Gesellschaft

EU-Austritt: Alt gegen jung ist kein britisches Phänomen

Einerseits verstehe ich es, dass viele ihren Zorn über den EU-Austritt der Briten rauslassen. Das ist menschlich. Für mich hat das sogar etwas tröstliches, wie viele Leute offenbar von der britischen Entscheidung enttäuscht sind. Allerdings

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Einerseits verstehe ich es, dass viele ihren Zorn über den EU-Austritt der Briten rauslassen. Das ist menschlich. Für mich hat das sogar etwas tröstliches, wie viele Leute offenbar von der britischen Entscheidung enttäuscht sind.

Allerdings bin ich davon überzeugt, dass das, was sich in Großbritannien Bahn bricht, kann auf dem Kontinent in gleicher oder ähnlicher Form auch passieren könnte. Auch in Deutschland sind die Bedingungen (Quorum) für Volksabstimmungen nicht in Zement gegossen!

Zum zentralen Punkt hier in Deutschland wird das unterschiedliche Abstimmungsverhältnis zwischen jung und alt erst noch werden. Die Jungen im Vereinigten Königreich haben für Europa gestimmt, die Alten dagegen. Das Ergebnis birgt Sprengstoff, weil diese Unterschiede im Abstimmungsverhalten in solch existenziellen und vielleicht tatsächlich zukunftsweisenden Fragen für die Entwicklung eines Landes sehr bedeutsam sein können. Dass das in manchen rechten Blogs wie zum Beispiel „Tichys Einblick“ schlankweg negiert wird, macht mich echt sauer.

Trotzdem bleibt jetzt erst einmal abzuwarten, wie sich die Dinge weiterentwickeln und ob all die düsteren Vorhersagen für das Vereinigte Königsreich tatsächlich oder teilweise überhaupt eintreffen werden.

Ich wünsche den Briten, dass sie ihren Schritt nicht bereuen müssen!

Jung und alt – Das Zukunftsszenario

Haben die Briten eigentlich, wie viele andere europäische Staaten, ein demografisches Problem? Nein, sie stehen in dieser Hinsicht deutlich besser da (s. Abb).

Das ist mein Punkt! Wenn unsere Medien das Abstimmungsverhältnis von jung und alt in Großbritannien so kritisch beurteilen, wie mögen sich Wahlentscheidungen dann erst in unserem Land darstellen?

Es ist nichts Neues, Deutschland vorherzusagen, dass bei künftigen Wahlen (und Abstimmungen?) exakt dieses Problem auftreten wird. Die Alten werden die Dinge durch ihre spezielle Brille sehen und somit in sehr entscheidenden, für die Zukunft wichtigen Fälle, gegen die elementaren Interessen der jüngeren Generationen abstimmen. Wir sehen, dass die Politik längst dabei ist, sich auf die demografischen Gegebenheiten einzustellen.

Wir erinnern uns an die Diskussionen über die Rente mit 63 und andere Beispiele. Der Konflikt wurde angerissen und diskutiert. Die Sparpolitik, für die Deutschland europaweit hart kritisiert wird, die aber auf der anderen Seite, die nachkommenden Generationen entlasten sollte, wird vielleicht nicht mehr lange Bestand haben. Die kritischen Einlassungen Gabriels (SPD) klingen noch relativ abstrakt. Aber die Wahlen sind nicht mehr lange hin.

Auf Kosten der jungen Leute?

Ein allgemeines Umdenken der Besitzstandswahrer, also im Wesentlichen der Leute meiner Generation, ist an diesem Ende nicht zu erwarten. Zu groß sind in diesen unsicheren Zeiten die Verlustängste insbesondere der Generationen, die sich über Jahrzehnte einiges aufgebaut und nun zu verlieren haben. Dass viele Ältere andererseits an ihre Kinder und Enkel denken, ist natürlich auch klar. Aber unterm Strich zähl ich, wird die Devise bleiben.

Es klingt utopisch. Aber im Interesse einer funktionierenden Gesellschaft muss vielleicht schon bald nach Wegen gesucht werden, wie dieser Entwicklung entgegengewirkt werden könnte. Man könnte eventuell mit Stimmrechten je Wahlberechtigtem ab einem bestimmten Alter operieren, also den Schlüssel der demografisch aktuellen Situation berücksichtigen? Ein Bürger/in = eine Stimme wäre dann obsolet. Die Idee ist undemokratisch, sie stellt unsere Überzeugungen auf den Kopf. Und ein bisschen erinnern mich mein Gedankenspiel an die seinerzeit von England ausgehende Debatte über Hüftgelenke für über 80jährige.

Demografie

Wir werden wohl oder übel damit leben müssen, dass Demografie Faktor demokratischer Spielregeln bleibt. Gibt es mehr Alte haben sie logischerweise mehr Einfluss und umgekehrt gilt es ebenso. Nur ist dann auch ganz klar, dass eine überwiegend aus älteren und alten Menschen bestehende Gesellschaft Zukunftsperspektiven völlig anders beurteilt als es junge Gesellschaften tun werden. Und das ist – was die Wahlergebnisse in Großbritannien anlangt – nun in ziemlich eklatanter Weise passiert. Ob die Briten damit – wie behauptet wird – wirklich ihre Zukunft verspielt haben, werden wir mal in Ruhe abwarten.

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Quelle Featured-Image: HorstSchulte.com

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