Dem Gequatsche fernbleiben

Vor­ein­ge­nom­men­heit ist blöd. Natür­lich auch, wenn man sie bei sich selbst fest­stellt. Oder viel­leicht gera­de dann. Aber was ist, wenn die­se Vor­ein­ge­nom­men­heit durch das Lesen „fal­scher Infor­ma­tio­nen“ ent­stan­den ist oder geför­dert wur­de?Wir ler­nen ein Leben lang. Nicht weil Funk­tio­nä­re von Unter­neh­men oder Poli­ti­ker „lebens­lan­ges Ler­nen“ als unab­ding­bar defi­niert hät­ten, son­dern wohl eher des­halb, weil wir uns dem zum Teil jeden­falls schlicht und ergrei­fend gar nicht ent­zie­hen kön­nen. So ist es, wenn wir unter Leu­te gehen, die Zei­tung lesen, den Fern­se­her anschal­ten – vom Inter­net und sei­nen mul­ti­pli­ka­ti­ven Ange­bo­ten ganz abge­se­hen. Das ist viel­leicht wenig spe­zi­fi­sches Wis­sen, das wir uns auf die­se Wei­se aneig­nen, aber m.E. gehört der Erwerb von Wis­sen auf die­sen Wegen auch mit dazu. Ich tref­fe immer wie­der Leu­te, die inzwi­schen ihren Fern­se­her abge­schafft haben. Sie set­zen dafür voll aufs Inter­net. Eini­ge sind wahr­schein­lich auch dar­un­ter, die der ehe­ma­li­gen GEZ ein Schnipp­chen schla­gen woll­ten. Für mich klingt das eher… 

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Vor­ein­ge­nom­men­heit ist blöd. Natür­lich auch, wenn man sie bei sich selbst fest­stellt. Oder viel­leicht gera­de dann. Aber was ist, wenn die­se Vor­ein­ge­nom­men­heit durch das Lesen „fal­scher Infor­ma­tio­nen“ ent­stan­den ist oder geför­dert wur­de?
Wir ler­nen ein Leben lang. Nicht weil Funk­tio­nä­re von Unter­neh­men oder Poli­ti­ker „lebens­lan­ges Ler­nen“ als unab­ding­bar defi­niert hät­ten, son­dern wohl eher des­halb, weil wir uns dem zum Teil jeden­falls schlicht und ergrei­fend gar nicht ent­zie­hen kön­nen. So ist es, wenn wir unter Leu­te gehen, die Zei­tung lesen, den Fern­se­her anschal­ten – vom Inter­net und sei­nen mul­ti­pli­ka­ti­ven Ange­bo­ten ganz abge­se­hen. Das ist viel­leicht wenig spe­zi­fi­sches Wis­sen, das wir uns auf die­se Wei­se aneig­nen, aber m.E. gehört der Erwerb von Wis­sen auf die­sen Wegen auch mit dazu.

Ich tref­fe immer wie­der Leu­te, die inzwi­schen ihren Fern­se­her abge­schafft haben. Sie set­zen dafür voll aufs Inter­net. Eini­ge sind wahr­schein­lich auch dar­un­ter, die der ehe­ma­li­gen GEZ ein Schnipp­chen schla­gen woll­ten. Für mich klingt das eher danach, als hät­te man das sprich­wört­li­che Kind mit dem Bade ausgeschüttet.

Der Gedan­ke dahin­ter hat aller­dings etwas, mit dem man sich viel­leicht aus ganz ande­ren Grün­den befas­sen soll­te. Mich beein­druckt eine sol­che Ent­schei­dung vor allem des­halb, weil ich mir per­sön­lich einen sol­chen Schritt über­haupt nicht vor­stel­len könn­te. Ande­rer­seits den­ke ich so man­ches Mal, weni­ger wäre mehr.

Ich fin­de näm­lich, dass ich zu vie­le Infor­ma­tio­nen bekom­me. Die Illu­si­on, dass ich sie fil­tern, geschwei­ge denn ordent­lich ver­ar­bei­ten könn­te, habe ich hin­ter mir gelas­sen. Mit­un­ter weiß ich echt nicht, ob ich jetzt auch noch mei­nen Feed­rea­der öff­nen und mir die Flut neu­er Blog­ar­ti­kel „zumu­ten“ sollte.

Der Olym­pia­de bin ich erfolg­reich aus­ge­wi­chen. Statt­des­sen habe ich gele­sen. Wo? Haupt­säch­lich im Inter­net. Bevor ich mor­gens im Büro mei­ne E‑Mails che­cke, habe ich bereits die Tages­zei­tung gele­sen (über­le­sen ist kor­rekt!). Die Regio­nal­nach­rich­ten haben mich noch nie inter­es­siert. Ich kon­zen­trie­re mich auf die ers­ten paar Sei­ten inkl. dem Wirt­schafts­teil. Mehr Zeit habe ich auch nicht. Dabei neh­me ich mir für mein Früh­stück schon Zeit – immer­hin ca. 30 Minu­ten am Tag.

Dann, wie gesagt, die E‑Mails. Wenn ich schon mal dabei bin, sehe ich mei­nem pri­va­ten E‑Mail-Account durch. Alles in allem habe ich dann 25 – 30 Mails im Schnitt geöff­net, bewer­tet und zu einem gewis­sen Teil auch wirk­lich gele­sen. 25 – 30 Mails sind – wür­de ich sagen – eine ver­hält­nis­mä­ßig klei­ne Anzahl. Ich ken­ne Leu­te, die erhal­ten das 4 bis 5fache. Und sicher ist da viel dabei, was man nicht als wich­tig ein­zu­ord­nen braucht. Ein biss­chen Will­kür steckt wohl bei sol­chen Ein­tei­lun­gen immer drin. Man muss Wich­ti­ges vom Unwich­ti­gen tren­nen, sonst geht es ein­fach nicht. Das lernt man schließ­lich schon recht früh. Ob man es auch beherrscht, ist wie­der eine ande­re Sache.

Im Moment lau­fen die Dis­kus­sio­nen über die Ereig­nis­se in der Ukrai­ne auf Hoch­tou­ren. Inter­es­sant und gleich­zei­tig irgend­wie cha­rak­te­ris­tisch fin­de ich dabei, wie sich die Dis­ku­tan­ten kon­di­tio­niert haben. Die einen fin­den die Ent­wick­lung posi­tiv, die ande­ren bean­stan­den vehe­ment die Rol­le der Euro­päi­schen Uni­on und so wei­ter. Gegen­sei­tig hält man sich vor, ein­sei­tig oder schlicht­weg falsch infor­miert zu sein.

In Ägyp­ten wur­de ein gewähl­ter Prä­si­dent geputscht. Und ist das auch in der Ukra­nie pas­siert. Ein gewähl­ter Prä­si­dent wur­de vom Volk in die Wüs­te geschickt. Bei­de Fäl­le sind nicht ver­gleich­bar, den­noch tun sich in die­sem Zusam­men­hang Fra­gen auf, auf die sich kei­ne ein­fa­chen Ant­wor­ten fin­den las­sen wer­den. Vie­le wer­den sagen: Haupt­sa­che, das Blut­ver­gie­ßen hat ein Ende.

Neh­men wir die schwei­ze­ri­sche Abstim­mung, die ins­be­son­de­re in Euro­pa für viel Dis­kus­si­ons­stoff gesorgt hat. Ein auf demo­kra­ti­schem Weg erziel­tes Ergeb­nis muss akzep­tiert wer­den. Und das wird es ja zum Glück. Nur heißt das eben längst nicht, dass man an demo­kra­tisch zustan­de gekom­me­nen Ergeb­nis­sen kei­ne Kri­tik üben dürf­te. Streit gehört näm­lich ele­men­tar zur Demo­kra­tie dazu. In Deutsch­land ist Streit aber ver­pönt. Wir mögen es gar nicht, wenn sich unse­re Par­la­men­ta­ri­er strei­ten. Das ist komisch, scheint aber zu stimmen.

Kom­pli­ziert wird die Sache dann, wenn mit Infor­ma­tio­nen argu­men­tiert wird, die aus Quel­len (über­wie­gend dem Inter­net) stam­men, die dubio­sen Ursprungs sind. Aber was ist dubi­os? Da fängt es schon an. Immer stär­ker ver­mi­schen sich heu­te Infor­ma­ti­on und Mei­nung, ohne dass man als nor­ma­ler Leser eine wirk­lich Chan­ce hät­te, auch nur halb­wegs objek­ti­ve Infor­ma­tio­nen zu erhal­ten. Lei­der pas­siert das auch bei den tra­di­tio­nel­len Medi­en. Also, viel lesen bedeu­tet lei­der nicht zwangs­läu­fig, dass das Bild, das sich danach ergibt, immer dazu ange­tan wäre, ein kla­res Urteil bil­den zu kön­nen. Was uns frei­lich nicht dar­an hin­dert, es zu tun und damit unse­re Dis­kus­sio­nen zu führen.

Am meis­ten irri­tie­ren mir die­je­ni­gen, die so tun, als sei das alles ja so posi­tiv und hel­fe doch nur dabei, unse­re Demo­kra­tien ein Stück weit vor­an­zu­brin­gen. Die Din­ge wür­den sich schon fin­den bzw. die „Digi­tal Nati­ves“ wür­den die­se Infor­ma­ti­ons­flut schon beherr­schen ler­nen. Einen Scheiß wer­den die. Man muss sich nur mal man­che Kom­men­ta­re von „Jün­ge­ren“ durch­le­sen, um zu wis­sen, wo wir ste­hen. Fal­sche Infor­ma­tio­nen sind und blei­ben falsch, und wer nicht in der Lage ist, sie von rich­ti­gen zu tren­nen, ist aus­ge­lie­fert. Und das hal­te ich für sehr gefährlich.

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.
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