Das mit dem Alter ist wirklich (k)eine komische Sache. Meine Frau und ich gehören immer noch zu den Unverbesserlichen, die lieber die Sender des ÖRR einschalten, als sich durch das Streaming-Gedöns zu zappen. Die Privaten können uns gestohlen bleiben – und die Werbung ohnehin. Vielleicht liegt’s am Alter, vielleicht an der Geduld, die wir irgendwann auf der Strecke verloren haben.
Über den Sommer stolperten wir von einer Wiederholung zur nächsten. Kaum läuft ein Film an, merken wir nach kurzer Zeit: Den kennen wir doch schon! Nur – fragt mich bitte nicht nach dem Mörder im Krimi oder Details zur Handlung. Vergessen. Ob das nun an der Qualität der Drehbücher liegt oder an diesen wunderbaren Alterserscheinungen? Wahrscheinlich an beidem.
Winnetou, Old Shatterhand und ein bisschen Fremdscham
In den 1960er-Jahren verschlangen wir die Karl-May-Filme. Winnetou, Old Shatterhand – große Helden meiner Jugend. Heute allerdings? Da frage ich mich kopfschüttelnd, wie wir das damals so toll finden konnten. Dialoge wie Pappmaschee, Schauspieler mit Pathos bis unter die Haarspitzen – und wir jubelten ihnen zu. Na gut, Nostalgie hat ihre eigene Dramaturgie.
Die Björndal-Saga – großes Drama aus alten Zeiten
So kamen wir neulich ins Gespräch über eine Filmreihe aus den späten 1950er-Jahren: die Geschichte der Björndaler. Die Titel lauteten:
- Und ewig singen die Wälder
- Das Erbe von Björndal
- Heimkehr nach Björndal
Im Kino habe ich sie nie gesehen, dafür im Fernsehen – im Ersten. Und siehe da: Ungefähr 60 Jahre später sind die Erinnerungen erstaunlich frisch. Manche Szenen, manche Dramen sind uns beiden noch präsent, als wären sie gestern gesendet worden. Vielleicht liegt es daran, dass damals großartige deutsche Schauspielerinnen und Schauspieler auf der Leinwand standen, deren Namen heute längst in Stein gemeißelt sind.
Erinnerung ist ein eigenwilliger Regisseur
Dass viele dieser Künstler inzwischen längst verstorben sind, gehört zur Realität unseres Alters. Gerade erst mussten wir auch von Robert Redford Abschied nehmen, mit 89 Jahren. Ein wunderbarer Schauspieler, einer, der Generationen berührt hat. Solche Nachrichten gehen einem nahe – egal, wie alt man selbst ist.
Und dann fällt mir auf, wie sehr die Erinnerung ihr eigenes Spiel treibt. Früher habe ich belächelt, wenn Ältere sagten: „An das von früher erinnere ich mich besser als an das, was gestern war.“ Heute weiß ich: Es stimmt. „Und ewig singen die Wälder“ kann ich noch halbwegs nacherzählen – während ich bei manchen Filmen aus dem letzten Jahr schon beim Abspann schwöre, sie zum ersten Mal gesehen zu haben. Bis mir plötzlich am Ende auffällt: Halt, das kennst du doch! Tja, das Alter. Da kann man nix machen – außer sich schmunzelnd in die nächste Wiederholung zu stürzen.
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