Mir ist klar, dass zugängliche und möglichst auch präzise, jedenfalls zutreffende, Nachrichten für Demokratien essenziell sind. Ich habe aber meine Zweifel, ob unsere Medien das noch leisten.
Das gilt für beide Seiten. Ob es um die von konservativer Seite gescholtenen linksgrünen Journalistenverbünde geht oder die nicht weniger lautstarken und sehr wahrnehmbaren konservativen Pendants, die Medien beherrschen das Meinungsbild im Land. Die beklagte Polarisierung kommt nicht von ungefähr. Dass alle Medien zusammenwirken und Trigger für all die unschönen Aktionen in den asozialen Netzwerken sind, dürfte ernsthaft niemand bestreiten.
Asoziale Netzwerke verderben die Demokratie
Nehmen Sie mal einem Kind sein Spielzeug weg. Der Versuch reicht aus, um ein großes Geplärre vom Stapel zu lassen. Wir müssen also mit all diesem Dreck leben und mit den Wirkungen, die dieser auf unser Zusammenleben hat und noch haben wird. Ich habe diesbezüglich große Sorgen.
Stimmungsmache in Krisenzeiten
Heute las ich in der Berliner Zeitung den Beitrag eines Berliner Hausarztes. Dr. Erich Freisleben heißt der Mann. Mir war der Name bisher kein Begriff. Dabei hat er (natürlich) ein paar Bücher geschrieben. Eines trägt den Titel: „Medien – ohne Moral“, ein weiteres „Ansichten eines Hausarztes – Wege aus dem Corona-Dilemma“. Dr. Freisleben rechnet mit einem System und seinen Wirkungen ab, die bei „Linksliberalen“ bisher nicht gut angekommen ist. Mir scheint es ein wenig seltsam, dass eine politische Gesinnung in Gänze insoweit identisch sein soll, als dass das gesundheitstechnische Wohl und Wehe der Nation von ihr gefährdet zu sein scheint.
Inwiefern ist es realistisch, dass Menschen mit politisch linksliberaler Orientierung den Respekt vor Mitmenschen vergaßen und die Freiheit der Selbstbestimmung bei dieser Gelegenheit gleich mit in den Orkus rutschte?
Was ist mit den Corona-Impfstoffen?
Sachlich kann ich dem Beitrag des Arztes zunächst einmal rein gar nichts entgegensetzen. Ich habe ihn mit Interesse gelesen und kenne Menschen, die von Impffolgen betroffen sind. Ansonsten wird viel von Übersterblichkeit geredet und die Schuld weniger bei Corona und seinen Folgen gesucht, sondern bei den staatlichen Maßnahmen gegen die Pandemie und vor allem gegen alles, was mit den Impfungen zu tun hat.
Ich habe verstanden, dass viele Menschen (wie viele bleibt unklar, weil die Kommunikation an dieser Stelle nicht gerade offensiv genannt werden kann) betroffen sind. Von den Folgen einer oder mehreren Coronainfektionen ebenso, wie von den Nachwirkungen der verschiedenen Vakzine.
Wer fühlt sich angesichts dieser Lage besonders wohl? Es hat etwas Religiöses. Man glaubt entweder an die Wirkung der staatlich empfohlenen (verordneten?) Impfungen oder man wehrt sich vehement allein gegen den Gedanken, weitere Impfungen zu erdulden. Wer möchte zu den Betroffenen zählen, die ihre Gesundheit entweder für längere oder sogar für immer auf dem Altar der Corona-Überzeugungen zu opfern?
Das Meinungsbild ist, glaube ich, umgeschlagen
Meine Frau, mein Schwager, ich selbst, aber auch einige unserer Freunde und Familienangehörigen zweifeln – mindestens. Manche sind im Moment schlichtweg nicht bereit, sich eine weitere Spritze abzuholen. Die Verunsicherung wächst, manche müssen ihre Überzeugungen gar nicht prüfen, weil eine Impfung für sie in jeder Hinsicht ausgeschlossen ist.
Beiträge, wie der des Hausarztes Dr. Freisleben, finde ich nicht hilfreich. Ich weiß, dass ich mich angreifbar mache, wenn ich mich über die offensichtliche Intention kritisch auslasse. Allein der zeitliche Zusammenhang zwischen steigenden Infektionszahlen und dem Erscheinen solcher Berichte weckt mein Misstrauen. Ich frage mich, wer denn nun für die „andere Seite“ glaubwürdig auftreten und werben könnte. Mir fällt kein Name ein. Sie sind alle während der Scharmützel, die kein Stück entschärft oder gar befriedet sind, verbrannt. Der Teil der besonders Kritischen kann allerdings auch nicht durch so etwas wie einen Impf-Messias „bekehrt“ werden.
Was im Herbst passiert?
Hoffentlich wird die Epidemie im Herbst keine kritischen Dimensionen zeigen. Hinsichtlich der Maßnahmen, die in diesem Land von Mehrheiten getragen würden, sähe ich schwarz. Danke an die Medien, die die Leute (leider) weniger aufklären als beunruhigen. Das ist jedenfalls meine Meinung zu solchen Beiträgen wie dem der Berliner Zeitung. Zählt sie eigentlich mit ihrer inneren Verfassung zu den Flaggschiffen der Demokratie oder was zählt für die Eigentümer?
Die Bundesregierung hat uns seinerzeit nicht zugetraut, selber zu entscheiden. Ich weiß natürlich auch nicht, ob eine Coronainfektion einer Impfung vorzuziehen ist. Ich weiß aber, dass ich das selber entscheiden möchte.
Die Verantwortlichen haben damals schon unzureichend kommuniziert, aus dem Versprechen keinen Impfzwang einzuführen, wurde die Gewissheit, ungeimpft kein Geschäft betreten zu dürfen und einer hohen Hürde zum Arbeitsplatz zu kommen. Den Bürger zu bevormunden ist, jedenfalls für mich, sicherlich der falsche Weg.
Ich denke auch, dass es der falsche Weg war, was die Regierungen während der Pandemie getan haben. Damals war ich allerdings noch nicht so „klug“. Ich wünschte mir, dass der Mist möglichst schnell erledigt würde. Dass das nicht geklappt und die Politik danach einen enormen Vertrauensverlust erlitten hat, ist gefährlich. Ich vertraue im Moment nicht darauf, dass Maßnahmen bei hohen Infektionszahlen nicht wieder eingeführt werden – auch mit Eingriffen in persönliche Freiheiten. Ich wünschte, ich hätte mehr Vertrauen.
Ich packe das Thema nur noch selten an. Für mich persönlich war es ein traumatisches Ereignis. Ich stimme Peter`s Kommentar inhaltlich voll zu. Auf die von Dr. Freisleben gestellte Frage: „….wo war die Freiheit der Selbstbestimmung geblieben“ kann ich nur antworten: Nicht nur, dass es vielen Menschen fast unmöglich gemacht wurde, diese Freiheit der Selbstbestimmung aufrecht zu erhalten,- wir standen ja kurz davor, dass es diese Freiheit per Impfgesetz in diesem Staat nicht mehr gibt. Gestrichen.
Wissentlich hatte ich nie Corona. Wieso, kann ich mir gar nicht erklären. Vielleicht lag es an der Dreifachimpfung. Möglich.
„Impfung“ ist nach meinem Empfinden kein Akt einer solidarischen Handlung. ChatGPT definiert:
„Solidarität bezieht sich auf die Unterstützung und das Mitgefühl, die Menschen füreinander empfinden, insbesondere in schwierigen oder bedürftigen Situationen. Es geht darum, sich mit anderen zu identifizieren, ihre Herausforderungen zu verstehen und bereit zu sein, Hilfe, Unterstützung oder Ressourcen anzubieten, um ihre Lage zu verbessern.“
In diesem Sinne wurde auch überwiegend gehandelt, ob durch Masken tragen, zu Hause bleiben, für Erkrankte einzukaufen, Abstand halten, Kultur, Konzerte……..
„Zivilcourage“ bezieht sich auf die Bereitschaft, in Situationen einzugreifen, in denen….Gefahr für andere besteht, auch wenn dies persönliche Risiken mit sich bringt, auch in Gefahr um das eigene Leben.. Es bedeutet, mutig und entschieden zu handeln, um Unrecht zu verhindern oder zu stoppen, selbst wenn man selbst nicht unmittelbar betroffen ist.
Ich denke, das der Begriff „Zivilcourage“ es nicht ganz genau trifft, wenn die Mitbürger aufgefordert werden, sich selbst impfen zu lassen um andere zu schützen, aber es geht meines Erachtens nach in die richtige Richtung.
Für manche mag diese Differenzierung unerheblich sein. Für mich ist es sie nicht und,- so wie ich es erlebe,- für die Menschen in den neuen Bundesländern ebenfalls nicht, für die Sprache und Wortwahl einen wesentlich anderen Kontext herstellen kann. In den alten Zeiten der DDR war, besonders in der Musik, der gesungene Text wichtiger als die Musik. Es galt, die versteckten Botschaften zu hören, zu verstehen und zu entschlüsseln. Es ist immer noch ein sehr feines und sensibles Verhältnis, was sie dazu haben.
Es sind nicht immer die großen Narrative, die Ost und West unterscheiden. Manchmal sind es die scheinbar kleinen Unterschiede, die den Unterschied ausmachen, besonders auch, im politischen handeln.
@Menachem, es wäre mir sehr recht, wenn wir über Corona nicht mehr reden müssten. Nun scheint sich aber erneut eine Ausbreitung des Virus anzubahnen. Hoffentlich bleiben die Leute vernünftig. Vor allem hoffe ich, dass unsere Politiker aus den Fehlern gelernt haben. Meine Einstellung zur Reaktion der Ostdeutschen ist definitiv anders als deine, lieber Menachem. Aber das ist im Grunde nicht das Thema. Nur so viel, einen Wilhelm Tell habe ich dort noch nicht entdeckt.
Mein Anliegen war, nicht irgendetwas pauschal rauszuhauen, so, wie es mir derzeit vielfach begegnet. Ich habe mir die Mühe gemacht zu erklären, worin ich einer der Gründe für das Misstrauen in die Corona-Politik sehe, wobei ich nicht wieder das Fass aufgemacht habe, sondern nur einen Kommentar auf einen Beitrag geschrieben habe.
Ich habe mich falsch ausgedrückt. Dass dein Kommentar nichts „Rausgehauenes“ war, war mir klar. Das ist nicht deine Art. Deine Gedanken zum Thema kann ich voll nachvollziehen.
Mein Ansatz für diesen Artikel ist die Sorge, dass sich der Streit, den wir einigermaßen hinter uns gelassen hatten, im Herbst von Neuem losgehen könnte. Der Satz: „es wäre mir sehr recht, wenn wir über Corona nicht mehr reden müssten“ war überhaupt nicht auf dich gemünzt, sondern auf die allgemeine Debattenlage.