Drogenkonsum in Deutschland: Ein alter Konflikt in neuer Dimension

stroke="currentColor" stroke-width="1.5" stroke-linejoin="round" stroke-linecap="round" /> 8 Kommentare

In die­sem Jahr hat sich für Cannabis-​Konsumenten die Welt ver­än­dert. In Deutschland. Ausgerechnet im Zeitraum der Liberalisierung bestim­men Medienberichte über zuneh­men­de Kriminalität (Holland, Einfallstor gro­ßer Hafen – auch Hamburg ist betrof­fen). Ob das Zufall ist? Vermutlich kämpft die Gegenlobby mit allen Mitteln. 

Ist Liberalisierung das richtige Signal?

Allerdings gibt es wohl genug ernst zu neh­men­de Argumente gegen die von Bundesgesundheitsminister Lauterbach durch­ge­setz­ten Veränderungen. 

Ich habe seit mei­ner Jugend Alkohol, Bier oder Wein, getrun­ken. Komisch fin­de ich, dass die­ses Thema die Gemüter eher wenig bewegt. 

Merkwürdig ignorant bzw. tolerant gegenüber einer Droge

Wenn es aller­dings um das geht, was wir als Drogenkonsum bezeich­nen (Alkohol eigen­tüm­li­cher­wei­se gefühlt, scheint vie­len nicht in die glei­che Kategorie zu gehö­ren), machen wir uns kaum Sorgen. Es sind ca. 1,77 Mio. Menschen in Deutschland alko­hol­ab­hän­gig. Wir bekla­gen jähr­lich 74.000 Todesfälle durch Alkohol. Von den Folgen die­ses Konsums reden wir eben­so wenig wie über die Toten. Gewalt und Missbrauch wer­den in der Öffentlichkeit im Zusammenhang mit Alkoholkonsum kaum beson­ders erwähnt. 

Beim Thema Drogenmissbrauch, der im letz­ten Jahr über 2200 Tote for­der­te, regen wir uns schnel­ler auf. Ein selt­sa­mes und doch altes Phänomen. 

Infografik: Zahl der Drogentoten auf Rekordhoch | Statista Mehr Infografiken fin­den Sie bei Statista

Kampagnen und Prävention

Diese Entwicklung zeigt, dass trotz prä­ven­ti­ver Maßnahmen und Aufklärungskampagnen der Konsum ille­ga­ler Substanzen wei­ter­hin ein gra­vie­ren­des Problem dar­stellt. Die Gründe für den Drogenkonsum sind viel­fäl­tig und umfas­sen sozia­le, psy­cho­lo­gi­sche und wirt­schaft­li­che Faktoren. Viele Menschen grei­fen zu Drogen, um Stress, sozia­le Isolation oder psy­chi­sche Probleme zu bewäl­ti­gen. Der Zugang zu immer poten­te­ren Drogen und der Mischkonsum erhö­hen das Risiko töd­li­cher Überdosierungen.

Mir fal­len eini­ge Möglichkeiten ein, wie Gesellschaften gegen die Ausbreitung des Drogenkonsums aktiv wer­den könn­ten. Präventionsarbeit braucht aller­dings Geld. Und ob uns das Geld künf­tig noch wie bis­her zur Verfügung ste­hen wird, steht in den Sternen. Es sieht eher nach Streichungen aus. In NRW sind 80 Mio. für sozia­le Belange aus dem Budget genom­men wor­den. Das gilt für 2025. Und ich fürch­te, es ist nur der Anfang.

Zu viele Tote

Seit 2012 hat sich die Zahl der Drogentoten mehr als ver­dop­pelt. Es gibt Handlungsbedarf. Für mich ist es schwer zu ver­ste­hen, wes­halb so vie­le Leute zu den Drogen grei­fen, die doch bekannt­lich so schlim­me Folgen haben. Das war schon in den 70ern nicht anders. Ich habe immer geknif­fen, wenn es ums Probieren ging. Meine Freunde haben im Gegensatz dazu nicht alle „geknif­fen”. Vielleicht hat­te ich ein­fach Glück. Ein gutes sozia­les Umfeld soll helfen. 

Ob das aller­dings aus­reicht? Da habe ich trotz allem mei­ne Zweifel. Auch Kinder und Jugendliche aus wohl­ha­ben­den Familien sind nicht immun gegen Drogenmissbrauch. Inwieweit der gestie­ge­ne Drogenkonsum damit im Zusammenhang steht, dass immer mehr Kinder und Jugendliche psy­chi­sche Probleme haben, ver­mag ich nicht zu sagen. In die­sem Zusammenhang wird seit Langem kri­ti­siert, dass zu weni­ge Psychologen und Psychotherapeuten in Deutschland ver­füg­bar sind. Auch dar­an wird sich nichts ändern – vorläufig.


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8 Gedanken zu „Drogenkonsum in Deutschland: Ein alter Konflikt in neuer Dimension“

  1. Die Anzahl der Alkoholkranken (gibt das ja unter­schied­li­che Abstufungen) ist noch viel höher, solan­ge die­se rela­tiv nor­mal funk­tio­nie­ren und erst mal unauf­fäl­lig sind, bekommt das eben nie­mand mit.

    Mit Alkohol + Tabak wird eine Menge Geld ver­dient und umgesetzt.
    Vermutlich wird mehr Gewinn gemacht als Krankenkosten verursacht.
    Vielleicht ver­sucht der Staat mit Cannabis das jetzt auch zu versuchen.

  2. So wie es einen ver­nünf­ti­gen Umgang mit Alkohol gibt, so gibt es sicher­lich einen ver­nünf­ti­gen Umgang mit Cannabis. Ich fand den Ansatz der Legitimierung von Cannabis als lega­les Rausch/​Genussmittel rich­tig. Wir ent­zie­hen der orga­ni­sier­ten Kriminalität nicht nur ein Stück weit den Boden, son­dern kön­nen auch mit Qualitätskontrollen „Verunreinigungen” als Streckmittel vor­beu­gen; von den Steuereinnahmen ganz zu schwei­gen. Ich den­ke auch, dass wir eini­gen Jugendlichen mit dem Gang in ein zer­ti­fi­zier­tes Cannabisgeschäft die Lust dar­an neh­men, schließ­lich ist der Gang zum Dealer immer auch mit ein biss­chen mit Abenteurer ver­bun­den. Verbieten jeden­falls las­sen sich Drogen jeden­falls nicht; die Lust am Rausch ist so alt wie die Menschheit.

  3. Die Drogentoten kom­men jeden­falls nicht vom Cannabiskonsum. Marihuana ist nicht töd­lich, auch nicht bei Überdosierung. Ich kann mir vor­stel­len, dass die nicht wei­ter­ge­hen­de Liberalisierung auf dem Beschaffungsmarkt einen Boom bei der Drogenmafia aus­ge­löst hat. Für die wie­der­um ist Marihuana ein Anker, um har­te Drogen an den Konsumenten zu brin­gen. Die Niederländer sind mei­nes Erachtens nicht an der Legalisierung geschei­tert, son­dern an der Verschärfung der Abgabe von Marihuana. Mit Einführung der restrik­ti­ven Vergabe in den Coffeshops, stan­den nun die Kleindealer wie­der davor, um den Rest der Kundschaft zu bedienen. 

    Dass wie­der­um sorg­te für einen Schub bei den Kriminellen, die nun ihrer­seits die Kleindealer nicht nur mit Gras, son­dern auch mit ande­ren Drogen aus­ge­stat­tet haben. Neben der Legalisierung muss aus mei­ner Sicht der lizen­sier­te Anbau frei­ge­ge­ben wer­den, so ver­hin­dern wir den Markteintritt durch die Drogenmafia.

  4. Eher vom Lesen als vom Konsumieren, ich trin­ke noch nicht ein­mal Alkohol, oder sehr sel­ten. Aber natür­lich war ich auch ein­mal jung. 🙂 Das Argument des stär­ke­ren THC-​Gehalts lässt sich aber durch den zer­ti­fi­zier­ten Anbau kontrollieren.

💬 Zuhören ist oft das schönste Geschenk.

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