Ein Tag der Zweifel – Kanzlerschaft auf dünnem Eis

Merz ver­fehlt die nöti­ge Mehr­heit. Dies hin­ter­lässt einen tie­fen Riss im Macht­ge­fü­ge. Was, wenn die­ser Tag nur der Anfang wei­te­rer, grö­ße­rer Umbrü­che war?

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Horst Schulte

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Der Ham­mer, die­ser Tag! Ich fin­de es gut, dass die Abge­ord­ne­ten im Bun­des­tag einen Weg gefun­den haben, den zwei­ten Wahl­gang noch heu­te durch­zu­füh­ren. Dass Grü­ne und Lin­ke die Zwei­drit­tel-Mehr­heit sicher­stell­ten, soll­te für künf­ti­ge Auf­ga­ben als posi­ti­ves Zei­chen gewer­tet wer­den. Aller­dings fra­ge ich mich, wie die Ver­ant­wort­li­chen sicher sein kön­nen, dass die Abtrün­ni­gen sich dann loy­al ver­hal­ten wer­den. Vie­le Fra­gen stel­len sich bereits in der Start­pha­se der künf­ti­gen Arbeit der »Gro­ßen Koali­ti­on« aus Uni­on und SPD?

Denn was, wenn genau das nicht geschieht, wenn sich die Frak­tio­nen nach innen und nach außen zer­strit­ten sind oder Poli­tik­an­sät­ze unter­schied­lich bewer­ten? Für die Arbeit der neu­en Regie­rung ist die­se Geschich­te eine schwie­ri­ge Hypothek. 

Was, wenn die­se knap­pe, bei­na­he pein­li­che Nicht­wahl von Fried­rich Merz zum Bun­des­kanz­ler kein Betriebs­un­fall, son­dern ein vor­sätz­lich gesetz­ter Stol­per­draht war? Ein Warn­si­gnal aus den eige­nen Rei­hen – oder schlim­mer noch: der Auf­takt zu einer inner­par­tei­li­chen Revol­te? Viel­leicht haben wir heu­te nicht nur einen Moment par­la­men­ta­ri­scher Span­nung erlebt, son­dern den ers­ten Akt einer kom­men­den Zerreißprobe.

Denk­bar wäre, dass kon­ser­va­ti­ve Hard­li­ner Merz nicht mehr für den rich­ti­gen Mann hal­ten – zu weich für die einen, zu hart für die ande­ren, zu wenig Kanz­ler­for­mat für alle. Oder aber es rumort bei den Jün­ge­ren, die längst einen Gene­ra­ti­ons­wech­sel erzwin­gen wollen.

Und was, wenn in die­ser Unsi­cher­heit jemand ande­res Pro­fil gewinnt? Eine Söder-Kar­te? Ein Über­ra­schungs­kan­di­dat aus der zwei­ten Rei­he? Nicht zu ver­ges­sen: Der Bun­des­prä­si­dent könn­te im drit­ten Wahl­gang plötz­lich zum Königs­ma­cher wer­den – mit völ­lig unge­wis­sem Ausgang.

Vor­stell­bar wird auf die­sem unsi­che­ren Boden irgend­wann ein Kanz­ler Jens Spahn. Gibt es in die­sem Fall eine Koali­ti­on mit der AfD? Undenk­bar ist das ange­sichts der Vor­gän­ge in Ber­lin nicht mehr. Jeden­falls aus mei­ner Sicht.

Oder auch ein ande­res, düs­te­res Sze­na­rio: Die Uni­on zer­fällt in Flü­gel, die ein­an­der blo­ckie­ren. Inmit­ten einer inter­na­tio­na­len Dau­er­kri­se, innen­po­li­ti­scher Dau­er­er­re­gung und wach­sen­der Radi­ka­li­sie­rung. Ein hand­lungs­un­fä­hi­ger Kanz­ler – oder gar kei­ner. Ein Neu­wahl­rou­lette. Ein Land in Wartestellung.

Was wir heu­te gese­hen haben, war mehr als ein knapp ver­pass­ter Macht­mo­ment. Es war ein Riss in der Fas­sa­de. Und durch die­sen Riss dringt jetzt all das Licht, das zeigt, wie unsi­cher die Ver­hält­nis­se gewor­den sind. Viel­leicht klappt es heu­te für Fried­rich Merz. Das Land wür­de an einer sich ver­schär­fen­den Kri­se haar­scharf vor­bei­kom­men. Vielleicht!

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Bundestag FriedrichMerz

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