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Bulo’s Beobachtungen: Mit Gemini 3 ist dann alles vorbei. | turi2

turi2.de: Publikaturist und Gary-Glotz-Kreativchef Peter „Bulo“ Böhling beobachtet mit Interesse und Sorge, wie leistungsstark das neue KI-Modell von Google arbeitet, das seit Mitte November die Medienlandschaft durchwalzt. Die No-Click-Rate wird dadurch noch wahrscheinlicher, vermutet er, und das wirtschaftliche Ende vieler Publisher noch besiegelter. von Bulo „Das reimt sich, und was sich reimt ist gut“, würde der Pumuckl die heutige Headline kommentieren. Der Bulo müsste ihm daraufhin jedoch ins kindlich naive Kobold-Konterfei dichten: „Tut mir leid, du armer Wicht, doch du siehst das Ende nicht“. Welches Ende, werden sich jetzt manche Publisher fragen – in der leiser aber immer lauter werdenden Vorahnung, es könnte sich um ihr eigenes handeln. Und leider haben sie genau damit recht. Denn während man in den Vorstandsetagen noch gehirnschmalzt, welches halbwegs sinnvolle Kraut gegen Gemini gewachsen ist, wird Gemini 3 dampfwalzengleich schon bald auch dieses in den Vorgärten der Verlagshäuser plattgemacht haben. Was einen Namen trägt, der so klingt, als hätte ein schlecht gelaunter Google-Mitarbeiter im Dunkeln seine Tastatur vollgereiert, wird nicht so leicht mit einem Merlot wegzulächeln sein wie künstliche Intelligenzen der ersten Generation. Die waren für Verlage vergleichsweise nur ein Kitzeln am Fuß, das man ignorieren konnte, solange das Stand-Beinchen noch zuckte. Jetzt ist die Welle zu einem Tsunami geworden, der das komplette Geschäftsmodell überschwemmt. Gemini 3 braucht keine menschgemachten Artikel mehr, die es als Basis für eigene Texte benutzt. Es kann direkt von den Daten lernen, kann auf die Rohdaten von Twitter, Wikipedia und anderen digitalen Müllhalden zugreifen und daraus eine eigene, viel umfassendere und aktuellere Realität schaffen. Und die Verlagsverantwortlichen fragen sich: „Dürfen wir wenigstens noch unser Logo draufpacken?“ Das ist deshalb so besorgniserregend, weil dieses neue KI-Modell aufwarten kann mit erheblichen Fortschritten in logischem Denken, multimodalem Verständnis und der Fähigkeit, komplexe mehrstufige Aufgaben auszuführen. Diese „Agentic Capabilities“ begreifen Texte, Bilder, Audio, Video und Codes nahtlos. Und das über verschiedene Medienformate hinweg. Und schneller, als selbstgefällige Change- und Projekt-Manager erschrocken „Fuck, was is’n hier los?!“ plärren können. Im Gegensatz zu jenen, ist Gemini 3 übrigens nicht nur in der Lage, zielführende Antworten bereitzustellen, sondern höchst effektiv und selbstständig mehrstufige Aufgaben zu planen beziehungsweise auszuführen. Eine Fähigkeit, die man fast schon als autonomes Handeln mindestens aber Denken bezeichnen könnte. Durch das größer gewordene Kontextverständnis kann Gemini 3 den gesamten Inhalt eines umfangreichen Artikels, eines wissenschaftlichen Papiers oder einer ganzen Webseite in einem einzigen Durchgang verarbeiten und somit noch schneller und vollständiger antworten. Nuanciertere, genauere und qualitativere Zusammenfassungen wiederum erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Benutzer diese immer mehr als ausreichend empfinden und noch seltener die Originalquellen besuchen werden. Gell, Pumuckl, nich ganz so knorke, wie du vermutet hast! Was die Publisher tun sollen, fragst du? Wäre man so frech wie du, würde man ihnen zurufen: Verkaufen Sie alles! Das Verlagsgebäude, die Druckmaschinen, die schicken Ledersessel. Investieren Sie in eine Agentur für künstliche (oder noch besser: natürliche) Kreativität. Oder in Kaffeemaschinen, die sich selbst bedienen. Das ist immerhin eine sichere Wette. Weil das natürlich nicht wirklich die Lösung sein kann, hier noch eine weitere mögliche Moneten-Maschine: Entertainment! Künstliche Intelligenz kann alles lernen, aber den subtilen, schwarzen Humor, den die Leser so lieben, wird sie nie verstehen. Also, investieren Sie in Satire, Comedy, Kabarett, Kinos, Filme, Sender, Bewegtbilder, Infotainment, Karikaturen, Kultur … und vielleicht auch in einen Schimpfwort-Kurs für Führungskräfte! Klingt lustig, ist aber kein Scherz. Denn für intelligente Unterhaltung klicken Menschen nach wie vor gern. Für die reine Information und Ratgeberei wird das in Zukunft noch weniger nötig sein. Eine Restwoche mit viel Lachen, das nicht im Halse stecken bleibt, wünsche ich! Alle Bulo-Beobachtungen lesen

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Wird subtiler Humor die einzige Bastion menschlicher Texte sein?

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