Wie viele Blogs gibt es eigentlich in Deutschland? Wie viele davon sind noch lebendig – regelmäßig gefüttert, kommentiert, verlinkt? Und: Gibt es Anzeichen dafür, dass sich das alte Feuer des Bloggens wieder neu entzündet?

Ein Rückblick durch die Zahlen – und durch die Jahre

Vor nicht allzu langer Zeit hieß es noch: „Blogs sind tot.“ Social Media, Videoformate, Podcasts – alles schien die gute alte Blogosphäre zu überholen. Doch ein genauer Blick zeigt: Tot ist hier nichts. Im Gegenteil.

Aktuellen Schätzungen zufolge gibt es rund 1,5 bis 1,7 Millionen WordPress-Webseiten mit Sitz in Deutschland. Der Löwenanteil davon dürfte, nach Abzug von Firmen- und Agenturseiten, aus privaten oder semi-privaten Händen stammen. Laut Wikipedia bloggt ein harter Kern von etwa 300.000 Menschen in Deutschland aktiv – das heißt: regelmäßig und ohne rein kommerzielle Absicht.

Doch wie viele davon bloggen wirklich noch? Und wie viele sind stille Ruinen im digitalen Nebel?

Vom Verfall zur Verwandlung: die Fluktuation der Blogwelt

Ein Phänomen, das sich schwer messen lässt, aber fast jeder Blogger spürt: die Blog-Fluktuation. Viele fangen begeistert an, doch spätestens nach einem Jahr herrscht auf manchem Blog Grabesruhe. In meinen alten Blogrolls (Wayback Maschine) finden sich zahlreiche Links, die ins Leere führen oder auf Websites verweisen, deren letzter Eintrag von 2019 und davor stammt.

Man könnte sagen: Blogs kommen, Blogs gehen. Wie Hausboote im Nebel, manchmal angedockt, manchmal verschwunden. Die „Churn Rate“ – also die Abwanderung aktiver Blogger – dürfte hoch sein, doch genaue Zahlen fehlen. Plattformen wie WordPress oder Tumblr veröffentlichen meist keine separaten Angaben für private oder nicht-kommerzielle Nutzungen.

Wiederbelebung durch Webringe – ein subjektiver Befund

Und doch: In letzter Zeit scheint etwas in Bewegung geraten. Das ist nicht nur mein persönlicher Eindruck. Ich lese solche Hinweise im Moment häufig.

Ich nehme eine stille Wiederbelebung der Blogosphäre wahr. Da sind neue, kleine Webringe, die entstehen – handverlesen, bewusst kuratiert. Da sind Menschen, die wieder anfangen, persönlich zu schreiben. Ohne SEO-Optimierung, ohne Social-Media-Kanone. Einfach aus Lust am Gedanken, aus Freude an der Form und (oft auch) am Austausch.

Projekte wie „IndieWeb“, „Blogs50plus“ oder „Blogrolls neuer Prägung“ wirken wie Herzschläge eines alten, aber keineswegs toten Mediums.

Oft geschieht diese Wiedervernetzung auf ganz klassische Weise: über Kommentare, Verlinkungen, Empfehlungen. Ja, selbst die gute alte Blogroll erlebt hier und da ein Comeback.

Was bleibt? Was wächst?

Private Blogs sind keine Massenware. Sie sind kein Produkt, sie sind persönlicher Ausdruck – und genau darin liegt ihre Kraft.

In einer Welt, die immer lauter, schneller, flüchtiger wird, bleibt das Blog etwas Seltenes: ein Ort des Bleibens, des Denkens, des persönlichen Tons.

Vielleicht werden es weniger. Vielleicht auch nicht. Aber: Wer heute bloggt, bloggt meist mit Leidenschaft. Und das allein ist Grund genug zur Zuversicht. Ich bin auch schon über 20 Jahre dabei. Immer mit Engagement. Manchmal gebe ich hier meinem Frust als jetzt über 70-Jähriger alter weißer Mann etwas zu stark Ausdruck. Es ist nicht einfach, den Irrsinn mitzuerleben und dabei das immer noch wachsende Gefühl zu haben, weniger Einfluss zu haben denn je. Bestimmt war das früher ™ auch nicht anders. Es ist eben alles Gefühlssache. So wie auch das Bloggen vor allem Gefühlssache ist.


Quellen & Hinweise:

Bloggen in Deutschland – Zwischen Verschwinden und Verwandlung

Wie viele Blogs gibt es eigentlich in Deutschland? Wie viele davon sind noch lebendig – regelmäßig gefüttert, kommentiert, verlinkt? Und: Gibt es Anzeichen dafür, dass sich das alte Feuer des Bloggens wieder neu entzündet?

Ein Rückblick durch die Zahlen – und durch die Jahre

Vor nicht allzu langer Zeit hieß es noch: „Blogs sind tot.“ Social Media, Videoformate, Podcasts – alles schien die gute alte Blogosphäre zu überholen. Doch ein genauer Blick zeigt: Tot ist hier nichts. Im Gegenteil.

Aktuellen Schätzungen zufolge gibt es rund 1,5 bis 1,7 Millionen WordPress-Webseiten mit Sitz in Deutschland. Der Löwenanteil davon dürfte, nach Abzug von Firmen- und Agenturseiten, aus privaten oder semi-privaten Händen stammen. Laut Wikipedia bloggt ein harter Kern von etwa 300.000 Menschen in Deutschland aktiv – das heißt: regelmäßig und ohne rein kommerzielle Absicht.

Doch wie viele davon bloggen wirklich noch? Und wie viele sind stille Ruinen im digitalen Nebel?

Vom Verfall zur Verwandlung: die Fluktuation der Blogwelt

Ein Phänomen, das sich schwer messen lässt, aber fast jeder Blogger spürt: die Blog-Fluktuation. Viele fangen begeistert an, doch spätestens nach einem Jahr herrscht auf manchem Blog Grabesruhe. In meinen alten Blogrolls (Wayback Maschine) finden sich zahlreiche Links, die ins Leere führen oder auf Websites verweisen, deren letzter Eintrag von 2019 und davor stammt.

Man könnte sagen: Blogs kommen, Blogs gehen. Wie Hausboote im Nebel, manchmal angedockt, manchmal verschwunden. Die „Churn Rate“ – also die Abwanderung aktiver Blogger – dürfte hoch sein, doch genaue Zahlen fehlen. Plattformen wie WordPress oder Tumblr veröffentlichen meist keine separaten Angaben für private oder nicht-kommerzielle Nutzungen.

Wiederbelebung durch Webringe – ein subjektiver Befund

Und doch: In letzter Zeit scheint etwas in Bewegung geraten. Das ist nicht nur mein persönlicher Eindruck. Ich lese solche Hinweise im Moment häufig.

Ich nehme eine stille Wiederbelebung der Blogosphäre wahr. Da sind neue, kleine Webringe, die entstehen – handverlesen, bewusst kuratiert. Da sind Menschen, die wieder anfangen, persönlich zu schreiben. Ohne SEO-Optimierung, ohne Social-Media-Kanone. Einfach aus Lust am Gedanken, aus Freude an der Form und (oft auch) am Austausch.

Projekte wie „IndieWeb“, „Blogs50plus“ oder „Blogrolls neuer Prägung“ wirken wie Herzschläge eines alten, aber keineswegs toten Mediums.

Oft geschieht diese Wiedervernetzung auf ganz klassische Weise: über Kommentare, Verlinkungen, Empfehlungen. Ja, selbst die gute alte Blogroll erlebt hier und da ein Comeback.

Was bleibt? Was wächst?

Private Blogs sind keine Massenware. Sie sind kein Produkt, sie sind persönlicher Ausdruck – und genau darin liegt ihre Kraft.

In einer Welt, die immer lauter, schneller, flüchtiger wird, bleibt das Blog etwas Seltenes: ein Ort des Bleibens, des Denkens, des persönlichen Tons.

Vielleicht werden es weniger. Vielleicht auch nicht. Aber: Wer heute bloggt, bloggt meist mit Leidenschaft. Und das allein ist Grund genug zur Zuversicht. Ich bin auch schon über 20 Jahre dabei. Immer mit Engagement. Manchmal gebe ich hier meinem Frust als jetzt über 70-Jähriger alter weißer Mann etwas zu stark Ausdruck. Es ist nicht einfach, den Irrsinn mitzuerleben und dabei das immer noch wachsende Gefühl zu haben, weniger Einfluss zu haben denn je. Bestimmt war das früher ™ auch nicht anders. Es ist eben alles Gefühlssache. So wie auch das Bloggen vor allem Gefühlssache ist.


Quellen & Hinweise:

Aus dem Reader verbannt…?

Gendern? Nein, danke! Ein Meinungsartikel von Oliver. Auf seinen Artikel beziehe ich mich hier:

Man kennt die Argumente, hat sie schon oft abgewogen und stand im Abwägungsprozess vielleicht einmal auf der einen und dann wieder auf der anderen Seite. Nicht alle. Die meist links-grünen Befürworter glauben gewohnheitsmäßig, es besser zu wissen als alle anderen. Ihr Verhalten, auch anderen Bloggern gegenüber, lässt keine anderen Schlüsse zu. Gesellschaftlich wertvoll solle das Gendern und die biologische Wundertüte der x-Geschlechter für Demokratie und jede freiheitliche Gesellschaften sein. Das mag auch stimmen. Allerdings: Im Leben der Menschen ist es so, dass sich die meisten dafür einen feuchten Dreck interessieren! Sorry, aber in diesen Zeiten dürfen wir starke Begriffe verwenden. Der Kanzler tut das schließlich auch. Die Ignoranz einschlägiger Diskussionen könnte ein Grund dafür sein, dass angeblich so viele das Gendern ablehnen. Übrigens, nicht nur in Deutschland.

Viele bestehen allerdings darauf, recht zu haben und vergessen dabei ebenfalls nicht, die erwähnten und zigfach ausgetauschten Argumente zu wiederholen.

Eine argumentative Antwort: Gendern? Ja. Ja!

Die ausgrenzende Reaktion: pftnhr.xyz

Nägel mit Köpfen: /nope – bln41.de

Manchmal kommen richtig böse Reaktionen zum Vorschein. Pfotenhauer schreibt in seinem Blog:

Jan beschreibt, vollkommen nachvollziehbar, warum er sich dafür entschieden hat zu gendern und das ist großartig! Allerdings hat er sich damit gleich ein paar nervige Kommentatoren eingefangen, u.a. einen, den ich schon seit geraumer Zeit aus meinem Reader verbannt habe, weil er Standard typus eines Schwurbeläffchens entspricht.

Das ist fies! Es mag ehrlich sein, trotzdem ist es fies. Da ich Thomas Webring eifrig benutze, gefallen mir solche Entscheidungen eigentlich nicht. Wie sollen wir die Polarisierung, die auch in Deutschland voranschreitet, mit solchen Methoden erfolgreich bearbeiten?

In den Kommentaren erscheinen Detlefs (war wohl auch hier schon aktiv!) und andere Kämpfer für links-grünes Gedankengut, die sich mit besonders nachhaltigen Formulierungen hervortun.

das perverseste und offen geisteskranke ist, dass der autor, so wie alle rechtsraikalen, rechtsextremen und antionalsozialisten so tun, als ob ihre meinung missachtet wird und unterdrückt wird.

Quelle

Ich überlege mir, ob ich aus Protest meine Mitgliedschaft im Webring löschen sollte. Mir gefallen nämlich einige überkritische Texte z.B. um den Einsatz von KI oder die Behandlung politischer und gesellschaftlicher Fragen gar nicht.

Hier habe ich eine Weile gegendert und es (auch) aus Protest gegen die Dogmatiker wieder gelassen. Wohin sollen uns diese Diskussionen führen? Für eine bessere Welt brauchen wir tragfähige, überzeugende Konzepte. Gendern zähle ich nicht dazu. Und zwar nicht aufgrund irgendwelcher Mehrheitsverhältnisse, die übermorgen schon wieder ganz anders aussehen könnten.

—–

Das kann ich gut verstehen:

Das Problem ist aber die Aufregung, weil man zustimmt – oder nicht. Ich bin von sowas zunehmend nur noch müde.

Quelle Thomas Gigold

Wer steuert wen? Die Debatte um NGOs, Meinungsbildung und politische Nähe

Die Vorstellung, dass eine „unsichtbare Hand“ gesellschaftliche Debatten lenkt, ist nicht neu – doch sie erlebt eine Renaissance, gerade unter konservativen und rechten Stimmen. Sie behaupten, in Deutschland gäbe es eine Art informelle Allianz aus Regierung, Medien und NGOs, die die Deutungshoheit beansprucht – vor allem bei kontroversen Themen wie Migration, Klima oder Gender.

Kritik an dieser angeblichen Steuerung kommt laut und deutlich, oft zugespitzt bis zur Karikatur. Aber sie trifft einen Nerv. Denn Vertrauen in Medien, Politik und Institutionen ist längst kein Selbstläufer mehr.

Was ist dran an der Kritik? Und wo beginnt das Märchen von der gelenkten Demokratie?

Was rechte und konservative Kritiker beklagen

Wer rechte Debattenräume – ob in Zeitungen, Podcasts oder sozialen Medien – aufmerksam verfolgt, stößt auf immer dieselben Namen: ARD, ZDF, Heinrich-Böll-Stiftung, Amadeu Antonio Stiftung, Fridays for Future, Campact, Pro Asyl, Greenpeace. Sie alle gelten dort als Teil eines „Meinungskartells“, das mit Hilfe öffentlicher Förderung und medialer Dauerpräsenz angeblich einen linken, „woken“ Gesellschaftsentwurf in Szene setzt – oft gegen den Willen der schweigenden Mehrheit.

Die zentralen Vorwürfe lauten:

  • Staatsnähe: NGOs würden mit Steuergeldern alimentiert, um regierungsfreundliche Narrative zu verbreiten.
  • Einseitigkeit der Berichterstattung: Öffentlich-rechtliche Sender seien nicht neutral, sondern parteiisch – besonders zugunsten der Grünen oder SPD.
  • Verengung des Sagbaren: Wer vom gesellschaftlich gewünschten Tonfall abweiche, werde moralisch diskreditiert oder gecancelt.
  • Verzerrte Debattenkultur: Kritische Stimmen kämen zu kurz – während NGOs sich als zivilgesellschaftlich legitimiert inszenierten, obwohl sie oft nur kleine Gruppen repräsentieren.

Ein häufig zitiertes Beispiel ist die Amadeu Antonio Stiftung, die sich dem Kampf gegen Rechtsextremismus verschrieben hat. Kritiker werfen ihr ideologische Schieflage vor, insbesondere wenn sie Akteure der politischen Rechten pauschal mit „Hassrede“ in Verbindung bringt. Auch Campact, Attac oder Seebrücke werden als Aktivisten mit politischer Agenda kritisiert, nicht selten mit dem Vorwurf, den politischen Diskurs einseitig zu verschieben.

Was die Kritisierten entgegnen

Natürlich bleibt diese Debatte nicht einseitig. Die betroffenen Organisationen verweisen auf ihre Satzungen, ihre Transparenzberichte – und auf die demokratische Notwendigkeit einer starken Zivilgesellschaft. In einer Zeit wachsender Polarisierung und zunehmender Demokratiefeindlichkeit sei Engagement gefragt – und Haltung sei eben nicht automatisch Propaganda.

Auch öffentlich-rechtliche Medien halten dagegen: Ihre redaktionelle Unabhängigkeit sei gesetzlich garantiert, die Vielfalt der Perspektiven sei groß. Die Kritik sei selbst Ausdruck eines lebendigen Meinungspluralismus – und nicht Zeichen eines Demokratiedefizits. Der Vorwurf der Gleichschaltung sei infam.

Tatsächlich existieren journalistisch hochwertige Formate, die sich dem Reflex entziehen, jeder politischen Richtung zuzuarbeiten. Doch der Vertrauensverlust bleibt, nicht zuletzt befeuert durch Skandale, Pannen und den generellen Bedeutungsverlust linearer Medien.

Was wirklich auf dem Spiel steht

Die Wahrheit liegt, wie so oft, nicht auf einer Seite. Ja, manche NGOs agieren politisch. Ja, sie erhalten öffentliche Mittel – wie viele andere gesellschaftliche Gruppen auch. Ja, sie vertreten mitunter klare Haltungen. Doch das macht sie noch nicht zur Regierungspropaganda.

Gleichzeitig ist es ein Fehler, jede Kritik an der sogenannten „Zivilgesellschaft“ sofort als populistische Stimmungsmache abzutun. Denn wer politische Meinungsbildung betreibt – sei es mit Mahnwachen, Petitionen oder Instagram-Kampagnen – muss sich auch Kritik gefallen lassen. Demokratie lebt vom Streit, nicht vom Heiligenschein.

Und noch etwas: Wer auf „die Medien“ oder „die NGOs“ schimpft, sollte auch sagen, was er sich stattdessen wünscht. Weniger Debatte? Weniger Engagement? Weniger Widerspruch?

Rechte und konservative Kräfte fordern nicht nur weniger „Meinungssteuerung“. Sie wollen oft auch mehr Deutungshoheit für sich selbst – und rufen laut nach einem „Rollback“ gesellschaftlicher Öffnung: mehr Nation, mehr Ordnung, mehr Identität. Wer das ernst nimmt, muss auch ernsthaft hinterfragen, welche Art von Öffentlichkeit da eigentlich neu gedacht werden soll.

Am Ende geht es um Vertrauen – und um die Frage, ob wir Institutionen noch zutrauen, aus verschiedenen Perspektiven einen gemeinsamen Raum der Verständigung zu ermöglichen.

Ich glaube: Ja. Aber dafür braucht es mehr Transparenz, mehr Widerspruch, mehr Mut zur Uneindeutigkeit. Und ein bisschen weniger Empörungstheater – auf allen Seiten.

Ich hatte vor ein paar Tagen aus einem bestimmten Anlass schon einen Artikel über NGO’s und ihre Gegner aus dem konservativen Lager geschrieben. Er wurde ein paar Mal aufgerufen. Das Thema scheint auf wenig Interesse zu stoßen. Vielleicht ist das ein gutes Zeichen, vielleicht allerdings auch das Gegenteil. Ich riskiere deshalb einen erneuten Aufschlag.

Was fühlte ich, als ich diesen Beitrag über Merkels legendären Appell hörte?

Kritisieren ist einfach. Das gilt für Merkel, ebenso wie für Scholz oder Merz und auch für Spahn. Das ist der spontane, erste Gedanke, der mir in den Sinn kommt, wenn es schier bei jedem Thema um die unverzüglich einsetzende Politik/Politikerkritik geht, der sich viele Journalisten verschrieben haben. Immer das gleiche Gezeter. Nichts ist richtig, alles komplett strittig und nur dazu angetan, unser Land schneller an die Abbruchkante des Unterganges zu buxieren. Ja, Worte können viel auslösen. Ich sage das, obwohl ich schon häufig das Gefühl habe, dass alles schon mal gesagt worden ist. Nur eben noch nicht von allen (frei nach Karl Valentin).

Worte zeigen Wirkung – erstaunlich eigentlich, in einer Welt, in der selbst Meinungsbildung zur Dauerbeschallung geworden ist. Blogger wie ich tragen ihren Teil dazu bei – ebenso wie das Heerscharengebrüll aus den „sozialen“ Medien, die einmal als Hoffnungsträger der Demokratie galten und längst zu Echokammern des Egos verkommen sind.

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Merkel im Interview – Zehn Jahre “Wir schaffen das” – Nachrichten – WDR

Journalisten verstehen sich meines Erachtens nicht als DIE Kraft im Land, die den Mächtigen auf die Finger klopft. Ein bedeutender Teil der ÖRR-Medien wird oft dafür kritisiert, die Politik der Regierung unkritisch zu “begleiten”. Die Inflation an schlechten Nachrichten und die miese Stimmung im Land, die gerade beim Thema Migration ihre Auswüchse zeigt, könnte aus meiner Sicht, ein starkes Plus an positiver Berichterstattung vertragen. Wenn der WDR diesen Beitrag (siehe oben) über Merkel Entscheidung von 2015 und die Folgen bringt, ist das mutig. Wie mutig das war? Konnte man einen Shitstorm erwarten? Keiner, der den Beitrag angesehen hatte, hätte das nicht erwartet.

Doch: Nicht nur der WDR-Beitrag selbst wurde in weitgehend wohlwollendem Ton rezipiert – mit Anerkennung für Merkels Selbstreflexion. Einzelne Kritiker werfen ihm Oberflächlichkeit und eine Inszenierung fragwürdiger Narrative vor – doch eine breite Kritik fand nicht statt. Einige Medien schätzen vor allem das Gesprächsformat und Merkels Engagement – Kritik war spürbar, aber nicht radikal.

Harte Intellektuelle überfordern deutsches Mittelmaß

Maxim Biller zeigt einmal mehr sein unfreundliches Gesicht. Ich habe ihn bei seinen TV-Auftritten nie mit einem wenigstens neutralen erlebt. Auch der Mann hat Freunde. Solche, die sich voll in die Bresche werfen, insbesondere dann, wenn der links-versiffte Mainstreamjournalismus (wozu gehört eigentlich die Springer-Klitsche?) wie so häufig “Cancel Culture” praktiziert.

»Ja, wenn es um Israel geht, um Benjamin Netanjahu und die strategisch richtige, aber unmenschliche Hungerblockade von Gaza oder die rein defensive Iran-Kampagne der IDF, kennen die meisten Deutschen keinen Spaß«, schreibt Biller.

Die Deutschen seien »Täterenkel« und von einem schlechten Gewissen geplagt; in ihnen stecke »der ewige Opa und willige Wehrmachtsspieß«, so der Schriftsteller und Essayist weiter.

Als ein Beispiel von mehreren nennt er den ZDF-Talkmaster Markus Lanz. Dieser zeige beim Thema Israel »eine raubtierhafte Angriffshocke« und wolle »die Israelis als mittelalterliche Kindermörder und moderne Kriegsverbrecher überführen«. Einige seiner Talkshow-Gäste seien »leicht entflammbare Islamversteher«, die sich auf einem »pathologischen, psychisch bestimmt sehr belastenden Anti-Israel-Horrortrip« befänden.

Quelle

Das mit der “raubtierhaften Angriffshocke” muss ich mir merken. Allerdings gilt diese Hocke in ihrer Anwendung nicht bloß für dieses Beispiel. Die Angriffshocke ist eher wohl ein Teil der Physionomie des Talkers.

Ulf Poschardt, der sich selbst offenbar als elegant verpacktes Präsent an die kulturelle Elite begreift, sah sich bemüßigt, Maxim Biller in der Jüdischen Allgemeinen zu verteidigen. Hier wird nicht diskutiert, hier wird exekutiert – schließlich geht es um nichts Geringeres als den heiligen Kulturkampf gegen das links-grüne Lager.

Für Maxim Biller ist der Intellektuelle vor allem ein Anwalt der Mäßigung.

Ulf Poschardt in seinem Meinungsbeitrag in der “Jüdischen Allgemeine”

Als gemäßigt ist Biller mir noch nie aufgefallen, eher als Störelement einer besonderen Art.

Seine Verbundenheit mit Israel und dessen Menschen nehme ich ihm (Poschardt) ab. Doch dass er nun ausgerechnet einen dezidiert deutschlandkritischen Geist wie Biller ins Feld führt, um sich die verloren geglaubte Deutungshoheit zurückzuerobern, ist ein taktischer, ja – vielleicht sogar hinterlistiger Zug. Poschardt weiß natürlich, dass viele seine intellektuelle Schärfe nicht teilen (mögen oder können) – und ihm deshalb auch die Gefolgschaft verweigern.

Solche Menschen wie Poschardt und Biller konnte ich noch nie leiden.

Die Diversität des Spielplatz-Publikums soll berücksichtigt werden

Die Wellen schlagen hoch. Wie sich das in der sauren Gurkenzeit gehört. Oberbürgermeisterin Reker hat die Umbenennungsaktion der Spielplätze in Köln gestoppt. Sie will darüber im Stadtrat abstimmen lassen.

Wie war gleich die Begründung für diese teure und wohl wieder einmal unter gewissen ideologischen Diversitätsansprüchen geborene Idee?


Der Ausschuss verfolgt einen inklusiven und generationenübergreifenden Ansatz: Der alte Begriff „Spielplatz“ gilt als zu beschränkend, weshalb durch „Spiel- und Aktionsfläche“ eine offene Nutzung signalisiert und gleichzeitig die Diversität der Nutzer*innen sichtbar gemacht werden soll. Hinzu kommt der Wunsch, das Bild der Stadt mit zeitgemäßen und einladenden Schildern zu gestalten.

Wie teuer sollte allein die Umbeschilderung werden? Ich glaube, es hackt!

Mir fällt zu derartigen Kack-Aktionen wirklich nichts mehr ein. Da kann man sich nur noch in eine stille, schattige Ecke legen und darauf warten, dass sich der dringend zum Überleben erforderliche Fatalismus einstellt.

Ach ja. Die Aktion hätte natürlich auch Geld gekostet.

  • 38.000 €: Budget für Konzeptions- und Beteiligungsverfahren, Designentwicklung und behördliche Abstimmung.
  • Tatsächlicher Austausch der ~700 Schilder: Findet erst sukzessive über mehrere Jahre statt, parallel zu ohnehin geplanten Sanierungen oder dem regulären Instandhaltungszyklus.
  • Kosten für Produktion & Anbringung: Werden nicht separat ausgewiesen – sondern in die jeweiligen Modernisierungsbudgets integriert.

Debatte: Landesjugendring verteidigt neue Spielplatz-Schilder in Köln | STERN.de

Fotografieren ist toll, trotz KI

Ich fotografiere immer noch gern. Trotz KI und all dem, was man so oder so sehen kann. Deshalb sehe ich mir auch viele Fotos anderer Fotografen an. Einmal dient mir das zur Inspiration und andererseits mache ich das aus purer Freude über gelungene Fotos. Meinen Flickr-Account habe ich vor ein paar Jahren wiedereröffnet. Das stimmt nicht ganz. Ein neuer Account war nötig, weil ich die Zugangsdaten der früheren Fotos von Anfang der 2000er Jahre im bestehenden Account nicht mehr rekonstruiert bekam. Auch Flickr konnte nicht helfen. Allerdings hatte ich diese Bilder damals ja gesichert und auf meinen Google-Foto-Account hochgeladen. Fotoalben haben halt doch was für sich im direkten Vergleich zu den diversen Fotoportalen. Nun, man geht schließlich mit der Zeit. Da müssen gewisse Fehlfunktionen (vor und hinter dem Bildschirm) in Kauf genommen werden.

Was ich komischerweise nicht mag, sind Fotos von Tieren, die gerade dabei sind, ihren natürlichen Bedürfnissen nachzugehen. Ich meine nicht so etwas:

Vor ein paar Tagen hatte jemand bei Insta eine Szene fotografiert, die das auf krasse Weise beschrieb. Eine Katze hatte einen Buntspecht angegriffen. Angeblich, so der Autor, hat der Vogel es überlebt, weil er eingegriffen habe. Das mag so sein. Aber es war schon noch Zeit für ein Foto.

Als ich sah, dass sehr viele Leute den Beitrag kritisch kommentiert haben, wurde mir klar, dass viele Leute solche Szenarien nicht mögen. Ich like derlei Fotos fast nie. Es sei denn, es handelt sich um Fotos von National Geographics, also von professionellen Fotografen. Denen halte ich zugute, dass sie die Wirklichkeit abbilden, und zwar (ACHTUNG!) ohne womöglich nachzuhelfen. Warum ich das sage? Ich war kürzlich mit einem Naturschützer in unserer Region unterwegs, der mir davon erzählte, dass es unter uns Fotografen auch solche gibt, die etwa Insekten mit Eisspray “behandeln”, um diese dann besser fotografieren zu können. Er beschrieb mit Handlungen solcher “Fotofreunde”, die ich offen gestanden nicht für möglich gehalten hätte. Da wurden Brutstätten von Eisvögeln ohne Rücksicht auf Verluste präpariert und viele andere Dinge mehr.

Diese eine Schattenseite eines so wundervollen Hobbys habe ich noch nie bedacht. Auch, weil ich solche unverantwortlichen Handlungsweisen gar nicht für möglich gehalten hätte.

Fotos, in denen ein Tier ein anderes verletzt oder tötet, erhalten von mir kein Like. Natürlich weiß ich, dass die Natur vom Fressen und Gefressen werden bestimmt ist. Auch, dass i.d.R. der Stärkere gewinnt. Der natürliche Kreislauf verstößt, ich muss es leider zugeben, gegen einen Instinkt, den ich zwar selbst als merkwürdig betrachte, den ich andererseits aber auch nicht unterdrückt bekomme.

Vor ein paar Monaten hatte ich einen Haubentaucher beobachtet und ihn direkt nach dem Auftauchen “erwischt”. Er hatte einen Fisch gefangen und war dabei, ihn zu verschlingen. Ich habe das Foto bei Flickr gezeigt und dafür immerhin 104 Likes und 6 Kommentar erhalten.

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Diese in meinen Augen harmlosere Variante konnte ich gerade noch so passieren lassen. Dagegen habe ich kürzlich ein Video gesehen, in dem ein Reiher einen kleinen Vogel tötete. Das war schaurig und ging langsam vor. Der Reiher hatte sein Opfer mit seinem großen Schnabel aufgespießt. Das sah furchtbar aus.

Ich kann mir schon vorstellen, was manche jetzt denken mögen.

Ich bin ja auf dem Land aufgewachsen. Während meiner Kindheit lebte meine Familie in einer Art landwirtschaftlichem Betrieb. Da fanden jährlich Schlachtungen statt, Hühner wurden getötet und gerupft und manchmal wurde ich (einmal sogar gewollt) Zeuge. Das gehörte dazu und in der Natur selbst umso mehr. Aber Fotos müssen ja auch nicht alles zeigen.

Wie seht ihr das?

Eine Dokumentation, die keine ist und ohnehin wohl nur die Absicht hat, die Menschen “beider Seiten” auf die Palme zu bringen

Es geht darum, den Willen der Mehrheitsbevölkerung zu brechen“. Jau, Frau Voss. Eine Nummer kleiner haben Sie es nicht? Wenn ich die Intention dieses Machwerks richtig deute, sagen seine Macher, dass alle “Parteien der Mitte” sich an grundsätzlichen demokratischen Spiegelregeln vergangen haben. Dass jetzt, also nach dem Regierungswechsel, genauso weitergemacht wird, sollte die Macher der “Doku” verstören. Aber halt, nicht nur die AfD redet ja von Systemparteien. Dann passts ja.

Vielleicht sollten Demokraten dem rechten Abschaum mit allen gebotenen Mitteln Paroli bieten! Dieser Meinung können die Macher der Reportage ganz sicher nicht folgen. Vielleicht ist es gut, dass das Machwerk so wenig Resonanz bekommen hat?

Da geistert also dieses „Werk“ von NIUS (“großen Investigativ-Dokumentation”) durch die Timelines: Ein Video, das sich „Dokumentation“ nennt, aber in Wahrheit ein ideologisch aufgeladener Rundumschlag gegen alles ist, was als „links-grün“ gelabelt werden kann, Union wohl inklusive. Verpackt wird das Ganze in sachlich klingende Kommentare, emotionslose Schnittbilder, professionell ausgeleuchtete Interviews. Der Zuschauer bekommt ein Gefühl von Seriosität – obwohl er sich inmitten einer orchestrierten Kampagne befindet.

Was dort gegen NGOs, Medien, Politik und gesellschaftlichen Zusammenhalt ins Feld geführt wird, ist keine neutrale Analyse, sondern eine Rhetorik, die gezielt misstrauisch, spaltend, moralisierend arbeitet. Die Demokratie wird in ein schiefes Licht getaucht – nicht durch offene Feinde, sondern durch Menschen im Maßanzug.

Eine Bühne für rechte Intellektualisierung

Auch irritierend: der Auftritt von RA Joachim Steinhöfel. Er ist offensichtlich inzwischen der Haus- und Hof-Anwalt von Reichelts Gnaden. Kürzlich hatte er ihn erst heraus geboxt, was aus seiner Sicht natürlich ein triumphaler Sieg gegen die verhasste staatliche Bundesinnenministerin Faeser (SPD) war. Der Sieg wurde selbstredend entsprechend ausgeschlachtet. Steinhöfel beschreibt, dass für NGO’s Milliardenbeträge ausgegeben würden, die anderswo fehlen. Er wird wissen, dass die meisten Mittel für die Finanzierung von NGO’s ausgegeben werden, die im Ausland arbeiten. Es handelte sich dort um Milliardenbeträge. Die NGO’s, die die Feindesliste dieser investigativen Richter des Volkes anführen, erhalten weniger Geld. Es wurden in 2023 182 Millionen EURO zur Verfügung gestellt und ca. 165 Millionen EURO ausgegeben. Die seitenlange Projektliste ist beeindruckend.

Die politische Gesinnung schweißt offensichtlich zusammen. Ein Jurist, über den ich als Laiendarstellung schon vor Jahrzehnten überflüssigerweise aufgeregt habe. Heute nutzt er seine Eloquenz und sein anwaltschaftliches Können, um ganz im Duktus des Rechtspopulismus zu „entlarven“. Was er sagt, bleibt formaljuristisch meist im Rahmen. Für einen Juristen natürlich kein Zufall. Doch genau darin liegt das Gift: Meiner Ansicht nach tarnen seine Aussagen sich als Analyse, während sie Narrative bedienen, die nicht etwa auf Rechtsstaatlichkeit zielen, sondern auf ihre Aushöhlung.

Der Zwang, in der öffentlichen Debatte besonders aufzufallen, um so mehr Spenden zu generieren, zwingt Nichtregierungsorganisationen geradezu, moralische Empörung hervorzurufen. Sorgen und Ängste der Menschen würden, so Herfried Münkler 2018, im Gestus der moralischen Empörung von Medienspezialisten der Nichtregierungsorganisationen „bewirtschaftet“.

Quelle


Wenn Steinhöfel von einem „semi-legalen NGO-Komplex“ spricht, suggeriert er mafiöse Strukturen – ohne Belege, ohne journalistische Redlichkeit. Dass er damit die Bühne einer „Reportage“ nutzt, die keinerlei Distanz zum Gesagten wahrt, macht die Sache noch prekärer.

Hier die Aussagen Steinhöfels im Video:

„Wir haben es hier beim NGO-Komplex mit einem Schattengebilde zu tun.“

„Da findet auch eine unfassbare Verschwendung von Steuermitteln statt.“

„Hier wird Gesellschaftspolitik gemacht, und Gesellschaftspolitik legt quasi die Leitplanken fest, was in einem Land gedacht wird. Und was heute tabuisiert wird, kann auch morgen nicht reale Politik werden.“

„Man erschafft ein Klima der Angst, ein Klima der Einschüchterung, wo ganz gezielt versucht wird, Menschen aus dem gesellschaftlichen Leben zu drängen – und zwar mit dem Mittel der Anschwärzung.“

„Wir haben jetzt den Rest der wichtigen Fragen genommen, sie so umformuliert, dass man sie auch vor Gericht geltend machen kann.“

„Der Staat versucht Steuergelder verfassungswidrig zu instrumentalisieren, damit seine Erfüllungsgehilfen in den NGOs die Arbeit für ihn erledigen, die ihm selber verboten ist.“

„Da gehen Milliardenbeträge rein, die wir für andere Dinge wesentlich besser gebrauchen könnten als für die Förderung von politisch einseitigen Programmen.“

„Wenn der Staat diese Gelder verteilt, um Journalismus zu unterstützen, frage ich mich: Wie machtkritisch kann denn ein solcher Journalismus noch sein?“

„Wir reden nicht über Volksverhetzung, sondern über viel schlimmere Dinge – staatsgefährdende Delikte.“

Der ehemalige Präsident des Bundesgerichtshofes, Dr. Thomas Fischer, attestierte Julian Reichelt „kenntnisfreie Panikmache und rechtspolitische Scharfmacherei auf sehr niedrigem Niveau”. Man möchte sagen, dem sei nichts hinzuzufügen. Aber das ist einer, dem man nicht klar genug widersprechen kann.

Eine Empörungswelle bleibt aus

Und wo bleibt die Kritik?

Sie kam – vielleicht kommt sie noch etwas vehementer. Aber sie ist zersplittert, leise, vielleicht sogar erschöpft. All die miesen Nachrichten sorgen eher dafür, dass die “immer miesgelaunten” Deutschen solchen Leuten zustimmen. Jedenfalls, wenn ich mir die Kommentare unter dem YouTube-Video anschaue, könnte man das denken. Ein paar Kommentare auf Twitter (Pardon: X). Sonst nichts? Das alles bleibt wirkungslos gegen die Macht der Vorwürfe und Unterstellungen und den algorithmisch verstärkten Drive solcher Produktionen.

Dass ehemalige Ministerinnen wie Kristina Schröder sich solchen Formaten zur Verfügung stellen, zeigt, wie tief der Bruch mit der politischen Mitte inzwischen reicht.

Wer auf YouTube unterwegs ist, trifft auf Kommentare, die den Tenor des Videos feiern. „Endlich spricht es mal einer aus.“ Doch was wird da ausgesprochen? Kein neues Wissen. Kein fundierter Einblick. Sondern die Wiederholung rechter Talking Points, geschickt ummantelt von Pseudojournalismus.

Keine kritische Öffentlichkeit in Sicht?

Dass sich bislang keine großen Redaktionen öffentlich positioniert haben, lässt tief blicken. Vielleicht, weil man das Produkt für zu plump hält. Vielleicht, weil man sich keine Fehde mit den lautesten Teilen des Internets leisten will. Oder vielleicht, weil es bequem ist, sich nicht einzumischen – solange sich der Hass gegen NGOs und nicht gegen Medienhäuser selbst richtet.

Doch genau diese Bequemlichkeit ist gefährlich. Denn was heute als „Dokumentation“ getarnt viral geht, ist morgen das Fundament politischer Narrative, die nicht mehr hinterfragt werden.

Zeit, die Stimme zu erheben

Wir brauchen keine Zensur. Wir brauchen keine Repression. Deshalb auch keine NGO’s, die auf unsere Demokratie aufpassen! Was wir brauchen, ist eine öffentlich sichtbare, streitbare, faktenbasierte Auseinandersetzung mit Desinformation, auch wenn sie im feinen Gewand daherkommt. Steinhöfel darf sagen, was er will – aber es ist unsere Aufgabe, das einzuordnen, zu widersprechen, aufzudecken.

Was jedoch von NIUS als „Aufklärung“ verkauft wird, ist in Wahrheit ein Angriff auf den gesellschaftlichen Kitt. So sehe ich da. Man möchte die Parteien, die die Regierung tragen, “vorführen” bzw. deren Maßnahmen ad absurdum führen.

Und wer dazu schweigt, macht sich nicht neutral – sondern überflüssig.

Was erzählt Julian Reichelt im Beitrag?

Er tritt primär als Erzähler und Kommentator auf, seine Aussagen sind deshalb oft paraphrasierend und rahmend. Hier einige typische Aussagen:

„Milliarden Euro Steuergeld sind in den letzten 10 Jahren in den NGO-Komplex geflossen – ein Geflecht von Organisationen, die dem Land eine linke Agenda aufzwingen.“

„Mit Steuergeld greifen die NGOs in den Wahlkampf ein.“

„Der NGO-Komplex holt immer mehr Migranten ins Land und sorgt dafür, dass sie bleiben dürfen.“

„Die NGOs treiben das Land in die Deindustrialisierung.“

„Sie verstehen es wirklich, aus einer Minderheitenposition heraus der Mehrheit ihren politischen Willen aufzuzwingen – das finde ich gefährlich.“

„Steuerfinanzierter Journalismus ist ein Widerspruch in sich.“

„Mit einer perfiden Technik der Insinuation gelang es dem steuerfinanzierten Medium Korrektiv, ein erlogenes Schauermärchen als Wahrheit zu verkaufen.“

„Steuergeld wird verwendet, um die Opposition zu diskreditieren und eine linke Hegemonie zu etablieren.“

„So erschafft der NGO-Komplex eine linke Hegemonie, die eine konservative Wende unmöglich macht und den Willen der Wähler zu brechen versucht.“

Die Zitate habe ich dem Transkript des YouTube-Videos entnommen. Hoffentlich habe ich dabei keine falschen Zuordnungen zu Steinhöfel oder Reichelt vorgenommen.

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Achtung Reichelt: Nius und die NGO-Verschwörungslegende

Gut gemeint? Gegen Grapscher-Übergriffe im Schwimmbad

Die Aufregung um die erneuten Vorkommnisse in einem hessischen Schwimmbad finden insbesondere im Sommerloch viel Beachtung. Daran wird sich nie was ändern. Da passt die Kampagne des Ortes Büren in NRW gut. Und auch, dass sich der WDR dafür interessiert. Dass nun ausgerechnet in diesem Kontext ein Plakat wie dieses (Grabschen verboten!) aufgehängt wurde, erzeugt wohl bei vielen Leuten ein Störgefühl. Andererseits: Ich selbst wurde z.B. erst durch den Hinweis eines Freundes darauf aufmerksam. Bermerkenswert finde ich sowohl die Aktion als auch das am Thema vorbeigehende Plakat.

Wie auch immer, wie findet ihr die Aussage auf diesem Plakat?

grapschen verboten
grapschen verboten

Immer mehr heiße Tage, immer weniger Bereitschaft, etwas zu ändern?

Die heiße Phase der aktuellen Hitzeperiode könnte heute enden. Wie es weitergeht, kann man erahnen, wenn man einen Blick auf die Schwankungsbreiten der Wettermodelle schaut, die den Wetterberichten zu entnehmen sind. Aber vielleicht kommt es auch nicht so schlimm.

Wir haben Sommer und ja, man darf sich über das schöne Wetter freuen. Meine Frau und ich haben nicht mehr den richtigen Blick dafür. Uns hat die Hitze doch einigermaßen mitgenommen.

Man kann sich, wenn man die Hitze mag, darüber freuen. Das sollte man allerdings tunlichst nicht mit populistisch-ideologisch daherkommenden Aussagen kombinieren. Das hat FDP-Chef Dürr schmerzhaft über einen Shitstorm erfahren.

Eins ist sicher: Die Leute scheinen sich von gewissen Wahrheiten nicht mehr gern ansprechen zu lassen. Viele reagieren geradezu hysterisch, wenn man ihnen mit so einfachen Weisheiten wie: “Es ist nun einmal Sommer” kommt. Und ehrlich, wer nur ein wenig darüber nachdenkt, der wird nachvollziehen, weshalb die Nachrichten voll mit Warnungen sind.

Ich hörte in den Nachrichten, dass die Zahl der heißen Tage in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen hat. Wie stark habe ich mal rausgesucht. Es ist verblüffend und durchaus beängstigend.

Ich habe die gefundenen Daten selbst noch etwas aufbereitet. Der hellere blaue Balken stellt den Mindest-, der dunklere den Höchstwert dar. Im letzten Jahr gab es in Cottbus einen Rekordwert zu vermelden. Dort hatten wir 30 heiße Tage, also Tage mit über 30 °C. Da kann einem wirklich unheimlich werden. Zwischen den 1950er-Jahren und 2020 stieg die Zahl heißer Tage pro Jahrzehnt von 35 auf 111.

Wenn viele sozusagen “bedient” sind von dieser Affenhitze, was fällt denen dann dazu ein, was uns die wunderbare Maja Göpel dazu “in Erinnerung ruft”?

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Trump beendet USAID: Ein riskantes Spiel mit Menschenleben

Die Trump-Regierung hat einen beispiellosen Tabubruch begangen: Am 1. Juli 2025 wurde USAID, die renommierte US-Entwicklungsbehörde, faktisch abgeschafft. Ein 90%iger Kahlschlag der Auslandshilfe, verbunden mit dem Abbau von über 10 000 Stellen – ein Schritt, den viele als ideologischen Feldzug gegen globales Engagement sehen.

Warum dieser Schritt gefährlich ist

USAID bescherte uns jahrzehntelang lebensrettende Programme: PEPFAR gegen HIV, Malaria-Initiativen, Frühwarnsysteme bei Hungerkrisen und vieles mehr. Experten warnen eindringlich: Bis 2030 könnten 14 Millionen vermeidbare Todesfälle eintreten. Diese Zahl ist nicht nur eine Statistik – es sind Geschichten von Menschen, Familien, Existenzen.

Welche Falschbehauptungen über USAID kursieren | tagesschau.de

Politisch hat das weitreichende Folgen: US-Einfluss auf internationale Organisationen war stets auch ein Mittel der Diplomatie. Nun öffnet sich das Tor für Rivalen wie China, die diese Lücke mit Hilfe gestaffelter Kredite und dem Einsatz als „Partner“ füllen.

Prominente Kritik – deutlich und unmissverständlich

Barack Obama nannte den Schritt einen „tragischen Fehler“ und betonte, dass USAID seit Jahrzehnten Leben rettet ().

George W. Bush, dessen PEPFAR-Initiative Millionen gerettet hat, warnte: „Das Zerstören dieser Behörde nimmt uns ein wertvolles Werkzeug der Diplomatie“ ().

Bono, der Sänger, schilderte in bewegenden Worten die emotionale Verabschiedung der Mitarbeiter – ein Akt, der nicht nur eine Institution, sondern Bewusstsein und Mitgefühl untergräbt ().

William Easterly, bekanntlich kein großer Fan von Entwicklungshilfe und renommierter Entwicklungsökonom, erklärte den Abbruch als „illegal und undemokratisch“ und wies darauf hin, dass mindestens ein Teil der Programme unbestreitbar effektiv war ().

Meine persönliche Kritik

Dieser Kahlschlag ist nicht nur willkürlich, ärgerlich und überflüssig – er ist gefährlich und kurzsichtig. Es ist kein Kampf gegen Bürokratie, sondern gegen humanitäre Verantwortung. Der Glaube, man könne mit der Abschaffung einer Institution wie USAID Geld sparen, ist weder ökonomisch noch moralisch fundiert.

Und ja, mein Einfluss mag minimal sein – doch die Sicht einer Minderheit ändert die Wahrheit nicht: Ohne USAID sind Millionen Menschen ohne Hilfe – und damit verlieren auch wir. Jedenfalls empfinde ich es genauso.

Fazit

Ja, liebe Konservative und Rechtsaußen: Nicht alle Maßnahmen sind so einfach zu instrumentalisieren wie mit Entwicklungshilfe geförderte Radfahrwege in Peru.

Die Schließung von USAID ist ein tiefer Einschnitt – moralisch, politisch und global. Prominente Stimmen wie Obama, Bush, Bono und Easterly machen deutlich, was auf dem Spiel steht: nicht abgehobene, teure Diplomatie, sondern die Maßnahme ist eine bittere Realität für Bedürftige weltweit.

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