Brexit, BIP und die Zukunft – Ein EU-Austritt für Deutschland ist keine Option

Das bri­ti­sche BIP wächst, doch die lang­fris­ti­gen Brexit-Fol­gen wie Han­dels­bar­rie­ren und Fach­kräf­te­man­gel zei­gen: Ein EU-Aus­tritt war ein Risi­ko. Heu­te wür­den die Bri­ten die­ses nicht mehr eingehen.

HS230625

Horst Schulte

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Es geht (auch) um das deut­sche Wirt­schafts­wachs­tum – oder bes­ser gesagt, das Feh­len davon. Ein Ver­gleich mit Groß­bri­tan­ni­en soll nicht feh­len. Die AfD und ihre Anhän­ger jubeln ja ger­ne über das ver­meint­li­che Brexit-Wun­der. Aber ist das wirk­lich so rosig, wie die Rechts­extre­men es dar­stel­len? Gera­de erst kamen dazu wie­der Nach­rich­ten in den deut­schen Medi­en. Viel­leicht soll­te man die­sen nicht all­zu viel Gewicht bei­mes­sen, zumal man unter­stel­len darf, dass sie bei dem The­ma nicht ganz unpar­tei­isch sind. 

Han­dels­blatt: Fünf Jah­re nach dem EU-Aus­tritt: „Der Brexit wird uns noch ewig begleiten“

Die Bri­ten fin­den den Brexit also inzwi­schen auch nicht mehr so toll wie noch vor Jah­ren. Was die­se Ent­wick­lung mit der Bewer­tung der AfD-Pro­gram­ma­tik zu tun haben könn­te, soll­te sich jeder an fünf Fin­gern abzäh­len kön­nen. Aber ein Natio­na­list ist ein Natio­na­list ist ein Natio­na­list. Den­ken bleibt für man­che Glücksache.

Das BIP lässt sich vielseitig verwenden: Ein Zahlenspiel mit Tücken

Das Brut­to­in­lands­pro­dukt (BIP) ist so eine Sache. Es klingt immer so wich­tig, so aus­sa­ge­kräf­tig. Aber mal ehr­lich: Kann man wirk­lich aus einer ein­zi­gen Kenn­zahl ablei­ten, ob der Brexit ein Erfolg war? Eher nicht. Das BIP zeigt zwar, wie viel ein Land pro­du­ziert, aber es sagt nichts dar­über aus, wie es den Men­schen wirk­lich geht – oder was lang­fris­tig auf sie zukommt.

Großbritannien: Schein und Sein

Ja, das bri­ti­sche BIP ist nach dem Brexit gestie­gen. Aber was bedeu­tet das wirk­lich? Stu­di­en wie die des Cent­re for Euro­pean Reform zei­gen, dass die bri­ti­sche Wirt­schaft im Jahr 2022 bereits um 5,5 % klei­ner war, als sie ohne Brexit gewe­sen wäre. Und die Bank of Eng­land pro­gnos­ti­ziert, dass das BIP bis 2030 um bis zu 8 % nied­ri­ger lie­gen könnte. 

Kurz gesagt: Die kurz­fris­ti­gen BIP-Zah­len sind nur ein Teil der Geschich­te. Die lang­fris­ti­gen Fol­gen des Brexits – Han­dels­bar­rie­ren, Inves­ti­ti­ons­rück­gang, Fach­kräf­te­man­gel – wer­den erst rich­tig sicht­bar, wenn man genau­er hinschaut.

Brexit-Folgen: Was wirklich passiert ist

Der Brexit war ein poli­ti­sches Erd­be­ben – und die Nach­be­ben sind noch lan­ge nicht vor­bei. Groß­bri­tan­ni­en hat sich selbst ins Knie geschos­sen, und die Fol­gen wer­den bis 2030 immer deut­li­cher werden.

Han­del: Der Han­del mit der EU, dem wich­tigs­ten Part­ner des Lan­des, ist durch Zöl­le und büro­kra­ti­sche Hür­den erschwert wor­den. Das trifft vor allem export­ori­en­tier­te Bran­chen.
Inves­ti­tio­nen: Vie­le Unter­neh­men haben ihre Inves­ti­tio­nen in Groß­bri­tan­ni­en redu­ziert oder ganz gestoppt. Die Unsi­cher­heit über die zukünf­ti­gen Han­dels­be­zie­hun­gen ist ein­fach zu groß.
Fach­kräf­te­man­gel: Der Brexit hat den Zugang zu Arbeits­kräf­ten aus der EU erschwert. Beson­ders in der Land­wirt­schaft, dem Gesund­heits­we­sen und der Gas­tro­no­mie gibt es mas­si­ve Engpässe.

Und das alles für ein paar Pro­zent­punk­te BIP-Wachs­tum? Da fra­ge ich mich: War das wirk­lich ein guter Deal?

Deutschland: Warum die EU-Mitgliedschaft unverzichtbar ist

Deutsch­land ist als Export­na­ti­on in beson­de­rem Maße auf den EU-Bin­nen­markt ange­wie­sen. Rund 50 % unse­rer Expor­te gehen in EU-Län­der. Ein Aus­tritt aus der EU wäre daher ein wirt­schaft­li­cher Selbst­mord. Aber es geht nicht nur um den Handel.

Bin­nen­markt: Der EU-Bin­nen­markt ermög­licht deut­schen Unter­neh­men einen naht­lo­sen Zugang zu 450 Mil­lio­nen Ver­brau­chern.
Inves­ti­tio­nen: Deutsch­land ist ein attrak­ti­ver Stand­ort für aus­län­di­sche Inves­to­ren – nicht zuletzt wegen unse­rer EU-Mit­glied­schaft.
Poli­ti­sche Sta­bi­li­tät: Die EU bie­tet einen Rah­men für die Bewäl­ti­gung glo­ba­ler Her­aus­for­de­run­gen wie Kli­ma­wan­del und Digitalisierung.

Ein Aus­tritt aus der EU wür­de all das gefähr­den. Und wofür? Für ein paar kurz­fris­ti­ge BIP-Zuwäch­se, die lang­fris­tig nichts brin­gen? Nein, danke.

Ausblick bis 2030: Was auf uns zukommt

Bis 2030 wird sich zei­gen, wer die bes­se­re Ent­schei­dung getrof­fen hat: Groß­bri­tan­ni­en mit sei­nem Brexit oder Deutsch­land mit sei­ner EU-Mitgliedschaft.

Groß­bri­tan­ni­en: Die lang­fris­ti­gen Fol­gen des Brexits wer­den immer sicht­ba­rer. Das BIP-Wachs­tum wird wei­ter­hin hin­ter den Erwar­tun­gen zurück­blei­ben, und die struk­tu­rel­len Schwä­chen wer­den sich ver­stär­ken.
Deutsch­land: Wenn wir die aktu­el­len Her­aus­for­de­run­gen wie die Ener­gie­wen­de, den Fach­kräf­te­man­gel und die Digi­ta­li­sie­rung meis­tern, kann die deut­sche Wirt­schaft sta­bil wach­sen. Die EU-Mit­glied­schaft bie­tet uns dabei den rich­ti­gen Rahmen.

Der Brexit ist kein Vorbild, eher ein Horrorszenarium, das rechtsextreme Nationalisten „ermöglicht“ haben

Der Ver­gleich zwi­schen Deutsch­land und Groß­bri­tan­ni­en zeigt eines ganz deut­lich: Der Brexit ist kein Vor­bild, son­dern eine War­nung. Die kurz­fris­ti­gen BIP-Zah­len kön­nen nicht dar­über hin­weg­täu­schen, dass ein EU-Aus­tritt lang­fris­tig mas­si­ve wirt­schaft­li­che Nach­tei­le mit sich bringt.

Das bri­ti­sche BIP lag im 3. Quar­tal 2024 um 2,9 % über dem Vor­pan­de­mie­ni­veau des 4. Quar­tals 2019. Im Ver­gleich dazu lag das BIP der Euro­zo­ne um 4,6 % höher, wäh­rend das BIP in Deutsch­land nur um 0,1 % zunahm. Die USA ver­zeich­ne­ten in die­sem Zeit­raum mit 11,5 % das höchs­te BIP-Wachs­tum unter den G7-Volkswirtschaften.

Quel­le

Für Deutsch­land wäre ein Aus­tritt aus der EU kei­ne Lösung, son­dern ein Schritt in die fal­sche Rich­tung. Statt­des­sen soll­ten wir die Chan­cen nut­zen, die die EU bie­tet, und gemein­sam mit unse­ren Part­nern die Zukunft gestal­ten. Denn eines ist klar: Gemein­sam sind wir bedeu­tet, wich­tig, viel­leicht sogar unschlag­bar. Ob das allen EU-Poli­ti­kern däm­mert? Die­se Fra­ge bleibt für mich (lei­der) unbeantwortet.

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Brexit Deutschland EU Großbritannien

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