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Wenn alle Instanzen das Urteil bestätigt haben

Gerichte haben in allen Instanzen für Gerechtigkeit zu sor­gen. Aber: „Wo Gericht, da ist auch Ungerechtigkeit”. Das schrieb schon Leo Tolstoi in „Krieg und Frieden”. Ich bekla­ge mich manch­mal über zu milde

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Gerichte haben in allen Instanzen für Gerechtigkeit zu sor­gen. Aber: „Wo Gericht, da ist auch Ungerechtigkeit”. Das schrieb schon Leo Tolstoi in „Krieg und Frieden”. Ich bekla­ge mich manch­mal über zu mil­de Urteile, die Richter hier bei uns in Deutschland fäl­len. Das letz­te Mal war das, als – wie­der mal in Köln – zwei Raser zu sehr gerin­gen Bewährungsstrafen ver­ur­teilt wur­den. Sie hat­ten bei einem ille­ga­len Autorennen ein 19jähriges Mädchen getö­tet.

Durch alle Instanzen

Aber es geht auch anders her­um. Zum Beispiel, als ich ges­tern bei 3Sat die­sen Beitrag gese­hen habe. Es ging in die­sem sehr inter­es­san­ten und bedrü­cken­den Film um die Verurteilung zwei­er Männer, die in zwei völ­lig von­ein­an­der unab­hän­gi­gen Fällen jeweils zu hohen Gefängnisstrafen ver­ur­teilt wur­den. Bei einem der bei­den wur­de die „beson­de­re Schwere der Schuld” fest­ge­stellt. Für ihn bedeu­tet dies, dass er vor der Verbüßung der 25 Jahre Gefängnis nicht auf frei­en Fuß kom­men wird. Beide Morden ver­bin­det ein sehr inter­es­san­tes Detail. An den Tatorten wur­de DNA ein und der­sel­ben Person fest­ge­stellt. Deren Identität wur­de bis heu­te nicht geklärt. Trotz vie­ler ande­rer Ungereimtheiten haben Richter die bei­den Männer ver­ur­teilt. Befasst man sich also nur etwas detail­lier­ter mit den Hintergründen einer Tat oder den genau­en Umständen einer Tat wer­den wir uns schnell untreu. Voreilige Beurteilungen der Taten oder Urteile unter­blei­ben. https://​you​tu​.be/​M​e​s​o​P​e​O​7​J6A Vor Jahrzehnten habe ich den us-​amerikanischen s/​w‑Film „Kaltblütig” (nach einem Roman von Truman Capote) im Fernsehen gese­hen. Das war einer der bes­ten Filme über die Todesstrafe, die ich gese­hen habe. Zunächst wird das rück­sichts­lo­se und bru­ta­le Vorgehen der Täter gezeigt. Sie töten aus purer Habgier eine Familie. Sie wer­den gefasst und zum Tode ver­ur­teilt. Die Urteile wur­den 1965 voll­streckt. Der Film beruht auf einer wah­ren Geschichte.

Die Perspektive kann sich ändern – im Film jedenfalls

Mit der Verurteilung der Täter war ich voll ein­ver­stan­den. Auch, was das Strafmaß anlang­te. Aber in der fol­gen­den Zeit kamen mir gro­ße Zweifel. In einer Kritik stand fol­gen­der Satz:
Nüchterne und um Authentizität bemüh­te Verfilmung der lite­ra­ri­schen Vorlage von Capote, die nach ernst­haf­ter Auseinandersetzung ver­langt.Quelle: Kaltblütig (Film) – Wikipedia | LINK
Mit der ernst­haf­ten Auseinandersetzung wird wohl gemeint sein, dass der Zuschauer durch ein bestimmt sehr bewusst ange­leg­tes Wechselbad der Gefühle geht. Am Ende wer­den die Täter auf­ge­hängt. Seit Verhängung der Urteile hat­te sich bei mir lang­sam ein Wandel ein­ge­stellt. So hat­te ich bis zuletzt gehofft, dass die Todesstrafe in eine Haftstrafe umge­wan­delt wür­de. Seltsamerweise wird die Veränderung der Perspektive in der Wikipedia-​Beschreibung des Films über­haupt nicht ange­spro­chen. Aber genau das mach­te damals den Film für mich aus. Es war eine ande­re Zeit. Heute behaup­ten vie­le, dass bei Gerichtsverhandlungen eher die Belange der Täter und weni­ger die der Opfer im Vordergrund ste­hen wür­den. Der ZDF-​Beitrag „Ich war es nicht! Zwei Urteile und vie­le Zweifel” zeig­te ein ande­res Bild, das bei mir an die­ser Sicht durch­aus Zweifel auf­kom­men ließ. Einer der bei­den (viel­leicht zu unrecht) Verurteilen sprach im Film davon, dass sich für ihn und sein Schicksal kein Mensch inter­es­sie­ren wür­de, außer sei­ner Familie und ein paar Freunden. https://​you​tu​.be/​n​X​1​n​w​U​-​5​fsc
Die staat­li­che Rechtsprechung soll der Gerechtigkeit im Einzelfall nach Maßgabe der jeweils gel­ten­den Gesetze durch einen rechts­kräf­ti­gen, d. h. end­gül­ti­gen und ggf. zwangs­wei­se durch­zu­set­zen­den Rechtsspruch und der Wiederherstellung des Rechtsfriedens die­nen. Aufgabe des Gerichts ist es, in einem gere­gel­ten Verfahren für einen kon­kre­ten Fall den wirk­li­chen Sachverhalt fest­zu­stel­len und auf ihn das Recht anzu­wen­den, d. h., einen tat­säch­lich und recht­lich rich­ti­gen Entscheid zu tref­fen.Quelle: Gericht | bpb | LINK

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