Thema: Preise

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Kleine Neujahrs Brezel fĂŒr 7,20 € – darfs sonst noch etwas sein?

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Eine kleine Fleischwurst = 6,50 €, eine kleine Brezel zu Neujahr = 7,20 €. Adobe Foto-Abo von 9,99 € (gut, 10 Jahre lang gab es keine Preiserhöhung), ab 15.01. 50 % mehr! Klar muss man seine EinkĂ€ufe nicht im BĂ€ckereifachgeschĂ€ft oder in der Metzgerei seines Vertrauens tĂ€tigen. Es gibt preiswertere Alternativen.

Wie lange dieser Preisauftrieb nicht gestoppt wird bzw. wann auch die noch vergleichsweise gĂŒnstigen Angebote (2,60 €) fĂŒr eine Brezel in einer grĂ¶ĂŸeren FilialbĂ€ckerei verschwinden?

Und, und, und. Angeblich liegt die Inflation bei 2 %. Was die Preisentwicklung der letzten Jahre allerdings tatsĂ€chlich fĂŒr die Menschen bedeutet, ist nicht Teil dieser Meldung, die mal wieder durch die Medien geht.

Einmal ganz davon abgesehen, dass manche Preiserhöhungen nicht zwingend plausibel sind, machen sich die Unternehmen in Deutschland und anderswo die intransparente Lage zunutze, indem sie auch andere Sauereien vollbringen, die niemand als kundenfreundlich betrachten wird und die den Verdruss erzeugen – vor allem auch wegen der gezeigten Unverantwortlichkeit.

Von den Energiepreisen, die in Deutschland ihre unheilvolle Wirkung entfalten und die ihrerseits wiederum zu Preiserhöhungen fĂŒr alle Anlass geben, gar nicht zu reden. Die Strompreisentwicklung wird zu ca. 20 % von hohen Netzentgelten getrieben.

Stromnetzentgelte sind notwendig, weil sie den Zugang zum Stromnetz finanzieren. Sie ermöglichen den Transport von Strom vom Erzeugungsort bis zum Endverbraucher. Da Stromnetze natĂŒrliche Monopole sind, wird die Höhe der Entgelte durch staatliche Regulierung festgelegt, um Missbrauch zu verhindern und Kosteneffizienz sicherzustellen. Zudem fördern sie durch Anreizregulierungen Effizienz und Investitionen in das Netz.


Die GebĂŒhrenstruktur ist entfernungsunabhĂ€ngig und richtet sich nach dem Verbrauch sowie der Spannungsebene des Netzanschlusses. Große Verbraucher wie Industriebetriebe erhalten hĂ€ufig Rabatte, deren Kosten auf private Haushalte umgelegt werden

Im kommenden Jahr werden die Stromnetzentgelte im Bundesdurchschnitt leicht um 3 Prozent sinken. FĂŒr unseren Beispielhaushalt mit einem Jahresstromverbrauch von 4.000 kWh ergibt sich so eine Entlastung von 17 Euro brutto im Jahr 2025. Insbesondere in Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Brandenburg werden die StromnetzgebĂŒhren mit bis zu 24 Prozent stark fallen. In Hamburg, Baden-WĂŒrttemberg und Berlin steigen sie hingegen um 5 bis 8 Prozent.

Quelle

Die durchschnittlichen Netzentgelte fĂŒr private Haushalte in Deutschland liegen im Jahr 2024 bei etwa 11,62 Cent pro Kilowattstunde (netto). Dies entspricht etwa einem Drittel der Stromrechnung eines Haushalts und zeigt regionale Unterschiede, die von Faktoren wie Netzausbau, erneuerbaren Energien und Netzmanagement abhĂ€ngen

Wer mag wohl dafĂŒr zahlen, wenn reduzierte Netzentgelte (“Trotz MilliardenzuschĂŒssen der Bundesregierung steigen die Netzentgelte fĂŒr Strom im kommenden Jahr deutlich an.”) von der Politik zugesagt werden? Na, Subventionen aus Steuern sind nichts Neues oder irgendwie ĂŒberraschend. Aber der Bringer scheint diese Methode in diesem Fall auch nicht zu sein.

Verstehen und Durchsetzen in der Vetokratie

FĂŒr zehn frische Eier vom Bauernhof zahlen wir 2 EUR. Im GeschĂ€ft kosten sie, wenn man auf die Herkunft achtet, einen EUR + x mehr. Ähnlich lĂ€uft es bei Kartoffeln. Auch die beziehen wir (vom gleichen Bauern) erheblich gĂŒnstiger als vom Wochenmarkt (regionale Bauernhöfe) oder im Lebensmittelhandel.

Mir fĂ€llt auf, dass es sich heute in unserer Region nicht lohnt, auf den diversen WochenmĂ€rkten beim regionalen Bauern frisches GemĂŒse oder Obst zu kaufen. Oft liegt es am Preis, manchmal sogar an der angebotenen QualitĂ€t. Das hat weniger mit saisonalen EinflĂŒssen zu tun. Es scheint grundsĂ€tzliche Ursachen zu haben (s. Link zur Doku). Zudem fĂ€llt uns auf, dass die angebotene QualitĂ€t nicht immer dem entspricht, was sich man beim Direktkauf versprechen wĂŒrde.

WochenmÀrkte

Haben solche persönlichen Beobachtungen im Kleinen etwas mit der momentanen Stimmung im Land zu tun? Ok, die Inflation (die hohen Preise fĂŒr Lebensmittel!) spiegelt sich auch bei den Preisen auf dem Wochenmarkt wider. In unserer Gegend stelle ich fest, dass die MĂ€rkte nicht mehr so gut besucht sind wie frĂŒher. Liegt das an den gestiegenen Preisen oder hat sich der Charme von WochenmĂ€rkten insgesamt verflĂŒchtigt? Jedenfalls liegen die Preise oft ĂŒber denen im Lebensmittelhandel und nicht gerade wenig.

WochenmÀrkte, die Reportage (WochenmÀrkte unter Druck)

Pestizide und FlÀchenbeschrÀnkung

Heute las ich, dass die EU-Kommission die Pestizidverordnung zurĂŒcknimmt, weil sich die Bauern so massiv dagegen wehren. Von der Leyen begrĂŒndet die Entscheidung so: Die Kommission könne nun eine neue, “ausgereiftere” Richtlinie ausarbeiten und dabei Bauern- und UmweltverbĂ€nde stĂ€rker einbeziehen. Mit einem neuen Vorschlag ist allerdings nicht mehr vor den Europawahlen im Juni zu rechnen.

Die Bauern fĂŒhlten sich, so heißt es im Tagesschaubericht, von der EU unter Druck gesetzt. Es gab zum Teil gewaltsame Proteste von Bauern in der EU.

Subvention und Gegenleistung

Von den 50 Mrd. EUR, mit denen die EU die Bauern unterstĂŒtzt, kommen etwa sechs Mrd. EUR aus Deutschland.

ZurĂŒckgenommen wurden ebenfalls die FlĂ€chenbeschrĂ€nkungen (Brachland auf AckerflĂ€chen), die, wie die Verordnung gegen Pestizide, dazu beitragen sollten, das Artensterben zu bekĂ€mpfen.

Einmal ganz davon abgesehen, dass ich VerstĂ€ndnis dafĂŒr habe, dass die Bauern sich nicht “bevormunden” lassen möchten, muss man als BĂŒrger doch die Frage stellen, wie die Gesetze und Verordnungen auf nationaler und europĂ€ischer Ebene zustande kommen bzw. ob die Lobbyarbeit in den Parlamenten heutzutage nicht mehr erfolgreich ist.

Subventionsabbau fĂŒr den Klimaschutz

Im Falle der Entscheidung der deutschen Regierung, die die Bauern unvorbereitet getroffen hat, gab es eine unverzeihliche Ausnahme. Manche verniedlichen das als kommunikatives Versagen, ich wĂŒrde die Vorgehensweise der Ampel als schieren Dilettantismus bezeichnen. Im Allgemeinen wissen Politiker immer sehr genau, worauf sie zu achten haben, bevor sie sich mit mĂ€chtigen LobbyverbĂ€nden anlegen. Diese Regierung schien’s nicht zu wissen!

Allerdings sind die OberflĂ€chlichkeiten im Gesamtkontext Landwirtschaft damit fĂŒr den Moment erschöpft. Es geht um viel grĂ¶ĂŸere, wichtigere Vorhaben und Notwendigkeiten, als einzelne und seien es noch so mĂ€chtige Lobbys nicht zu verprellen.

KlimaschĂ€digende Subventionen abbauen? Viel GlĂŒck dabei!

Die Bauern (sage ich mal ungerechtfertigterweise so pauschal) mĂŒssen ihre BeitrĂ€ge leisten, wenn es darum geht, diese Welt gegen den Klimawandel zu schĂŒtzen. Dass dazu der unangemessene Umgang mit klimaschĂ€digenden Subventionen gehört, sollte selbstverstĂ€ndlich sein. Aber warum sollte das, was beim Tierschutz und beim Einsatz von Pestiziden schon nicht wirklich funktioniert, bei einem gesellschaftlich immer schrĂ€ger behandelten Thema Klimawandel funktionieren?

Ich habe die Sorge, dass angesichts der um sich greifenden Depression ĂŒberlebenswichtige Aufgaben unserer Gesellschaften ins Hintertreffen geraten könnten.

»HĂ€lt die Demokratie das aus« fragte Robert Habeck bei “Miosga” am letzten Sonntag in der ARD.

Zielsetzungen und Durchsetzbarkeit

Kann der Kampf gegen den Klimawandel in einer Demokratie erfolgreich gestaltet werden, wenn ZukunftsÀngste aufgrund vielfÀltigster Faktoren so stark wachsen? Dass in unserer Demokratie mit einer stark alternden Bevölkerung Transformationsprozesse schwierig sind, bleibt vielleicht das zentrale Problem.

Inflation = Steigende Preise, höhere Löhne = Inflation

Einerseits verstehe ich alle, die einen Inflationsausgleich auf dem Lohnzettel fordern. Keiner wird erbaut davon sein, wie seine finanziellen Lebensgrundlagen in den vergangenen Jahren dahingeschmolzen sind.

Dass viele die Ampel fĂŒr die Inflation verantwortlich machen, ist etwas anderes. Aber ich höre gleich wieder damit auf, auf differenzierte Betrachtungsweisen zu pochen. Das bekommen DIE Leute doch nie hin.

Mich stört an den zum Teil unverschĂ€mten Forderungen der Gewerkschaften, dass sie ĂŒberhaupt nicht einbeziehen, wie sich die zum Teil unerhörten Forderungen auf die Preise auswirken. Zu Beginn der Inflationsjahre hielt man sich noch zurĂŒck, weil man genau diese Auswirkung sah und diese nicht fördern wollte. DarĂŒber wird heute nicht mehr geredet. Vielmehr driftet man lĂ€ngst wieder in alte Klassenkampftiraden ab. Ich denke an die BahnvorstĂ€nde, die aufgrund ihrer fulminanten Leistung nicht nur Bonus, sondern auch noch Zinsen auf diesen Bonus einstreichen. Unappetitlich und ungerecht. Das ist es auf jeden Fall.

Was Weselsky aber daraus macht, ist ein Machtgebaren, das ich abstoßend finde. Vielleicht hat das auch was mit dem renitenten Dialekt zu tun, den Weselsky spricht? Die Verschiebung des Streiks von Montag auf Mittwoch, nur weil ein nahestehender Verband (Beamtenbund) ein bundesweites Treffen hatte, zeigt RĂŒcksicht auf eine gesellschaftliche Gruppe, der man sich „verbunden“ fĂŒhlt. Das riecht komisch. Insbesondere, wenn man bedenkt, wie viele andere Menschen unter den LokfĂŒhrern in den letzten Jahren gelitten haben. Die LokfĂŒhrer und die Piloten sind in privilegierten Positionen. Ich fĂŒr meinen Teil wĂŒnschte, die Paketboten oder Friseure hĂ€tten eine solch starke Lobby. Um nur zwei gehaltlich wirklich benachteiligte Gruppen herauszupicken.

Ich bin fĂŒr starke Gewerkschaften. Allerdings findet im Falle der GDL etwas statt, was mich persönlich zwar ĂŒberhaupt nicht berĂŒhrt, was ich aber trotzdem mehr als grenzwertig finde. Die Zeiten, in denen die LokfĂŒhrer schlecht bezahlt wurden, scheint mir lĂ€ngst vorĂŒber. Dass das auch das Verdienst dieser GDL ist – geschenkt! 35-Stunden-Woche als Ziel, obwohl die Gewerkschaft die personellen EngpĂ€sse sicher kennt, ist wohl kaum zielfĂŒhrend. Diejenigen, die nicht noch mehr ZugausfĂ€lle in Zukunft beklagen möchten, sollten sich ĂŒber die Auswirkung der Reduzierung der Wochenarbeitszeit Gedanken machen und nicht aus GrĂŒnden die Position der GDL einnehmen.

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