Wirtschaft

Brexit, BIP und die Zukunft – Ein EU-Austritt für Deutschland ist keine Option

Das britische BIP wächst, doch die langfristigen Brexit-Folgen wie Handelsbarrieren und Fachkräftemangel zeigen: Ein EU-Austritt war ein Risiko. Heute würden die Briten dieses nicht mehr eingehen.

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von Horst Schulte

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Es geht (auch) um das deutsche Wirtschaftswachstum – oder besser gesagt, das Fehlen davon. Ein Vergleich mit Großbritannien soll nicht fehlen. Die AfD und ihre Anhänger jubeln ja gerne über das vermeintliche Brexit-Wunder. Aber ist das wirklich so rosig, wie die Rechtsextremen es darstellen? Gerade erst kamen dazu wieder Nachrichten in den deutschen Medien. Vielleicht sollte man diesen nicht allzu viel Gewicht beimessen, zumal man unterstellen darf, dass sie bei dem Thema nicht ganz unparteiisch sind.

Handelsblatt: Fünf Jahre nach dem EU-Austritt: „Der Brexit wird uns noch ewig begleiten“

Die Briten finden den Brexit also inzwischen auch nicht mehr so toll wie noch vor Jahren. Was diese Entwicklung mit der Bewertung der AfD-Programmatik zu tun haben könnte, sollte sich jeder an fünf Fingern abzählen können. Aber ein Nationalist ist ein Nationalist ist ein Nationalist. Denken bleibt für manche Glücksache.

Das BIP lässt sich vielseitig verwenden: Ein Zahlenspiel mit Tücken

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist so eine Sache. Es klingt immer so wichtig, so aussagekräftig. Aber mal ehrlich: Kann man wirklich aus einer einzigen Kennzahl ableiten, ob der Brexit ein Erfolg war? Eher nicht. Das BIP zeigt zwar, wie viel ein Land produziert, aber es sagt nichts darüber aus, wie es den Menschen wirklich geht – oder was langfristig auf sie zukommt.

Großbritannien: Schein und Sein

Ja, das britische BIP ist nach dem Brexit gestiegen. Aber was bedeutet das wirklich? Studien wie die des Centre for European Reform zeigen, dass die britische Wirtschaft im Jahr 2022 bereits um 5,5 % kleiner war, als sie ohne Brexit gewesen wäre. Und die Bank of England prognostiziert, dass das BIP bis 2030 um bis zu 8 % niedriger liegen könnte.

Kurz gesagt: Die kurzfristigen BIP-Zahlen sind nur ein Teil der Geschichte. Die langfristigen Folgen des Brexits – Handelsbarrieren, Investitionsrückgang, Fachkräftemangel – werden erst richtig sichtbar, wenn man genauer hinschaut.

Brexit-Folgen: Was wirklich passiert ist

Der Brexit war ein politisches Erdbeben – und die Nachbeben sind noch lange nicht vorbei. Großbritannien hat sich selbst ins Knie geschossen, und die Folgen werden bis 2030 immer deutlicher werden.

Handel: Der Handel mit der EU, dem wichtigsten Partner des Landes, ist durch Zölle und bürokratische Hürden erschwert worden. Das trifft vor allem exportorientierte Branchen.
Investitionen: Viele Unternehmen haben ihre Investitionen in Großbritannien reduziert oder ganz gestoppt. Die Unsicherheit über die zukünftigen Handelsbeziehungen ist einfach zu groß.
Fachkräftemangel: Der Brexit hat den Zugang zu Arbeitskräften aus der EU erschwert. Besonders in der Landwirtschaft, dem Gesundheitswesen und der Gastronomie gibt es massive Engpässe.

Und das alles für ein paar Prozentpunkte BIP-Wachstum? Da frage ich mich: War das wirklich ein guter Deal?

Deutschland: Warum die EU-Mitgliedschaft unverzichtbar ist

Deutschland ist als Exportnation in besonderem Maße auf den EU-Binnenmarkt angewiesen. Rund 50 % unserer Exporte gehen in EU-Länder. Ein Austritt aus der EU wäre daher ein wirtschaftlicher Selbstmord. Aber es geht nicht nur um den Handel.

Binnenmarkt: Der EU-Binnenmarkt ermöglicht deutschen Unternehmen einen nahtlosen Zugang zu 450 Millionen Verbrauchern.
Investitionen: Deutschland ist ein attraktiver Standort für ausländische Investoren – nicht zuletzt wegen unserer EU-Mitgliedschaft.
Politische Stabilität: Die EU bietet einen Rahmen für die Bewältigung globaler Herausforderungen wie Klimawandel und Digitalisierung.

Ein Austritt aus der EU würde all das gefährden. Und wofür? Für ein paar kurzfristige BIP-Zuwächse, die langfristig nichts bringen? Nein, danke.

Ausblick bis 2030: Was auf uns zukommt

Bis 2030 wird sich zeigen, wer die bessere Entscheidung getroffen hat: Großbritannien mit seinem Brexit oder Deutschland mit seiner EU-Mitgliedschaft.

Großbritannien: Die langfristigen Folgen des Brexits werden immer sichtbarer. Das BIP-Wachstum wird weiterhin hinter den Erwartungen zurückbleiben, und die strukturellen Schwächen werden sich verstärken.
Deutschland: Wenn wir die aktuellen Herausforderungen wie die Energiewende, den Fachkräftemangel und die Digitalisierung meistern, kann die deutsche Wirtschaft stabil wachsen. Die EU-Mitgliedschaft bietet uns dabei den richtigen Rahmen.

Der Brexit ist kein Vorbild, eher ein Horrorszenarium, das rechtsextreme Nationalisten „ermöglicht“ haben

Der Vergleich zwischen Deutschland und Großbritannien zeigt eines ganz deutlich: Der Brexit ist kein Vorbild, sondern eine Warnung. Die kurzfristigen BIP-Zahlen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein EU-Austritt langfristig massive wirtschaftliche Nachteile mit sich bringt.

Das britische BIP lag im 3. Quartal 2024 um 2,9 % über dem Vorpandemieniveau des 4. Quartals 2019. Im Vergleich dazu lag das BIP der Eurozone um 4,6 % höher, während das BIP in Deutschland nur um 0,1 % zunahm. Die USA verzeichneten in diesem Zeitraum mit 11,5 % das höchste BIP-Wachstum unter den G7-Volkswirtschaften.

Quelle

Für Deutschland wäre ein Austritt aus der EU keine Lösung, sondern ein Schritt in die falsche Richtung. Stattdessen sollten wir die Chancen nutzen, die die EU bietet, und gemeinsam mit unseren Partnern die Zukunft gestalten. Denn eines ist klar: Gemeinsam sind wir bedeutet, wichtig, vielleicht sogar unschlagbar. Ob das allen EU-Politikern dämmert? Diese Frage bleibt für mich (leider) unbeantwortet.

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Horst Schulte

Herausgeber, Blogger, Amateurfotograf

alleiniger Autor dieses Blogs

Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Ich kann die Leute nicht ändern, aber meinen Blick auf sie.

Artikelinformationen:

Wirtschaft

Brexit, Deutschland, EU, Großbritannien

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