Von wegen, die Parteien unterscheiden sich nicht mehr voneinander

Vielleicht wäre eine Minderheitsregierung in dieser Phase tatsächlich eine gute Lösung? Allerdings würde das eine/n starke/n Regierungschef/in voraussetzen. Es wären zwar auch gute Moderationsfähigkeiten gefragt aber mehr noch echte Führungsstärke. Ich weiß nicht, ob man dies bei Angela Merkel unterstellen darf. Wenn ich Lindners Beschwerden und auch die anderer Mitglieder der Verhandlungsgruppe höre, hat Merkel sich trotz des hohen persönlichen Einsatzes, den sie Berichten zufolge bei den Verhandlungen gezeigt hat, diesbezüglich nicht mit Ruhm bekleckert. Eine Minderheitsregierung von Union und Grünen hätte den Vorteil, dass die SPD viele Vorhaben mittragen könnte. Bei anderen wäre die FDP dazu bereit. Das könnte spannend sein und würde unserem Verhältnis zu demokratischen Prozessen wahrscheinlich gut tun. Da die öffentliche Meinung ohnehin so ist, dass die Parteien kaum mehr voneinander zu unterscheiden sind, wäre das Risiko einer Minderheitsregierung gar nicht hoch. Alle Stimmen, die sich heute aus angeblicher Sorge um die Stabilität des Landes vehement…

Horst Schulte

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Vielleicht wäre eine Minderheitsregierung in dieser Phase tatsächlich eine gute Lösung? Allerdings würde das eine/n starke/n Regierungschef/in voraussetzen.

Es wären zwar auch gute Moderationsfähigkeiten gefragt aber mehr noch echte Führungsstärke.

Ich weiß nicht, ob man dies bei Angela Merkel unterstellen darf. Wenn ich Lindners Beschwerden und auch die anderer Mitglieder der Verhandlungsgruppe höre, hat Merkel sich trotz des hohen persönlichen Einsatzes, den sie Berichten zufolge bei den Verhandlungen gezeigt hat, diesbezüglich nicht mit Ruhm bekleckert.

Eine Minderheitsregierung von Union und Grünen hätte den Vorteil, dass die SPD viele Vorhaben mittragen könnte. Bei anderen wäre die FDP dazu bereit. Das könnte spannend sein und würde unserem Verhältnis zu demokratischen Prozessen wahrscheinlich gut tun.

Da die öffentliche Meinung ohnehin so ist, dass die Parteien kaum mehr voneinander zu unterscheiden sind, wäre das Risiko einer Minderheitsregierung gar nicht hoch.

Alle Stimmen, die sich heute aus angeblicher Sorge um die Stabilität des Landes vehement gegen eine Minderheitsregierung stemmen, dürften früher nie zu hören gewesen sein, als der Vorwurf der programmatischen Ver- und Auswechselbarkeit unserer hiesigen Parteien geradezu inflationär erhoben wurde.

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6 Gedanken zu „Von wegen, die Parteien unterscheiden sich nicht mehr voneinander“

  1. Da die öffentliche Meinung ohnehin so ist, dass die Parteien kaum mehr voneinander zu unterscheiden sind, wäre das Risiko einer Minderheitsregierung gar nicht hoch.

    Das ist natürlich ein gutes Argument! 😉
    Aber selbst davon einmal abgesehen, halte ich eine Minderheitsregierung für gar keine schlechte Idee.

    Im besten Fall würden sich politische und/oder gesetzgeberische Entscheidungen mehr an der Sache als an politisch-„alternativlosen“ Vorgaben der Fraktionsblöcke orientieren.

    Der Bundestag könnte womöglich wieder die Rolle (zurück-) erhalten, die ihm gebührt – und die ihm die Regierungsparteien der letzten Legislaturen langsam, aber gezielt entzogen haben: die des Gesetzgebers durch Mehrheiten der Abgeordneten nämlich. Inzwischen ist er ja zur Abnickanstalt verkommen, in der es längst keine echten Diskussionen und Entscheidungen mehr gibt.

    Ich jedenfalls hätte kein Problem mit einer Regierung, die sich jeweils Mehrheiten argumentativ suchen müsste – eine solche Regierung stünde auch viel stärker unter öffentlicher Beobachtung. Wiederum im besten Fall könnte das sogar wieder mehr Menschen für Politik und Gesetzgebung interessieren (vielleicht sogar mich??).

    Politik würde riskanter, genau. Es gäbe nämlich wieder etwas zu verlieren…

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  2. Lies mal das hier:

    Warum niemand eine Minderheitsregierung wollen kann

    Ist zwar ein falscher Titel, denn wollen kann man vieles. Der Text ist auch ein bisschen dröge und schwierig, halt ein Verfassungsrechtler. Er wird auch in den Kommentaren mit guten Gründen kritisiert – alles in allem aber immerhin eine informative Lektüre zum Thema Minderheitsregierung.

    Was mich bzgl. einer Minderheitsregierung in unserem, bisher gar nicht darauf eingerichteten System besorgt: dass alles dann viel zu viel Zeit braucht – genau wie in einer „basisdemokratischen“ linken Gruppierung (eine Erfahrung, die ich öfter mal gemacht habe – keine gute!).

    Der Autor des Artikels spricht in diesem Sinne z.B. an: das Zusammenspiel Ältestenrat / Kanzleramt und Ressorts, das offenbar eine Menge Gesetzesvorhaben und Änderungen ziemlich zügig abarbeitet, was dann nicht mehr möglich wäre (man denke an die vielen Pakete, die im kleinen Kreis abgestimmt und im Plenum von der Regierungsmehrheit abgenickt werden),

    Ein Kommentierer bringt auch einen interessanten Aspekt:

    „Gegen eine Minderheitsregierung spricht ein Veto des Bundesrates gegen ein Einspruchsgesetz, dass mit der Kanzlermehrheit überstimmt werden müsste. Auch verhandelt eine Bundesregierung mit den Ländern einfacher, wenn sie eine Kanzlermehrheit hat, weil sie dann z.B. einfacher Zugeständnisse im Bereich des Bundeshaushaltes machen kann. Und sowas kommt ja nicht selten zur Anwendung. “

    Ganz allgemein wäre eine Minderheitsregierung ziemlich unbeweglich auf den verschiedenen Handlungsfeldern Bundesrat, Europa, Außenpolitik allgemein – kann mir ehrlich nicht vorstellen, wie man da handeln soll, wenn für alles und jedes immer eine neue Mehrheit gesucht werden muss,

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  3. ClaudiaBerlin 127 23. Nov. 17 um 11:56

    Mittlerweile hab ich mehr dazu gelesen und denke: mal probieren… eine Grün-schwarze Minderheitsregierung könnte ja damit rechnen, dass die SPD keine Fundamentalopposition macht, sondern Wichtiges mit abstimmt.

    Auch ist mir angesichts des anstehenden Prozesses aufgefallen: Vielleicht wählt ja eine Mehrheit Merkel, wenn der Bundespräsident sie vorschlägt? Schon aus Angst vor Neuwahlen und mangels Alternative. Dann haben wir die Minderheitsregierung (die Merkel dann mit den Grünen bilden kann, wenn sie mag) – ganz ebenso, wenn sie im 3.Wahlgang mit relativer Mehrheit gewählt wird.

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