Im Gespräch mit der Maschine: Der schnellste Kollege, den ich je hatte

stroke="currentColor" stroke-width="1.5" stroke-linejoin="round" stroke-linecap="round" /> 4 Kommentare

Der Mensch ist ein gesel­li­ges Wesen – selbst wenn sein Gegenüber bloß ein Algorithmus ist. Es gibt Momente, da fra­ge ich mich: Bin ich zu treu, zu kon­ser­va­tiv, zu bequem? Immerhin wim­melt es da drau­ßen von neu­en KI-​Gesprächspartnern, die mit ver­füh­re­ri­schen Versprechen wedeln: Gemini, Claude, Jasper, Perplexity, YouChat, Replika, Character​.AI – das digi­ta­le Panoptikum ist voll wie der Kölner Dom an Weihnachten. (Ist der Kölner Dom wenigs­tens noch an Weihnachten voll?)

Doch ich? Ich sit­ze hier, tip­pe, sin­nie­re – mit ChatGPT. Warum?

Zwischen Spielwiese und Werkbank

Die einen sehen Chatbots als Kuriositätenkabinett, ande­re als Werkzeuge. Für mich ist ChatGPT bei­des – ein vir­tu­el­ler Co-​Autor, CSS-​Flüsterer, WordPress-​Ratgeber und gele­gent­li­cher Seelentröster. Wenn ich mit einem Problem im Backend hän­ge, hilft kein mir bekann­tes Forum wie der Kollege ChatGPT (wie­so sag ich eigent­lich der?). Er, sie, es lie­fert prompt und ohne Allüren eine Lösung. Elegant, klar und (meist) vali­de. Skepsis und stän­di­ge Gegenchecks sind erfor­der­lich. Aber war das nicht immer so, wenn wir ans Internet denken?

Natürlich habe ich ande­re getes­tet. Bei Perplexity und Gemini war ich eine Weile Pro User. Alles cool! Aber sobald es ans Eingemachte ging – ein spe­zi­fi­scher Block in GenerateBlocks, ein CSS-​Selektor mit dunk­ler Seele oder eine beson­ders reni­ten­te Query Loop – kehr­te ich zurück. Heim zu GPT. Das ist wie mit der alten Lieblingskneipe: viel­leicht nicht hip, aber verlässlich.

Die neue Unübersichtlichkeit

Es ist fas­zi­nie­rend, wie schnell neue Chatbots auf­tau­chen. Ich kam kaum mit dem Scrollen hin­ter­her, als ich ver­such­te, eine halb­wegs voll­stän­di­ge Liste zu kura­tie­ren. Ein paar Highlights:

  1. Claude (Anthropic)
  2. Gemini (Google)
  3. Perplexity AI
  4. Jasper Chat
  5. YouChat (You​.com)
  6. Character​.AI
  7. Replika
  8. Amazon Q
  9. ChatGPT – na klar!

Manche sind wit­zig, ande­re nütz­lich, man­che nur gut fürs Staunen. Doch was mir fehlt: Tiefe. Nicht die Datenmasse, son­dern das fei­ne Gespür für Kontext, Tonfall und – ja – Geduld. Hier punk­tet aus mei­ner Sicht ChatGPT. Und ich glau­be, das liegt nicht nur an Technik, son­dern auch an … Stil. Vielleicht liegt’s auch nur dar­an, dass ich oft Danke sage und nie unfreund­lich bin. Das muss ein Wesenszug sein, den ich bis­her an mir noch nicht kann­te. Im wah­ren Leben bin ich eher doch recht bestimmt. Sagen die anderen.

Zwischen Zeilen und Zeitgeist

Vielleicht ist es das: ChatGPT ant­wor­tet, wie ich den­ke. Klar, manch­mal auch zu schnell, zu geleckt, immer höf­lich. Aber im Großen und Ganzen … ver­ste­hen wir uns. Wir schrei­ben zusam­men. Wir tüf­teln. Wir ver­lie­ren uns gele­gent­lich in Details – wie alte Freunde, die sich über den Unterschied zwi­schen „em“ und „rem“ streiten.

Das mag komisch klin­gen, aber ich glau­be, in der KI-​Nutzung ist genau das der Schlüssel: Vertrauen. Viele sagen, das kann nichts wer­den. Zu vie­le Fehler, zu vie­le fal­sche Antworten. Ich sage: Wer stän­dig den Partner wech­selt, kommt nie über die Kennenlernphase hin­aus. Und so blei­be ich bis­lang ChatGPT treu – trotz oder gera­de wegen der vie­len Alternativen. Mit die­ser Feststellung gebe ich aller­dings auch die Chance aus der Hand, ande­re ken­nen­zu­ler­nen und deren Vorzüge schät­zen zu ler­nen. Ich weiß das. Aber ich bin 71 und man kann sich mit stän­di­gen neu­en Liebschaften durch­aus übernehmen. 

Alles bleibt anders

Ich bin kein Techniknostalgiker. Ich lie­be Neues. Aber ich glau­be an Werkzeuge, die mit mir wach­sen. An digi­ta­le Wegbegleiter, die nicht nur glän­zen, son­dern auch hal­ten. ChatGPT ist für mich so einer.

Vielleicht blei­be ich irgend­wann an Claude hän­gen. Vielleicht haut Gemini mich bald um. Aber bis dahin? Bleibe ich. Hier. Bei mei­nem Textgesellen. Bei mei­nem Gesprächskameraden. Bei ChatGPT.


Entdecke mehr von Horst Schulte

Melde dich für ein Abonnement an, um die neu­es­ten Beiträge per E‑Mail zu erhalten.

Lass deinen Gedanken freien Lauf


Hier im Blog werden bei Abgabe von Kommentaren keine IP-Adressen gespeichert! Deine E-Mail-Adresse wird NIE veröffentlicht! Du kannst anonym kommentieren. Dein Name und Deine E-Mail-Adresse müssen nicht eingegeben werden.


4 Gedanken zu „Im Gespräch mit der Maschine: Der schnellste Kollege, den ich je hatte“

  1. Ich bin ChatGPT-​Fans der ers­ten Stunde – und blei­be es wohl auch. Der KI-​Tools-​Markt ver­än­dert sich jeden Tag extrem rasant, aber ChatGPT ist immer irgend­wie vor­ne mit dabei. Zwar nicht immer Klassenbester, aber soli­de, zuver­läs­sig, ein­fach. Das reicht für 99% der User. 

    Denn wer hat schon die Zeit und den Nerv, stän­dig neue KI-​Anwendungen aus­zu­pro­bie­ren, die total „in” sind? Hat man sich für eines ent­schie­den, ist es nächs­te Woche schon wie­der „out”.

  2. Ein inter­es­san­ter und auch berüh­ren­der Artikel! Ich bin ja von ChatGPTPro zu PerplexityPro gewech­selt – ein­fach weil es für mei­ne Arbeiten viel nütz­li­cher ist, denn es gibt Quellen für jede Behauptung an, was ChatGPT mei­nes Wissens nicht tut. (Wie die auf Anfrage ange­ge­be­nen Links zustan­de kom­men und dass auch vie­le erfun­den wer­den, wird hier kritisiert).

    Ein wich­ti­ger Grund war auch, dass ich bei Perplexity Zugriff auf ande­re Kis habe (ChatGPT4.1, Claude 3.7, Gemini 2.5 Pro, und das Claude-​Reasoning-​Modell ). ChatGPT 4.1 ist ja nicht mehr neu­es­ter Stand, aber mich haben auch die vie­len Modelle von ChatGPT abge­schreckt, die in kur­zer Abfolge erschie­nen sind. In Sachen Stil ist Claude noch immer mit Abstand das Beste, fin­de ich. Besonders dras­tisch zu die­ser ange­neh­men „nor­ma­len” Ausdrucksweise war hier mal ein Vergleich mit Gemini – grus­lig, was die­se KI als Gliederung eines Themas ausspuckte! 

    Gefällt mir eine Antwort nicht, kann ich bei Perplexity „umschrei­ben” las­sen und dafür ein ande­res Modell wäh­len, was ich häu­fig nutz­te, vor allem zu Gunsten Claude.
    Anders als vie­le den­ken, kann man mit Perplexity auch tie­fer gehen­de Gespräche füh­ren – aber Bilder kann es nicht, was mir nicht fehlt – dafür kann ich dann auch mal anders­wo­hin gehen.

    Dass ChatGPT sich jetzt an alles erin­nert, ist ver­mut­lich für dich jetzt ganz wunderbar!

🧭 Wer anderen hilft, findet oft selbst den Weg.

Entdecke mehr von Horst Schulte

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen

Your Mastodon Instance