Also dieser Fußball…

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Die Zeiten ändern sich.

Dieser Beitrag scheint älter als 6 Jahre zu sein – eine lange Zeit im Internet. Der Inhalt ist vielleicht veraltet.

Nach der Papierform hätte unsere Fußball-Nationalmannschaft heute (eigentlich immer!) gewinnen müssen. Bloß, wen interessiert schon die Papierform, wenn es um Fußball geht?

Unvorhersagbare Ergebnisse machen einen Hauptteil des Reizes aus, der diese Sportart so verdammt attraktiv macht. Alles ist möglich!

Nach dem Spiel gegen Schweden hätte ich mein Haus verwettet, dass das Spiel gegen Südkorea unter ganz anderen Vorzeichen laufen wird, wie die beiden ersten Gruppenspiele.

Aber ich habe gar kein Haus und solche Gefühle lässt man beim Fußball besser gar nicht erst aufkommen. Eigentlich wissen wir das auch, wir Fans.

Was gibt es nicht alles für Regeln, an die sich Fans halten. Manche fröhnen sogar dem Aberglauben, rasieren sich nicht, ziehen immer die gleichen Unterhosen während des Turniers an oder machen andere verrückte Sachen. Wir hören davon, schütteln vielleicht ungläubig den Kopf über diesen oder jenen Ritus, um dann letztlich unser eigenes Ding durchzuziehen. Meistens natürlich nicht unter den Augen der anderen.

Ich glaube, heute haben echt viele vor den TV-Geräten oder wo auch immer sie diesem Spiel beigewohnt haben, starke Nerven gebraucht. Die Mannschaft hat in Russland eine Art von Spiel gezeigt, wie wir es im letzten Jahrtausend zuletzt gesehen haben. Ich will jetzt wirklich nicht gemein sein. Aber wie toll hatte sich unser Spiel auf hohem, manchmal höchstem Niveau entwickelt, seit Klinsmann und Löw im Jahr 2004 die Verantwortung vom DFB übertragen bekamen! Die damalige Entscheidung nach einer verzweifelten Suche des DFB nach einem adäquaten Nachfolger für Rudi Völler fiel etwas verspätet und holprig auf das Trainerduo, das uns seitdem (finde ich jedenfalls) so unglaublich viel Freude am Fußball gebracht hat. Es änderte sich am neuen, erfrischenden Spielstil der Mannschaft auch nichts, nachdem Klinsmann nach der großartigen WM 2006 (nach einem 3. Platz) seinen überraschenden Rücktritt erklärte.

Ich habe die Spiele (diese WM ausgenommen) jedenfalls genossen. Umso mehr als ich alle WM-Spiele der deutschen Nationalmannschaft seit 1966 am Fernseher miterlebt habe.  Wie wohl die meisten Fans war ich leiderprobt. Ich denke da keineswegs nur an die irren Zeiten unter Berti Vogts oder Erich Ribbeck.

Endlich wurde der Fußball gespielt, den wir – damals nach eigenem Bekunden – doch so viel lieber sahen, als eine zwar kampfbetonte Mannschaftslokomotive, der man damals nachsagte, sie wäre der Prototyp einer Turniermannschaft. Ziehen wir all die irren Spielwendungen zu Rate, so würde ich eher sagen, dass wir oft genug buchstäblich den Papst in der Tasche hatten.

Ohne den Spielern von damals ihre Qualitäten abzusprechen, die Mannschaften seit 2006 hatten eine neue Klasse. Deutschland spielte Fußball und zwar so, dass nicht wenige (auch im Ausland) verzückt die Veränderungen in der gesamten Spielanlage bewunderten.

Das ist nicht vorbei – hoffe ich. Wer die Qualifikationsspiele zu dieser WM mitverfolgt hat, wird den Qualitätsverlust im deutschen Spiel (in den Vorbereitungsspielen) mit Sorge registriert haben. Aber – mein Gott – wir werden schon gut ins Turnier hineinkommen. Schließlich sind wir doch eine Turniermannschaft…

Es hat nicht funktioniert. Nie fand die Mannschaft zu dem Spiel, das sie nicht erst seit dem triumphalen Titelgewinn von 2014 zelebriert hat. Sie wirkte unsicher, uninspiriert, schlapp und nicht wirklich motiviert. Das Spiel war selten schnell und präzise und nur wenige Spieler (wenn überhaupt) haben Verantwortung übernommen. Vor allem nicht im Spiel nach vorn. Mich haben die ständigen kurzen Pässe, oft quer oder rückwärts gespielt, ohne Ende genervt. Kaum wurde mal ein guter Pass in die Spitze gespielt. Alle drei Spiele wirkten auf mich so, als hätten die Spieler nicht den Mut selbst mal etwas zu riskieren. Regelrecht verwirrt war ich, dass selbst in den sich abzeichnenden brenzligen Situationen kein Spieler auch nur irgendwie versuchte, die Führung zu übernehmen.

Es gibt für Jogi Löw, so er denn überhaupt weitermachen wird, viel zu tun. Wenn ich es richtig im Kopf habe, waren noch 8 Spieler der WM-Elf von 2014 dabei. Vielleicht war das ein Fehler. Schließlich gibt es genügend junge Spieler, die auf ihre Chance warten.

Ich hoffe, ich habe mit meinen Gedanken nicht die echten Cracks gegen mich aufgebracht. Ärgerlich finde ich übrigens, dass die öffentlich rechtlichen Sender so viel Geld für die Übertragung der Spiele bezahlt haben und nun nur noch Spiele ohne deutsche Beteiligung zeigen werden. Ich fürchte, dass zuerst mal die Luft raus ist und viele gar nicht mehr richtig bei der Sache sind. Weniger aus Desinteresse als aus Enttäuschung natürlich.

Aber im TV gibts ja zum Glück – außer Fußball – so viele tolle Wiederholungen. Das wird unseren Frust doch deutlich mildern.


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Ich kann die Leute nicht ändern, aber meinen Blick auf sie.

Artikelinformationen:

Gesellschaft, Sport

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