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Zu wenig Wasser – ein schlimmes, bedrohliches Szenarium, das jeder versteht

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Die rup­pi­gen Auseinandersetzungen um die Maßnahmen gegen die Erderwärmung trei­ben vie­le um. Leider gibt es eine quan­ti­ta­ti­ve nicht näher bestimm­ba­re Polarisierung zwi­schen denen, die aus Gründen lie­ber nicht zu viel Bevormundung, sprich staat­li­che Einmischung, möch­ten und denen, die bis­her selbst­ver­ständ­li­che demo­kra­ti­sche Grundsätze zu ver­let­zen bereit sind. Ja, ich den­ke an das Selbstverständnis der Klimakleber. 

Neutralität im Journalismus aufgekündigt

Bedauerlicherweise gibt es Tendenzen unter denen, die wir unter dem nicht nur freund­lich gemein­ten Begriff Meinungsmacher zusam­men­fas­sen und die wir trotz allem als Aufklärer und Multiplikatoren brau­chen. Wenn Journalisten neu­er­dings offen­ba­ren, ihre ver­meint­li­che Zurückhaltung oder Neutralität auf­ge­ben zu sol­len, macht mich das nicht froh. Ich glau­be ande­rer­seits nicht, dass Journalisten je neu­tral waren. Auch nicht im Sinne des viel­fach miss­ver­stan­de­nen Zitats von Hanns Joachim Friedrichs. 

Wie vie­le beschäf­ti­gen mich die Berichte aus den Gegenden die­ser Welt, in denen bereits so früh im Jahr das Trinkwasser knapp wird. Es braucht kei­ne dra­ma­ti­schen Beiträge und Texte, um besorgt zu sein. Höchstens über den Grad der eige­nen Besorgnis könn­te man diskutieren. 

Teile des Gardasee sind nicht mehr mit Wasser bedeckt. Kleine Inseln zei­gen sich. Und zwar im Frühjahr, nicht erst im Spätsommer, wie das auch vor­her schon pas­siert ist. Der See ent­hält jetzt bereits nur 38 % der übli­chen Wassermenge.

Ausgetrocknete Stauseen

In Andalusien ist die Wasserknappheit inzwi­schen so groß, dass die Regierung Trinkwasser von 22 Uhr bis 7 Uhr am nächs­ten Morgen abge­stellt hat. Der Pegel vie­ler Stauseen ste­hen auf einem Minimum, man­che Seen sind aus­ge­trock­net. Ein schlim­mer Anblick. 

Die Politiker muss­ten reagie­ren und das Wasser ratio­nie­ren. Natürlich hat dies in die­ser Region auch schlim­me öko­no­mi­sche Folgen. Diese Krise zeigt aller­dings auch erneut, wie ver­ant­wor­tungs­los wir Menschen mit unse­ren Ressourcen umge­hen. Überall auf der Welt. Neu sind die Wasserprobleme in Andalusien nicht. 2019 schrieb „Spektrum” in einem Artikel vom Wassermangel und den Auswirkungen auf einen Nationalpark und die gro­ßen Erdbeerplantagen der Gegend.

Inzwischen lie­gen die Wasserreserven bei 26 %. Das Soll wäre zu die­ser Jahreszeit ca. 76 %. 

Angesichts der Urlaubermassen, die wäh­rend der Semana Santa über die spa­ni­sche Mittelmeerküste her­fie­len und die im Sommer zu erwar­ten sind, muss sich Spanien drin­gend Gedanken um die Nachhaltigkeit sei­nes Tourismusmodells machen.

Quelle: Costanachrichten

Pools mit Salzwasser füllen

Der Tourismus spielt bei den „Urlaubermassen” eine bedeu­ten­de Rolle. Ob es hel­fen könn­te, die Pools mit Salzwasser zu befül­len? Anfang der 1990-​er Jahre war ich auf Rhodos. Dort waren die Pools alle mit Salzwasser gefüllt, ganz anders auf Mallorca. Es gab, jeden­falls in den Jahren, in denen wir regel­mä­ßig dort waren, nur Süßwasser in den Pools. 

Neben dem Tourismus spielt die Landwirtschaft in Andalusien eine gro­ße Rolle. Erdbeeren aus Spanien, die wir in unse­ren Geschäften gern auch ganz früh im Jahr kau­fen möch­ten, sorg­ten dafür, dass das kost­ba­re Wasser immer weni­ger wird. Schaurige Bilder. Wassersparen hat logi­scher­wei­se nicht nur die Verknappung des Erdbeerangebotes in Deutschland und anders­wo in Europa zur Folge. Ökonomisch schmä­lert der not­wen­di­ge Verzicht das Bruttoinlandsprodukt Andalusiens. Momentan sind 30 bis 35.000 Arbeitsplätze betrof­fen. Und das „nur” in der Region Andalusien. Tendenziell stei­gen die Zahlen.

Wassermangel auch in Katalonien

Leider sieht es im Nordosten des Landes, in Katalonien, nicht viel anders aus. 32 Monate lan­ge (!) hat es dort kaum bzw. nicht gereg­net. Die Auswirkungen sind schreck­lich. Die Süddeutsche Zeitung schrieb Mitte April, dass die Menschen dort zu Gott beten oder die Schuld bei den Touristen suchen. Laut SZ ver­si­ckern jähr­lich Milliarden Liter des kost­ba­ren Gutes. Es herrscht die längs­te Trockenperiode seit 1914. Zu die­sem Zeitpunkt im Jahr müss­te der Wasservorrat bei über 70 % lie­gen. Tatsächlich liegt er nur bei 42 %, eine ähn­lich pre­kä­re Lage wie in Andalusien. In der Region Barcelona liegt der Vorrat der Reservoirs bei nur 14 %. Eigentlich soll­ten es um die­se Zeit 78 % sein. 

Leider ist es eine Tatsache, dass 1,34 Milliarden Hektoliter Wasser ver­si­cker­ten. Marode Wasserleitungen sei­en mit ein Grund hier­für. Angeblich ist es auch so, dass Touristen in die­ser Region fünf­mal mehr Wasser ver­brau­chen als die Einwohner. 

Ich den­ke an die­ser Stelle gleich an unse­re hie­si­gen Mängel der Infrastruktur (Autobahnbrücken z.B.). Da schei­nen mir unse­re Probleme, die wahr­haft groß und bedeu­tend genug erschei­nen, im Vergleich schon etwas kleiner. 

Deutschland meckert über den kühlen und nassen Frühling

In Deutschland hat es viel gereg­net. Dankbar dafür ist ange­sagt. Das heißt lei­der aber nicht, dass dies auch künf­tig so sein wird, son­dern dass wir damit rech­nen müs­sen, dass auch hier das Trinkwasser knapp wer­den könn­te. Die bei­den klei­nen Seen, die unser Städtchen umge­ben, sind rand­voll. Ich mei­ne sogar über­voll. Aber was heißt das ange­sichts der schon gemach­ten eige­nen Erfahrungen der letz­ten Jahre und dem, was in ande­ren Gegenden Europas passiert?


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14 Gedanken zu „Zu wenig Wasser – ein schlimmes, bedrohliches Szenarium, das jeder versteht“

  1. Das Problem kann man auch gut an der Nahrungsmittelindustrie erken­nen, die sich seit 25 Jahren über­all die Wasserrechte und Reservoirs sichert und auch nicht davor zurück­schreckt, Patente dafür anzu­mel­den, sofern möglich.

    Malle fin­de ich als Beispiel nicht son­der­lich gut gewählt, da sie als Regenwaldinsel da ein paar Vorteile genießt. :⁠-⁠)

    Eine mei­ner frü­hes­ten Spanienerfahrungen als Kind war, dass Leitungswasser flu­ori­siert war und man sich das Trinkwasser im Supermarkt kau­fen musste. 

    Die Gemüseindustrie hast Du ja schon genannt. Die braucht natür­lich enorm was und da dürf­te auch viel nicht so legal auf die Felder lau­fen, was im Übrigen hier genau­so lau­fen wür­de, wür­de es rich­tig knapp wer­den. Dazu kom­men noch die gan­zen Gase, die für die Obst- und Gemüseproduktion fäl­lig sind, damit man das gan­ze Jahr über Industriestandard lie­fern kann, wo wie­der­um auch mit Wasser ggf. nach­kor­ri­giert wer­den muss. 

    Natürlich läuft das zwangs­wei­se auf Rationierung und Subventionierung hin­aus. Die Kriege und sons­ti­gen Krisen tun ein Übriges.

    Die Frage ist, was die pri­va­ten Wasserwerke wert­mä­ßig so anset­zen wer­den und wie es dann mit der Abwasserwirtschaft aus­se­hen wird.

    Hier vor Ort kann ich zumin­dest an zwei Kiesgruben schon Wasserrückgang erken­nen. Dabei beträgt der Vergleichsraum gera­de zwei Dekaden. Allerdings wer­den die­se nicht mehr arbeits­sei­tig genutzt und in der Nähe befin­den sich Gartensparten und auf einer ein Wasserskiparadies. Von daher wür­de ich dem nicht so viel Gewicht einräumen.

    Aber natür­lich wird Wasser deut­lich teu­rer wer­den. Nur haben bis­lang ganz gute Leute noch ver­hin­dert, dass die Heuschrecken die­sen Markt auch bespie­len. Das wird sich aber ändern, denn es ist immer nur eine Frage des Preises. 

    Die Schweizer haben da auch etwas Ungemach mit Nestlé, wie man so liest. Von den Ösis liest man erstaun­lich wenig dazu, dabei dürf­ten die auch so ihre Probleme haben.

    Dann kom­men noch die gan­zen Waldbrände dazu, wäh­rend sich in Spanien auch die Versteppung des Bodens schon bemerk­bar macht. 

    Italien dürf­te da auch sei­ne Probleme haben. Dann wären noch Bulgarien, Rumänien und eini­ge Länder des ehe­ma­li­gen Jugoslawiens zu nen­nen. Portugal soll­te man auch nicht vergessen.

    Australien und Neuseeland? 

    Und je mehr Lebensraum so kaputt geht, des­to mehr Leute müs­sen ihr Glück anders­wo ver­su­chen, was auch die Tiere betrifft.

  2. Sehr rich­tig. Es ist halt nicht die Natur, die dem Menschen die Lebensgrundlage ent­zieht, son­dern der Mensch selbst. U. A. durch sei­ne Arbeit. 

    Von einem Bevölkerungsrückgang kann doch wohl nicht gespro­chen wer­den? Trotz aller Krisen leben mehr als dop­pelt so vie­le Menschen auf der Welt, als noch zu mei­nen Kinderzeiten.
    Da sind Potenz und Tendenz doch klar erkennbar?

    Deutschland West hat­te 40 Millionen Einwohner und die DDR 16 Millionen. Heute haben wir zusam­men 84 Millionen von denen aber 80 % Rentner sein sollen? 

    Das erscheint mir wenig plausibel.

    Da der Mensch aller­dings zu knapp 70 Prozent aus Wasser besteht, könn­te man hier ja eine Problemlösung ver­mu­ten. Soylent Green mal anders.

    Jede mensch­li­che Zivilisation war davon geprägt, gegen die Natur zu leben. Allerdings hat­te da der Mensch noch Fressfeinde.

    Gut, es gab ein paar Urvölker, die da anders gelebt haben, aber was ist aus ihnen gewor­den? Und wie hat es bei denen funk­tio­niert? Nur im Kleinen.

    Ob die Technik da wirk­lich auf Dauer hel­fen wird? 

    Das Problem sind ja nicht nur Entsalzungsanlagen. Jede neue Technologie ist ver­bun­den mit immer höhe­ren Energieverbräuchen. Auch die, die der Mensch nur nutzt, um ande­re aus­zu­rau­ben, wie alter­na­ti­ve Währungen. Dazu gesel­len sich die moder­ne Kommunikation, die E‑Mobilität oder eben so genann­te KI. Zusammen mit den Waffen- All- und
    Industriesystemen kommt da ganz schön was zusammen.

    „Für das Lithium eines Akkus mit einer Kapazität von 64 Kilowattstunden (kWh) wer­den nach den gän­gi­gen Berechnungsmethoden 3840 Liter Wasser ver­duns­tet. Das ent­spricht nach Fichtners Angaben dem Wasserverbrauch bei der Produktion von 250 Gramm Rindfleisch, zehn Avocados, 30 Tassen Kaffee oder einer hal­ben Jeans.”

    Daran kann man auch schön sehen, dass unse­re Kleidung auch sehr was­ser­in­ten­siv pro­du­ziert wird und da ist noch nicht mal das Waschen eingepreist.

    Ich bin da skep­tisch, dass der Mensch da in nächs­ter Zeit über­haupt Willens ist, danach zu leben. Denn Luxus ist viel ver­füh­re­ri­scher. Er nähert sich aller­dings schnel­ler dem Punkt, andem er dann anders leben muss, wenn er über­le­ben will. 

    Der Wunsch eini­ger eli­tä­rer Reicher, ein­fach recht­zei­tig den Wüstenplanet zu kolonialisieren
    und dort mit einer Handvoll Sklaven den Lebensstandard zu erhal­ten , ist zwar ver­ständ­lich, aber uto­pisch. Man tauscht die eine Wüste gegen die ande­re, ist aber nicht mal für das Überleben in der eige­nen Wüste mehr geeig­net. Himmelfahrtskommando ist dafür wohl eine gute Umschreibung.

  3. Das Bild ist Elin Musik mit sei­ner Marsmission. Dürfte auch nicht schwer zu erra­ten sein.

    Demokratie funk­tio­niert nur mit einer inter­ak­ti­ven soli­da­ri­schen Mehrheit, die auch ihre Intelligenz über die Gewalt stellt. Selbst Kalles Corona, Pardon, Coronation führt das ad absur­dum. 2023..

    Nein, eine Demokratur der Reichsten schafft da nix Vernünftiges.

  4. Aber abschmel­zen­des Eis ist immer Süßwasser.

    Das heißt, dass abschmel­zen­de Gletscher auf Grönland oder der Antarktis, aber auch auch trei­ben­des, schwim­men­de Eis des Nordmeeres beim Abschmelzen in jedem Fall den Salzgehalt des Ozeans ver­rin­gert. Was im Übrigen eben­falls kata­stro­pha­le Folgen hat. Spielt in der Nordsee u.a. eine wich­ti­ge Rolle für den Golfstrom, unse­re euro­päi­sche Wärmepumpe.

  5. Fraglich… Es hat mal Ideen gege­ben, Eisberge aus dem Nordmeer mit Schleppern irgend­wo­hin in den tro­cke­nen Süden (Afrika, Spanien u.ä.) zu schlep­pen, um dort dann das abschmel­zen­de Süßwasser nut­zen zu kön­nen. Hat man aber bis heu­te nicht gemacht.
    Dürfte viel zu teu­er wer­den und ist auch nur so ein wei­te­res Symbol für unse­re Blödheit: Wir ver­ur­sa­chen Riesenprobleme und ver­su­chen die anschlie­ßend mit min­des­tens genau­so rie­si­gem tech­ni­schen Aufwand zu lösen. (Das war schon immer die konservativ-​neoliberale Strategie… wir machen was, das uns kurz­fris­tig pri­va­te Profite bringt, und wenn dann Probleme kom­men, hau­en wir mit ganz viel öffent­lich finan­zier­ter Technik drauf, um sie zu beseitigen.)

    Tatsächlich gibt es nur eine funk­tio­nie­ren­de Lösung:

    1. Jetzt die Folgen, die man nicht wahr­ha­ben woll­te, ertra­gen und aus­hal­ten, so übel sie sein mögen

    2. Gleichzeitig: Wasser spa­ren, wo es nur irgend­wie geht

  6. Bevor es eng wird, greift eh eine künst­li­che Verknappung des Marktes. Wer sich das Wasser dann nicht leis­ten kann, hat halt Pech.

    Gespart wird indes nicht. Die Industrieproduktion nutzt alle Ressourcen und 84 Millionen Leute kön­nen auch nicht ein­fach in den Wald scheissen.

🐞 Auch kleine Gesten zählen.

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