Gegen zu viel Investigatives und gegen Plagiatsjäger

stroke="currentColor" stroke-width="1.5" stroke-linejoin="round" stroke-linecap="round" /> Keine Kommentare

78

4 Min.

Standardbild

Richtig sym­pa­thisch ist mir der Begriff «inves­ti­ga­tiv» nie gewe­sen. Ebenso wenig mag ich die so genann­ten Plagiatsjäger. Wenn also inves­ti­ga­ti­ve Journalisten so genann­te Plagiatsjäger jagen, könn­te ich mich zufrie­den zurücklehnen. 

Das Redaktionsnetzwerk RND geht nicht so weit wie t‑online. Dort näm­lich brach­te die inves­ti­ga­ti­ve Recherche pikan­te Einzelheiten ans Licht der Sonne, die eini­ges in Frage stel­len müsste.

Kleine Anekdote neben­bei: In zwei ver­schie­de­nen Medien fand ich Umfragen über die angeb­li­chen Plagiate Baerbocks. In einem Online-Angebot fand eine gro­ße Mehrheit die Kritik an Baerbock berech­tigt, im ande­ren war es genau umge­kehrt. Natürlich kann es sein, dass sol­che Aussagen auf­grund nicht hin­rei­chend reprä­sen­ta­ti­ver Beteiligung wert­los waren. Aber es zeigt viel­leicht doch ein wenig, wie pola­ri­sie­rend das Thema wirkt.

Die von Weber, der als Plagiatsjäger schon eini­ge «Blattschüsse» vor­zu­wei­sen hat, ange­kün­dig­te genaue­re Untersuchung des Buches sorgt für Furore. Das Vorgehen und die öffent­li­chen Hinweise zu den Hintergründen erin­nern an bis­her nur aus den USA bekann­ten Methoden. Es sind in mei­nen Augen wei­te­re Axthiebe gegen die Stabilität unse­rer Demokratie. Es muss ein kla­res Ziel sein, auch die Hinterleute sol­cher Aktionen auf­zu­de­cken. So was darf sich nicht nur auf die Beschaffung und Betrachtung mög­lichst skan­dal­träch­ti­ger «Geschichten» beschränken. 

Vielleicht ist es nahe­lie­gend, hin­ter sol­chen «Recherchen» bezahl­te und wider­li­che Machenschaften der Feinde der Grünen Partei zu ver­mu­ten. T‑Online beschreibt ein Szenarium, das man sich noch weni­ger vor­stel­len möch­te, als mehr oder min­der schon gewöhn­li­che poli­ti­sche Scharmützel in Wahlkampfzeiten. 

Obwohl Weber selbst aus­drück­lich erklärt hat, dass sei­ne Jagd nicht bezahlt wird, der Verdacht steht auch auf­grund der T‑Online-Recherche ziem­lich kon­kret im Raum. Dass es mög­lich wäre, dass die­se Aktionen nicht bloß gegen die Grüne Partei gerich­tet sind, son­dern sehr kon­kret gegen Annalena Baerbock, ver­schlägt mir den Atem. 

Es gehe dem Anrufer zufol­ge nicht gegen die Grünen an sich, aber um ihr Spitzenpersonal: Baerbock müs­se schnell weg, damit die Partei doch noch den Co-Vorsitzenden Robert Habeck ins Rennen schi­cke. Es sei «eine Riesenchance für Baerbock, wenn sie jetzt geht», sei als Satz gefal­len. «Das soll­te wohl aus­drü­cken, dass sie noch mehr gegen sie auf Lager haben», sagt Heidingsfelder. Mit dem Anrufer ste­he er noch in Kontakt. «Wir sind seit­her wei­ter im Austausch, er hat mich am Mittwoch noch­mal ange­schrie­ben: ‹Mach doch bei uns mit.› »

Hintermänner such­ten Plagiatsjäger für Kampagne gegen Annalena Baerbock

Ich bin kein Fan oder gar Wähler der Grünen. Aber wenn irgend­wel­che Gruppen mit gewis­sen Partikularinteressen zu Mitteln der Verleumdung grei­fen, sind wir nicht mehr weit von sol­chen Machenschaften ent­fernt, die wir bis­her höchs­tens jen­seits des Atlantiks ver­mu­tet hätten. 

Das führt mich zu mei­ner grund­sätz­li­chen Kritik und mei­nen Bedenken gegen­über sol­chen ach so geschätz­ten inves­ti­ga­ti­ven Recherchen wegen der auf der Hand lie­gen­den impli­zi­ten Gefahren für jede Demokratie. Plagiatsjäger emp­fin­de ich als über­be­wer­tet. Sie über­füh­ren zwar gewis­ser­ma­ßen BetrügerInnen, die Ergebnisse haben den Nachteil, dass sie sich leicht instru­men­ta­li­sie­ren las­sen und ein mehr als schlech­tes Licht auf jenen Teil des wis­sen­schaft­li­chen Betriebes wer­fen, der Doktorarbeiten beglei­tet und beur­teilt. Daran soll­ten wir fun­da­men­tal arbei­ten. Dann hät­ten wir vor den Wichtigtuern, Plagiatsjäger genannt, end­lich Ruhe. 

Außerdem muss es zu den­ken geben, dass die Ergebnisse so man­cher inves­ti­ga­ti­ver Recherche (ich den­ke u.a. an Panorama, Monitor etc.) häu­fig den Rechten in die Hände zu spie­len schei­nen. Es gibt kei­ne poli­ti­schen Magazine (nicht im TV und nicht bei ande­ren Medien), die nicht lin­ken Perspektiven den Vorzug gäben. Da wünsch­te man sich fast das ZDF-Magazin zu Zeiten die­ses «schreck­li­chen» Gerhard Löwenthal zurück. Monokultur ist aus mei­ner Sicht schäd­lich für die Demokratie. Es ist kei­ne über­trie­be­ne Behauptung böser Rechter, son­dern mei­nes Erachtens ent­spricht es der Wahrheit. Das heißt aller­dings nicht, dass ich die angeb­li­che Reduzierung poli­ti­scher Magazine in der ARD (neue Programmdirektion) unter­stüt­ze. Nur der Mix muss anders werden.

Lass deinen Gedanken freien Lauf


Hier im Blog werden bei Abgabe von Kommentaren keine IP-Adressen gespeichert! Deine E-Mail-Adresse wird NIE veröffentlicht! Du kannst anonym kommentieren. Dein Name und Deine E-Mail-Adresse müssen nicht eingegeben werden.


Mehr lesen aus dieser Kategorie

Boomer-Soli: Verantwortung unserer Generation
boomer soli solidaritaet(1)

Gesellschaft

Boomer-Soli: Verantwortung unserer Generation

Multipolarität, Klimawandel, Technologie: Der Sturm unserer Zeit
weltordnung machtverschiebung

Gesellschaft

Multipolarität, Klimawandel, Technologie: Der Sturm unserer Zeit

🌈 Gemeinsam ist schöner als allein.