Thema: impfpflicht

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Wer sind jetzt die Corona-Verlierer?

Alle Gruppenanträge zum Thema Impfen erhielten keine Mehrheit. Sie sind vom Tisch. Lauterbach könnte sich einen neuen Job suchen. Aber hey, warum sollte irgendwer für dieses Fiasko die Verantwortung übernehmen? Dies wäre seit Jahren tatsächlich mal etwas Neues.

Noch nie hat ein Minister in diesem Tempo jeden Bonus verspielt, den er sich in einer anderen Rolle erworben hatte. Wer wird jetzt noch einem so unfähigen Politiker, der im Hauptberuf Wissenschaftler ist, weiter folgen? Ich nicht. Die Gegner dieses Gesundheitsministers dürften die Erwähnung des Bonmots: Viel Feind, viel Ehr, rechtfertigen.

Es sterben in Deutschland täglich rund 200 Menschen an Corona. Vorgestern waren es sogar über 400, gestern über 300. Dass der Spiegel gestern diesen Aspekt der Krise angesprochen hat, hat mich überrascht. Viele scheinen dafür nicht mehr als ein Schulterzucken übrigzuhaben.

AfD und Kubicki (AFDP) und ihre grantigen und lügenden Unterstützer (Querdenker) haben es geschafft!

Diese Menschen behalten offenbar Recht.

Corona und Grippe sind für immer mehr Leute verschmolzen. Wir hätten uns auf den Streit über den Fehlvergleich gar nicht erst aufregen sollen.

Stattdessen hätte jede und jeder von Anfang an die Verantwortung für die eigene Gesundheit und sein Leben übernehmen können. Was wäre uns alles erspart geblieben? Keiner weiß, wie viele Tote die Pandemie ohne all die Maßnahmen und ohne Impfung bis heute gebracht hätten. Es wurde unterlassen, die vielfältigen Folgen der getroffenen Maßnahmen ins Auge zu nehmen. Der Schutz unseres Gesundheitswesens vor dem Zusammenbruch hatte Priorität.

So viele Menschen stöhnten vor Überlastung. Nicht nur Pflegepersonal und Ärzte, auch die Mitarbeiter im Gesundheitswesen. Eigentlich auch alle anderen. Aber so sind die Deutschen. Jeder stöhnt vor Stress, steht gewissermaßen immer mit einem Bein im Zustand der totalen Erschöpfung (Burnout).

Ich fühle mich so wie vielleicht andere Corona-Verlierer auch.

Wir, also diejenigen, die bisher zu allem brav genickt haben, was uns Wissenschaft und Politik erzählt und beschlossen haben, sind, nicht zuletzt durch einen neidischen Blick auf unsere Nachbarländer, endlich zu der Erkenntnis gelangt, dass die Freiheit wichtiger ist als ein paar Menschenleben. Dass seit Langem Woche für Woche tausend Menschen gestorben sind (im Moment mit leider steigender Tendenz), verdrängen wir erfolgreich.

Wir sind ja ohnehin mit unserem Freedom Day so spät dran!

Gesundheitsminister Lauterbach macht genau das, was die Parteichefs in geheimen Koalitionsrunden Kuhhandel ausbaldowert haben. Seine wissenschaftliche Expertise hindert ihn nicht daran, sich – entgegen allen Behauptungen – in die Kabinettsdisziplin einbinden zu lassen.

Wir Deutsche haben uns mehrheitlich nicht nur vorsichtig verhalten, wir haben (German Angst) eine spezifische und offenbar unvermeidliche Ängstlichkeit entwickelt, die unser Leben über zwei Jahre beherrscht hat. Insofern: Haken dran.

Ich denke, die Lindners FDP sorgt dafür, dass der Frust über die getroffenen Entscheidungen (nicht nur in Bezug auf Corona) dazu führt, dass die Ampel diese Legislaturperiode nicht überstehen wird.

Dass es vielen Abgeordneten und Fraktionsführenden schon lange nicht mehr um die Sache gingt, zeigte am Donnerstag auch die in Teilen beschämende Bundestagsdebatte. Die größte Leidenschaft brachten manche Rednerinnen und Redner in jenen Momenten auf, als es um die Geschäftsordnung ging, um den Versuch also, den politischen Gegner mit Verfahrensfragen auszutricksen. Es war keine Sternstunde der Demokratie, sondern ein unwürdiges Schauspiel. LINK

Kommentar zum Scheitern der Impfpflicht – Führung bestellt, Fiasko bekommen – DER SPIEGEL

Wenns einmal läuft, dann läufts. Das Image wird im Moment (Überraschung!) nur von zwei Leuten getragen, von denen viele das zu Beginn der Regierung Scholz nur wenige erwarten haben dürften. Es sind die Grünen, Annalena Baerbock und Robert Habeck. Aber zwei Schwalben machen halt noch keinen Sommer.

Eins ist sicher: Der Herbst / Winter kommt.

Das Virus bleibt und die Auswirkungen des (kurz) bevorstehenden Energie-Embargos gegen Russland werden uns – fürchte ich – spätestens dann erreichen. Wenn nicht noch Schlimmeres.

Die ungefähr 2,7 Millionen über 60-jährigen Deutschen, die aus Angst oder Trotz keine Impfung wollen, bleiben ungeschützt. In keinem anderen Land in unserer Nachbarschaft gibt es eine vergleichbar riesige Gruppe von Impfverweigerern in dieser Altersgruppe.

Nun fehlt uns nur noch eine Virus-Variante, die sich durch andere Merkmale auszeichnet, als Omikron sie aufweist. Dann wird er nächste Winter für viele von uns sehr kalt.

Keine Impfpflicht ab Achtzehn, Millionen Impfdosen werden wohl deshalb verderben

Die Medien berichten, dass die Impfpflicht ab 18 im Parlament keine Mehrheit findet. Das Handelsblatt meldet, dass Lauterbach zu verantworten hat, dass zig Millionen Impfdosen verderben werden. Die kleine Hoffnung besteht, dass die Impfpflicht für über 50-Jährige kommen wird. Für manche ist das allerdings keine Hoffnung, sondern das Gegenteil. Ein weiteres Hassprojekt für die Freunde der Demokratie. Die wissen, was es dringend zu verhindern gilt.

Diejenigen, die nun Morgenluft riechen (allen voran, unsere Demokratiefreunde von der AfD und die Querficker-Bande), werden alles daran setzen, auch diese zu verhindern. Interessant, dass die Union Verantwortung Verantwortung sein lässt und sich aus blankem (Oppositions-) Opportunismus auf die Seite der Gegner geschlagen hat.

Wenn es möglich wäre, sollte man wenigstens einen Teil dieser Vorräte kostenlos in die Regionen der Erde schicken, in denen die Impfquoten leider noch sehr gering sind. Viel geringer als in Deutschland. Aber an diese Lösung denken die zuständigen Politiker vermutlich erst dann, wenn es dafür zu spät ist und die Haltbarkeit der Impfdosen nicht mehr gewährleistet werden kann. Ausreden finden Politiker schließlich immer.

Ich gebe zu, dass ich die ganze Corona-Scheiße längst nicht mehr verstehe. Ich sehe mir immer noch die Berichte an und informiere mich über den Fortgang der Pandemie. Dabei stoße ich auf so viele Ungereimtheiten und Mysterien, dass ich kurz davor bin, alle Informationen über das Virus auszublenden. Am besten, man ignoriert diese anhaltende Kakophonie aus wichtigtuerischen Wissenschaftlern, Politikern und nicht zuletzt auch Journalisten.

Die Franzosen liegen laut den öffentlichen Berichten ungefähr auf unserem Niveau. Dort sind die auch bei vielen in unserem Land verhassten Einschränkungen weitgehend aufgegeben worden.

Kein Impfnachweis, keine Maskenpflicht außerhalb des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs. Kontaktbeschränkungen gibt es keine mehr. In Restaurants, Geschäften, Theatern, Kinos gilt die Maskenpflicht nicht mehr. Die Beschränkungen wurden Mitte März aufgehoben. Bei uns sind die Verantwortlichen zögerlich, obwohl (auch) die Impfquote fast gleichauf mit Frankreich ist. Ungefähr 2 % Unterschied werden als Begründung für irgendwas vermutlich nicht ausreichen.

In Deutschland, berichtete das ZDF, starben vorgestern 348 Menschen an bzw. mit Covid-19. Wir nehmen irgendwie ungerührt zur Kenntnis, dass jede Woche etwa 1000 Leute in unserem Land an den Folgen der Viruserkrankung versterben. Es ist so, als würden diese Schicksale inzwischen irrelevant sein.

Außerdem wurden und werden diese Daten wie gewöhnlich von den Freiheitskämpfern mit ihren parlamentarischen Armen (FDP und AFD) angezweifelt, weil ja… zum Beispiel bei vielen Opfern Vorerkrankungen eine Rolle gespielt haben.

Obwohl viele Länder ihre Coronaeinschränkungen weitgehend aufgegeben haben, lässt sich nicht übersehen, dass viele BürgerInnen damit NICHT einverstanden sind. Die Zahlen haben sich stark verändert, aber eine Mehrheit in Deutschland ist mit dem planlosen Vorgehen der Regierung nicht einverstanden. Die Ampel-Regierung wird vom kleinsten Koalitionspartner dominiert und die Union reibt sich derweil die Hände.

Das Gefühl der Unsicherheit besteht bei vielen Menschen fort.

Ob das, was unsere hiesigen Diskussionen anlangt, typisch deutsch ist, sollen andere beurteilen. Ich frage mich allerdings, was wohl passiert, wenn die Impfpflicht komplett gescheitert ist und im Herbst / Winter dieses Jahres ein neuer Coronaausbruch (vielleicht mit einer für uns schädlicheren Variante) auftritt. Ich bin angesichts der unverantwortlichen Fehlleistungen der deutschen Politik (natürlich einschließlich der Opposition) zuversichtlich, dass Frieren noch die freundlichste Option in der kommenden Herbst-Winter-Saison ist.

Bis dahin haben dieses Land Impfgegner und Coronaleugner endgültig voll im Griff. Im Fall des Falles können dann zwar die Verantwortlichen namentlich benannt werden, aber nützen wird uns das herzlich wenig.

Müssen wir uns die Fähigkeit zurück erkämpfen, andere Meinungen anzuerkennen?

Immer schon gab es verschiedene Meinungen und heftigen Streit, den verschiedene Standpunkte nun einmal auslösen können. In diesen Zeiten scheint aus dieser simplen und für alle nachvollziehbaren Wahrheit ein Problem geworden zu sein. Wir lesen von zerbrochenen Freundschaften und von Familien, die sich entlang der Coronamaßnahmen entzweit hätten. Furchtbar aber vermutlich auch nicht neu.

Appell aus Wien

Wenn Hasnain Kazim, ehemaliger Spiegel-Korrespondent und heute in Wien lebender freier Autor, einen Kritiker dazu aufruft, sein verbales Verhalten zu überprüfen, nehme ich diesen Appell, der womöglich anders gemeint war, hier auf. Ich fühle mich davon angesprochen.

Wir sollten (als Gesellschaft) so nicht mehr weitermachen! Die Art und Weise, wie wir uns heute mit Andersdenkenden auseinandersetzen, hat längst nichts Konstruktives mehr. Aus meiner Sicht kommen wir beim Argumentieren kaum noch zu anderen Erkenntnissen. Das liegt daran, dass wir die Brücken zu denen, die andere Argumente vorzubringen haben, oft abgebrochen haben. Wie soll man eine Gesellschaft voranbringen, wenn systematisch missliebige Meinungen verbannt und gleichsam niedergeschrien werden?

Gegenseite / Reden erwünscht!

Es ist schwer, Argumente einer “Gegenseite” anzunehmen und dabei den Teil herauszuarbeiten, der Standpunkte einander annähern könnte. Das war in der Flüchtlingsfrage schwierig und beim Klima. Unmöglich scheint es bei den Coronamaßnahmen und beim Impfen.

Statt im Diskurs die Lösungen zu finden, verschärften wir in Deutschland (mehr als in anderen Ländern?) innerhalb kurzer Zeit die Kontroverse durch beleidigende, unangebrachte und oft genug spontane, meist sehr unüberlegte Äußerungen, die Diskussion.

Das Verrückte ist, dass dies von den meisten (auch den Gegnern der Maßnahmen) als belastend und deprimierend empfunden wird. Jedenfalls glaube ich, dass nicht mal die am härtesten gesottenen Querdenker und Impfgegner die Lage im Land als zukunftsträchtig oder zielführend ansehen.

Nicht alle sind erwünscht

Doch machen wir uns nichts vor. Es gibt unter den Gegnern aller staatlichen Maßnahmen Leute, die unter falscher Flagge segeln. Sie möchten eine andere Gesellschaft, denn sie verachten die Demokratie, ihre Institutionen und die gewählten PolitikerInnen. Es wäre wünschenswert, wenn sich die Gegner der Coronamaßnahmen strikt von Rechtsextremen distanzieren würden und nicht mit ihnen in geschlossener Linie protestieren (Spazierengehen) würden.

Es ist leider nicht damit getan, diese Forderung umzusetzen. In Deutschland sehen wir zurzeit eine besondere Hartleibigkeit der Politik, wenn es um die Suspendierung der Coronamaßnahmen geht. Vielleicht trifft der in manchen Medien geäußerte Verdacht zu, dass “die Politik” die Sorge hat, im Nachgang zur Pandemie für die Fehler zur Verantwortung gezogen zu werden, die vermeintlich und tatsächlich in großer Zahl in den letzten zwei Jahren gemacht wurden?

Damit meine ich nicht die feuchten Träume der rechtsextremen AfD, die den Tag herbeisehnt, an dem sie die Macht im Land übernehmen wird, um die gehassten Demokraten der anderen Parteien vor irgendwelche [sic?] Gerichte zu stellen. Allein dieser häufig zum Ausdruck gebrauchte Wunsch der Rechtsextremen macht deutlich, was sie mit Deutschland im Schilde führen.

Wenn selbst ein Urgestein und führendes Mitglied der AfD wie Jörg Meuthen sich von dieser Partei distanziert, sollten alle andern Mitglieder die Chance ergreifen und sich von diesem Misthaufen zu distanzieren und ebenfalls schnellstens aus dieser mutmaßlichen Nazi-Partei auszutreten.

Unterschiede je nach Land

Zurück zu dem, was mich eigentlich zu meinem Artikel bewogen hat. Ich wollte nicht zusätzliches Wasser in den demokratischen Wein schütten, sondern dazu aufrufen, sich endlich wieder unseren Grundüberzeugungen zuzuwenden. Wenn die EU schon ihre Werte verrät (Flüchtlinge), wir haben in Deutschland eine Verpflichtung nicht nur dem Ausland, sondern vor allem uns selbst gegenüber einzuhalten! Daran darf uns die Pandemie nicht hindern.

Es gibt viele prominente Leute bei Twitter mit großer Reichweite, die ich während der Pandemie radikal blockiert habe. Es verstört und verwirrt mich, wenn kluge und gebildete Leute mit hohen akademischen Graden sich als Verschwörungstheoretiker gerieren. Dass sogar SatirikerInnen sich darin versuchen, eine eigene Position zu Corona zu etablieren und dabei in ihren Programmen vor nachweisbaren Lügen nicht haltmachen, ist schwer zu verstehen. Für mich jedenfalls.

Fehlbare Wissenschaftler

Vielleicht sind die Differenzen darauf zurückzuführen, dass alle Seiten, die Wissenschaft inklusive, während der beiden vergangenen Coronajahre nicht immer geglänzt haben. Und am Ende sind die Positionen nicht immer so weit voneinander entfernt, wie wir das in dieser langen schweren Zeit wahrgenommen haben.

Letztlich ist es so, dass wir uns in Zukunft wieder in die Augen sehen, miteinander leben und arbeiten müssen, um die schweren Aufgaben, die vor uns liegen, gemeinsam bewältigen zu können.

Deshalb mein Appell. Haltet euch bei Twitter und in euren öffentlichen Äußerungen ab sofort zurück. Bedenkt, welche Verletzungen eure Worte bei “den anderen” auslösen. Es ist notwendig, unterschiedliche Meinungen anzuhören und – wenn auch nicht immer – in eigene Klärungsprozesse einzubeziehen. Man muss die Argumente der Gegenseite nicht nur hören, sondern diese reflektieren und mit den eigenen abgleichen. Mag das noch so schwerfallen.

Nur so kommen wir zu einem verlässlichen und kohärenten Meinungsbild, das über den Tag hinaus tragfähig ist. In der Coronapandemie haben wir (ich jedenfalls) diese Fähigkeit in nicht geringem Umfang verloren. Das will ich unbedingt korrigieren. Macht ihr mit?

Wird wirklich überall der Pandemieschrecken beendet?

Es scheint so, als sei es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Forderungen nach Aufgabe der Coronaschutzmaßnahmen in Deutschland so laut werden, dass “die Politik” keine Ausflüchte mehr findet. Der Blick ins Ausland wäre in den vergangenen zwei Jahren an so mancher Stelle für Deutschland empfehlenswert gewesen. Also nicht nur dann, wenn es gerade passt.

Jetzt stützen sich verständlicherweise all die hellen Köpfe, die es schon immer und vor allem besser wussten als die Beschützer im Team Vorsicht, auf die verrückten Entscheidungen der Briten, Irländer, Dänen und die schon von Beginn an immer auf ganz anderen Pfaden laufenden Schweden.

Freiheitsliebe der Leute ohne Verantwortung

Die sich als besonders freiheitsliebend gerierenden Journalisten vom Schlage eines Ulf Poschardt und dem neuen Star am “Welt”en-Himmel Tim Röhn (und kürzlich erst zum Chefreporter befördert) gehen auf die Politik los, seit der Ampel noch ungehemmter als je zuvor. Aber das kommt vermutlich nur mir so vor.

Heute veröffentlichte Röhn den Artikel “Die Welle der Vernunft rollt an Deutschland vorbei“. Da ist der Titel natürlich Programm, nicht nur so etwas wie eine Bewertung des deutschen Status quo. Soweit es mich betrifft, kann ich wohl auch nicht länger beim Team Vorsicht untertauchen. Irgendwas muss sich bewegen.

Sind die Maßnahmen zu rechtfertigen, weil ein Unterschied von ungefähr 10 % bei der Impfquote in der Altersgruppe über 60 Jahre besteht? Deutschlands Quote ist vorwiegend in dieser gesundheitlich am stärksten gefährdeten Gruppe um diesen Wert deutlich geringer als die der Dänen. Dort beträgt sie sage und schreibe fast 100 %. Die Alten in Dänemark und nicht nur die haben nicht die Vorbehalte gegen das Impfen wie viele Herrschaften in unserem Land. Wahrscheinlich neigen die, anders als wir zum Leichtsinn. Überhaupt, diese Skandinavier.

Mehr Angst oder mehr Mut?

Ich denke da vor allem an die Schweden. Keine Schulschließungen und Maßnahmen, die man nur in Gänsefüßchen als solche bezeichnen kann. Wenn die Pandemie nun bald (hoffentlich) irgendwann ausklingt, werden die Schweden ein beliebtes Objekt für alle möglichen ForscherInnen auf der ganzen Welt. Wie konnte das nur geschehen?

Wie konnten wir Deutschen bloß unseren Status der organisatorischen Meisterklasse so derbe verkacken? Wenn man an den BER und unsere diversen anderen Großprojekte denken, muss ich lakonisch feststellen: Es hat sich angebahnt.

Vielleicht liegt die ängstliche deutsche Sicht wirklich in unserem Naturell? Schließlich hat sich der Begriff der “german angst” im Ausland längst etabliert. Dass wir, die Deutschen im Allgemeinen, unseren Staat und die handelnden Politiker seit Jahrzehnten dazu ermuntert haben, uns, wenn nicht alles, so doch sehr, sehr vieles an Verantwortung abzunehmen, sollte uns endlich bewusst werden. Nicht nur ein paar Marktliberalen, die wir deshalb sofort verbal ans Kreuz nageln, wenn sie wieder einen ihrer bösen Bemerkungen losgelassen haben.

Versagende PolitikerInnen

Um alles kümmert sich der Staat. Das Schlimme ist nur, dass er es uns, egal, wie viel Geld es kostet und welche Ressourcen eingesetzt werden, nichts mehr recht machen kann. Als Ausweg bleibt den VerantwortungsträgerInnen nur noch das Herumdrucksen und Ausweichen. Es macht sich in der Politik eine Feigheit breit, die mit Händen zu greifen ist. Selbst die, die klug und rhetorisch geschickt sind, bekommen keine Schnitte mehr.

Alle stempeln wir nur zu lässig als Verlierer, als diejenigen eben, die nichts richtig machen und (teilweise) nicht mal einen richtigen Beruf gelernt oder ihre Ausbildung abgeschlossen haben. Twitter war gerade erst wieder voll von selbstgerechten und unglaublich bitteren Vorhaltungen gegen die neuen grünen Spitzenleute, Ricarda Lang und Omid Nouripour. Und damit meine ich nicht “nur” die besonders üblen rechten Kommentare. Der Begriff Versager wird exzessiv genutzt. Die Medien kennen da kein Pardon. Dabei sitzen die größten Versager in meinen Augen in den Redaktionsstuben und eben nicht in unseren Parlamenten.

Maßnahmen bis Ostern??

Ich weiß, dass es in Deutschland – übrigens quer durch alle Bevölkerungsgruppen – diejenigen gibt, denen die Maßnahmen gegen die Coronainfektionen wieder nicht weit genug gehen und vor allem nicht schnell genug beschlossen werden. Immer noch. Ebenso gibt es allerdings immer mehr Leute, die insbesondere die frische Ansage des baden-württembergischen Ministerpräsidenten, Winfried Kretschmann, die Coronamaßnahmen sollten noch bis Ostern weiterlaufen, für reinen Wahnsinn halten.

Da halte ich persönlich mehr von dem, was auch ein Grüner, nämlich der Tübinger OB, Boris Palmer, kürzlich vorgeschlagen hatte. Er meinte, wir sollten schnellstens die allgemeine Impfpflicht einführen und dafür alle Maßnahmen sofort fallen lassen. Vielleicht wäre das ein akzeptabler Vorschlag, ein Deal für all diejenigen, die bisher partout nicht mitmachen wollen. Wenn es nur darum geht, den Einschlag der Omikron-Variante bei ungeimpften, älteren EinwohnerInnen zu vermeiden, um die Überlastung der Intensivstationen zu verhindern, könnte das doch helfen, den Betroffenen auf die Sprünge zu helfen. Deal!?

Neue Welle im kommenden Herbst/Winter?

Die Frage ist, ob wir so Gefahr laufen, im nächsten Herbst und Winter wieder vor einer neuen Pandemiewelle stehen. Aber wer weiß das schon? Und bloß auf blauen Dunst hin, die umstrittene Impfpflicht durchzusetzen – ehrlich, das widerstrebt mir auch. Wir müssen hoffen, dass Omikron das Ende der Pandemie darstellt und dass es keine neuen Mutanten dieses Virus mehr geben wird. Falls wir mit dem Impfen weiterhin nicht vorankommen (mit und ohne Impfpflicht) könnte das ggf. dazu führen, dass – würde es im Herbst / Winter tatsächlich wieder losgehen, der gesellschaftliche Frieden massiver gefährdet würde, als das durch eine Impfpflicht vielleicht passieren kann.

Kaum noch “neue” Impfwillige?

Da stehen jede Menge Menschen in langen Schlangen und möchten sich impfen lassen. Ich schau immer gebannt auf die Dashboards und erwarte, dass sich das in den Zahlen niederschlägt.

Aber das bleibt aus. Es bewegt sich wenig – zu wenig. Heute Morgen habe ich versucht, meinen Frust zu bewältigen, indem ich mir die Zahlen noch etwas genauer als sonst angesehen habe.

Meine ernüchternde Erkenntnis ist, dass die vielen Menschen in den Schlangen zum größten Teil zur Zweitimpfung oder zum Boostern angestanden haben müssen. Mit anderen Worten: Bei den Erstimpfungen hat sich seit Anfang dieses Monats kaum etwas getan. Das bedeutet, der harte Kern von Impfgegnern lässt sich von allem, was vorgeht, überhaupt nicht beeindrucken. Und die Politik leistet dazu ihren Anteil. Heute ist Bundesliga mit Zehntausenden von Spreadern. In Schulen (NRW) brauchen die Kinder keine Masken zu tragen. Laut Ministerin Gebauer, FDP, steigen die Zahlen. Aber offenbar genügt ihr das nicht, um umzudenken. Der NRW-Ministerpräsident findet ein volles Stadion beim FC Köln ganz ok. Wir sprechen über 50.000 Zuschauer. Kein Wunder, dass viele an solchen Politikern – und nicht nur daran – verzweifeln. Derweil laufen die Intensivstationen an immer mehr Stellen im Land Gefahr, im Chaos zu versinken. Beatmete Menschen werden in Großraumflugzeugen von Bayern nach NRW geflogen, weil die dortigen Kliniken die Patienten nicht mehr versorgen können.

Die Düsseldorfer Karnevalisten haben ihren Rosenmontagszug auf das Frühjahr verlegt. Das löste in Köln Empörung aus. Vielleicht lag es daran, dass der Chef des Festkomitee Kölner Karneval im Hauptberuf Bestatter ist? Einfach nur bekloppt und so kontraproduktiv. Wer sich die Frequenz auf den Einkaufsstraßen gestern zum “Blackfriday” anschaut, kommt aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Es war so voll, dass man sich fragt, ob die Leute eigentlich den Knall nicht gehört haben.

Söder mag keinen landesweiten Lockdown ausrufen. Ich vermute, auch in diesem Land blockiert der Koalitionspartner. Und was wäre schlimmer, weil ja bald wieder gewählt wird, wenn die Wähler durch harte Maßnahmen verprellt werden? Das ist in NRW deutlich zu spüren. Die FDP zieht die CDU (Laschet wie Wüst) am Nasenring durch die Manege.

In diesen November-Wochen haben rund eine Million Menschen eine Erstimpfung erhalten, zwei Millionen ihre Zweitimpfung und rund sechs Millionen wurden bis 22.11. geboostert. Das sind dann die etwas mehr als 8 Millionen, die im November in Summe auf der Habenseite der Vernunftbegabten stehen. So können Bilder von langen Warteschlangen täuschen. Der Rest bleibt Schweigen.

Links:
Fragen? Antworten! – infektionsschutz.de
COVID-19 Impfdashboard

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