Meine Eltern und wir Kinder sind nie zusammen in Urlaub gefahren. Das hat unsere gemeinsamen Erinnerungen an unsere glückliche Kindheit nie getrübt. Es gab schließlich Gründe. Erstens reichte das Geld dafür nicht, zweitens hatten wir kein Auto und drittens war mein Vater nach zehn Jahren Russland (Krieg und Gefangenschaft) für außerhäusige Aktivitäten nicht mehr zu begeistern.
Ich hatte das Glück, einen besten Freund zu haben. Er und seine Eltern haben mich zweimal mit in den Urlaub genommen. Ansonsten habe ich gern mal Teile meiner Ferien bei Onkel und Tante verbracht. Danach neigte ich zu Verdauungsstörungen. Und das kam so.
Damals, in den 50er Jahren bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts hinein hatten noch nicht alle Wohnhäuser und Wohnungen Badezimmer. Den heutigen Komfort im Badezimmer mit Dusche, Bad, WC und Bidet, ganz abgesehen von heute üblichen Badezusätzen und Lotionen kannte man in einigen Bevölkerungskreisen überhaupt noch nicht.
Stattdessen gab es ein Plumpsklo im Hof oder Garten des Hauses. Das mag für manchen heute einen romantischen Touch haben. Aber mit Romantik hatte das so überhaupt nichts zu tun.
Ich fand, die Nutzung dieser sanitären Einrichtung war eine eklige und mitunter auch unheimliche Sache.
Unsere Verwandten hatten ein Plumpsko im Garten. In den Sommerferien war die Benutzung noch ziemlich ok. Es blieb lange hell und schön warm war’s meistens auch. Im Winter sah das schon anders aus. Heizungen hatten diese Einrichtungen natürlich nicht. Der Platz reichte nicht.
Wer im Winter mal aufs Klo musste war gut beraten, sich etwas Warmes über den Schlafanzug anzuziehen. In der Nacht brauchte es ein wenig Mut, wenn man nicht gerade ein Naturbursche war, der, wie ich, normalerweise meistens im dunklen Wald unterwegs war…
Mein Vater und sein Zwillingsbruder (er starb in Stalingrad) besuchten mal mit ihren Fahrrädern Verwandte in der Eifel. In dieser Zeit (Ende der 1920/Anfang der 1930 Jahre) waren solche Plumpsklos noch weiter verbreitet.
Sein Onkel sagte den Jungs, dass ihm sein Portemonnaie in den Abort gefallen wäre und sie sich fünf Reichmark verdienen könnten, wenn sie es „rausholen“. Das war viel Geld – was man heute immer dazu sagen muss.
Die beiden haben es gemeinsam erledigt. Die Bilder in meinem Kopf bin ich seit der Erzählung meines Vaters nicht wieder los geworden. Wie sollte diese Operation wohl zweckdienlich abgelaufen sein?
Vorher komplett ausziehen und nackt… oder einen alten Overall überstreifen oder so wie man war…
Wie auch immer, die Operation gelang, die fünf Reichsmark haben die beiden stolz mit nach Bedburg zurückgebracht.
Ich (*1959) kenne das Plumpsklo auch noch aus der Kinderzeit und – ganz besonders – aus den Pionierlagern der DDR – da hatten die Dinger nicht mal abschlieszbare Türen. Grauenhaft!
Mein Onkel soll als kleines Kind einmal reingefallen sein, erzählte Oma, damals alleinerziehend mit 2 Kleinkindern – – –
Das letzte Plumpsklo erlebte ich 1979 im eisigen Winter in Tschechien und unglücklicherweise war da einmal von Auszen der Haken in die Öse gefallen und die fröhliche Winternachtrunde im Haus war so beschäftigt, dasz meine Abwesenheit lange nicht auffiel…
Auch in meiner Arbeit als Postbotin bis 1987 habe ich noch auf einigen Grundstücken derartiges gesehen/gerochen – also so fern ist die Zeit für mich nocht nicht. Aber echt ein Sch***thema!
Ich wünsche eine gute neue Woche
PS: im Prinnzip ist Defäkation in der Natur etwas Naturgegebenes. Es gibt offenbar sogar Seminare, um dies wieder zu praktizieren
https://www.trendsmap.com/twitter/tweet/1137615907839270912
@Mascha, Danke für den netten Kommentar!
Ja, wir sind heute so versöhnt und nehmen alles als total selbstverständlich hin. Merken tun wir das nur, wenn die Toilette mal verstopft sein sollte, das Wasser nicht funktioniert oder die Stromzufuhr unterbrochen ist. Dann merken wir das, sonst verschwenden wir daran keinen Gedanken. Danke für den Link übrigens. 🙂