Coronaepidemie: Meckern, zweifeln und korrigieren

Lasst das mal die Profis machen. Wie Studienergebnisse zur Coronaepidemie pro­fes­sio­nell pro­mo­tet wurden.

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Ich fin­de es gut, dass es Leute gibt, die uns in der Zeit der Coronaepidemie Mut machen. Blöd fin­de ich aller­dings, wenn das dafür erfor­der­li­che Vertrauen nicht so recht ent­ste­hen will. Daran sind die­je­ni­gen nicht unschul­dig, die mit viel Worten aber wack­li­gen Fakten auf den Informationsmarkt stre­ben und Dinge sagen wie: 

„Am Ende ist Corona eine Viruserkrankung wie die Grippe” oder „Kein Grund für Todesangst”. Beides sind Aussagen von Herrn Professor Püschel aus Hamburg.

Alles nicht so schlimm, diese Coronaepidemie

Dass sol­che Aussagen und natür­lich die aus­ge­spro­che­ne Kritik am RKI bei man­chen auf frucht­ba­ren Boden fällt, ist wenig über­ra­schend. Warum wer­den nicht alle Verstorbenen, die Corona infi­ziert waren, obdu­ziert? Will das RKI im Auftrag der deut­schen Regierung etwas ver­tu­schen? So klingt das ja fast. Den Erklärungen des RKI, die es dazu gibt, wird offen­bar nicht von allen getraut. Deshalb gilt neuerdings:

Aktuell gibt es noch zahl­rei­che offe­ne Fragen zum Krankheitsgeschehen einer Covid-​19-​Infektion und was zum Tode führt. Daher sind Obduktionen zum Ziele des bes­se­ren Verständnisses des Krankheitsbildes und mög­li­cher Therapieoptionen gezielt und unter adäqua­tem Schutz des Personals durchzuführen

Zweifel an Corona-​Fallzahlen: Will das RKI Obduktionen ver­hin­dern? | tages​schau​.de

Ob die gesä­ten Zweifel aller­dings irgend­et­was Positives bewir­ken, möch­te ich bezwei­feln. Schließlich ken­nen wir Bilder aus Italien, Spanien, Frankreich, Großbritannien oder der USA, die ande­re Signale aussenden. 

Momo gerät in Bewegung /​Niederschläge durch die Coronaepidemie

In Deutschland sol­len die wäh­rend der Coronaepidemie ver­stor­be­nen Menschen in der euro­päi­schen Sterblichkeitsstatistik nicht auf­fal­len, sag­te Prof. Püschel ges­tern bei Markus Lanz. Wir wer­den sei­ner Ansicht nach nicht mehr Tote bekla­gen müs­sen als zu nor­ma­len Zeiten. Für die von Corona bis­her beson­ders hart getrof­fe­nen Länder in Europa sieht das inzwi­schen schon anders aus. 

Prof. Püschel hat 35 Corona-​Toten in Hamburg obdu­ziert, obwohl das RKI von Obduktionen abge­ra­ten hat­te. Ein Mysterium besteht auch dar­in, dass das RKI für Hamburg am 9.04. 44 Corona-​Tote aus­weist, Püschel aber nur 35 auf den Seziertisch hatte. 

„Alle, die wir bis­her unter­sucht haben, hat­ten Krebs, eine chro­ni­sche Lungenerkrankung, waren star­ke Raucher oder schwer fett­lei­big, lit­ten an Diabetes oder hat­ten eine Herz-Kreislauf-Erkrankung.“

Rechtsmediziner Püschel: „In Hamburg ist nie­mand ohne Vorerkrankung an Corona gestor­ben“ – WELT

Keine Toten durch Coronaepidemie in Hamburg

Der Professor hat fest­ge­stellt, dass kei­ner der Toten an Corona gestor­ben ist, son­dern – wie es häu­fig aus­ge­drückt wird – mit dem Corona-​Virus. Alle Patienten hat­ten eine oder meh­re­re schwe­re Vorerkrankungen. 

Wenn ich es rich­tig sehe, ist Herr Prof. Püschel ein Mann, der gern mal ins Licht der Öffentlichkeit drängt. Durch sei­ne expo­nier­ten Meinungen gelingt ihm das auch in durch­aus engen zeit­li­chen Abständen. So war fol­gen­des erst am 11.03.2020 über ihn zu lesen:

Korrekte Leichenschau: Qualitätssicherung und Patientenschutz 

[…] Nur bei zwei Dritteln der Leichenschauen stimm­ten Grunderkrankung und Todesursache mit der Realität über­ein. Bei jeder zehn­ten Leichenschau wur­de die eigent­li­che Todesursache nicht erkannt. 

Vielfach wur­den Operationen oder Eingriffe in der Gesamtbetrachtung ein­fach ignoriert. 

Der Leiter der Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-​Eppendorf, Professor Klaus Püschel, wirft der Politik vor, das Problem bewusst zu ignorieren. 

Ohne kon­se­quen­te Leichenschau geht den Kliniken in Deutschland aber ein wich­ti­ges Instrument der Qualitätssicherung ver­lo­ren. Gleichzeitig ent­steht ein Freiraum für Verbrechen inner­halb der Klinken selbst.

Forensik Schlampige Leichenschau – Unentdeckte Morde und Suizide | Wissen | SWR2 | SWR

Da scheint jemand zu glau­ben, sei­ne Profession nach­drück­lich pro­mo­ten zu müs­sen. Ob sich die Coronakrise dafür auch eignet? 


Gestern wur­de die Heinsberg-​Studie in Düsseldorf vor­ge­stellt. Leider sind die Begleitumstände und die bis dahin bekannt­ge­ge­be­nen Fakten auch nicht frei von Zweifeln. 

Sowohl Prof. Püschel als auch Prof. Streeck haben sich dahin­ge­hend geäu­ßert, dass die von bei­den unab­hän­gig von­ein­an­der gewon­ne­nen Erkenntnisse dazu füh­ren soll­ten, dass der Lockdown nun mög­lichst schnell gelo­ckert wer­den sol­le. Prof. Püschel ging in Presseerklärungen sogar deut­lich dar­über hinaus. 

Dieses Virus beein­flusst in einer völ­lig über­zo­ge­nen Weise unser Leben. Das steht in kei­nem Verhältnis zu der Gefahr, die vom Virus aus­geht. Und der astro­no­mi­sche wirt­schaft­li­che Schaden, der jetzt ent­steht, ist der Gefahr, die von dem Virus aus­geht, nicht ange­mes­sen. Ich bin über­zeugt, dass sich die Corona-​Sterblichkeit nicht mal als Peak in der Jahressterblichkeit bemerk­bar machen wird

Hamburg: „Ohne Vorerkrankung ist noch kei­ner an Covid-​19 gestor­ben“ – FOCUS Online

Ja, ganz toll, liebe TAZ

Wie es um die Heinsberg-​Studie bestellt ist und wie nach anfäng­li­cher brei­ter Euphorie nun eine deut­li­che Kritik zu ver­neh­men ist, kann den fol­gen­den Links ent­nom­men wer­den. Besonders her­aus­stel­len möch­te ich den detail­lier­ten Artikel von ZON. Darin wird auch erwähnt, dass die Ergebnisse der Studie von einem 10köpfigen Team der Social-​Media-​Beratungsfirma Storymachine pro­mo­tet wur­de. Da wäre die Frage ange­bracht, wel­che Interessen damit ver­folgt wur­den und ob Prof. Streeck sei­nem Anliegen einen Gefallen getan hat.

  1. Link: Coronavirus: Zweifel an Resultaten der Heinsberg-​Studie – Wissen – SZ​.de
  2. Link: Heinsberg-​Studie: „Kann dar­aus nichts ablei­ten“ – Virologe Drosten übt Kritik – FOCUS Online
  3. Link: Coronavirus: Heinsberg-​Studie in Kritik von Experten – Virologe Drosten skeptisch
  4. Link: Corona-​Epidemie in Deutschland: Der Disput der Virologen – taz​.de

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8 Gedanken zu „Coronaepidemie: Meckern, zweifeln und korrigieren“

  1. Es herrscht ein Kampf um Aufmerksamkeit. Die Youtube-​Fensterchen sind man­chem eben doch zu klein, man will etwas vom „gro­ßen Kuchen” der öffent­li­chen Aufmerksamkeit. Bedauerlich, aber menschlich.

    Bedauerlich lei­der auch, dass das Fernsehen offen­kun­dig einen beson­de­ren Reiz dar­an fin­det, über­gan­ge­nen Akademikern mit abwei­chen­den Überzeugungen Raum für ihre Elaborate zu geben. Mit kri­ti­scher Medienarbeit hat das nichts zu tun, son­dern auch nur mit der Erzeugung von Aufmerksamkeit.

  2. Was ich aus der Sendung mit­nahm, war, daß es durch­aus sein kann, daß am Ende des Jahres die Anzahl der Toten nicht signi­fi­kant höher sein kann wie jedes Jahr.
    Daß dem so sein könn­te, hat aber m.E. mit unse­ren medi­zi­ni­schen Einrichtungen zu tun, die sozu­sa­gen auf Hochtouren laufen.
    Was ist aber z.B. mit dem Prozentsatz an Menschen, die in Gefahr kom­men und geret­tet wer­den, also z.B. jün­ge­re Mitglieder der Gemeinschaft. Wären die im Jahr vor Corona in glei­cher Weise in Gefahr gera­ten? Ich wür­de sagen: Nein.

    Man sieht, es tau­chen immer neue Fragen auf.

    Die im Studio anwe­sen­den Experten nick­ten ja auch die jet­zi­gen Maßnahmen der regie­rung ein­hel­lig ab.

    Das Ganze ist kom­plex, auch mathe­ma­tisch kom­plex. Daher auch nicht ein­fach und für alle Zeiten abschlies­send darzustellen.

    Auf n‑tv tau­chen z.b. jeden Tag neue Statisiken auf, die ganz neue Sichtweisen auf das Zahlenmaterial erlau­ben. Ich fin­de das span­nend, wenn auch ich nicht die Zeit habe, das genau zu prüfen.

    Ob jetzt die bei­den Herren mit Macht in den Vordergrund drän­gen, kann ich nicht beur­tei­len. Ich ken­ne ihre Vita nicht.

    Bei all der Komplexität des Themas ist es natür­lich ein Leichtes, einen oder meh­re­re der gehör­ten Stränge die­ser Wochen zum per­sön­li­chen Leitfaden zu machen und in die Welt hin­ein zu posaunen.
    Das ist fast wie bei einem Auto, bei dem man auf eine Schraube deu­tet und sagt: Ohne die wür­de das Auto nicht laufen.
    Richtig! Stimmt! Aber was ist damit gewonnen?!

  3. Soweit mag ich noch nicht vor­aus­schau­en, ich mei­ne, bis „Normalität” zurück­ge­dreht wor­den ist oder so gut wie.
    Ich den­ke auch, daß im Zuge der Klimakrise durch­aus restrik­ti­ve Maßnahmen nötig wären, sonst wird sich ja auf die­sem Sektor wirk­lich nichts bewe­gen. Rein gar nichts!
    Fragt sich nur, wer dann dar­über wacht, daß das alles ver­hält­nis­mäs­sig bliebe.

  4. Die Leute sind infor­miert genug, um den Sinn der Maßnahmen ein­zu­se­hen. Eine kri­ti­sche Minderheit gibt es zudem auch jetzt: vor seriö­sen Kritiker der schnellen/​unsauberen Rechtsfortentwicklung bis zum Nörgler und Verschwörungsgläubigen.

    Das Herumgerecht an „mit” oder „an” Corona Gestorbenen hal­te ich für beson­ders absurd. Ein Arzt aus der Schweiz hat das gera­de sehr gut erläu­tert und auf den Punkt gebracht:

    COVID-​19 – eine Zwischenbilanz oder eine Analyse der Moral, der medi­zi­ni­schen Fakten, sowie der aktu­el­len und zukünf­ti­gen poli­ti­schen Entscheidungen

    Er wid­met sich aus­führ­lich den gän­gi­gen Behauptungen diver­ser Kritier und wider­legt sich mit Daten aus der Praxis.

☕ Bleibt neugierig, bleibt menschlich.

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