Lebenslanger Service

stroke="currentColor" stroke-width="1.5" stroke-linejoin="round" stroke-linecap="round" /> 10 Kommentare

Wer geht schon noch ins orts­an­säs­si­ge Möbelhaus, so es über­haupt noch eins gibt? Die waren klein und boten nicht viel Auswahl. Da haben wir lie­ber einen Ausflug auf die grü­ne Wiese unter­nom­men. Wir sind seit Jahren dar­auf ange­wie­sen mit dem Auto ein paar Kilometer zu fah­ren. Vor unge­fähr 10 Jahren haben wir uns eine neue Einbauküche gegönnt und seit­dem ist mei­ne Beteiligung am täg­li­chen Abwasch kaum noch erfor­der­lich. Finde ich.

Guten Service findet man leider nur selten

Eine neue Küchenarmatur ist nun fäl­lig, weil sie lei­der kaputt ist. Ein Claim des Möbelhauses, bei dem wir die Küche damals kauf­ten, lau­tet: „Lebenslanger Service”. Daran erin­ner­ten wir uns und ver­such­ten heu­te unser Glück. Wir woll­ten gern eine Armatur des glei­chen Herstellers haben. Zu Beginn des Beratungsgespräches haben wir gesagt, dass wir die Küche dort gekauft hät­ten und wir zur Installation einen Fachmann benö­ti­gen wür­den. Eine der ers­ten Fragen war also, ob man die­se Dienstleistung anbie­ten wür­de. Das wur­de bejaht. Also gin­gen wir gemein­sam einen Katalog des Herstellers durch und wur­den schnell fündig. 

Das aus­ge­such­te Modell sah unge­fähr aus wie die­ses, soll­te jedoch die Kleinigkeit von ca. 470 Euro kos­ten (ohne Montage). Als wir uns schon bei­na­he für die­ses Modell ent­schie­den hat­ten, kam der Verkäufer plötz­lich damit her­aus, dass er uns die Armatur ger­ne bestel­len wür­de. Die Lieferzeit betra­ge ca. 3 Wochen. Allerdings habe er sich hin­sicht­lich der Kosten für die Montage bei sei­nem Kollegen erkun­digt. Er kön­ne uns nur davon abra­ten, die­se Serviceleistung in Anspruch zu neh­men. Die Kosten wür­den nach Aufwand ermit­telt, die Anfahrt kos­te 99,00 Euro und die Montage inkl. Wasseranschluss noch ein­mal so viel. 

Handwerk hat goldenen Boden

Das bes­te wäre, wir wür­den das Teil bestel­len und uns am Ort einen Installateur suchen. Dies sei sicher preis­güns­ti­ger. Jou, genau so hat­ten wir uns „lebens­lan­gen Service” vor­ge­stellt. Meine Frau und ich sahen uns kurz an und erklär­ten dem jun­gen Mann, dass wir unter die­sen Umständen dann bei einem Baumarkt im Ort die benö­tig­te Armatur kau­fen wür­den. Es fän­de sich sicher ein Installateur, der die Aufgabe für weni­ger als 200 Euro + x über­neh­men würde. 

Im Moment ist in den Geschäften (fan­den wir) immer noch echt wenig los. Aber nicht nur des­halb, also wegen der Folgen der Corona-​Krise, machen wir uns Sorgen, dass auch die­ses Möbelhaus, das wir seit Jahren regel­mä­ßig besu­chen und das mit uns über die vie­len Jahre schon eine ziem­li­che Menge Umsatz täti­gen konn­te, irgend­wann ganz ver­schwin­det. Die Konkurrenz gera­de in unse­rem Raum hat auch in den letz­ten Jahren wei­ter­hin stark zuge­nom­men. Uns fällt auf, dass die­ses Möbelhaus nicht erst seit Corona schlecht fre­quen­tiert ist. Sollte man gar nicht den­ken – bei einem lebens­lan­gen Service!


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10 Gedanken zu „Lebenslanger Service“

  1. Uff! …

    Ich habe eine Grohe-​Mischbatterie mit Auszugschlauch, die hat 2011, glau­be ich mich zu erin­nern, etwa 160 EUR gekos­tet. Sie funk­tio­niert auch heu­te noch per­fekt wie am ers­ten Tag und sieht auch noch so neu aus.

    Ich hab sie selbst instal­liert, das hat nicht ein­mal eine Stunde gedauert.

    Die Installationsfirma, die unse­re Genossenschaft für sol­che Arbeiten seit sehr vie­len Jahren beauf­tragt, wür­de wahr­schein­lich nur knapp eine hal­be Stunde für die Montage benö­ti­gen. Das ist für einen Fachmann eine leich­te Morgenübung.

  2. Und dann wun­dern sich man­che Firmen oder Dienstleister, dass sie irgend­wann kei­ne Kunden mehr haben und dicht machen müs­sen? Man sieht es bei man­chen klei­nen Geschäften, die sich immer noch hart­nä­ckig der Digitalisierung ver­schlie­ßen, bei gas­tro­no­mi­schen Betrieben, die mit über­höh­ten Preisen, mit­tel­mä­ßi­gem Essen und unfreund­li­chem Service auf­war­ten und bei sol­chen Firmen wie der, die Du geschil­dert hast. Auf dem Papier und in der Werbung sind das alle ganz tol­le Hechte, aber wenn es um Kundenorientierung geht, eine glat­te Null.

    Aber wie man so schön sagt, „ent­we­der, man geht mit der Zeit oder man geht mit der Zeit”.

    Ich den­ke, der­ma­ßen igno­ran­tes Verhalten dem Kunden gegen­über ist geschäfts­schä­di­gend und es gibt zum Glück genug Alternativen, die bes­se­re Leistung bie­ten. Nicht unbe­dingt, weil sie müs­sen, son­dern weil sie es ger­ne machen und Service, Freundlichkeit und Kulanz ein ganz selbst­ver­ständ­li­cher Teil von deren Firmenphilosophie sind.

  3. Hallo Horst,

    manch­mal ist es auch so, dass alt­ein­ge­ses­se­ne Geschäfte irgend­wann ange­fan­gen haben, sich kaputt­zu­spa­ren, danach das Personal und die Geschäftsleitung aus­ge­tauscht haben und dann der schlei­chen­de Verfall kam. Aber das rächt sich. Man kann ein Unternehmen nur zu einem gewis­sen Grad ratio­na­li­sie­ren, ohne, dass die Qualität lei­det. Ein Freund von mir arbei­tet im „Lean Management” und sei­ne Aufgabe ist es, Unternehmen auf Effizienz zu trim­men. Das geht mit Arbeitsplatz-​Einsparungen, güns­ti­ge­ren Rohstoffen und effi­zi­en­te­ren Arbeitsabläufen. Aber irgend­wann ist auch mal Schluss.

    Es gibt eini­ge pro­mi­nen­te Beispiele, wo das unge­brems­te Verschlanken eine Firma an den Rand des Abgrunds geführt hat. Viele Rezensionen von Herstellern wie z.B. Braun spre­chen da eine ein­deu­ti­ge Sprache, näm­lich „kein Vergleich mehr mit der Qualität von damals”. Das Verweigern gegen­über neu­en Technologien ist auch so ein Faktor. Leica hat es lan­ge ver­schla­fen, digi­ta­le Kameras zu ent­wi­ckeln – man hat die­se Entwicklung bewusst igno­riert. Und es war sehr müh­sam, Leica damals zu ret­ten, das weiß ich noch. Und ist der Ruf erst rui­niert, dau­ert es lan­ge, bis sich die­se Unternehmen wie­der davon erholt haben. Das ist dann eben die Konsequenz.

    Übrigens gebe ich Deinem Möbelhaus auch nicht mehr lan­ge, wenn sie mit allen Kunden so umsprin­gen wie mit Dir.

  4. Genau so ist es: Gier frisst Menschenrechte. Ich bin ein abso­lu­ter Gegner des unge­brems­ten, neo­li­be­ra­len Kapitalismus. Wenn die Artikel, die man aus China bestellt, nur einen Bruchteil des­sen kos­ten, was man für Waren aus west­li­cher Produktion bezah­len wür­de, kann etwas nicht stim­men. Aber der Verbraucher macht ja fröh­lich mit und hat sich lei­der auch schon an die bil­li­gen Preise gewöhnt. Es ist schwer, aus der Nummer irgend­wann wie­der rauszukommen.

    Ich per­sön­lich ver­su­che zumin­dest ansatz­wei­se nach­hal­tig zu kau­fen, in dem Sinne, dass ich Dinge kau­fe, die lan­ge hal­ten. Denn die­se Wegwerfmentalität befeu­ert die Ungerechtigkeit nur noch mehr. Und die Umwelt geht dabei vor die Hunde…

🌻 Freundlichkeit kostet nichts – bringt aber viel.

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