Moral begrün­den schwer (Schopenhauer)

    Unser Entscheiden reicht wei­ter als unser Erkennen (Kant)

    Denn man­cher hat, aus Furcht zu irren, sich ver­irrt (Lessing)

    Die Augen gin­gen ihm über, so oft er trank dar­aus… (Goethe)

    Immer noch haben die die Welt zur Hölle gemacht, die vor­ge­ben, sie zum Paradies zu machen (Hölderlin)

    So vie­le Gefühle für die Menschheit, dass kei­nes mehr bleibt für den Menschen (H. Kasper)

    «Die Dummheit von Regierungen soll­te nie­mals unter­schätzt wer­den» (Helmut Schmidt) 

    Antworten

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