KI ist kein Hype. Sie bleibt. Punkt.

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Lesezeit: 5 Min.

Ich werde manchmal gefragt, was ich mit künstlicher Intelligenz so „anfange“. Die Frage klingt harmlos, fast beiläufig, doch in ihr liegt eine Tiefe, die oft übersehen wird. Ich kann dann nur ehrlich antworten: Ich nutze KI in zunehmendem Maße – mit wachsender Begeisterung, aber nicht ohne Skepsis. Die Technik ist längst Teil meines Alltags geworden, nicht als Ersatz für Denken, sondern als Verstärkung. Sie hilft mir, präziser zu schreiben, neue Perspektiven zu finden, Themen zu durchdringen. Manchmal ist sie wie ein aufmerksames Gegenüber, das nicht urteilt, sondern vor allem eines tut: ordnen.

Aber ich wäre nicht ich, wenn da nicht auch eine gewisse Sorge mitschwingen würde. Nicht Sorge vor der Technik selbst, sondern vor dem, was wir aus ihr machen. Vor dem Tempo, dem Markt, den Erwartungen. Und vor einer Gesellschaft, die Gefahr läuft, das Eigene – ihre Sprache, ihre Stimme – in der Effizienz der Maschine zu verlieren.

Einige glauben, bei der KI handle es sich bloß um einen Hype. Dass auch diese Blase platzen werde, wie viele vor ihr. Und ja, vielleicht wird sie das – zumindest ökonomisch. Vielleicht werden viele Start-ups scheitern, vielleicht werden sich Geschäftsmodelle über Nacht in Luft auflösen. Aber verschwinden wird sie nicht. Diese Technik ist zu mächtig, zu grundlegend. Sie hat sich in unsere Welt eingeschrieben wie einst der Strom oder das Internet. Wer glaubt, das lasse sich zurückdrehen, verkennt die Richtung.

Ich habe Lorenzos Beitrag gelesen.

Er trifft vieles auf den Punkt. Auch in den Kommentaren finde ich viel Richtiges. Die Neugier. Die Hilflosigkeit. Das Staunen. Aber auch die Vorsicht. Lorenzo beschreibt die KI als ein Werkzeug, das helfen kann – aber nie entkoppelt vom Menschen selbst. Seine Sicht ist weder euphorisch noch alarmistisch. Genau das macht den Text lesenswert. Patrick Jobsts Kommentar hat mir besonders gut gefallen:

Um ehrlich zu sein, macht mir natürliche Dummheit immer noch deutlich mehr Angst.

Mir fallen dazu auch gleich ein paar Namen ein…

KI ist kein Allheilmittel, aber auch kein Dämon. Sie ist das, was wir aus ihr machen. Ein Verstärker unserer Stärken – und unserer Schwächen. Und vielleicht liegt genau darin die Verantwortung: nicht blind zu folgen, nicht naiv zu feiern, aber auch nicht aus Angst stehenzubleiben.

Ich bleibe dran. Mit offenem Blick. Ich (fast 72) bin froh darüber, dass mich Entwicklungen noch so mitreißen können. Ich erhalte mir mein Interesse für das, was durch alle Technik hindurch dennoch unsere eigene Stimme ist.

Die Spaten passen in meinen Augen nicht so recht ins Bild. Ja, damit ist was anderes (bodenständiges) gemeint. Das passt trotzdem irgendwie nicht wirklich zum Thema KI, finde ich.

In Heilbronn entsteht derzeit etwas, das man durchaus als Hoffnungsschimmer im deutschen KI‑Geschehen bezeichnen darf: Der Innovation Park Artificial Intelligence (IPAI)‑Campus soll auf rund 30 Hektar im Areal Steinäcker ein umfassendes Ökosystem für künstliche Intelligenz werden, mit Forschungs‑, Anwendungs‑ und Industriebereichen, in dem über 5.000 Menschen arbeiten sollen.  Das Ziel: eine europäische KI‑Hochburg aufzubauen, in der Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft gemeinsam agieren.  Das klingt verheißungsvoll, denn es zeigt: Deutschland will mehr sein als Mitläufer, wünscht eine eigene KI‑Infrastruktur aufzubauen.

Doch gleichzeitig sprechen die Fakten für eine nüchterne Einschätzung: Zwar nutzen nach einer Studie von KPMG bereits etwa 66 % der Deutschen künstliche Intelligenz – beruflich, privat oder im Studium.  Aber: Nur rund 32 % vertrauen KI‑generierten Informationen.  Noch deutlicher: In einem internationalen Vergleich liegt Deutschland bei der Nutzung von KI am Arbeitsplatz klar hinter dem Durchschnitt – bei etwa 42 % der Beschäftigten, wohingegen global ein Wert von rund 58 % erreicht wird.  Dazu kommt laut dem OECD‑Review eine erkennbare Lücke bei Agilität, Investitionsvolumen und Umsetzungspraxis im KI‑Bereich. 

Infos zur KI-Nutzung (Klick!)

Nutzung von KI im Beruf in Deutschland

  • Breite Nutzung: Rund 66 Prozent der Deutschen nutzen KI-Anwendungen bereits privat, beruflich oder im Studium.
  • Unternehmenseinsatz: 62 Prozent der Befragten arbeiten in Unternehmen, die bereits KI einsetzen, und 55 Prozent nutzen selbst entsprechende Tools.
  • Fehlende Richtlinien: Häufig fehlen klare Vorgaben – nur 46 Prozent der Unternehmen verfügen über eine KI-Strategie oder Richtlinien zum Einsatz generativer KI.

Internationaler Vergleich: Deutschland hinkt hinterher

Im internationalen Vergleich, basierend auf der globalen KPMG-Studie, liegt Deutschland deutlich unter dem internationalen Mittelwert bei zentralen Aspekten der KI-Nutzung und -Kompetenz:

1. KI-Kompetenz und Vertrauen

  • Vertrauen: Nur 32 Prozent der Deutschen vertrauen KI-generierten Informationen – international ein geringer Wert.
  • Schulungen: Lediglich 20 Prozent der deutschen Befragten haben eine Schulung oder Weiterbildung zu KI erhalten. Der weltweite Schnitt liegt mit 39 Prozent fast doppelt so hoch.
  • Kompetenz-Ranking: Deutschland belegt beim Thema KI-Kompetenz fast den letzten Platz (Vorletzter) unter den 47 untersuchten Ländern.

Was heißt das? Heilbronn ist ein Lichtblick, ein strategisches Statement: Wir wollen KI, wir bauen KI, wir arbeiten mit KI. Aber es bleibt Skepsis gerechtfertigt, ob Deutschland gegenüber USA und China rasch aufholen kann. Große Datenmengen, Plattform‑Ökonomien, Zahlen‑ und Marktkräfte spielen dort eine andere Rolle – und wir haben nicht nur die Technologie‑Brille auf, sondern auch die Regulierungs‑ und Mitbestimmungs‑Brille. Das macht uns stärker in Werten, aber möglicherweise langsamer in der Geschwindigkeit. Dennoch: Wenn wir wirklich koordiniert vorgehen, könnte Heilbronn zu einem Ort werden, der zeigt, wie eine Antwort aussehen kann – nicht unbedingt schneller, aber vielleicht nachhaltiger.


Horst Schulte

Herausgeber, Blogger, Amateurfotograf

Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe auf dem Land.

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Artikelinformationen

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6 Gedanken zu „KI ist kein Hype. Sie bleibt. Punkt.“

  1. Welche Anbieter überleben werden wir sehen 😉

    Ich brauche selten eine KI, allerdings nutze ich die schon mal, um geschäftliche Briefe bzw. Briefe an Ämter, besser zu formulieren. Würde ich ohne nicht so hinbekommen, mangels Übung.

  2. Eigentlich kommt man um KI ja gar nicht rum. Auf meinem SmartPhone und auch Tablet ist die App Gemini installiert und auch bei der Google-Suche meldet sich dieses Gemnini. Ich selbst nutze diese KI ab und an. Meistens beantwortet mir Gemini Fragen. Für mehr nutze ich KI nicht. Vielleicht sollte ich das ändern.

🧡 Danke, dass du hier warst.