»Ausgerechnet in Hamm, Westfalen, wird gerade Geschichte geschrieben«

Der peruanische Bauer Saúl Luciano Lliuya verklagt RWE für Klimaschäden, da deren Emissionen zum Gletscherschmelzen beitragen und sein Zuhause bedrohen.​

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HORST SCHULTE

In den majestätischen Höhen der peruanischen Anden, wo Gletscher wie ewige Wächter über dem Land thronen, erhebt ein bescheidener Bauer seine Stimme gegen einen industriellen Riesen aus fernen Landen. Saúl Luciano Lliuya, ein Mann der Erde und der Berge, sieht sein Zuhause und das seiner Gemeinschaft durch die schmelzenden Eiskronen bedroht. Das sind die Geschichten, die jedem Aktivisten das Herz aufgehen lassen. Doch warum richtet sich sein Ruf nach Gerechtigkeit gen Westen, hin zum deutschen Energiekonzern RWE, und nicht gen Osten, zu den rauchenden Schloten Chinas?

So äußerte sich ein Bekannter auf Facebook. Vor allem die Frage danach, weshalb sich der peruanische Bauer nicht an China, sondern ausgerechnet an Deutschland wendete, beschäftigt mich. Abgesehen davon fand ich die Frage auch irgendwie typisch. Schließlich ist das der Standpunkt, den die „deutsche Seele“ vor allem heute (>20 % Stimmenanteile der AfD) eingenommen hat. Wieso wir, wieso nicht die?

China hat ganz bestimmt auch große Energieversorger, nur müsste man sich in diesem Fall mit einer Regierung anlegen, die viele Menschen weltweit in Rechtsfragen als eher nicht satisfaktionsfähig betrachten.

Die eigentliche Antwort liegt in der greifbaren Verantwortung und der Möglichkeit, diese vor Gericht zu bringen. RWE, ein Gigant der Energieerzeugung, hat seit der industriellen Revolution etwa 0,47 % der globalen CO₂-Emissionen verursacht. Diese Zahl mag klein erscheinen, doch in der Waagschale der Gerechtigkeit wiegt sie schwer. Lliuya fordert von RWE einen Beitrag von rund 17.000 EUR für Schutzmaßnahmen, die insgesamt über zwei Millionen Euro kosten. Das Urteil wird Mitte April erwartet.

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Warum aber nicht ein Unternehmen aus China verklagen, das vielleicht einen größeren Anteil an den Emissionen hat? Die Antwort ist vielschichtig. Zum einen ist die juristische Durchsetzbarkeit entscheidend. Deutschland, mit seiner unabhängigen Justiz und klaren Rechtswegen, ermöglicht, solche Klagen überhaupt zu erheben. In anderen Ländern, wie China, könnten rechtliche und politische Hürden unüberwindbar sein. Solche Komplexitäten sind nicht für jeden was. Man zieht sich lieber auf die »bewährten« Nationalismen zurück.

Zudem ist die Transparenz der Emissionsdaten von Bedeutung. Die Emissionen von Unternehmen wie RWE sind gut dokumentiert und öffentlich zugänglich, was die Zuordnung von Verantwortung erleichtert. In anderen Teilen der Welt könnten solche Daten weniger verfügbar oder zuverlässig sein.

Letztlich ist es auch eine Frage der Symbolik. Indem Lliuya RWE zur Verantwortung zieht, sendet er ein Signal an die Welt: Jeder Beitrag zur Klimakrise zählt, und jeder Verursacher kann zur Rechenschaft gezogen werden. Es ist ein Schritt auf dem langen Pfad der Klimagerechtigkeit, der zeigt, dass selbst die leisen Stimmen der Berge Gehör finden können, wenn sie für den Schutz unserer gemeinsamen Erde erklingen.

Eine letzte Anmerkung hätte ich allerdings noch: Ob unsere in konservativen/rechten Kreisen in Verruf geratenen NGOs auf solche Vorgänge keinen Einfluss nehmen? Ist die Freude Luisa Neubauers nicht ein Hinweis darauf, dass man Menschen wie Saúl Luciano Lliuya dazu »inspiriert« haben könnte, eine Klage gegen die RWE einzureichen? Weil es hier halt einfach ist, solche bekloppten Dinge zu tun und damit auch noch erfolgreich zu sein?

Btw. Ob die Klage auch in den USA eingereicht wurde genauer gesagt unter Trumps Regime irgendeine Aussicht auf Erfolg hätte?

Horst Schulte

Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

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Klimaklage, Peru, RWE

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