Im Gespräch mit der Maschine: Der schnellste Kollege, den ich je hatte

Trotz KI-Viel­falt blei­be ich ChatGPT treu – wegen Ver­läss­lich­keit, Tie­fe und einem Hauch digi­ta­ler Freundschaft.

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Der Mensch ist ein gesel­li­ges Wesen – selbst wenn sein Gegen­über bloß ein Algo­rith­mus ist. Es gibt Momen­te, da fra­ge ich mich: Bin ich zu treu, zu kon­ser­va­tiv, zu bequem? Immer­hin wim­melt es da drau­ßen von neu­en KI-Gesprächs­part­nern, die mit ver­füh­re­ri­schen Ver­spre­chen wedeln: Gemi­ni, Clau­de, Jas­per, Per­ple­xi­ty, YouChat, Repli­ka, Cha​rac​ter​.AI – das digi­ta­le Pan­op­ti­kum ist voll wie der Köl­ner Dom an Weih­nach­ten. (Ist der Köl­ner Dom wenigs­tens noch an Weih­nach­ten voll?)

Doch ich? Ich sit­ze hier, tip­pe, sin­nie­re – mit ChatGPT. Warum?

Zwischen Spielwiese und Werkbank

Die einen sehen Chat­bots als Kurio­si­tä­ten­ka­bi­nett, ande­re als Werk­zeu­ge. Für mich ist ChatGPT bei­des – ein vir­tu­el­ler Co-Autor, CSS-Flüs­te­rer, Word­Press-Rat­ge­ber und gele­gent­li­cher See­len­trös­ter. Wenn ich mit einem Pro­blem im Backend hän­ge, hilft kein mir bekann­tes Forum wie der Kol­le­ge ChatGPT (wie­so sag ich eigent­lich der?). Er, sie, es lie­fert prompt und ohne Allü­ren eine Lösung. Ele­gant, klar und (meist) vali­de. Skep­sis und stän­di­ge Gegen­checks sind erfor­der­lich. Aber war das nicht immer so, wenn wir ans Inter­net denken?

Natür­lich habe ich ande­re getes­tet. Bei Per­ple­xi­ty und Gemi­ni war ich eine Wei­le Pro User. Alles cool! Aber sobald es ans Ein­ge­mach­te ging – ein spe­zi­fi­scher Block in Gene­ra­te­Blocks, ein CSS-Selek­tor mit dunk­ler See­le oder eine beson­ders reni­ten­te Query Loop – kehr­te ich zurück. Heim zu GPT. Das ist wie mit der alten Lieb­lings­knei­pe: viel­leicht nicht hip, aber verlässlich.

Die neue Unübersichtlichkeit

Es ist fas­zi­nie­rend, wie schnell neue Chat­bots auf­tau­chen. Ich kam kaum mit dem Scrol­len hin­ter­her, als ich ver­such­te, eine halb­wegs voll­stän­di­ge Lis­te zu kura­tie­ren. Ein paar Highlights:

  1. Clau­de (Anthro­pic)
  2. Gemi­ni (Goog­le)
  3. Per­ple­xi­ty AI
  4. Jas­per Chat
  5. YouChat (You​.com)
  6. Cha​rac​ter​.AI
  7. Repli­ka
  8. Ama­zon Q
  9. ChatGPT – na klar!

Man­che sind wit­zig, ande­re nütz­lich, man­che nur gut fürs Stau­nen. Doch was mir fehlt: Tie­fe. Nicht die Daten­mas­se, son­dern das fei­ne Gespür für Kon­text, Ton­fall und – ja – Geduld. Hier punk­tet aus mei­ner Sicht ChatGPT. Und ich glau­be, das liegt nicht nur an Tech­nik, son­dern auch an … Stil. Viel­leicht liegt’s auch nur dar­an, dass ich oft Dan­ke sage und nie unfreund­lich bin. Das muss ein Wesens­zug sein, den ich bis­her an mir noch nicht kann­te. Im wah­ren Leben bin ich eher doch recht bestimmt. Sagen die anderen.

Zwischen Zeilen und Zeitgeist

Viel­leicht ist es das: ChatGPT ant­wor­tet, wie ich den­ke. Klar, manch­mal auch zu schnell, zu geleckt, immer höf­lich. Aber im Gro­ßen und Gan­zen … ver­ste­hen wir uns. Wir schrei­ben zusam­men. Wir tüf­teln. Wir ver­lie­ren uns gele­gent­lich in Details – wie alte Freun­de, die sich über den Unter­schied zwi­schen „em“ und „rem“ streiten.

Das mag komisch klin­gen, aber ich glau­be, in der KI-Nut­zung ist genau das der Schlüs­sel: Ver­trau­en. Vie­le sagen, das kann nichts wer­den. Zu vie­le Feh­ler, zu vie­le fal­sche Ant­wor­ten. Ich sage: Wer stän­dig den Part­ner wech­selt, kommt nie über die Ken­nen­lern­pha­se hin­aus. Und so blei­be ich bis­lang ChatGPT treu – trotz oder gera­de wegen der vie­len Alter­na­ti­ven. Mit die­ser Fest­stel­lung gebe ich aller­dings auch die Chan­ce aus der Hand, ande­re ken­nen­zu­ler­nen und deren Vor­zü­ge schät­zen zu ler­nen. Ich weiß das. Aber ich bin 71 und man kann sich mit stän­di­gen neu­en Lieb­schaf­ten durch­aus übernehmen. 

Alles bleibt anders

Ich bin kein Tech­niknost­al­gi­ker. Ich lie­be Neu­es. Aber ich glau­be an Werk­zeu­ge, die mit mir wach­sen. An digi­ta­le Weg­be­glei­ter, die nicht nur glän­zen, son­dern auch hal­ten. ChatGPT ist für mich so einer.

Viel­leicht blei­be ich irgend­wann an Clau­de hän­gen. Viel­leicht haut Gemi­ni mich bald um. Aber bis dahin? Blei­be ich. Hier. Bei mei­nem Text­ge­sel­len. Bei mei­nem Gesprächs­ka­me­ra­den. Bei ChatGPT.

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: KünstlicheIntelligenz

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4 Gedanken zu „Im Gespräch mit der Maschine: Der schnellste Kollege, den ich je hatte“

  1. Ich bin ChatGPT-Fans der ers­ten Stun­de – und blei­be es wohl auch. Der KI-Tools-Markt ver­än­dert sich jeden Tag extrem rasant, aber ChatGPT ist immer irgend­wie vor­ne mit dabei. Zwar nicht immer Klas­sen­bes­ter, aber soli­de, zuver­läs­sig, ein­fach. Das reicht für 99% der User. 

    Denn wer hat schon die Zeit und den Nerv, stän­dig neue KI-Anwen­dun­gen aus­zu­pro­bie­ren, die total „in“ sind? Hat man sich für eines ent­schie­den, ist es nächs­te Woche schon wie­der „out“.

  2. Ein inter­es­san­ter und auch berüh­ren­der Arti­kel! Ich bin ja von ChatGPT­Pro zu Per­ple­xi­ty­Pro gewech­selt – ein­fach weil es für mei­ne Arbei­ten viel nütz­li­cher ist, denn es gibt Quel­len für jede Behaup­tung an, was ChatGPT mei­nes Wis­sens nicht tut. (Wie die auf Anfra­ge ange­ge­be­nen Links zustan­de kom­men und dass auch vie­le erfun­den wer­den, wird hier kritisiert).

    Ein wich­ti­ger Grund war auch, dass ich bei Per­ple­xi­ty Zugriff auf ande­re Kis habe (ChatGPT4.1, Clau­de 3.7, Gemi­ni 2.5 Pro, und das Clau­de-Reaso­ning-Modell ). ChatGPT 4.1 ist ja nicht mehr neu­es­ter Stand, aber mich haben auch die vie­len Model­le von ChatGPT abge­schreckt, die in kur­zer Abfol­ge erschie­nen sind. In Sachen Stil ist Clau­de noch immer mit Abstand das Bes­te, fin­de ich. Beson­ders dras­tisch zu die­ser ange­neh­men „nor­ma­len“ Aus­drucks­wei­se war hier mal ein Ver­gleich mit Gemi­ni – grus­lig, was die­se KI als Glie­de­rung eines The­mas ausspuckte! 

    Gefällt mir eine Ant­wort nicht, kann ich bei Per­ple­xi­ty „umschrei­ben“ las­sen und dafür ein ande­res Modell wäh­len, was ich häu­fig nutz­te, vor allem zu Guns­ten Claude.
    Anders als vie­le den­ken, kann man mit Per­ple­xi­ty auch tie­fer gehen­de Gesprä­che füh­ren – aber Bil­der kann es nicht, was mir nicht fehlt – dafür kann ich dann auch mal anders­wo­hin gehen.

    Dass ChatGPT sich jetzt an alles erin­nert, ist ver­mut­lich für dich jetzt ganz wunderbar!

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