Industrie am Abgrund: Versprechen und Realität der Ampel-Koalition

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Scholz war heu­te bei Ford. Früher hieß es mal: Fahr’ Ford und komm nie wie­der. Solche Wünsche erfül­len sich meist erst mit der Zeit. 

Scholz hat jeden­falls, in alter sozi­al­de­mo­kra­ti­scher Tradition, Versprechungen gemacht, von denen alle wis­sen, dass sie nie ein­ge­hal­ten wer­den. Nun, der Druck dürf­te hoch sein und die Gewerkschaften haben ihre Vorstellungen von staat­li­chen Hilfen klargemacht. 

Dieses „Spiel” wur­de so häu­fig gespielt, dass die meis­ten von uns wohl nur ein müdes Lächeln dafür übrig haben wer­den. Diverse Versuche der letz­ten Jahrzehnte waren nicht nach­hal­tig bzw. erfolg­reich. Oder trügt mich die Erinnerung?

Keine Knete, keine Liebe

Hat die Regierung noch Geld, um die fle­hent­lich her­bei­ge­sehn­ten Kaufprämien allen Kunden eines E‑Autos zu bezah­len? Ich fürch­te, das ist nicht die ein­zi­ge Frage, die Scholz an flot­ten Zusagen gehin­dert hat. Dabei hat er zuge­sagt, um jeden Industriearbeitsplatz kämp­fen zu wol­len. Papier und Mikrofone sind gedul­dig! Ansonsten hat Scholz auf die EU ver­wie­sen. War das nicht geschickt?

Fast 1 Billion EUR Steuereinnahmen, und wir ste­hen (was kaum zu glau­ben ist) vor dem Problem, zu wenig Geld zu haben? Was tun die Politiker nur mit der gan­zen Knete? Gut, nicht nur die Steuereinnahmen sind in den letz­ten 15 Jahren krass gestie­gen. Auch die Ausgaben für unse­ren inef­fi­zi­en­ten Sozialstaat. Dazu der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Da kom­men Milliarden zusam­men, die halt auch irgend­wo her­kom­men müs­sen. Und exakt dort liegt jetzt unser Problem. 

Die Steuereinnahmen sprudelten

Bisher gab es kei­nen Anlass zur Klage. Das Geld war da. So sah man offen­bar kei­nen Anlass, einen kri­ti­schen Blick auf die gestie­ge­nen Ausgaben zu wer­fen. Im Gegenteil. Ausgaben in Milliardengrößenordnungen kamen nach und nach hin­zu. Es schien kei­nen Grund dafür zu geben, inne­zu­hal­ten und nach­zu­den­ken. Sparen war unnö­tig. Wir hat­ten es doch.

Die Gründe für die dras­ti­schen Veränderungen, die auch ein Hauptgrund für das Scheitern der Ampel waren, sind hin­läng­lich breit­ge­tre­ten wor­den. Wie man aus der Misere unse­rer Wirtschaft jedoch her­aus­kom­men will, ist offen. 

Autos sind so wichtig, da muss der Klimaschutz hintangestellt werden

Wenn ich die Zeichen rich­tig deu­te, wür­de es, über alle not­wen­di­gen Überlegungen hin­aus, herz­lich wenig nüt­zen, wenn der Staat nun damit begin­nen wür­de, die not­lei­den­de Autoindustrie mit Milliarden zu sub­ven­tio­nie­ren. Schließlich gibt es ande­re Branchen und deutsch­land­weit vie­le Kleinunternehmen, die im Moment dabei sind, Stellen in hoher Zahl abzubauen. 

Wir wer­den das an den Zahlen der Bundesagentur für Arbeit schon bald sehen. In ca. drei Monaten, so hör­te ich von einer sach­ver­stän­di­gen Dame in einer Talkshow, könn­ten wir in einem ande­ren Deutschland auf­wa­chen. Huhu, Angst machen gilt nicht. Schon gar nicht, wenn Unternehmensfunktionäre ihr Klagelied anstim­men. Bei mir hat sich durch­aus ein ähn­li­cher Verdacht ein­ge­stellt, dem auch der Kanzler auf­saß. Er hat­te geätzt, die Klage sei des Kaufmanns Lied. Dafür wur­de er ein­mal mehr ordent­lich „ver­prü­gelt”. Ob er das in die­ser Form wirk­lich ver­dient hat? Es sieht jeden­falls danach aus.

Und der rot-​grüne Chefökonom Marcel Fratzscher reißt den Weltrekord in Schönfärberei, wenn er allen Ernstes behaup­tet: „Die Stimmung ist schlech­ter als die Lage.“ Parallelgesellschaft.

Quelle

Ein ande­rer Funktionär des Kapitalismus, ein Thorsten Alsleben vom INSM, hat in einem Gastbeitrag für den „Focus” mas­siv über Scholz und die SPD gewet­tert. Über die Grünen natür­lich auch. Solche Leute kön­nen halt mit der Partizipation des Humankapitals immer noch wenig anfan­gen. Da das aber alle nur nervt, will ich mich nicht mit ideo­lo­gi­schen Scharmützeln auf­hal­ten, obwohl ich genau des­halb im Februar die SPD wäh­le – trotz Scholz!

Meine Arbeitslosenzeiten

Ich bin wäh­rend mei­nes Berufslebens auch mehr­fach von Umbrüchen getrof­fen bzw. arbeits­los gewor­den. Mir hat kei­ner gehol­fen. Kein Betriebsrat, kei­ne Gewerkschaft. Und die Öffentlichkeit hat nie etwas von mir erfah­ren. Keinen inter­es­sier­te mei­ne Notlage. So – den­ke ich – wird es den meis­ten im Land ergan­gen sein und auch wei­ter ergehen. 

Aus der Gewerkschaft bin ich aller­dings auch in den 1980-​er Jahren aus­ge­tre­ten und war danach (so lern­te ich das von einem Gewerkschaftssekretär) als Trittbrettfahrer unter­wegs. Abgesehen vom Sozialstaat, der half, die Durststrecken finan­zi­el­ler Natur zu über­brü­cken, war da nichts. Ich war dank­bar, heu­te sind staat­li­che Leistungen für mei­nen Geschmack etwas zu selbst­ver­ständ­lich gewor­den. Das ist nicht gut. Schließlich haben Sozialleistungen ihrem Wesen und ihrem Ursprung nach eine limi­tier­te Begründung.

Wie gehts weiter?

Ich bin gespannt, ob es zu Autoprämien kommt und wann die­se nicht mehr hand­lungs­fä­hi­ge Regierung die­se wich­ti­ge Sache über­haupt in Angriff neh­men wird. Merz wird Scholz nicht hel­fen, habe ich das Gefühl. So dürf­te es wohl dar­auf hin­aus­lau­fen, dass nicht nur die Lockerung der Schuldenbremse erst nach dem Regierungswechsel in Angriff genom­men wird, son­dern auch die Autoprämie. Das wäre ja noch schö­ner, wenn die Union sich dazu her­ab­lie­ße, der Rest-​Ampel unter die Arme zu grei­fen und so in Kauf zu neh­men, dass die­se im Februar 2025 des­halb ein paar Stimmen mehr erhielte. 


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4 Gedanken zu „Industrie am Abgrund: Versprechen und Realität der Ampel-Koalition“

  1. Das ist jetzt aber etwas undifferenziert!
    Dir hat „kei­ner gehol­fen” bei dei­ner Arbeitslosigkeit? Wie du selbst sagst, hast du doch Leistungen bekom­men (ALG1) bekom­men, eine Errungenschaft unse­res Sozialstaats! (Ich habe 1995 mit ALG2 das Internet ent­deckt, hat­te Zeit, mich ein­zu­ar­bei­ten und wur­de selbst­stän­dig – dan­ke Sozialstaat!)

    „Fast 1 Billion EUR Steuereinnahmen, und wir ste­hen (was kaum zu glau­ben ist) vor dem Problem, zu wenig Geld zu haben? Was tun die Politiker nur mit der gan­zen Knete? ”

    Das sind die GESAMTEINNAHMEN von Bund, Ländern und Gemeinden! (992,9 Milliarden) Bei einem so gro­ßen Land mit 84 Millionen Einwohnern erscheint mir das nicht als spru­deln­der Überfluss! Was damit geschieht, lässt sich nach­le­sen, recht ein­fach zumin­dest für den Bundeshaushalt von ins­ge­samt 476,8 Milliarden. Das ent­spricht (nur mal spas­ses­hal­ber aus­ge­rech­net) gra­de mal 5,68 Euro pro Bundesbürger. 

    Die Ausgaben des nach dei­ner Ansicht „inef­fi­zi­en­ten” Sozialetats ent­spre­chen 36,84% des Haushalts. Von die­sen 175,8 (gerun­det) Milliarden ent­fal­len 72,46 % auf Rentenversicherung (Zuschüsse), Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung, nur 26,86 % auf Leistungen nach dem 2. und 3. Sozialgesetzbuch (=Bürgergeld, Sozialhilfe etc.).
    Ich fin­de das nicht „inef­fi­zi­ent”!

    Was die diver­sen Pleiten angeht: Während der Coronajahre wur­den Insolvenzen „gestoppt”, nie­mand soll­te in die­ser Zeit Pleite gehen. Dann die Nullzinspolitik: Da konn­ten sich eine Menge Unternehmen Geld für Null lei­hen und so wei­ter­le­ben – Wirtschaftsexperten spra­chen von „Zombiefirmen”, die nicht lan­ge so wür­den wei­ter­ma­chen, wenn wie­der Zinsen für die Refinanzierung anfallen. 

    Aber natür­lich: Mit der ganz bil­li­gen Energie dank rus­si­schem Gas war es mit Putins Krieg dann vor­bei. Es wun­dert nicht, dass es dann bei jenen knirscht, deren Geschäftsmodell dar­auf basier­te. Den Versuch, Teile der Industrie per­spek­ti­visch auf Erneuerbare und Wasserstoff umzu­stel­len, hal­te ich nach wie vor für eine gute Sache – lei­der hat die CDU mit ihrer Klage dafür gesorgt, dass das dafür vor­ge­se­he­ne Geld nicht zur Verfügung stand. Ab da ging es mit der Ampel bergab. 

    Hinzu kam die Modellpolitik der Autoindustrie, angeb­lich war und ist es in DE nicht mög­lich, preis­wer­te Autos zu kon­kur­renz­fä­hi­gen Preisen her­zu­stel­len. Wundert nicht, denn wie ich immer wie­der hör­te, haben die Facharbeiter z.B. bei VW gera­de­zu para­die­si­sche Bedingungen – so im Vergleich zu ande­ren Angestelltenverhältnissen. Dass das nicht so wei­ter gehen kann, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern (China-​Konkurrenz, teu­re­re Energie, ver­fehl­te Modellpolitik, Autos, die nicht mal in China noch gekauft wer­den), liegt für mich auf der Hand! Die Gewerkschaften mit ihren Maximalforderungen erschei­nen mir ziem­lich fern­ab der Realität, mit der man als Unternehmen mit­tels „gesund­schrump­fen” umzu­ge­hen versucht. 

    Die Arbeitslosenquote betrug übri­gens 2005 11%. Das haben wir auch überlebt. 

    Genug, ich ufe­re aus… sorry! 🙂

  2. @Horst Schulte:

    „Und was wur­de damit gemacht? U.a. wur­de der Sozialstaat ohne Sinn und Verstand aus­ge­baut. Außerdem haben wir für Menschen Leistungen erbracht, die nie ihren Teil geleis­tet haben.”

    Es ist doch gera­de der SINN der Sozialgesetzgebung, auch Menschen, die nie ver­si­chert waren oder Steuern bezahlt haben, nicht ver­hun­gern zu las­sen. Das ist auch rich­tig so, denn es dient – abge­se­hen von mora­li­schen, ethi­schen und christ­li­chen Gründen – auch dem sozia­len Frieden. Denn was machen Menschen ganz ohne jede „Stütze”? Sie bet­teln und/​oder wer­den kri­mi­nell. Das kann man sich doch nicht wirk­lich wünschen!

    Den Blick auf den Haushalt habe ich gera­de des­halb so kon­kret gezeigt, um zu unter­strei­chen, dass der Aufreger „Bürgergeld” nicht sooo groß ist mit Blick aufs Ganze. „Aufblähen” hät­te doch bedeu­tet, dass neue Gesetze gemacht wur­den – ist das so gesche­hen? Skandalisiert wird jeden­falls immer nur das Bürgergeld, nicht irgend­wel­che ande­ren zusätz­li­chen Leistungen der letz­ten Jahre – typisch, dass ich sol­che nicht mal kenne!

    Einig sind wir uns ver­mut­lich in dem einen Punkt, dass man den Flüchtlingen aus der Ukraine nicht gleich Bürgergeld hät­te zuge­ste­hen sol­len, son­dern Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz wie allen ande­ren auch.
    Wir hat­ten auch schon mal deut­lich mehr Hartz4‑, heu­te Bürgergeldempfänger, näm­lich 7,2 Millionen in 2006, heu­te 5,5 Millionen (Statista) – und CDU/​FDP/​AFD tun so, als wären das ganz furcht­bar und unver­kraft­bar viele!
    Übrigens den­ke ich, dass nach der Wahl und Bildung einer neu­en Regierung auch Merz auf dem Boden der Tatsachen und gel­ten­den Gesetze ankommt – all das Gerede, dass sich dar­auf bezieht, angeb­lich fau­le Arbeitsverweigerer qua­si zur Arbeit zu zwin­gen, wird kaum etwas ein­brin­gen. Denn das sind nicht wirk­lich vie­le und man muss im Rahmen des Rechtsstaats bzw. bestehen­der Gesetze (BVerfG im beson­de­ren) agie­ren. Wer sich ein wenig aus­kennt mit den Verfahren der Jobcenter, kann jeden­falls jetzt schon wis­sen, dass die mar­ki­gen Worte letzt­lich nur Wahlkampfgetöse sind! 

    Wir wer­den es ja sehen, ich bin gespannt. Auch die Schuldenbremse wird gewiss modi­fi­ziert wer­den, dar­auf wür­de ich glatt wetten!

🫶 Freundlichkeit ist Revolution im Kleinen.

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