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Sugardaddy zu sein wär mir zu anstrengend

Mit 62 Lebensjahren bin ich in mancherlei Hinsicht vielleicht schon ein bisschen aus der Zeit

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Mit 62 Lebensjahren bin ich in mancherlei Hinsicht vielleicht schon ein bisschen aus der Zeit gefallen. Ein ziemlich festgefügtes Weltbild führt schon mal dazu, dass ich einigermaßen fassungslos vor dem Fernseher sitze.

Meine Empörungsbereitschaft habe ich garantiert im Internet gelernt. Darauf bin ich nicht stolz. Gestern Abend zum Beispiel war es wieder soweit.

Es handelt sich um die 37° Reportage des ZDF mit dem Titel „Sugardaddy“. Der Begriff ist mir zwar geläufig, ich hätte allerdings nicht geglaubt, dass diese Form der Prostitution hier in Deutschland verbreitet zu sein scheint.

Mit meiner schnellen Empörung über die junge Frauen, die sich von alten Knackern (also Männern meines Alters) finanziell aushalten lassen, stieß ich bei meiner Frau auf Widerspruch: „Wir leben in einem freien Land. Jede/r soll das so halten, wie sie/er es mag“. Ja! Ich erinnerte mich, dass ich diese Sicht ansonsten teile. Das hatte ich mal wieder vergessen. Leider passiert mir das in letzter Zeit sehr häufig, was wohl an der schlimmen Art von Diskussionen liegen wird, die man heute über die Flüchtlingskrise so zu führen bereit ist.

Als Rheinländer halten wir es mit dem Kölschen Grundgesetz. Nur — das Sprichwort „Jede Jeck is anders.“ hat es noch gar nicht hineingeschafft.

Kann man von Vorurteilen sprechen, die ich gegen Leute habe, die so etwas machen? Meine Frau findet ja.

Analysiere mal Horst. Was passiert, wenn du einen Mann um die 60 in Begleitung einer jungen hübschen Frau siehst? Ich denke, es ist seine Tochter. Kein Quatsch, das denke ich – zuerst.

Was passiert dann, wenn meine Beobachtung ergibt, dass es sich um ein anderes Verhältnis handelt? Bin ich dann vielleicht sogar neidisch auf meinen Altersgenossen? Vielleicht. Nein! Ich glaube nicht an solche „Beziehungen“. Und zwar schon allein deshalb, weil ich dafür kein Geld übrig hätte. Mir wäre das entschieden zu anstrengend.

Junge Frauen lassen sich finanziell aushalten. Sie bekommen Geld für gelegentlichen Sex und gemeinsame Auftritte in der Öffentlichkeit. Kein sehr originelles Modell, aber es funktioniert wohl auch in vielen anderen ähnlichen Konstellationen. Reiche Männer, schöne und nicht gerade selten, sehr junge Frauen. Das ist IMHO auffallend. Eigentlich sollte das den Widerstand von Feministinnen herausfordern.

Für mich käme die Rolle eines Sugardaddys auch dann nicht infrage, wenn ich nicht seit fast 40 Jahren mit dieser wunderbaren Frau verheiratet wäre, sondern – warum auch immer – allein leben würde. Vielleicht würde ich eine Partnerin suchen. Aber bestimmt auf ziemlich konventionelle Art und Weise, und auf ihr Alter käme es mir dabei nicht an. Noch nicht einmal zum Angeben.

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