Das Recht schützt oft gerade die, die mit ihm nichts am Hut haben

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NRW berei­tet sich auf die Rück­kehr ehe­ma­li­ger IS-Kämp­fer vor. Ein­zel­zel­len wer­den her­ge­rich­tet, damit die Damen und Her­ren, die uns noch vor Kur­zem mit hass­ver­zerr­ten Frat­zen Schlim­mes ange­tan hät­ten, auch ja ordent­lich unter­ge­bracht sind. 

Ein­zel­zel­len bedeu­ten „Iso­la­ti­ons­haft“. Des­halb wird es im Land Wider­spruch gegen die­se „Unmensch­lich­keit“ geben. Die armen und häu­fig trau­ma­ti­sier­ten IS-Söld­ner dür­fen in einem Rechts­staat so nicht behan­delt wer­den. Natür­lich nicht!

Las­sen wir die­je­ni­gen bei­sei­te, die ihre eine Gene­ral­ent­schei­dung gegen alles Frem­de, den Islam sowie­so, schon getrof­fen haben: es blei­ben immer noch genug Leu­te übrig, die mit den rechts­staat­li­chen Ver­fah­ren nicht nur glück­lich sind. Vor allem natür­lich dann, wenn sie ande­re Pro­blem­la­gen, die zeit­gleich ablau­fen, mit der Rück­nah­me von Ter­ro­ris­ten vergleichen.

Wir lesen, dass die Poli­zei den Druck auf kri­mi­nel­le Clans in Deutsch­land erhöht. Wir erfah­ren, wie vie­le sol­cher Clans es im Land gibt und wie vie­le Men­schen dazu­ge­hö­ren. Nicht alle Ange­hö­ri­gen eines Clans, zu dem vie­le Tau­send Per­so­nen zäh­len, sind kri­mi­nell. Aber so genau weiß man auch das nicht. 

Nichts­des­to­we­ni­ger scheint die Soli­da­ri­tät der Mit­glie­der dem Clan und nicht Deutsch­land zu gehö­ren. Sie haben sich hier ein­ge­rich­tet, weil man sie (aus falsch ver­stan­de­ner Tole­ranz) jahr­zehn­te­lang gewäh­ren ließ. Für mich stellt allein die Tat­sa­che ein rie­si­ges Pro­blem dar, dass die­se Men­schen das Gefühl haben, über unse­rem Gesetz zu stehen. 

Von den 6.449 Clan-Gangs­tern hier­zu­lan­de (nur NRW!) stam­men rund die Hälf­te aus dem Liba­non und der Tür­kei. Bei­de Län­der wei­gern sich, ihre Staats­an­ge­hö­ri­gen zurück­zu­neh­men. Wahr­schein­lich wis­sen die Ver­ant­wort­li­chen, dass die­se Men­schen noch gefähr­li­cher sind als demo­ra­li­sier­te IS-Kämp­fer, deren Rück­nah­me in deut­sche Obhut vor­ge­se­hen ist.

War­um die Abschie­bun­gen von Schwer­kri­mi­nel­len sich für unser Land so schwie­rig gestal­tet, ist nach­voll­zieh­bar, wenn man ein paar Details der Abschie­bung des Miri – Clan­chefs erfährt. 

Nach einem Bericht des Köl­ner Stadt-Anzei­ger von heu­te, reis­te der Prä­si­dent der Bun­des­po­li­zei, Die­ter Romann, im Herbst 2018 nach Bei­rut. Es folg­te ein Infor­ma­ti­ons­aus­tausch mit dem dort zustän­di­gen Chef des Grenz-Sicher­heits­diens­tes sowie den Innen­se­na­to­ren aus Ber­lin und Bre­men. Damit waren die Din­ge in die „rich­ti­gen Bah­nen“ gelenkt wor­den. Es war mehr als ein hal­bes Jahr ver­gan­gen, bis die „Ope­ra­ti­on“ stattfand.

Die­se Zeit schien nötig, um den Ver­bre­cher durch die Anti-Ter­ror-Ein­heit GSG9 – Beam­te in einem Über­ra­schungs­coup fest­zu­set­zen und per Hub­schrau­ber und Flug­zeug nach Bei­rut zu schaffen. 

Die­se im Gehei­men vor­be­rei­te­te Ope­ra­ti­on stell­te sicher, dass womög­lich eine „Tele­fon­alarm­ket­te“ nicht Dut­zen­de von Clan­mit­glie­dern auf den Plan geru­fen hät­te. Wahr­schein­lich hät­te es einen „Bür­ger­krieg“ im Klei­nen gege­ben, wenn die Fest­nah­me des Clan­bos­ses vor­her publik gewor­den wäre. 

Bei mir hin­ter­lässt die­se Beschrei­bung des Ablaufs einen fah­len Nachgeschmack!

Das Gewalt­mo­no­pol des Staa­tes scheint ein­sei­tig auf­ge­ho­ben. Jeden­falls ver­fü­gen die Clans offen­sicht­lich über die Macht, poli­zei­li­che Aktio­nen gewalt­sam zu behin­dern. Das ist zwar kei­ne Neu­ig­keit. Aber es scho­ckiert, wenn man es schwarz auf weiß liest.

36% der straf­fäl­li­gen Clan­mit­glie­der sind deut­sche Staats­an­ge­hö­ri­ge. Sie kön­nen des­halb nicht aus­ge­wie­sen wer­den. Ein Drit­tel stammt aus dem Liba­non. „Abschie­bun­gen dort­hin gestal­ten sich schwie­rig“, sagt der Lei­ter der LKA-Abtei­lung für orga­ni­sier­te Kri­mi­na­li­tät in Düs­sel­dorf. Ich fra­ge mich, was machen wir, wenn es schwie­rig wird?
Die Ant­wort des Staa­tes wohl: Da kann man nix machen.

15% der Clan­kri­mi­nel­len kom­men aus der Tür­kei. Blöd, dass die ihre Päs­se weg­ge­wor­fen haben und ihre Iden­ti­tät des­halb nicht fest­zu­stel­len ist. So genann­te Per­so­nal­ersatz­pa­pie­re kön­nen nur von den Per­so­nen selbst bei den tür­ki­schen Stel­len bean­tragt wer­den. Komisch, dass das nicht klappt, nicht wahr?

13% der Clan­mit­glie­der kom­men aus Syri­en. Dort­hin wei­sen wir nicht aus, weil die dort herr­schen­de Sicher­heits­la­ge es nicht zulässt.

Wer könn­te schon was dage­gen haben, dass die­se Leu­te uns beklau­en oder sonst was Schlim­mes tun, wenn sie in ihrem Land womög­lich Scha­den an Leib und See­le nähmen? 

Dann gibts da noch die Staa­ten­lo­sen. Die wer­den dau­er­haft gedul­det, weil sie nicht außer Lan­des gebracht wer­den kön­nen. Die Dul­dung ist auch in den Fäl­len obli­ga­to­risch, wenn „ein in der Regel unbe­schol­te­nes Fami­li­en­mit­glied die deut­sche Staats­an­ge­hö­rig­keit erlangt hat“. Und ich dach­te, es gäbe kei­ne Sip­pen­haft. Ach ja, ist ja auch umgekehrt… 

Unser Recht folgt dem Grund­ge­dan­ken, dass Fami­li­en­zu­sam­men­füh­run­gen zu beach­ten, sie also nicht „aus­ein­an­der­ge­ris­sen“ wer­den. Dass Fami­li­en durch die Taten die­ser Gangs­ter aus­ein­an­der­ge­ris­sen wer­den, spielt bei huma­ni­tä­ren Über­le­gun­gen wohl nie eine Rolle. 

Viel­leicht stam­men die Geset­ze ja aus Zei­ten, in denen Clan-Ver­bre­cher sich mit­hil­fe ihrer hoch­do­tier­ten Anwäl­te nicht so zunut­ze gemacht haben, wie es heu­te geschieht? Aber wenn wir das halt immer so gemacht haben… muss man an den Geset­zen nichts ändern. 

Ich kann nur hof­fen, dass Poli­tik und Behör­den an den Clans dran­blei­ben und ande­re Mög­lich­kei­ten fin­den, ihre Struk­tu­ren zu zer­schla­gen. Hof­fent­lich blei­ben die Maß­nah­men, die ihren Weg immer­hin regel­mä­ßig durch klei­ne Erfol­gen in die Medi­en fin­den, wei­ter bestehen und der Druck auf die Ver­bre­cher wird wei­ter erhöht.

Viel­leicht kann ich mich dann damit aus­söh­nen, dass wir deutsch­stäm­mi­ge Ver­bre­cher aus ihrem Trau­ma durch ihren Kampf für ihren IS befrei­en und sol­che (zumin­dest poten­zi­el­len) Mör­der allen Erns­tes reso­zia­li­sie­ren wollen.

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Clans Deutschland Recht Terror

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