Wie haltet ihr es so mit euren Tränen?

Manch­mal wird ein Film dafür gelobt, dass er das The­ma ohne Sen­ti­men­ta­li­tät gezeigt habe. Dabei soll ein Film doch auf der ande­ren Sei­te beim Zuschau­er auch so etwas wie Mit­ge­fühl mit den Per­so­nen oder das Ver­ständ­nis für die dar­in behan­del­te Pro­ble­me erzeu­gen. Ist unter die­ser Vor­aus­set­zung der direk­te Weg, den Zuschau­er emo­tio­nal anzu­spre­chen, nicht das erfolg­ver­spre­chends­te und des­halb ver­nünf­tigs­te Kon­zept? Mich kann man in die­ser Hin­sicht sehr leicht packen. Dabei stört es mich aller­dings, dass mir so schnell die Trä­nen kom­men. Selbst dann, wenn die Macher eines Films es gar nicht beson­ders dar­auf ange­legt haben. Sie müs­sen also nicht beson­ders auf die „Trä­nen­drü­se“ drü­cken, um bei mir eine Reak­ti­on her­vor­zu­ru­fen. So viel Rühr­se­lig­keit, den­ke ich, ist für einen 60jährigen nicht ange­mes­sen. Abge­klärt­heit ist ange­sagt! Da mel­det sich wohl mein im Unter­be­wusst­sein ver­steck­tes Rol­len­ver­ständ­nis. Män­ner wei­nen nicht! Mich inter­es­siert, ob es etwas damit auf sich hat, dass Men­schen im vor­ge­rück­ten Alter einen… 

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Manch­mal wird ein Film dafür gelobt, dass er das The­ma ohne Sen­ti­men­ta­li­tät gezeigt habe. Dabei soll ein Film doch auf der ande­ren Sei­te beim Zuschau­er auch so etwas wie Mit­ge­fühl mit den Per­so­nen oder das Ver­ständ­nis für die dar­in behan­del­te Pro­ble­me erzeu­gen. Ist unter die­ser Vor­aus­set­zung der direk­te Weg, den Zuschau­er emo­tio­nal anzu­spre­chen, nicht das erfolg­ver­spre­chends­te und des­halb ver­nünf­tigs­te Konzept?

Mich kann man in die­ser Hin­sicht sehr leicht packen. Dabei stört es mich aller­dings, dass mir so schnell die Trä­nen kom­men. Selbst dann, wenn die Macher eines Films es gar nicht beson­ders dar­auf ange­legt haben. Sie müs­sen also nicht beson­ders auf die „Trä­nen­drü­se“ drü­cken, um bei mir eine Reak­ti­on hervorzurufen.

So viel Rühr­se­lig­keit, den­ke ich, ist für einen 60jährigen nicht ange­mes­sen. Abge­klärt­heit ist ange­sagt! Da mel­det sich wohl mein im Unter­be­wusst­sein ver­steck­tes Rol­len­ver­ständ­nis. Män­ner wei­nen nicht!

Mich inter­es­siert, ob es etwas damit auf sich hat, dass Men­schen im vor­ge­rück­ten Alter einen Hang zur Rühr­se­lig­keit ent­wi­ckeln. Gegen die­sen ist man schlech­ter­dings macht­los. Sol­che Ver­hal­tens­än­de­run­gen – wenn man sie so nen­nen darf – habe ich bei Leu­ten in mei­ner Fami­lie und im Bekann­ten­kreis immer wie­der fest­ge­stellt. Ich habe mich frü­her gern lus­tig dar­über gemacht, wenn ande­re aus schein­bar nich­ti­gen Anläs­sen plötz­lich gla­si­ge Augen beka­men. Ich mer­ke, dass mir immer schnel­ler die Trä­nen kom­men, je älter ich werde.

Einer­seits erschüt­tern mich Schick­sa­le von Men­schen, ande­rer­seits ver­ges­se ich so schnell, dass ich manch­mal ein rich­tig schlech­tes Gewis­sen bekom­me. Ver­mut­lich hat das damit zu tun, dass wir die Anzahl schlim­mer Nach­rich­ten, mit der wir heu­te täg­lich kon­fron­tiert sind, nicht mehr ver­ar­bei­tet bekom­men. Es gibt einen ratio­na­len Satz, der mir dazu ein­fällt: Man kann sich nicht das Leid der gan­zen Welt auf den Rücken laden. Wie schützt man sich am bes­ten? Indem man weni­ger Nach­rich­ten sieht, den Fern­se­her nicht ein­schal­tet und so wei­ter und so fort? Ich ken­ne immer mehr Leu­te, die ihr Ver­hal­ten in die­ser Hin­sicht wirk­lich radi­kal geän­dert haben. Sie hal­ten sich damit nega­ti­ve Ein­flüs­se vom Hals und begrün­den ihre Ent­schei­dung, zum Bei­spiel kei­nen Fern­se­her mehr zu haben, auch mit die­ser Haltung.

Heu­te mor­gen las ich von einem Unfall, der sich bei uns in der Nähe zuge­tra­gen hat. Eine jun­ge Mut­ter über­quer­te mit dem Rad eine Land­stra­ße und wur­de dabei von einem Auto erfasst. Die Mut­ter starb, ihr ein­jäh­ri­ges Kind kam schwer ver­letzt ins Kran­ken­haus, der Fah­rer des Autos kam mit einem Schock ins Kran­ken­haus. Das sind so Nach­rich­ten, die mich heu­te regel­recht erschüttern.

Foto von: André HengstCC BY-NC-SA 2.0

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.
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5 Gedanken zu „Wie haltet ihr es so mit euren Tränen?“

  1. Das ist wie mit den blau­en Fle­cken und den Abdrü­cken auf der Haus: bleibt alles län­ger mit zuneh­men­dem Alter, der Kör­per fin­det es „ein­drück­li­cher“.

    So auch die Psy­che. Wo uns in jun­gen Jah­ren noch die Wachs­tums­kräf­te mit aller Macht drän­gen, für einen Platz in der Welt (und dann für des­sen Bestand und Erwei­te­rung) zu kämp­fen und den damit ein­her gehen­den „Schram­men“ nicht all­zu viel Auf­merk­sam­keit zu schen­ken, so kehrt sich die­se Bewe­gung ab ca. 50 um: Man beginnt, zu „schwä­cheln“, vor­sich­ti­ger zu wer­den, vor allem aber SENSIBLER. Brauch­te man mit 25 noch eine Rie­sen­par­ty, lau­te Musik und aller­lei Sub­stan­zen, um „eksta­ti­sche“ Gefüh­le zu genie­ßen, klappt das mit 60 auch schon auf einem Lie­ge­stuhl in der Früh­lings­son­ne, dem Vogel­ge­sang lauschend.
    Und wo die Sen­si­bi­li­tät wächst, ist auch das Mit­ge­fühl nicht weit.

    Its not a bug, its a feature!

  2. Das „Its not a bug, its a fea­ture!“ in die­sem Zusam­men­hang zu benut­zen ist echt wit­zig. Aber es trifft schon den Punkt. Lei­der gibt es aber vie­le Leu­te (im ent­spre­chen­den Alter), die von sol­chen Ver­än­de­run­gen nicht spü­ren. Jeden­falls sagen sie das. 🙂

  3. Klar, um dem „wei­cher wer­den“ bzw. die­ser Wahr­neh­mung zu ent­ge­hen, kann man sich u.U. auch fürs mut­wil­li­ge Ver­stei­nern ent­schei­den! Womit dann das Altern aber kei­ne Freu­de macht…

  4. bunterblogger 2 25. März 2014 um 09:46

    guten mor­gen, ich kom­me zu dir über eine blogzicke
    sie hat mich an dich verwiesen
    ich könn­te dich fra­gen wie das ist mit den abmah­nun­gen bezueg­lich der you­tube vide­os, darf man sie nun ein­bet­ten oder darf man nicht ?
    im übri­gen fin­de ich es gut wenn ein mann wei­nen kann, dann kommt vie­les raus und man ist gerei­nigt. ich kann schlecht wei­nen, oder eigent­lich so gut wie gar nicht, das tut der see­le nicht gut, ich weiss das. Wenn du möch­test ant­wor­te mir doch mal bezueg­lich der fra­ge wegen den you­tube vide­os. Dan­ke Dir.

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