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Angst vor Alter, Krankheit und Tod

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Wie gut wir unse­re Augen doch vor dem ver­schlie­ßen kön­nen, was uns in fer­ner Zukunft bru­tal und unum­kehr­bar blü­hen könn­te: Alter, Krankheit und Tod. Die hof­fent­lich kur­ze, manch­mal auch viel zu lan­ge Zeitspanne bis zum Tod ist häu­fig von Schmerz, Einsamkeit, Hilflosigkeit und Angst geprägt. Wir wis­sen und ver­drän­gen das.

Alte Menschen sind manch­mal auf frem­de Hilfe ange­wie­sen. Sie emp­fin­den die sub­jek­ti­ve Abhängigkeit durch­aus auch dann, wenn die Menschen, die sie im Alltag unter­stüt­zen, Kinder oder Familienangehörige sind. Ich glau­be, es ist wich­tig, sich das bewusst zu machen und unse­ren Lieben das Gefühl mög­lichst zu neh­men oder es wenigs­tens nicht über­hand­neh­men zu lassen.

Ich sehe in unse­rem Dorf Tag für Tag die klei­nen Autos der Pflegedienste rauf- und run­ter­fah­ren. Wahrscheinlich hat sich dies der­art lang­sam ins Bild des nor­ma­len Lebens hin­ein­ge­scho­ben, dass wir heu­te, wenn wir ein­mal dar­auf ach­ten, regel­recht über­rascht sind. Die demo­gra­fi­sche Entwicklung geht ihren Weg. Wir wis­sen, dass der Anteil alter, pfle­ge­be­dürf­ti­ger Menschen stark zunimmt.

Stuttgarter Tatort „Anne und der Tod”

Der gest­ri­ge Stuttgarter Tatort „Anne und der Tod” hat­te etwas von einem Kammerspiel. Spektakuläre Taten an schau­ri­gen Plätzen wur­den durch graue Büroatmosphäre ersetzt. Der Krimi begann nicht mit einem Verbrechen, son­dern mit dem Verhör der Altenpflegerin Anne Werner. Katharina Marie Schubert spiel­te die­se Rolle grandios!

Dieser Tatort wur­de bereits vor sei­ner Ausstrahlung mit dem Baden-​Württembergischen Filmpreis ausgezeichnet!

Ich mag falsch lie­gen, aber ich könn­te mir vor­stel­len, dass vie­le Tatort – Fans von die­ser Folge ent­täuscht waren, weil die ein­schlä­gi­ge Dramaturgie fehl­te. Dieser Tatort hat mich sehr berührt. Aber ich mache mir nichts vor. Auch die star­ke media­le Beschäftigung mit die­sem Thema wird nichts an den Zuständen ändern. Es fehlt an meh­re­ren Voraussetzungen. Dazu gehört nicht bloß eine bes­se­re Bezahlung der ambu­lan­ten Pflegekräfte oder der in Alten- und Krankenheimen. 

Meine per­sön­li­che Sicht auf das Desaster rund um die Pflege von alten und kran­ken Menschen hat sich im Lauf des Lebens ver­än­dert. Wahrscheinlich geht das jedem so. Bevor mich tie­fe­re Gedanken und Gefühle zum Krank- und Altwerden beschäf­tigt haben, war ich nicht mehr so ganz jung. Ich hat­te also Glück, denn es gibt lei­der vie­le Menschen, die schon sehr früh mit die­sen dra­ma­ti­schen Erfahrungen klar­kom­men müssen.

Wahrscheinlich ver­än­dert nichts die Perspektive mehr, als die Pflege eines hoch­be­tag­ten Menschen. Man nimmt die ver­schie­de­nen Seiten des mensch­li­chen Alterungsprozesses in kon­zen­trier­ter Form war. Das Alter und die all­täg­li­che Nähe zu alten Menschen macht einen auch emp­find­li­cher gegen den aus mei­ner Sicht lieb­lo­sen gesell­schaft­li­chen Umgang mit den betrof­fe­nen Menschen. Übrigens vor allem mit alten und kran­ken Menschen.

Krankheit kann jeden treffen, Altwerden hoffentlich auch 

Ich dis­ku­tie­re mit mei­ner Frau häu­fig dar­über, wie es kommt, dass Alte und Kranke Einrichtungen oder Behandlungen aus­ge­setzt wer­den, die manch­mal wirk­lich Regeln der Menschlichkeit ver­let­zen. Jeder kann das sehen. Viele meckern dar­über, aber nichts scheint sich zu bessern. 

Das wird nicht nur an denen lie­gen, die gewöhn­lich ja für jeden Missstand, nicht nur die­sen, ver­ant­wort­lich gemacht wer­den. Politiker kön­nen die Bedingungen schaf­fen, damit Änderungen über­haupt mög­lich wer­den. Allerdings sieht man am Pflegenotstand und den offen­sicht­li­chen Rekrutierungsproblemen, dass sogar neue Regelungen nicht wirken. 


Dieses Lied aus den 1970er Jahren fällt mir immer dann ein, wenn mich das Thema beschäftigt

Ich ging vor­bei am Krankenheim
Das stand in einem Rosenhain
Und auf den grü­nen Bäumen lag
Ein pral­ler blau­er Julitag
Es war ein Tag zum Frühaufstehn
Es war ein Tag zum Schwimmengehn
Es war ein Tag voll Sonnenschein
Es war ein Tag zum Glücklichsein

Ich ging vor­bei am Krankenheim
Da fuhr ein schwar­zer Wagen rein
’s lief alles schnell und rei­bungs­los
Und gab mir den­noch einen Stoß
Man hört nicht hin und man ist blind
Wenn ande­re am Scheiden sind
Wer moch­te das gewe­sen sein
War’s schmerz­los oder war’s mit Pein

Ich ging vor­bei am Krankenheim
Das schlief in sei­nem Rosenhain
Wie schnell das Glück von dan­nen geht
Wie schnell der Wind zur Seite dreht
Man lebt drauf­los so ruhe­voll
Gott wenn ich ein­mal lei­den soll
Gib mir den Mut zum Tapfersein
Und denen auch im Krankenheim 

- Stefan Sulke 


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