Kleinigkeiten unterm künstlichen Weihnachtsbaum

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Das mit den Weihnachtsgeschenken haben wir schon vor Jahren, nicht abge­schafft, erheb­lich redu­ziert. Es gibt sie noch, aber halt in klein. Deshalb nen­nen wir sie „Kleinigkeiten”. Einige davon lie­gen auch bei uns nächs­te Woche unterm Weihnachtsbaum. Der Verpackungsmüll soll­te also über­schau­bar sein.

Ja! Wir haben einen Weihnachtsbaum, sogar einen (ehe­mals) „leben­den”!

Man macht sich mit sol­chen Aussagen mora­lisch angreif­bar, denn ande­re ver­zich­ten längst auf (leben­de) Christbäume. Manche holen ihren künst­li­chen Christbaum aus dem Keller. Sie haben ihn heu­er ent­we­der in die­sem kli­ma­be­weg­ten Jahr als Ersatz für den Echten gekauft, man­che besit­zen ihn aber auch schon etwas län­ger. Letztere dürf­ten sich natür­lich nicht als die Avantgarde der kli­ma­be­weg­ten Tannenbaumbesitzer ver­ste­hen, denn ihre Motive waren doch eher prak­ti­scher Natur.

In die­sem Jahr mache ich wohl kei­ne Fotoserie vom Aufbau unse­res Weihnachtsbaumes, obwohl unser dies­jäh­ri­ger Baum eine ech­te Schönheit ist. Ich möch­te mich nicht ohne Not angreif­bar machen. Nein!, ich habe auch kein schlech­tes Gewissen und zwar, weil der Baum an sich doch ein sehr eige­nes Verhältnis zur Bindung von CO2 zu besit­zen scheinen. 

Unseren Weihnachtsbaum haben wir, wie schon seit Jahren, wie­der beim glei­chen sau­er­län­di­schen Weihnachtsbaumhändler gekauft. Der Baum ist grö­ßer und brei­ter als frü­her. Zum ers­ten Mal über­haupt dürf­te er in die­sem Jahr min­des­tens so groß sein wie ich (1,83).

Der Verkäufer und wir ken­nen uns zwar nicht mit Namen. Aber wenn wir den Verkaufsplatz betre­ten, folg­te in den ver­gan­ge­nen Jahren stets ein fröh­li­ches Hallo. Ja, wir mögen die­sen Mann. Schön, dass es schein­bar auf Gegenseitigkeit beruht. Reinem Geschäftsinteresse wird es nicht ent­sprin­gen, son­dern ech­ter Sympathie. Bis vor drei Jahren hat­te er etwa mei­ne „Figur”. Von einem Jahr zum ande­ren war er plötz­lich schlank und rank wie einer sei­ner Tannenbäume. Er erzähl­te uns, dass er das Radfahren für sich ent­deckt hät­te. Er reißt jedes Jahr vie­le Kilometer run­ter, er unter­nimmt mit Freunden deutsch­land­wei­te Radtouren. In einem Jahr war er zum Radfahren im Frühling auf Mallorca. Man sieht es ihm an, er sieht gesund aus.

Vielleicht war er in die­sem Jahr das letz­te Mal hier in Bedburg. Die Geschäfte lau­fen nicht mehr so, wie noch vor ein paar Jahren. Wie ich bei den Diskussionen über die Arbeitsplätze im Braunkohletagebau gelernt habe, inter­es­sie­ren „Einzelschicksale” heu­te nicht mehr. Zu Gunsten des Klimas soll Verzicht geübt wer­den, not­falls auch auf einen halb­wegs gut bezahl­ten Arbeitsplatz. Natürlich nur, solan­ge es um den der ande­ren geht.

Man selbst geht mit gutem Beispiel vor­an und kauft künst­li­che Weihnachtsbäume. 

Überhaupt: der gan­ze Zinnober ist ja doch ein gewal­ti­ger Anachronismus. Eigentlich macht man das ja nur noch für die Kinder. Denen erklärt man, dass der künst­li­che Weihnachtsbaum gut fürs Klima ist. Warum wir über­haupt das Weihnachtsfest fei­ern, braucht man nicht zu wissen.

Hauptsache, gut ver­pack­te Geschenke lie­gen en mas­se unterm künst­li­chen Tannenbaum. Denn Kinder sind natür­lich aus­ge­nom­men von der erwach­se­nen Vereinbarung der Kleinigkeiten. Die irre über­trie­be­nen Plastik- und Papierverpackungen spie­len plötz­lich kei­ne Rolle mehr. 

Immerhin, ein Teil des Mülls wird den­noch ver­mie­den. Den Tannenbaum ver­staut man bis zum nächs­tes Weihnachten wie­der im Keller.


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