Im Tagesspiegel wurde kürzlich darüber berichtet, wie Donald Trumps Wirtschaftspolitik das Vertrauen in den US-Dollar erschüttert – mit potenziell dramatischen Folgen für das globale Finanzsystem. Der Dollar könnte seine Rolle als weltweite Leitwährung verlieren. Das wäre, freundlich formuliert, ein wirtschaftspolitischer Erdrutsch.
Trump scheint allerdings genau das zu wollen: ein schwacher Dollar soll amerikanische Produkte auf dem Weltmarkt billiger machen, die Exporte ankurbeln und das chronische Handelsdefizit der USA verringern. Klingt erst mal logisch – ist aber riskant. Denn der Dollar ist für viele Länder die stabile Währung schlechthin, das Rückgrat des Welthandels. Wenn dieses Rückgrat wankt, zittern die Knie der globalen Märkte.
Und während Investoren unruhig werden, sehen einige in Europa eine goldene Gelegenheit: Vielleicht kann sich der Euro aus dem Schatten des Dollars lösen? Dazu müssten wir allerdings endlich zeigen, dass wir es ernst meinen mit einem stabilen, attraktiven Finanzraum. Und offen gesagt – wenn wir nicht mal in der Lage sind, unseren eigenen Wohnungsmarkt ordentlich zu regulieren, fällt es mir schwer, an eine europäische Währungsrevolution zu glauben.
Was steckt hinter Trumps erratischer Dollar-Strategie?
Die einen sprechen von Größenwahn, die anderen von genialem Poker. Vielleicht ist es beides. Hier ein paar Schlaglichter auf Trumps neuen wirtschaftspolitischen Kurs:
1. Der „Mar-a-Lago Accord“
In Anlehnung ans alte Plaza-Abkommen will Trump mit dem sogenannten „Mar-a-Lago Accord“ das internationale Handels- und Währungssystem umkrempeln. Ziel: den Dollar drücken, Zölle gezielt einsetzen und Handelsabkommen mit sicherheitspolitischen Interessen verknüpfen. Ein harter Kurs – gesteuert von Beratern wie Stephen Miran und Finanzminister Scott Bessent.
2. Nähe zur Wirtschaftselite
Trump sucht die Nähe zu Big Playern der Wirtschaft. Nvidia-CEO Jensen Huang lobte ihn kürzlich für seine Reindustrialisierungs-Agenda. Trumps Ziel ist klar: Die USA sollen wieder führend in Technologie und Produktion werden – koste es, was es wolle.
3. Wirtschaftspolitik als One-Man-Show
Trump versteht sich nicht als Präsident, sondern als CEO der US-Wirtschaft. Er greift direkt ein – ob bei Medikamentenpreisen oder durch öffentliche Kritik an Konzernen wie Apple oder Walmart. Das wirkt entschlossen, aber eben auch autoritär – und manchmal schlicht erratisch.
4. Milliardenschwere Wirtschaftsdeals
Seine Nahostreise war weniger diplomatisch, sondern eher ein Wirtschaftsgipfel: Verträge und Investitionszusagen in Billionenhöhe – darunter 600 Milliarden Dollar aus Saudi-Arabien und 1,2 Billionen Dollar aus Katar.
Was bedeutet das alles für die Weltwirtschaft?
Wenn Trump seinen Plan durchzieht und den Dollar tatsächlich schwächt, hat das Folgen:
- Vertrauensverlust: Der Dollar gilt als sicherer Hafen. Wird er unsicher, könnten Zentralbanken auf andere Währungen wie Euro, Renminbi oder sogar Gold umschwenken.
- Kapitalflucht: Wer dem Dollar nicht mehr traut, investiert anderswo – das könnte die Finanzierung der US-Schulden erschweren.
- Rückgang globaler Investitionen: Unsicherheit ist der Feind von Investitionen. Eine instabile Leitwährung schreckt ab.
Pro & Contra aus Trumps Sicht
Was für ihn spricht:
- Ein schwacher Dollar kann kurzfristig den Export ankurbeln.
- Weniger Abhängigkeit von ausländischen Märkten – das spricht seine Wähler an.
- Die Selbstdarstellung als durchgreifender Wirtschaftsführer wirkt innenpolitisch mobilisierend.
Was dagegen spricht:
- Ein dauerhafter Reputationsverlust für die USA als verlässlicher Partner.
- Europa und China könnten mit Gegenmaßnahmen reagieren – etwa durch Zölle oder eigene Währungsmanipulationen.
- Ein möglicher Währungskrieg, in dem jeder versucht, seine Währung zu schwächen – das wäre ein toxischer Wettlauf nach unten.
Und Europa?
Theoretisch könnte Europa profitieren. Ein stabiler Euro, getragen von kluger Politik, wäre eine echte Alternative zum Dollar. Aber das ist leichter gesagt als getan. Wir müssten die Kapitalmärkte besser integrieren, wirtschaftlich enger zusammenrücken – und, ja, auch politisch stabil bleiben. Doch davon sind wir leider so weit entfernt wie Donald Trump von einem leisen Abgang aus der Geschichte.
Handelsblatt: USA: Worin das wahre Problem für US-Anleihen besteht
Dabei sind die USA schon jetzt mit rekordhohen 36 Billionen Dollar verschuldet. Seit 2010 haben sich die Schulden mehr als verzweieinhalbfacht und liegen bei 126 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Diese Kennziffern sind schon lange nicht mehr mit einem Dreifach-A-Rating zu vereinbaren.
Quelle: Handelsblatt
36 Billionen Dollar
Niemand weiß, was das ist.
Schon Millionen können wir uns nicht vorstellen.