Thema: Kurden

3 Artikel

Irgendeiner muss den Anfang machen. Warum nicht Deutschland?

Der Vorschlag, den Verteidigungsministerin, Annegret Kramp-Karrenbauer, zum Krieg der Türken gegen die Kurden der Öffentlichkeit unterbreitet hat, wirkt wie aus der Hüfte geschossen. Ob er nach alldem zeigen soll, dass Deutschland doch die Führungsrolle übernehmen will, vor der wir uns (alle!) bisher mit ziemlich schlechten Ergebnissen herumdrücken? Und damit meine ich durchaus nicht nur die Frechheiten, die wir uns von Erdogan bieten lassen.

Ein wenig souveräner Eindruck entstand gestern Abend, weil AKK erneut deutliche rhetorische Schwächen zeigte. Wir sind daran zwar schon gewöhnt. Aber in diesem Falle hätte ich mir mal einen wirklich “sattelfesten” Vortrag gewünscht.

Die Kritik der Medien ist schon insofern berechtigt. Vor allem aber sollte man keinen Paradigmen – Wechsel verkünden, ohne einen überzeugenden Vortrag zur Begründung. Sorry, wenn ich so deutlich ausdrücke! Das ist mir zu typisch für die gegenwärtige Regierung. Man muss sich schämen.

Wie reagieren Erdogan und Putin?

Dass AKK in die Initiative die Türkei und Russland einbindet und gleichzeitig sagt, dass sie mit den Amerikanern, den Franzosen und den Briten gesprochen hat, zeigt die Halbherzigkeit dieser Initiative. Versucht die Bundesregierung das Heft des Handelns nicht völlig aus der Hand zu geben? Dabei hat sie doch genau das längst gemacht.

Heute reden Putin und Erdogan über den Konflikt. Es wäre wichtig gewesen, dass die beiden Präsidenten vorher Ausführlicheres von AKK gehört hätten – besser noch: von der Kanzlerin.

Wahre Motive

Ich glaube, das es der Deutschen Regierung weniger darum geht, im Konflikt zwischen der Türkei und den Kurden Initiative zu zeigen. Es gibt egoistische (und nachvollziehbare) Gründe dafür, weshalb die Regierung in die Vorhand kommen möchte.

Ich habe in diesem Zusammenhang schon über Erdogans Idee geschrieben, die syrischen Flüchtlinge aus der Türkei in die so genannte Sicherheitszone umzusiedeln. Es ist im europäischen, vor allem auch im deutschen Interesse, dass nicht wieder Hunderttausende von Flüchtlingen nach Europa kommen. Diese Gefahr ist angesichts der wachsenden Spannungen zwischen der türkischen Bevölkerung und den syrischen Flüchtlingen real. Diese hat bekanntlich auch aus wirtschaftlichen Gründen zugenommen. Insofern ist Erdogans Drohung, dass er die Flüchtlinge nach Europa schickt, durchaus ernst zu nehmen.

Unsere Regierung und die Opposition sprechen zwar davon, dass Zwangsumsiedlungen von Flüchtlingen unerwünscht seien. Aber wir wissen, dass solche moralischen Vorbehalte nur für die Kulisse bestimmt sind. Wir reden doch ständig über Fluchtursachen. Dann sollte der Wunsch vieler Flüchtlinge in Heimatnähe zu bleiben, schon ernst genommen werden. Die Möglichkeiten einer Sicherheitszone im Norden Syriens wird nicht erst seit gestern diskutiert und wurde auch nicht von den Türken erfunden. Immer wieder gab es Vorschläge, Sicherheitszonen einzurichten, um dort syrische Flüchtlinge (auch im wohlverstandenen eigenen Interesse) eine Perspektive zu geben. Dass das Erdogan-Projekt von der EU bezahlt werden soll (ca. 24 Milliarden Euro!) mag für manchen wie eine weitere Unverschämtheit des Diktators wirken.

Menschenwürde / europäische Werte

In Wahrheit wäre die europäische Beteiligung an einer menschenwürdigen Unterbringung syrischer Flüchtlinge auch dann eine Alternative, wenn diese mit nicht mit ganz freiwilligen Umsiedlungen einhergingen. Wir wissen seit Langem, dass vor allem die dem UNHCR fehlenden Gelder (Versorgung der Flüchtlinge) zum Flüchtlings – Run 2015 führten.

Wenn AKK’s Vorschläge auf ein positives Echo treffen sollten, wäre den Kurden hinsichtlich ihres Territoriums nicht geholfen. Vielleicht könnten die Europäer, sofern sie den deutschen Vorschlag unterstützen, mit einer zeitlich befristeten militärischen Präsenz dafür sorgen, dass es innerhalb der ca. 480 km langen und 38 km tiefen Sicherheitszone friedlich bleibt. Die Frage ist offen, ob das Gebiet für Erdogans Projekt in mancherlei Hinsicht (aktuelle Besiedlung, Boden, Infrastruktur) geeignet wäre. Können dort neben den heutigen Städten und Siedlungen die geplanten 140 Dörfer und zehn Städte mit Schulen, Krankenhäusern und Moscheen entstehen? Über alle Fragen, die damit zu tun haben, könnte man reden und endlich etwas tun, was den Menschen dort wirklich hilft.

Wo ist Merkel?

Weshalb die Kanzlerin diesen deutschen Vorschlag nicht selbst in die Öffentlichkeit gebracht hat, ist mir schleierhaft. Allein die Tatsache, dass und wie Annegret Kramp-Karrenbauer, die Öffentlichkeit informierte, gibt zu denken und schwächt die Erfolgsaussichten von vornherein. Dass der Plan innerhalb der Regierung nicht einmal mit dem Koalitionspartner abgestimmt war, überrascht fast schon nicht mehr.

Avanti Dilettanti.

Wenn die Amis nicht Gewehr bei Fuß stehen

Ich kann Donald Trump kaum mehr ertragen. Seine zur Schau getragene Dummheit und Borniertheit stehen in einem derart starken Kontrast zu seiner Selbstgefälligkeit, dass mir der Kamm schwillt, wenn er nur am Bildschirm auftaucht.

Für seine Erscheinung kann keiner etwas, aber in Trumps Fall passen das fiese Aussehen und negative Charaktereigenschaften so gut zusammen, dass sie den Vorgaben für die Rollenbesetzung in minderwertigen Hollywood – Gangsterfilmen voll entsprechen könnten. Da werden Gangsterrollen von Leuten dieser Art besetzt und der Zuschauer weiß sofort, wer der Böse ist.

Demokratisch gewählter Milliardär

Dass er überhaupt Wählerinnen und Wähler hat und Leute, die ihn gut finden, bleibt mir ein absolutes Rätsel. Wie sehr muss ich von unserer links-grün-versifften Presse indoktriniert sein, um das zu denken? Ich sollte mir bei Roger Köppel, Weltwoche, Rat holen. Der findet Trump ganz tippi toppi. Nun, Köppel halt. Der redet ja auch mit solchen Menschen wie Steve Bannon bzw. holt sie sich nach Zürich.

Trump muss sich wegen der Aufgabe der US-Militärpräsenz in Nordsyrien verteidigen. Als gestern in den Nachrichten ein Teil seines Statements gesendet wurde, fiel mit der Kiefer herunter. Trump entschuldigt seinen Verrat an den Kurden damit, dass sie den USA in der Normandie nicht beigestanden hätten.

Der Mann ist also auch ein As in kurdischer Geschichte! Wo genau liegen nur die besonderen Stärken Trumps? Halt, ich weiß es! Er ist Milliardär. Ohne seine Dollars hätte dieser Mann die Position nie erreicht. Nur – das gilt vermutlich für die allermeisten amerikanischen Präsidenten der Geschichte.


So, jetzt ist mal gut.

Ich versuche jetzt – so schwer es fällt – den Blick zu weiten.

Haben viele Europäer, vor allem wohl wir Deutsche (die Linken), die Amerikaner nicht immer als Kriegstreiber bezeichnet und eifrig Listen angelegt, welcher Konflikt von ihnen angezettelt wurde und welche Umstürze die CIA in den vergangenen Jahrzehnten zu verantworten hätte? Ich würde sagen, es gab viele Interventionen der Amerikaner und nur ganz wenige von den bösen Russen (bis Putin kam).

Jetzt ist Donald Trumpski am Ruder und stellt unsere gelernte Bräsigkeit auf die Probe.

Wie? wir sollen Verträge einhalten und 2% unseres Bruttoinlandsprodukts für Militärausgaben verwenden? Das mit den Verträgen legen wir doch sonst immer so aus, wie es uns gerade passt. Das sieht man unter anderem auch an der Ernsthaftigkeit mit der wir (unsere Regierung!) an Erfüllung der Vorgaben des Pariser Abkommens zum Klimaschutz herangehen.

Souveränes Deutschland ganz unsouverän

Es ist ein Kreuz! Deutschland ist angeblich seit der Wiedervereinigung ein souveräner Staat. Aber daran haben wir uns auch nach 30 Jahren nicht gewöhnt.

Wir! und Verantwortung tragen? Wieso denn? Dafür haben wir nicht das Personal. Selbst Minister mit politisch zweifelhaftem Leumund (von der Leyen oder Scheuer) fürchten weder Merkel noch Teufel und bleiben im Amt. Falsch – manchmal kriegen sie ein anderes hoch- und höher dotiertes Amt.

Trump zieht sich, wie er versprochen hat, aus den Kriegsgebieten im Nahen Ost zurück. Seine Absichten sind auch für seine Gegner deutlich erkennbar. Er will seine Versprechen einlösen. Das hat er übrigens auch an ganz anderen Baustellen (leider) schon so exerziert.

Es geht langsamer, als er es sich vorgestellt oder gewünschte hatte, aber er bleibt dran. Ob Afghanistan, Irak oder – bis zuletzt – Syrien. Er hat den Rückzug us-amerikanischer Truppen aus dieser Region weiter auf dem Zettel.

Wenn sich die Lage im Iran beruhigen ließe, würde er seine Soldaten aus dem Irak abziehen. Wie es mit Afghanistan weitergeht, bleibt unklar. Viel hängt jetzt auch davon ab, ob sich nach Trumps Truppenabzug aus Syrien der IS womöglich wieder erholt und neue Probleme machen wird. Durch seine Schuld, wenn man so möchte.

Erdogan stoppen

Ich glaube, viele Leute in Deutschland sehen den von Erdogan angezettelten Krieg vor allem deshalb kritisch, weil dieser die Gefahr heraufbeschwört, dass eine neue Flüchtlingswelle Richtung Europa in Gang kommt. Wir machen demnach also vor allem deshalb Trump zum Buhmann, weil er Erdogans Aggression eigentlich erst ermöglicht hat.

Wenn das ein wichtiger Beweggrund war, müssten wir Europäer eigentlich alles daran setzen, die Türken an diesem Krieg gegen die Kurden zu hindern.

Aber was unsere Regierung und die anderen Europäer machen, ist so beschämend. Wir sollten deshalb einfach den Mund halten und nicht Trump noch dafür verantwortlich machen, dass wir unserer Verantwortung nicht nachkommen.

Türken in Deutschland beten für den Krieg und für Erdogan

Da sitzt nun der deutsche Michel an den Empfängern und hört, dass die, die kürzlich noch als Helden im Kampf gegen die islamistischen Barbaren galten, von unserem Nato-Verbündeten überfallen und aus ihrer Heimat vertrieben werden.

Noch vor wenigen Monaten wurden die gleichen Leute von Bundeskanzlerin Merkel und US-Präsident Trump überschwänglich für ihren Einsatz gelobt.

Im Kampf gegen den IS haben sie unter schweren Bedingungen die US-Streitkräfte als Bodentruppen unterstützt.

Jetzt werden sie von den Türken bombardiert, ermordet und vertrieben.

Erdogan droht zum wiederholten Mal damit, 4 Mio. syrische Flüchtlinge nach Europa “zu schicken”. Die Erbärmlichkeit dieses so genannten Präsidenten ist kaum mehr in Worte zu fassen.

In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt.

– Egon Bahr

Der Michel weiß, dass die Türken auch Waffen in ihrem völkerrechtswidrigen Krieg gegen die Kurden benutzen, die sie hier bei uns gekauft haben. Manche werden ihnen dankbar sein, weil damit ja auch Arbeitsplätze gesichert werden konnten. Oder wie ging diese Geschichte gleich?

Währenddessen beten die Türken in Deutschland in ihren Moscheen und preisen ihren Präsidenten. Sie lassen die glorreiche türkische Armee hochleben und bitten ihren Gott um Schutz für ihre Väter und Söhne.

Wer noch Belege dafür braucht, wie es um den Zusammenhalt der Bürger dieses Landes bestellt ist, muss sich nur das vergegenwärtigen. So lässt sich kein Staat machen und der Gegenbeweis dürfte schwerlich anzutreten sein.

Wir machen natürlich weiter wie bisher.

Die Türken preisen ihren Präsidenten, die Kurden verfluchen ihn und eine Mehrheit in unserem Land betrachtet Demokratie und die offene Gesellschaft auch weiter als alternativlos und sicher, während in Wahrheit das Unbehagen über das, was zu viele im offiziellen Deutschland unter dem Deckmantel der Toleranz kleinzuhalten versuchen, immer schneller wächst.

Die Reaktionen unserer Regierung, der Nato und der USA auf die Aggression der Türken ist indiskutabel!


Immerhin kommen jetzt auch Leitmedien mit dem Hinweis auf diese Vorgänge in unserem Land. Link: Moscheen für Türkei: „Allah, führe unsere Armee zum Sieg!“ – WELT

✅ Beitrag gemerkt! Favoriten anzeigen
0