Ein politisch spannender Tag geht zu Ende

Groko – Aus / Nikolaus

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Gleich zweimal wurde ich heute überrascht. Nicht Curio, sondern Gaulands nach AfD-Maßstäben moderater Kandidat, Tino Chrupalla, gewinnt das Rennen um den Co-Vorsitz in der rechtspopulistischen AfD.

Die Partei gab sich Mühe, Geschlossenheit zu zeigen. Die Töne waren auffallend moderat – sogar die von Curio. Dabei ist mir bewusst, dass ich weniger strenge Maßstäbe anlege, als es linke Beobachter des Parteitages tun werden.

So sieht Zukunft aus

Aus dem Willy-Brandt-Haus kamen Nachrichten, die manchem Politiker und Journalisten die schlichte Aussage entlockten, sie seien baff.

Wie konnte das passieren? War der Einfluss der Jusos unter Kevin Kühnert so massiv und wie passt diese Entscheidung eigentlich zum knappen Ergebnis des ersten Wahlganges? Da hat ein Pärchen offenbar besser mobilisieren können, wie das im Poltiksprech heißt.

Jemand twitterte, dass der Wahlausgang schon deshalb gut sei, weil die anderen Parteien so entsetzt wären. Der Satz ist wohl von ähnlicher Qualität wie „der Feind meines Feindes ist mein Freund“.

Die Überraschung mag riesengroß sein. Allerdings ist es schon seltsam, dass viele jetzt so erschrocken tun. Hatten sich nicht ganz viele gewünscht, dass die Koalition aufgibt und es endlich zu Neuwahlen kommt? Nein? Doch nicht!? OK.

Gut, Walter-Borjans und Saskia Esken stehen nicht zwingend für eine Beendigung der Großen Koalition. Jedenfalls klangen sie in den letzten Tagen weniger entschlossen als vorher. Bei Olaf Scholz und Klare Geywitz war es klar, dass sie die Koalition mit der Union fortsetzen wollten. Nun liegt es beim Parteitag der SPD am kommenden Wochenende, was weiter passieren wird. Ausgemacht ist die Kündigung der Groko also noch nicht. Der Parteitag soll das schließlich entscheiden. Wie heißen die Leute, die garantiert das größte Problem mit dem Ende der GroKo hätten? Richtig: SPD – Abgeordnete. Die haben am meisten zu verlieren. Und bei der Union gibts davon auch welche.

Koalition am Ende?

Viele Beobachter sind sicher, dass die heutige Entscheidung mit den möglichen Folgen für die Koalition das endgültige Aus der SPD besiegeln wird. Das Gegenteil ist aber ebenso möglich, wenn auch unwahrscheinlich. Obwohl die aktuellen Umfragen für diese Annahme heute keinen Anlass bieten.

Eine linke Mehrheit ist nicht in Sicht. Allerdings: nach dem letzten Politbarometer fehlen Grünen, SPD und Linken nur vier Prozent, um die Mehrheit im Bundestag haben.

Die „großen“ Sieger

Die AfD, die übrigens sich heute so zugejubelt hat, liegt in den aktuellen Umfragen bei 14%. Man könnte sagen, sie liegt wie Blei in den Regalen. Die Rechtspopulisten verkaufen es als großen Erfolg. Wenn man überlegt, dass der Zugewinn (trotz der Siege in Sachsen und Thüringen) gerade mal 1,4 % gegenüber dem letzten Bundestagswahlergebnis im September – Ergebnis 2017 beträgt, wachsen die Bäume zum Glück eben doch nicht in den Himmel.

Hoffentlich hält die Standhaftigkeit der „Alt-Parteien“! Auch mit besseren Werten müssen sich die Rechtspopulisten keine Hoffnungen auf eine Regierungsbeteiligung machen. Nicht im Land und schon gar nicht auf der Bundesebene.


Von früher ™

Link: Rot-Rot-Grün: Die linke Mehrheit im Bundestag könnte regieren – Meinung – Tagesspiegel

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7 Gedanken zu „Ein politisch spannender Tag geht zu Ende“

  1. Erschreckend finde ich die Reaktionen in vielen Mainstream-Medien. Als ginge gleich die Welt unter, wenn linke Inhalte mal wieder mehr Raum bekämen! Ich sage das ungern, aber es wirkte fast „gleich geschaltet“.
    Ganz ähnlich übrigens der Eindruck zur Berichterstattung über Macron, der einen „klarsichtigen, robusten und anspruchsvollen Dialog mit Russland“ für notwendig hält, um Frieden und Stabilität in Europa zu gewährleisten. Was für eine schrecklich Sünde, da muss man gleich drauf hauen und fragen, warum er sich „an Putin ranwanzt“ etc. usw.

    Ich bin es so leid. Komme mir manchmal schon vor wie ein DDR-Bürger, weil ich meine, immer mehr „zwischen den Zeilen“ zu erkennen, was nicht ausgesprochen wird. Aber vielleicht ist da auch gar nichts außer einer allgemeinen, selbst laufenden Gehirnwäsche, die nichts kennt als ein „weiter so“ um jeden Preis.

  2. Naja, die beiden kennt man halt nicht so und auf den ersten Blick wirken sie nicht gerade „charismatisch“. Aber inhaltlich stehen sie halt doch für eine andere Richtung – und auch dafür, diese „bleierne Zeit“ der GroKo zu beenden – WENN denn kein großes Aufraffen kommt, was allerdings nicht zu erwarten ist.

    Ich hoffe, dass die Wirkung sich noch entfaltet und sehe dafür auch Chancen. Dass „Charisma“ alleine (bzw. mit den falschen Inhalten) nicht reicht, sehen wir zum Glück an Höcke, der für seine Klientel wohl der Charismatiker schlechthin ist.

    Schau doch mal die tolle Doku „Die Notregierung„, die ich grade gesehen habe. Macht richtig Lust auf das Wagnis, das Elend dieser GroKo endlich zu beenden – trotz allerlei aufzählbarer Leistungen, für die vor allem die SPD steht, was ihr aber nicht zu Gute kam.

  3. Claudia 131 04. Dez. 19 um 09:37

    Letzteres sehe ich nicht so! (Außer bei etlichen Mainstreamjournalisten, denen alles recht ist, um Schlagzeilen zu produzieren). Die GRÜNEN haben z.B. vernünftige Leute, sie können sachlich diskutieren, haben von dem viel Ahnung, wovon sie sprechen – und seit sie 20plus haben, erlebe ich sie auch vorsichtiger in Sachen radikale Vorschläge.

    Auch Rezo war nicht „der Zerstörer“, denn dieses Mem ist in der Youtuber-Szene ein etablierter Begriff für ein Video, das mit vielen vielen Argumenten gegen irgend etwas antritt – und das hat er doch gut gemacht, immerhin eine Mega-Arbeit, allein die vielen wissenschaftl. Quellen! Dass nicht ER etwas „zerstört“, sondern die Selbstzerstörung der CDU angesichts der Erfordernisse dokumentiert, hat er eingangs selbst gesagt.

    Heißt jetzt nicht, dass ich allem zustimme, was er da meint – aber als Werk eines bisher politikfernen jungen Menschen war es schon ziemlich großartig!

    Was in der Doku gut heraus gearbeitet wurde: das Gefühl, dass die Politik immer viel viel zu langsam ist und dem Problembewusstsein der Leute deutlich hinterher. („Man freut sich noch über ein Zitat in der Sonntags-FAZ…“)
    Na, ein weites Feld…

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